Das absolut Gute und Böse

Hallo Thomas!

neugierig wie ich bin, würde mich interessieren, welche das
war. :smile:

-)

Die „theologische Infiltration“ hat mich wohl etwas verwirrt!
So hatte ich Kant eigentlich nicht gesehen, aber deine Ausführungen kann ich nachvollziehen.
Ich tappte etwas abstrus im Dunkeln, Richtung „Phronesis“ vs „Heteronomie“!

Nein, ich leite die theol. Inf. nicht ab, mir scheinen sie
gerade nicht in den Grundsätzen zu stecken, wo sich Kant von
der Theol. ja deutlich zu distanzieren sucht,

Eben!

Wenn Gott als praktisches Postulat definiert wird, zeigt sich
darin aber immerhin, dass er als theoretisches Postulat nicht
mehr tauglich erscheint (wie etwa noch in der präst. Harm. v.
Leibniz oder auch im Occasionalismus, wo es ganz extrem ist).

Das Leib-Seele-Problem? Die Okkasionalisten wendeten sich gegen Descartes Wechselwirkung von Leib und Seele? Und schalteten da irgendwie den göttlichen Willen dazwischen, wenn ich das richtig erinnere?

Auch scheint mir das Prinzip als Pflicht recht nahe an der
Allmacht zu stehen, wenn ich das mal so kurz sagen darf in der
Hoffnung, dass du das richtig verstehst.

Ich denke schon, nur kann man diese Allmacht auch delegieren. Wenn du mir den Spagat zu Husserls trans. Phänomenologie erlaubst, spricht dieser dort dem Transzendentalen Ego eben auch den Nimbus des Extramundanen zu. Wo es zur Allmacht nicht weit ist, wenn du verstehst was ich meine.

M. a. W. ich sehe
schon, dass Kants Ethik nicht per se theol. ist, stolpere aber
immer wieder überall auf christliche Denkweisen. Das möchte
ich vermeiden, denn durch diese Bindung sehe ich die
Universalität der Ethik gefährdet. Freilich muss man eben
unter Umständen an anderer Stelle dann Einbußen hinnehmen
(etwa bei der Sicherheit), aber ich denke, dass sich das eher
rechtfertigen lässt, als eine implizit zugrunde gelegtes
Kulturmonopol.

Das kann ich gut nachvollziehen, hatte allerdings auch immer mit der Aristotelischen Bezeichnung „Unbewegter Beweger“ meine Probleme, die imho schon theistischen Charakter hat und entsprechend, relativierend zu Aristoteles Lebzeiten interpretiert werden kann.

Herzliche Grüße

Junktor

Occasionalisten, Husserl, Aristoteles
Hallo Junktor,

Das Leib-Seele-Problem? Die Okkasionalisten wendeten sich
gegen Descartes Wechselwirkung von Leib und Seele? Und
schalteten da irgendwie den göttlichen Willen dazwischen, wenn
ich das richtig erinnere?

genau: Gott sorgt dafür, dass alles klappt, salopp gesagt. „Occasio“ heißt Gelegenheit, und Gott übernimmt „bei Gelegenheit“ eben die Vermittlerrolle.

Ich denke schon, nur kann man diese Allmacht auch delegieren.
Wenn du mir den Spagat zu Husserls trans. Phänomenologie
erlaubst, spricht dieser dort dem Transzendentalen Ego eben
auch den Nimbus des Extramundanen zu. Wo es zur Allmacht nicht
weit ist, wenn du verstehst was ich meine.

Das Problem ist dort möglicherweise ähnlich (bin nicht so ganz genau im Bilde im Moment), weil bestimmte Begrifflichkeiten schlicht in einem traditionellen und unbefragten Status vorausgesetzt werden. Die eidetische Reduktion wird meiner Ansicht nach dort nicht weit genug betrieben bzw. nicht richtig in eine Anthropologie der Lebenswelt eingebettet. Der späte Husserl hat noch versucht, das zu korrigieren, scheint mir aber da nicht weit genug gekommen zu sein.

Das kann ich gut nachvollziehen, hatte allerdings auch immer
mit der Aristotelischen Bezeichnung „Unbewegter Beweger“ meine
Probleme, die imho schon theistischen Charakter hat und
entsprechend, relativierend zu Aristoteles Lebzeiten
interpretiert werden kann.

