Darf man nach Kant lügen?

Guten Tag,

ich bin Schüler der 12. Klasse und im Ethik-Unterricht behandeln wie derzeit Immanuel Kant. Ende der letzten Unterrichtsstunde kam die Frage auf, ob man nach Kant lügen darf. Nun möchte ich mir ein bischen Rat einholen, Ich hoffe sie können mir weiterhelfen!
Vielen Dank schonmal im Vorraus!

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Strobel

Kant ist Vertreter der s.g. Pflichtethik. Dazu gibt es aber deutlich mehr zu sagen, als was hier ins Forum passt. Das Buch „Einführung in die Theologische Ethik“ von Martin Honecker gibt da sehr gute Informationen!!! (Siehe auch deine Email, die du von mir bekommen hast.)

Konkret zu der Frage, ob man nach Kant lügen darf: Nach Kant dürfte man nicht lügen, da das eigene Handeln immer so sein muss, dass man daraus ein allgemein gültiges Gesetz schaffen könnte (Kategorischer Imperativ). Würde man also lt. Kant lügen, würde daraus folgen, dass alle Mensch lügen dürften - sogar müssten. Tja und das klappt nun mal nicht…

Hoffe ich konnte etwas weiterhelfen, wenn nicht schreib noch mal.

Herzliche Grüße
Anonymus

(Theologie-Student)

P.S.: Die Frage gehört eigentlich in den Bereich „Religion und Ethik“!

Ergänzungen und Bemerkungen gegen das Postskriptum
Hallo,

Kant ist Vertreter der s.g. Pflichtethik. Dazu gibt es aber
deutlich mehr zu sagen, als was hier ins Forum passt.

sehr richtig. Eine einfache Erklärung:
http://www.muenster.org/august/philosophie/pl_texte/…

Das Original:
http://www.ikp.uni-bonn.de/Kant/aa08/423.html

P.S.: Die Frage gehört eigentlich in den Bereich „Religion und
Ethik“!

Ganz eindeutig: Nein! Denn Ethik gehört in die Philosophie, wenn sie nicht religiös begründet ist (wie eben bei Kant).

Gruß

Bona

Aber wie gedruckt!
Hi Wolle

Ende der letzten
Unterrichtsstunde kam die Frage auf, ob man nach Kant lügen
darf.

Vor und nach Kant darf man lügen wie gedruckt.
Jedenfalls zeitlich nach Kant sowieso.
Du meinst aber vielleicht „nach Kant“ nicht zeitlich (wie nach Chrisi Geburt), sondern „auf Kant bezogen“.
Kant selber soll ja so zwanghaft gewesen sein, dass der bestimmt nicht mal lügen konnte.
Nix für ungut,
Branden

Hallo Wolfgang

Was Kant in seinen Überlegungen vergessen hat, ist die dritte Möglichkeit des Schweigens.

Das Schweigen entbindet uns von den nachteiligen Reaktionen, die die Notlüge und die Wahrheit eventuell mitsichbringen würden.

gruß
rolf

Hallo,

Was Kant in seinen Überlegungen vergessen hat, ist die dritte
Möglichkeit des Schweigens.

„nun ist die erste Frage: ob der Mensch, in Fällen, wo er einer Beantwortung mit Ja oder Nein nicht ausweichen kann…“

Gruß

Hallo Rolf,

Was Kant in seinen Überlegungen vergessen hat, ist die dritte
Möglichkeit des Schweigens.

ich denke nicht, denn Kant hat Schweigen, wenn ich mich recht erinnere, mit einem indirekten Ja oder Nein bzw. einer ausweichenden Lüge verglichen. Nun frag mich bitte nicht, wo das stand, das können andere sicher besser beantworten.
Aber solche ‚Spielchen‘ waren kants Sache nicht.

Das Schweigen entbindet uns von den nachteiligen Reaktionen,
die die Notlüge und die Wahrheit eventuell mitsichbringen
würden.

Es ist aber ethisch oft nicht tragbar und von daher abzulehnen (nach Kant).

Gandalf

Das Schweigen entbindet uns von den nachteiligen Reaktionen,
die die Notlüge und die Wahrheit eventuell mitsichbringen
würden.

Es ist aber ethisch oft nicht tragbar und von daher abzulehnen
(nach Kant).

Hallo Gandalf

Ich meine Ethik bezieht sich auch auf die eigene Person. Warum sollte es daher unethisch sein, wenn ich diese durch Schweigen schützen kann?

Es gibt da ein Jesus-Wort, wo er sagt: „…seit klug wie die Schlangen.“ Das scheint mir auf dieses Mittel der Verteidung hinzuweisen.

gruß
rolf

Ja (und Nein)

Nein: Kant war der Meinung man dürfe (so gut wie) nie lügen.

Ja: Anders als Kant selbst glaubte, folgt das *nicht* aus dem Kategorischen Imperativ (sondern ist Ausdruck eines persönlichen (Vor-)Urteils).

Gruß Paul