Dampflok

Hallo,
ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin mit dem Thema Dampflok…?

Das Thema meiner Frag -, die deutsche Bezeichnung für einen „diamond stack“ (rautenförmiger Schornstein?)- findet sich hier:
http://www.catskillarchive.com/rrextra/chapt23.Html

Zitat daraus:
Where the diamond stack is used, the size and shape of the cone and its attachments make a material difference in the steaming qualities of a locomotive, but it is merely a case of great or greater obstruction to the draft. The tendency is to improve the cone by abolishing it altogether; but where that remedy is not in order, it should be constructed and set so that the gases will not rebound into the cylindrical part of the stack after striking the cone. Where the cone is set low in the diamond this is liable to happen. When the lower angle of the diamond is formed flat, the tendency is to cause an eddy of the escaping gases, which is detrimental to free steaming.

Gibt es einen deutschen Fachausdruck für einen solchen Schornstein?

Danke & Gruß,
Eva

Hallo Eva,

ein kleines Fragezeichen muss ich noch dran lassen, aber eine derartige Bauform im deutschsprachigen Raum wäre mir als altgedientem Schienenküsser wahrscheinlich bekannt.

Besondere Bauformen einzelner Elemente wurden im deutschsprachigen Raum üblicherweise nach ihren Erfindern benannt: Heusinger-Steuerung, Riggenbach-Gegendruckbremse, Giesl-Ejektor, Abt-Zahnstange, Franco-Crosti-Vorwärmer, Kylchap-Blasrohr, Trofimoff-Schieber usw. Wenn Du in dem Text oder in dessen Umgebung noch einen „Vater“ des Schornsteins mit rautenförmigem oder trapezoidem Grundriss dingfest machen kannst, wäre es im Rahmen dieser Systematik, den Schornstein einen „Schornstein nach NN“ oder „NN-Schornstein“ zu nennen.

Doppelschornsteine treten gelegentlich als (seltene) Sonderbauform auf: Zur Verringerung des Widerstandes wird der verfügbare Durchmesser durch unmnittelbares Hintereinandersetzen von zwei Schornsteinen vergrößert.

In der Zeit der Einheits-Dampflokomotiven ab Mitte der 1920er Jahre waren preussische Konstruktionsgrundsätze bestimmend für den deutschen Lokomotivbau. Optimierung der Strömungsverhältnisse in den Dampf- und Abdampfwegen (zu dem auch der in Deinem Text beschriebene Irrweg eines Schornsteins mit trapezoidem Grundriss gehört) war ein Stiefkind, das einzige wirklich gelungene an den Einheitsloks war die äußere Form. Sie „glänzen“ sonst im Vergleich zu ihren Nachbarinnen aus Österreich, der Tschechei, Frankreich, Schweiz und im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen bei den süddeutschen Länderbahnen vor allem durch einen sehr niedrigen Wirkungsgrad und eine phantastische Geräuschentwicklung…

Damit Du trotzdem nicht ganz umsonst hergekommen bist, ein bissel Vokabular, das vielleicht sonst nützlich sein könnte:

http://www.dlok.de/74.htm

Schöne Grüße

MM

Hallo,
ich bin nicht der absolute Dampflok Experte, aber wenn ich mir das durchles, verstehn ich als ‚diamond stack‘ einen Schlot mit einem Gegenkonus. Also zuunterst einen Kegelstumpf, auf der Spitze stehend. Darauf wieder einen Kegelstumpf, jetzt mit der Spitze nach oben. Das ganze hat dann eine sechseckige Seitenansicht, daher die Analogie mit dem Diamanten.

Obs davon eine deutsche Bezeichnung gibt, ist mir nicht bekannt. IMO wurde diese Bauart auch nie bei deutschen Lokomotiven angewandt. Der Gegenkonus findet sich wieder bei Motorrad - Auspuffanlagen, bevorzugt bei Zweitaktmotoren zur Leistungsoptimierung.

Fotos davon wären:
http://www.gearedsteam.com/baldwin/cog/images/sant_e…
http://www.maroochylibraries.qld.gov.au/sugarcane/im…

Viel Spass noch
Hans

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Hallo Eva!

Man sieht diesen Schornstein oft in Western. Der Schornstein geht in der Mitte der Höhe konisch zusammen und weitet sich dann wieder.

Der Zweck ist, der Dampf soll durch die Verengung an Geschwindigkeit zulegen und damit den Ruß herausreissen.

Europäische Schornsteine waren so nicht gebaut. Zumindest nicht sichtbar. Sicherlich war diese Verengung im Schornstein, also nicht sichtbar.

Deshalb gab es auch keine spez. Bezeichnung.

mfgConrad

Hallo Eva,

mit den Beiträgen der beiden Mitstreiter wird der Begriff klar - ich hatte mir einen „diamond“-Querschnitt vorgestellt.

Im Deutschen heißen die „Western“-Schornsteinaufsätze „amerikanische Funkenfänger“. Der Begriff ist insofern ein wenig irreführend, als sie diese Funktion nur sehr bedingt erfüllen. Funkenfänger sind eigentlich Drahtgitter, die zwischen Blasrohr und Schornstein eingebaut sind, um glühende Brennstoffpartikel zurückzuhalten, die durch die Flammrohre aus dem Feuer in den Schornstein gerissen werden. Beim amerikanischen Funkenfänger ist der Gedanke, den Gas-/Abdampfstrom zuerst zu beschleunigen und dann zu bremsen und auf diese Weise die Partikel zum Absetzen zu bringen.