Das würde ich anders sehen wollen: Der unbewegte Beweger ist wenn überhaupt ein Gott, dann einer der nur anstößt und dann die Sache in Ruhe lässt. Ich würde ihn noch nicht einmal einen Gott nennen wollen, sondern ein Prinzip, dass aus der Unzulänglichkeit unseres Kausalbegriffes heraus entsteht, indem es denknotwendig erscheint.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

Das würde ich anders sehen wollen: Der unbewegte Beweger ist
wenn überhaupt ein Gott, dann einer der nur anstößt und dann
die Sache in Ruhe lässt. Ich würde ihn noch nicht einmal einen
Gott nennen wollen, sondern ein Prinzip, dass aus der
Unzulänglichkeit unseres Kausalbegriffes heraus entsteht,
indem es denknotwendig erscheint.

Das ist deine Interpretation, die Interpretationen der Theologen sehen da wieder anders aus! Ich aber würde die deinige bevorzugen, wenn Aristoteles Raum für alle und undogmatische Variationen zuläßt, kann ich das akzeptieren. Ein anthropomorphoser Gott wäre es ohnehin!

Herzliche Grüße

Junktor

Aristoteles
Hallo Junktor,

Das ist deine Interpretation, die Interpretationen der
Theologen sehen da wieder anders aus!

das ist logisch, weil Theologen durch das mittelalterliche und nicht durch das antike Weltbild besonders geprägt sind. Aber Aristoteles sollte man aus seiner Zeit heraus interpretieren. Die mittelalterliche Interpretation ist zwar auch interessant, aber trotzdem eine Interpretation im Lichte des Christentums, dass es ja bekanntlich zu Zeiten des Aristoteles noch nicht gab.

Ein anthropomorphoser Gott wäre es ohnehin!

Du meinst „anthropomorph“? Das ist m. E. nicht zwingend, da „er“ auch ein bloßes Prinzip sein könnte, ohne menschliche Eigenschaften.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

das ist logisch, weil Theologen durch das mittelalterliche und
nicht durch das antike Weltbild besonders geprägt sind. Aber
Aristoteles sollte man aus seiner Zeit heraus interpretieren.
Die mittelalterliche Interpretation ist zwar auch interessant,
aber trotzdem eine Interpretation im Lichte des Christentums,
dass es ja bekanntlich zu Zeiten des Aristoteles noch nicht
gab.

Ich denke insbesondere auch an T. v. Aquin. Du darfst ihm „seinen“
Aristoteles nicht nehmen! Du selbst forderst, (zurecht!) eine Ethik, die eben nicht implizit einem Kulturmonopol zugrunde liegt! Was du forderst, mußt du auch imstande sein zu gewähren, oder du widersprichst dir selbst. Selbst wenn das deine eigene Position in Frage stellt! Es wird schwer hier, ethische Formen sind nicht deskriptiver sondern emotiver Natur. Ein Beispiel:

Eine Frau hat unter einer Brücke eine wundervolle Liebesnacht mit ihrem Märchenprinzen verbracht.
Wie wird sie im späteren Leben auf Brücke reagieren/assoziieren.
Eine andere Frau wurde unter einer Brücke vergewaltigt. Wie wird diese reagieren/assoziieren.
Im Grunde genommen haben beide dasselbe, nur unter verschiedenen emotionalen Bedingungen erlebt.
Entsprechend reagiert der menschliche Geist eben nicht gleich auf gleiche Worte oder Aussagen. Kant und Aristoteles haben ja nicht aus Willkür zwischen praktischer und theoretischer Philosophie differenziert.

Ein anthropomorphoser Gott wäre es ohnehin!

Du meinst „anthropomorph“? Das ist m. E. nicht zwingend, da
„er“ auch ein bloßes Prinzip sein könnte, ohne menschliche
Eigenschaften.

