Dampflok im Bahnhof

Hallo!
Zwar stammte ich noch aus der Dampflokzeit, aber unser kleiner Bahnhof hatte nur zwei Gleise im Freien, da sind Qualm und Dampf verweht . Bei der Einfahrt in einen geschlossenen Bahnhof wird die Lok ja nicht grade ihren schwärzesten Qualm ausstoßen, oder? Ich erinnere mich an Zischen und weißen Dampf der Bremsen und aus dem Schornstein kam eigentlich auch nur Dampf …?

Weiß hier jemand, wie das bei den alten Loks funktioniert hat, damit nicht Bahnhof und Passagiere eingerußt wurden?
Gruß,
Eva

Hallo,

wurden sie. Aus diesem Grunde vermied man tunlichst helle Kleidung, wenn man mit der Bahn fuhr. Und wenn man sich nicht am Bahnhof einsaute, dann spätestens, wenn irgendein Experte während der Fahrt ein Fenster öffnete.

Gruß
C.

Aus der Zeit als die U-Bahn in London noch mit Dampfloks betrieben wurde:

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Danke Dir. Wir sind ja seinerzeit auch noch damit gefahren, aber ich kann mich echt nicht daran erinnern, dass man anschließend schmutzig war. (Im Gegensatz zu meiner Kindheit im Ruhrgebiet vor dem Einsatz von Filteranlagen in Schloten. Da hängte man an bestimmten Tagen keine Wäsche raus …) Ich fand diese ganze Wolkenentwicklung genial und dieses schwarze Ungetüm - „…speit Rauch und Funken wild wie Fafner …“ und den speziellen Geruch - vermutlich sehr ungesund :smile:

Gruß,
Eva

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Das Schwarze ist Kohle, das helle Dampf.

Man geht mit der Kohle vorsichtig um. Schüttet im Bahnhof keine Kohle nach.
Vor Einfahrt in den Bahnhof wird Ruß geblasen. Das heißt, der Dampf bläst den Ruß von den Wasserrohren.

ich hingegen erinnere mich noch gut daran, dass ich mit meinem Auto mal vor einer Schranke gestanden habe und dort eine dampflokgetriebene Museumseisenbahn rangierte. Anschließend war das Auto vorne dicht von schwarzen Punkten übersät. Ich bin an dem Tag nicht mehr in eine Waschanlage gefahren und hatte von den schwarzen Punkten noch recht lange was …

Hallo Eva.

Hier die Gleisüberdeckung des Bahnhofs Basel SBB:
http://www.hotel-r.net/im/hotel/ch/bahnhof-basel-20.jpg

Man sieht hier sehr schön, dass man einerseits recht hoch gebaut hat und dass über der eigentlichen Halle seitlich offene Kuppel aufgesetzt ist. Die Konstruktion war nur wegen den Dampfloks so.

Hier sieht man im Hintergrund die Passerelle, welche vor etwa 30 Jahren gebaut wurde und deren Höhe nur noch van der fahrleitung bestimmt ist.

MfG Peter(TOO)

Hi,

Ich erinnere mich auch gerade noch so an die Zeiten, inklusive Wäsche reinholen. Aber man würde schmutzig, nur wusste Mami das damals besser als du :slight_smile:
Der weiße Rauch ist übrigens kein rauch, sondern Wasserdampf. Damit nimmt der Lokführer drück vom Kessel, zB wenn er im Bahnhof hält.

Die Franzi

Was glaubst Du denn, warum Bahnhofshallen so hoch sind ?
Eben.

Damit der Rauch und Dampf nach oben hin abziehen konnte (Lüftungsklappen)

Dampf tritt durchaus in Bahnsteighöhe aus und hüllt die Passagiere dort zeitweilig ein.
Rauch nicht, Schornstein ist gut 3,5 m höher als Bahnsteigniveau und Rauch ist ja warm, steigt also nach oben auf, in Fahrt wird er heruntergeweht und streicht in Dachhöhe der Waggons darüber.
Aber im Stand in der hohen Halle zieht es nach oben weg.

MfG
duck313

Wenn Eva es gewusst hätte, hätte sie hier nicht gefragt. Deine Überheblichkeit geht mir schwer auf den Zeiger.

