Hallo,
Ich arbeite bei einer Leiharbeitsfirma. Die hat mich schon seit über einem Jahr an eine Eisengießerei „vermietet“. Dort herrschen allerdings sehr schlimme Arbeitsbedingungen. Mein Arbeitsplatz ist zwischen zwei Rolltoren umgeben von vielen Sandstrahlanlagen. Durch die extreme Staubbelastung sind oft beide Rolltore geöffnet. Dadurch arbeite ich nahezu ständig im Zug. Ich kann sagen, dass ich dieses Jahr fast durchgehend krank war. Mehr als 10 heftige Erkältungen werden es schon gewesen sein. Allerdings bin ich kein Krankmacher und bin oft mit Fieber arbeiten gegangen, oftmals sogar trotz Krankenschein. Richtige „Zu Hause-Kranks“ habe ich auf ein Minimum reduziert.Hinzu kamen unvorhersehbare Betriebsunfälle und eine Leistenbruch-OP (alles auf Arbeit zugezogen). Nachdem ich vom Leistenbruch genesen war, habe ich nur zwei Tage gearbeitet und eine höllische Stirnhöhlenentzündung bekommen, sodass ich am 3. Tag schon wieder zum Arzt musste. Daraufhin hat mich meine Leiharbeitsfirma vorgeladen und mir gesagt, dass meine ständigen Krankheiten langsam eine zu hohe Belastung werden. Allerdings hätten sie für mich auch keinen anderen Job in Aussicht, sodass ich weiterhin in der Gießerei arbeiten müsse. Ich habe meinen Krankenschein nicht verlängern lassen und bin nach einer Woche noch völlig krank in die Gießerei. Dort wurde mir sogar Simulation vorgeworfen. Die folgenden Tage im Dreck haben meine Krankheit dermaßen verschlimmert, dass ich vor Schmerzen kaum noch geradeaus gucken kann. Ich nehme jetzt Pro Tag eine halbe Schachtel Aspirin und in zwei Tagen eine Flasche Nasenspray. Antibiotika zeigt keine Wirkung. Mein Gesicht ist ein einziger Schmerz.
Mir ist das inzwischen total peinlich. Das Arbeitsverhältnis ist völlig gestört, da ich in den Augen meines Chefs (in der Kundenfirma) ein Simulant bin. Er denkt, ich gammel und kontrolliert mich jetzt verstärkt. Da durch die Arbeitsbedingungen keine Besserung in Aussicht ist, werde ich morgen zum Arzt gehen und solange krank sein, bis ich soweit genesen bin, dass ich halbwegs normal arbeiten kann.
In der Folge wird mich die Firma abmelden. Da die Leiharbeitsfirma keinen anderen geeigneten Job für mich hat, muss ich mit einer Kündigung rechnen. Es wurde mir ja bereits angedroht. Ich bin also in einer Zwickmühle: Krank arbeiten oder Job riskieren. Darf mich der Arbeitgeber in diesem Fall kündigen?
Hallo,
es ist eine unausrottbare Legende, daß ein AG bei Arbeitsunfähigkeit nicht kündigen darf. Er darf das.
Allerdings muß sich der AG ernsthaft um die Krankheitsursachen kümmern, bevor er kündigt. Dafür gibt es seit 11 Jahren eine konkrete Vorschrift, nämlich § 84 Abs. 2 SGB IX:
http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_9/__84.html
Ein AG, der diesen Pflichten nicht nachkommt, kann seine krankheitsbedingte Kündigung regelmäßig „in die Tonne treten“, wenn der AN sich wehrt mit Kündigungsschutzklage.
Und da muß der AG schon seeeehr genau prüfen, ob es krankmachende Arbeitsbedingungen gibt und wie diese zu beheben sein könnten.
Auch ein AN-Verleiher muß beim Entleihbetrieb auf die Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften bestehen.
Es gibt allerdings immer noch AG, die meinen, daß diese Vorschrift für sie nicht gilt, weil sie ja im Schwerbehindertenrecht steht. Das ist allerdings falsch und rechtssicher geklärt.
Stellt sich dann noch die Frage, ob es im Entleiher und/oder Verleiherbetrieb einen BR gibt.
&Tschüß
Wolfgang
Krankheit kann auch ein Kündigungsgrund sein. Ob die Kündigung rechtens ist, hängt von den Begleitumständen an: Wirst du auch in Zukunft wegen der Krankheit gehindert sein? Gibt es Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten in anderen Arbeitsbereichen? etc.
Schau mal hier: http://www.recht.help/informationen/arbeitsrecht/personenbedingte-kuendigung/