Ja, ich verwendetete nur das griechische „anthropomorphos“! (menschengestaltig)
Auch wenn es nur ein Prinzip wäre, wäre dies, da vom Menschen erdacht, menschengestaltig! Ich gehe aber von der theologischen Deutung aus, nicht von deiner, du bist nicht der Nabel der Welt! :smile:

Herzliche Grüße

Junktor

Hallo Junktor,

Ich denke insbesondere auch an T. v. Aquin. Du darfst ihm
„seinen“ Aristoteles nicht nehmen!

du weißt, dass ich Thomas von Aquin schätze, aber man muss schon unterscheiden zwischen dessen Aristotelesdeutung und Aristoteles selbst. Das ist wie bei der Trennung zwischen Kantianern und Kant oder - um es auch die Spitze zu treiben - zwischen der thomistischen Sichtweise, die Thomas von Aquin interpretiert, und der thomasischen Sichtweise, die versucht, die Absicht des Thomas von Aquin selbst zu eruieren.

ethische Formen sind nicht deskriptiver sondern emotiver Natur.

Das bleibt - jedenfalls in diese ausschließlichen Form - fraglich.

Im Grunde genommen haben beide dasselbe, nur unter
verschiedenen emotionalen Bedingungen erlebt.

Ja, aber die Frage ist nicht, ob diese verschiedenen Erlebnisse Einfluss auf die Urteilsbildung haben - das ist selbstverständlich -, sondern ob sie diesen Einfluss haben sollten.

Kant und Aristoteles haben ja
nicht aus Willkür zwischen praktischer und theoretischer
Philosophie differenziert.

Das sehe ich auch so, bezüglich Kant wäre zu fragen, warum er dann beide Bereiche spiegelverkehrt aufgebaut hat. Ich weiß, dass er versucht, das zu begründen, aber ich finde seine Beschreibung der Vorgehensweise nicht überzeugend bzw. nicht richtig durchgeführt.

du bist nicht der Nabel der Welt! :smile:

Gott sei Dank … oder so … :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

du weißt, dass ich Thomas von Aquin schätze, aber man muss
schon unterscheiden zwischen dessen Aristotelesdeutung und
Aristoteles selbst.

Darum gehts doch! Wittgenstein hat einmal gesagt, die Kunst entsteht erst im Betrachter, nicht im Künstler! Das ist der springende Punkt und die praktische Philosophie!!! Davon rede ich, falls das noch nicht klar ist!

um es auch die Spitze zu treiben -
zwischen der thomistischen Sichtweise, die Thomas von Aquin
interpretiert, und der thomasischen Sichtweise, die versucht,
die Absicht des Thomas von Aquin selbst zu eruieren.

Wenn sie nichts besseres zu tun haben! Ich kann mich auch jahrelang darüber auslassen, wie denn nun ein Hähnchen schmecken könnte! Kann jede Pore zählen, die Spannweite der Flügel vermessen etc. Davon wird man nicht satt, ich kann es aber auch einfach essen!

ethische Formen sind nicht deskriptiver sondern emotiver Natur.

Das bleibt - jedenfalls in diese ausschließlichen Form -
fraglich.

Was zu diskutieren wäre!

Ja, aber die Frage ist nicht, ob diese verschiedenen
Erlebnisse Einfluss auf die Urteilsbildung haben - das ist
selbstverständlich -, sondern ob sie diesen Einfluss haben
sollten.

Ja, aber…

Kant und Aristoteles haben ja
nicht aus Willkür zwischen praktischer und theoretischer
Philosophie differenziert.

Das sehe ich auch so, bezüglich Kant wäre zu fragen, warum er
dann beide Bereiche spiegelverkehrt aufgebaut hat.

Aus dem selben Grund, aus dem unsere Gehirnhälften spiegelverkehrt aufgebaut sind, um einmal die Perspektive zu ändern.

Ich weiß,
dass er versucht, das zu begründen, aber ich finde seine
Beschreibung der Vorgehensweise nicht überzeugend bzw. nicht
richtig durchgeführt.

Auch er hatte seine Grenzen, die er zu überwinden versuchte!