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Dampflokomotiven fahren heutzutage nur noch als Museumsbahn. Die Loks haben vorne Windleitbleche, damit der Dampf und der Ruß nach oben steigt, im Bahnhof geht das aber nicht mehr, wenn die Lok steht, im Tunnel sieht das aber etwas anders aus.
Der Dampf, der während der Fahrt durch den Schornstein rausgeblasen wird, erzeugt einen Sog, der die Feuerung anfacht, beim Stehen im Bahnhof funktioniert das nicht und es wird dann auch weniger Ruß ausgestoßen. Aber die Bahnhöfe sind soweit gut durchlüftet.

Hallo Eva,

das habe ich in der ausgehenden Dampflokzeit, als die Bahnbetriebswerke Ulm und Crailsheim neben Rheine zu den letzten großen Dampf-Bw der DB gehörten, ganz anders erlebt als meine Vorredner:

Wenn eine Dampflok ordentlich gewartet ist, d.h. vor allem der Rost frei von Schlacke und ein guter Zug im Kessel und in der Rauchkammer, und wenn ihr Heizer etwas kann und die Strecke kennt, sieht man sie beim Aufenthalt in einem Bahnhof nie rußig qualmend, sondern man kann dann nur ein starkes Flimmern der sehr heißen Luft unmittelbar über dem Schornstein wahrnehmen. Und wenn sie sich dann z.B. mit einem schweren Eilzug in Bewegung setzt, sieht man zwar gewaltige Dampfwolken, aber auch dann keinen rußigen, schwarzen Qualm.

Wie kommt das?

Dampflokomotiven qualmen nur schwarz, wenn das Feuerbett vom Heizer grade mit frischer Kohle versehen worden ist. Weil dann das Feuer auch etwas weniger heiß ist, d.h. weniger „Dampf kocht“, und somit die Lok nicht ihre Höchstleistung abgeben kann, die sie immer zum Anfahren braucht, und auch mit Rücksicht auf die Fahrgäste und auf die freie Sicht des Lokführers, schippt er frische Kohle nie kurz vor einem Bahnhof und auch nie kurz vor einem Tunnel oder einem Einschnitt ins Feuerbett. Wenn der Zug in einen Bahnhof einfährt, in dem er halten soll und keinen allzu langen Aufenthalt hat, muss der Heizer zusehen, dass das Feuerbett sich grade in diesem Augenblick in seinem Optimum befindet, d.h. mehr weiß als rot glüht und keine noch nicht vollständig glühende Kohle enthält. Wenn ein schwerer Schnellzug einen guten Heizer hat, ist das daran zu erkennen, dass die Sicherheitsventile der Lok als Begleitmusik zum „Einsteigen bitte und die Türen schließen!“ volle Pulle abblasen. Dann hat die Lok genügend Druck auf dem Kessel, um den Rheingold sauber zu beschleunigen. Und wenn sie sich in diesem Zustand befindet, sieht man keinerlei Qualm oder Ruß.

Was man bei Zügen nach Aufenthalt im Bahnhof eher mal sehen konnte, waren gewaltige Dampfwolken, die aber nicht mit Rauch oder Ruß einhergingen - auch daran waren die Heizer schuld: Die erste kam daher, dass der Heizer die Glut für die Abfahrt heißer machte, indem er mit dem Bläser für den Zug in der Rauchkammer sorgte, den während der Fahrt der Abdampf aus den Zylindern macht. Das zweite, noch heftigere Dampfkonzert kam dann unmittelbar bevor der Lokführer den Regler aufmachte: Da wurden die Zylinder bei geöffneten Ventilen mit Dampf vorgewärmt, damit es nicht zu Kondensation von Dampf in den Zylindern selber kommen konnte. Dieses heftige Ausblasen von Dampf nicht irgendwo da oben, sondern auf Höhe des Bahnsteigs, war dann schon recht respekterregend.

Qualm oder Ruß innerhalb von Bahnhöfen gab es nur in den letzten Dampfjahren der Reichsbahn: Da mussten die Mannschaften auf den Loks mit einer Art Blumenerde aus dem sächsischen und lausitzer Tagebau, für die die Lokomotiven nicht ausgelegt waren und viel zu kleine Rostflächen hatten, täglich Höchstleistungen bringen, und konnten nicht groß darauf achten, wann zu feuern war und wann nicht, sondern das braune Elend wurde mehr oder weniger ununterbrochen auf den Rost geschippt, was der Heizer konnte.

Schöne Grüße

MM

:joy: YMMD, Danke!