Amerikanische Funkenfänger wurden bei vielen Waldbahnen verwendet. Falls Du Lust hast, ein wenig nach Waldbahnen Ausschau zu halten: Nachdem in der Tschechei alle stillgelegt sind, gibt es in Europa meines Wissens noch eine einzige im regulären Betrieb: Die Wassertalbahn im Norden Rumäniens (google liefert viele schöne Bilder dazu).

Schöne Grüße

MM

Hallo !

Aber auf den Zeichnungen sind doch nur die Innereien zu sehen. Funkenfluggitter sitzen doch sicher außerhalb der Trommel im Schornstein.

Die Zeichnungen zeigen überhaupt nichts. Nur die so genannten Rußblaseeinrichtungen.

mfgConrad

Hallo Conrad,

die Zeichnungen auf dem zitierten Text zeigen verschiedene Anordnungen und Bauweisen von Blasrohren - mir scheint, einfache Konstruktionen auf dem Stand der Technik von etwa 1920 oder nicht viel später.

Die Funktion der Blasrohre (Englisch differenziert nach pipes und nozzles) ist nicht so sehr das Ausblasen von Ruß, sondern die Erzeugung des nötigen Zuges in Feuerbüchse & Flammrohren durch den Abdampf aus den Zylindern. Diese Funktion spielt bei Dampflokomotiven eine viel größere Rolle als bei ortsfesten und bei Schiffsdampfmaschinen, weil durch den wenigen verfügbaren Platz und zur Reduzierung der „toten Masse“ keine günstigeren Anordnungen verwendet werden können. Man hat dabei immer die Wahl zwischen einer zu starken Reduzierung des Durchmessers der Blasrohre, die den Abdampfstrom hemmt (wie wirs von den deutschen Einheitsloks kennen, deren laut krachende Auspuffschläge zeigen, dass da sehr viel Energie nicht in Zugkraft, sondern in Gegendruck und Lärm umgesetzt wird) oder einem zu geringen Zug an der Rostfläche. Der König der Konstrukteure André Chapelon hat zusammen mit dem Finnen Kylälä eine ströungstechnisch günstige, aber sehr aufwendige Lösung gefunden (Kylchap-Blasrohr).

Siebe oder Gitter als Funkenfänger sind unterschiedlich angeordnet. Vor allem bei österreichischen Maschinen älterer Jahrgänge gibt es regelrechte Körbe, die auf dem Schornstein angeordnet sind. Bei den deutschen Einheitsmaschinen sind sie zwischen Blasrohr und Schornstein angeordnet. Dass unser „diamond stack“ auch unter dem Begriff Funkenfänger firmiert, ist ein bissel irreführend, entspricht aber dem Sprachgebrauch.

Schöne Grüße

MM

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zwischen Blasrohr und Schornstein angeordnet. Dass unser
„diamond stack“ auch unter dem Begriff Funkenfänger firmiert,
ist ein bissel irreführend, entspricht aber dem
Sprachgebrauch.

Kaum zu glauben, aber wohl wahr.
Danke!

mfgConrad

Hallo Martin!
Zunächst einmal herzlichen Dank für deine ausführliche und sehr ergiebige Antwort.
Noch eine Erkundigung: Von anderer Seite habe ich gehört, die Bezeichnung für so einen Funkenfänger wäre „Zyklon“? Im Netz habe ich dafür keine Bestätigung gefunden, weißt du Genaueres?

Gruß,
Eva

Obs davon eine deutsche Bezeichnung gibt, ist mir nicht
bekannt. IMO wurde diese Bauart auch nie bei deutschen
Lokomotiven angewandt.

Hallo, Hans!
Ich danke auch dir für deine Antwort. Ich habe so ein dickes Buch über deutsche Eisenbahnen und bin darin auch nicht fündig geworden, Funkenfänger befinden bei deutschen Dampfloks im Innern. Nach den übrigens postings zu urteilen, ist aber „Funkenfänger“ für diese Schornsteinaufsätze bei den amerikanischen Loks korrekt.

Danke und eine schöne Woche!
Gruß,
Eva

Man sieht diesen Schornstein oft in Western.

Hallo Conrad!
Genau daher war mir die Form auch vertraut :smile:, habe mir nur nie Gedanken darüber gemacht, was das soll und wie es heißt. Ich danke dir für deine Antwort - leider etwas spät, aber das ist keine böse Absicht, nur Stress…

Schöne neue Woche wünsche ich!
Gruß,
Eva

Hallo Eva,

dazu kann ich nichts genaueres sagen.

Mir kommt der Begriff nicht so gut passend vor, weil „cyclone separators“ (= Zyklonabscheider, kann man wohl auch im Dt so sagen) per Definition die Zentrifugalkraft zum Abscheiden von Partikeln nutzen, also den Gasstrom entweder in eine Drehbewegung versetzen oder ihn über einen Rotor leiten.

Dieses ist bei den „diamond stacks“ nicht der Fall: Da wird versucht, die Partikel durch plötzliche Verlangsamung des Gasstromes zum Absetzen zu bringen.

Die Verwendung des Begriffes an dieser Stelle also nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen.

Schöne Grüße

MM

Danke nochmals…

Die Verwendung des Begriffes an dieser Stelle also nicht sehr
wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen.

Auch das zu wissen, hilft.

Schöne Grüße,
Eva

Hallo Eva,

im deutschen Sprachgebrauch wird dieser Schornstein auch als „Kobelschornstein“ bezeichnet. Er war sogar teilweise bei österreichischen Schmalspurbahnen (während der KuK-Zeit) im Einsatz.

Gruß

Guido

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