Herzliche Grüße

Junktor

Kant - Original und Fälschung
Hallo Junktor,

Ich kann mich auch jahrelang darüber auslassen, wie denn nun ein
Hähnchen schmecken könnte!

ich bin - wie du dir vielleicht denken kannst - anderer Meinung :smile: .
Es ist schon wichtig zu wissen, wie eine Theorie im Originalzustand gemeint war. Anderenfalls hätte man nur einen Abklatsch zur Verfügung, den man vielleicht möglicherweise nutzen kann, der einen aber auch in eine völlig verkehrte Richtung führen kann. Der Grund für diese mögliche Fehlleitung liegt m. E. darin, dass man seine eigenen Vorurteile mit der Originaltheorie zusammenwirft und weil man sie dann für die Originalidee hält, nicht mehr befragt, sondern sie sogar noch bestätigt sieht dadurch, dass das Original (vermeintlich!) ja genauso denkt wie man selbst. Diese Gefahr würde ich nicht unterschätzen! Sie ist im Falle von Aristoteles und Kant genauso präsent wie etwa bei Hegel und Schopenhauer - von Marx wollen wir lieber gar nicht sprechen.

ethische Formen sind nicht deskriptiver sondern emotiver Natur.

Das bleibt - jedenfalls in diese ausschließlichen Form -
fraglich.

Was zu diskutieren wäre!

Meiner Ansicht nach ist nicht eine einzige ethische Theorie richtig, sondern je nach Situation die eine oder andere - und deshalb benötigen wir m. E. eine Kasuistik, die begründet zeigt, warum in welchen Situationen welche Ethik greift. Von der Umsetzung dieser Idee sind wir weit entfernt, weil die meisten Ethiker eingleisig denken und gar nicht darüber nachdenken wollen, ob dieser Ansatz vielleicht etwas für sich haben könnte.

bezüglich Kant wäre zu fragen, warum er
dann beide Bereiche spiegelverkehrt aufgebaut hat.

Aus dem selben Grund, aus dem unsere Gehirnhälften spiegelverkehrt
aufgebaut sind, um einmal die Perspektive zu ändern.

Nein, denn dann hätte er nur diese Variante in der Darstellung gewählt, aber das hat er eben nicht getan. Die KpV und die GMS sind zwar spiegelverkehrte Darstellungen ! , aber nur das. Systematisch betrachtet ist die praktische Philosophie Kants die methodische Umkehrung des theoretischen Philosophie - und die Begründung Kant ist bloß ästhetischer, nicht aber inhaltlich-sachlicher Natur.

Auch er hatte seine Grenzen, die er zu überwinden versuchte!

Keine Frage, fraglich ist nur, wie genau wir auf diese seine Schwierigkeiten reagieren sollten.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

ich bin - wie du dir vielleicht denken kannst - anderer Meinung :smile: .

Das dachte ich mir, deshalb habe ich die erste Version wohlweislich gelöscht und in abgemilderte Form gebracht! :smile:

Es ist schon wichtig zu wissen, wie eine Theorie im Originalzustand gemeint war…

Ja, aber…*fg*
Nein, natürlich ist das richtig. Da hab ich auch kein Problem mit. Ich denke man muß hier nach Einsatzgebiet differenzieren. Bei meiner Aussage bin ich von der praktischen Philosophie ausgegangen, nehmen wir mal ein Beispiel, das Absolute, weil es zum thread passt: Nach Kant kann das Übersinnliche in der theoretischen P. nicht erkannt werden, lediglich in der prakt. P. ist eine rein formal bleibende Erfahrung des Absoluten möglich. (Sittengesetz, kategorischer Imperativ) Oder bei Hegel ist es der sich selbst entwickelnde, zu sich selbst kommende Geist etc. Ich glaube dir das nicht erläutern zu müssen. Man muß das Hähnchen eben doch essen! Anders sieht das selbstverständlich bei der theoretischen Disziplinen aus. Hier differenziere ich wieder zwischen Logik und Mathematik, die die einzigen sind, wo man sichere Erkenntnisse erhält. Den Rest ordne ich gern dem Fallibilismus zu. Wir sprachen ja darüber.

Anderenfalls hätte man nur einen Abklatsch zur Verfügung,…

Wie du weißt, schätze ich die systematische Aufgeräumtheit methodischen Denkens. Aber sicher wirst du zugeben müssen, daß es manche mit dem Aufräumen übertreiben. Man kann auch mangels innovativer Möglichkeiten das alte bis zum Exzess, in neurotisch-pedantischer, fast möchte ich pathologischer Weise sagen, verfolgen. Da setze ich lieber auf Heuristik im Schöpferischen oder den Ignoratio elenchi in der Logik. Und ob dus glaubst oder nicht, meist erhalte ich Impulse emotiv! Ich arbeite an einer ganzheitlichen Methodik, zur Unterstützung von Qualitätssicherungsverfahren, die interaktiv und fluktuierend zwischen partnerschaftlichen Unternehmen arbeitet.D.h. u.a Wareneingangsprüfungen werden weitesgehend überflüssig. Stell dir das innerhalb der Philosophie vor: Man braucht nicht mehr kritisch zu hinterfragen, was sein Gegenüber von sich gibt! :wink:)