Hier eine schöne Aufnahme von einer Anfahrt der 241 A 65 der französischen Ostbahn, die mit ihrer im Vergleich zu den „Preußinnen“ und Einheitsloks der Reichsbahn mit einer großen Rostfläche und großen Rauchrohrdurchmessern viel sparsamer konstruiert ist und heute in der Obhut von Schweizer Dampf-Fäns optimal gewartet wird: Die großen Wolken, die sie macht, sind größtenteils Wasserdampf:

MM

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Hallo Martin!

Die ausgehende Dampflok-Ära bekam ich als Kind in den 50ern bis Anfang der 60er am Wohnort unmittelbar an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck mit. Den Dreck empfand ich damals als normal und bemerkte ihn nur, wenn der Schnee nach kurzer Zeit nicht mehr weiß war oder mir eingeschärft wurde, mich mit frischen Klamotten nirgends anzulehnen. Ich erinnere mich an die überwältigend riesigen Räder der Dampfloks, wenn ich als Steppke direkt daneben auf dem Bahnsteig stand (wo ich eigentlich nichts zu suchen hatte, aber der Vater eines Klassenkameraden war Bahnhofsvorsteher, wohnte samt Familie im Obergeschoss des Bahnhofs und wir Jungs hatten oder nahmen uns Narrenfreiheit). Und dann plötzlich rote Lokomotiven, von außen ganz glatt, von den Rädern war nicht viel zu sehen und aus einem kurzen Stummel auf dem Dach qualmte es beim Anfahren pechschwarz. V200 hießen die Dinger und führen statt mit Kohle mit Diesel. Der Rückweg nach Hause führte über einen beschrankten Bahnübergang, vor dem ich mit meinem Fahrrad fast immer warten musste (vielbefahrene Strecke). Dabei wusste man, dass man sich ganz an den Rand drücken musste, wenn ein Hanomag- oder Büssing-Laster vor der Schranke wartete. Wenn die Ungetüme anfuhren und ich bekam die volle Auspuff-Dröhnung ab, wurde mir schlecht, die Klamotten waren schwarz und - noch viel schlimmer - auch das sorgsam geputzte Fahrrad hatte etwas abbekommen. Die Herkunft des damals allgegenwärtigen Drecks ließ sich nicht verifizieren.

Zeitsprung, über ein halbes Jahrhundert später: Aus heutiger Sicht ging es damals überall unglaublich dreckig zu, egal ob Hausheizungen, Schienenverkehr (abgesehen von elektrischen U- und S-Bahnen) oder Autos aller Art. Dreck und Gestank gehörten zum Leben. Qualmende Industrieschlote galten als Zeichen von Fortschritt, gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze waren der Normalfall, Anwohner leiteten ihre Fäkalien in den als öffentliches Schwimmbad genutzten Teich (wohin auch sonst?), Müll jeder Art wurde bedenkenlos in die Gegend gekippt, irgendwann zugeschoben und Aufregung über Abgase wäre niemandem in den Sinn gekommen. So bestanden die Emissionen von Dampflokomotiven mitnichten nur aus Wasserdampf. Der verfeuerte Brennstoff enthielt Schwefel und unbrennbare Bestandteile. Die Abgase waren deshalb eine Wolke aus CO2, Wasserdampf, Feinstaub und schwefliger Säure - für Menschen (und Gebäude) alles andere als harmlos. Die Stahlkonstruktionen von Bahnhöfen wurden vor den Belastungen erfolgreich mit Bleimennige geschützt, wobei sich keiner darum kümmerte, wie es den jahrelang damit hantierenden Arbeitern erging. Dreckschleudern waren übrigens auch die auf die Dampfloks folgenden Dieselloks - wie die Vorgänger ein Haufen komplexer Technik, aber Schutz von Menschen und Natur war damals kein Thema.

Über Deinen Blumenerde-Satz hab ich mich köstlich amüsiert (übrigens wurde auch Torf zum Heizen von Dampfloks verwendet) und ich hab’ wirklich Achtung vor Konstrukteuren und Könnern im Umgang mit der umfangreich-anspruchsvollen Technik von Dampflokomotiven, aber trotzdem war es eine Scheißtechnik. Dummerweise gab’s über 100 Jahre lang nichts Besseres.

Gruß
Wolfgang

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Da bekommt auch dei Aussage von Lokführern Sinn, wenn sie sagten, jede Lokomitive hat ihr Eigenleben.

Das ist auch heute noch so: Jedes Fahrzeug spinnt auf seine Weise :smile:

Danke @ alle!
War wieder sehr interessant und ein paar Kindheitserinnerungen wurden geweckt: feiner Nebeneffekt :smile:
Gruß,
Eva