Hai, Isabell und auch alle andernen Interessierten,
ich möchte hier doch mal ein paar Gedanken zu der „Candida-Problematik“ loswerden:
- Wovon Candida Albans lebt
und lebt eben von Hefe, Milchprodukten & Zucker.
Diese Aussage kann so nicht stimmen. Candida A. ist ein Hefepilz. Hefepilze ernähren sich von Zucker - nicht von anderen Hefepilzen und auch nicht von Milchprodukten (nur von den z.T. darin enthaltenen Milchzucker).
- Die naheliegende Lösung: Aushungern
und ausserdem mal ne ganze
Weile auf Milchprodukte, Zucker und Hefe verzichtest.
Eigentlich auch auf Weizen - wenn Du viel Weizen isst, viel
weisses Mehl, dann würde ich es stark zurückschrauben. Iss
Reis statt Nudeln etc etc.
Auf Hefe zu verzichten, hat aus den erwähnten Gründen keinen Sinn (Hefe lebt nicht von Hefe). Auch Milchprodukte sind völlig auswirkungsfrei, sofern der Milchzucker schon von jemand anders umgesetzt wurde (Kefir, Joghurt…).
Auf Zucker, Weizen, weisses Mehl zu verzichten, hört sich doch aber ganz logisch an, oder? Werfen wir doch mal einen Blick auf die Zuckerverdauung: selbige beginnt schon im Mund. Also schon beim Zerkauen der Nahrung werden Enzyme freigesetzt, die die ersten längeren Zucker in Einfachzucker umsetzen. Davor geschützt sind zunächst nur sehr langkettige Stärke-Moleküle und in Fett oder Eiweiß „eingewickelte“ Stärke-Moleküle. „Eingewickelte“ Stärke ist z.B. in Nudeln…
Nun wird die Pampe in den Magen befördert (die ersten kleinen Zuckermoleküle schwimmen schon frei). Hier wird die Eiweiß und Fett-Verdauung gestartet und die ersten noch „eingewickelten“ Moleküle werden z.T. hier schon von der Umhüllung befreit - und stehen damit auch schon zur Zerkleinerung bereit.
Nun kommt der Pamp in den Dünndarm. Hier wird der Nahrungsbrei ausdauernd hin- und hergewälzt, dabei gleichmäßig durchmischt und die Enzyme sind fleissig dabei, möglichst alle noch zu langen Moleküle zu zerlegen, damit die eigentlichen Nährstoffe durch die Dünndarmwand ins Blut gelangen können.
Egal, ob Du einen Teelöffel voll Zucker gegessen hast, oder eine Scheibe Vollkorn-Roggenbrot - im Dünndarm wird alles zu einfachen Zuckern zerlegt (dauert bei Vollkorn nur etwas länger).
Tja, und nun steht die Frage im Raum, warum die Hefepilze den Zucker, der ja an ihnen vorbei muß, um durch die Darmwand zu kommen, in Ruhe lassen sollten, damit Dein Körper sie aufnehmen kann…
Die Antwort lautet natürlich: sie tun es nicht. Ihnen wird - egal in welcher Form Du die Kohlenhydrate zu Dir nimmst - leckerster Einfach-Zucker geliefert und den futtern die.
Übrigens gibt es inzwischen Überlegungen, daß eine „Aushunger-Kur“ sogar das Gegenteil von dem bewirken könnte, was eigentlich angestrebt ist: auch Hefe-Zellen verhungern nicht freiwillig und es ist möglich, daß der Pilz, wenn das Nahrungsangebot sinkt, sich eine neue Quelle sucht und dabei durch die Darmwand dringt, sich in die Kapillargefäße einklinkt und sich dann dort am Blutzucker bedient. (siehe z.B. hier: http://www.weiss.de/Candida/Magen/Duenn.htm )
- Warum hat mir die Diät dann trotzdem geholfen?
Das Du den Hefepilz nicht aushungern kannst, wenn Du nicht komplett auf Kohlenhydrate verzichtest (was die Frage aufwerfen würde, wer das wohl länger durchhält: Du oder die Pilze) hab ich schon oben dargelegt. Trotzdem können viele, die unter verschwommenen Symptomen leiden (Müdigkeit, Abgespanntheit, Infektionsanfälligkeit, Heißhungerattacken) mit einer „Candida-Diät“ eine Besserung erfahren - aber liegt das wirklich an dem angeblich nun ausgehungertem Pilz?
Ich würde hier mit Nein antworten.
Reiner Zucker und leicht zugängliche Stärke (Weißmehl, polierter Reis) haben die Eigenschaft, sehr schnell ins Blut zu gelangen, dadurch wird die Insulin-Produktion angekurbelt. Das viele Insulin im Blut senkt den Blutzuckerspiegel angemessen schnell - die schnell verdaulichen Zucker sind aber schon komplett ins Blut übergegangen und es kommt nichts mehr nach - der Insulin-Spiegel (eben noch angemessen) ist zu hoch, der Blutzuckerspiegel ist zu niedrig und Mensch kriegt Heißhunger (der wird nicht von den Candida-Pilzen signalisiert - wie sollten sie das Deinem Hirn auch mitteilen, nach Hause telefonieren??) und zieht sich die nächste Portion Zucker rein. Der Körper, der gerade dabei war, den Insulinspiegel wieder zu senken, weil ja nicht mehr genug Zucker im Blut rumschwamm, wird dazu veranlasst, wieder viel Insulin auszuschütten.
Durch dieses Spiel schaukeln Blutzucker- und Insulin-Spiegel wild rauf und runter. Zuviel oder zuwenig Zucker im Blut ist aber gar nicht gut für unser Wohlbefinden, das Immunsystem hat dann Schwierigkeiten und auch unser Hirn reagiert nicht gerade mit übermäßiger Leistungsfähigkeit auf ein stark schwankendes Energie-Angebot.
Und hier kommt Soor (Haut- und Schleimhaut-Infektionen durch Candida)ins Spiel: diese Erkrankung tritt bei Menschen auf, die ein stark geschwächtes Immunsystem haben - oder Diabetis. Wenn Dein System es nicht mehr schafft, einen ausgeglichenen Blutzucker-Spiegel hinzukriegen, weil’s ständig wild rauf und runter geht, dann schwächelt eben auch das Immunsystem und Candida hat alle Chancen - wenn Du dieses Geschaukel abstellst, indem Du Deinem Körper nur noch Kohlenhydrate zuführst, die langsam, dafür aber über längere Zeit gleichmäßig, aufgeschlüsselt werden können, dann kann sich Deine Bauchspeicheldrüse wieder auf eine gleichmäßigere Produktion einstellen (diese Belastung fällt weg), der Blutzuckerspiegel bleibt ruhiger (wodurch die Heißhungerattacken wegbleiben und nicht mehr zwischendurch ein stark erhöhtes Zuckerangebot für Candida zur Verfügung steht) und auch das Immunsystem kann wieder vernünftig arbeiten - und nun wirkt auch eine lokale Behandlung der Infektion, wenn nicht das Immunsystem sogar gleich selbst wieder mit der Infektion fertig wird.
Gruß
Sibylle