Meiner Ansicht nach ist nicht eine einzige ethische Theorie richtig, sondern je nach Situation die eine oder andere - :und deshalb benötigen wir m. E. eine Kasuistik, die begründet zeigt, warum in welchen Situationen welche Ethik :greift. Von der Umsetzung dieser Idee sind wir weit entfernt, weil die meisten Ethiker eingleisig denken und gar :nicht darüber nachdenken wollen, ob dieser Ansatz vielleicht etwas für sich haben könnte.

Mhhhh, die Kasuistik spielt im Bereich der juristischen Urteilsfindungen eine wichtige Rolle. Das Allgemeine wird auf spezielle Fälle angewendet. Das halte ich für äußerst prolematisch, weil eben zwei Fälle nur bedingt miteinander verglichen werden können. Bei Gericht allerdings muß man zu einem Schluss finden, weshalb juristische Normen unerlässlich sind, die zwar Gleichheit aber nur bedingte Gerechtigkeit schaffen. Bei meiner Ausführung ging ich immer noch auf den Prozess innerhalb der praktischen Philosophie ein. Dem Weg zum Absoluten, wenn du so willst. Vielleicht verstehst du jetzt besser was ich meine?

Nein, denn dann hätte er nur diese Variante in der Darstellung gewählt, aber das hat er eben nicht getan. Die KpV :und die GMS sind zwar spiegelverkehrte Darstellungen !, aber nur das. Systematisch betrachtet ist die praktische :stuck_out_tongue:hilosophie Kants die methodische Umkehrung des theoretischen Philosophie - und die Begründung Kant ist bloß :ästhetischer, nicht aber inhaltlich-sachlicher Natur.

Darüber denke ich in Ruhe nach, das scheint mir ein wirklich interessanter Aspekt zu sein. Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück! Meine Vorstellung ist etwas ins wanken geraten. Wenn du Kants Darstellungen mit Wittgenstein I und W.II vergleichst, siehst du da Parallelen?

Auch er hatte seine Grenzen, die er zu überwinden versuchte!

Keine Frage, fraglich ist nur, wie genau wir auf diese seine Schwierigkeiten reagieren sollten.

Am besten gar nicht! Es sind Kants Grenzen und nicht unsere. Man kann sich auch Probleme schaffen, die man eigentlich nicht hat! Höchstens, dass man da weitermacht, wo er aufgehört hat. Was allerdings ein gewisses Maß Selbstsicherheit und Selbstbwußtsein fordert! :smile:

Herzliche Grüße
Junktor

Verum in speculum - immer noch sehr fraglich!
Hallo Junktor,

Nach Kant kann das Übersinnliche in der
theoretischen P. nicht erkannt werden, lediglich in der prakt.
P. ist eine rein formal bleibende Erfahrung des Absoluten möglich.

ich muss trotzdem darauf bestehen, dass du - zumindest im Kantischen Sinn - den Begriff der Erfahrung hier nicht richtig verwendest. Du meinst - wie ich vermute - so etwas wie „Erlebnis“ bzw. „Einsicht“, oder? Ich will nicht kleinlich sein, aber das scheint mir ein oft begangener Irrum zu sein, dass „Erfahrung“ und „Erlebnis“ dasselbe sei.

Und ob
dus glaubst oder nicht, meist erhalte ich Impulse emotiv! Ich
arbeite an einer ganzheitlichen Methodik, zur Unterstützung
von Qualitätssicherungsverfahren, die interaktiv und
fluktuierend zwischen partnerschaftlichen Unternehmen
arbeitet.D.h. u.a Wareneingangsprüfungen werden weitesgehend
überflüssig. Stell dir das innerhalb der Philosophie vor: Man
braucht nicht mehr kritisch zu hinterfragen, was sein
Gegenüber von sich gibt! :wink:)

Sorry, ich habe schon Probleme mit dem ersten Teilabsatz … :smile:

Mhhhh, die Kasuistik spielt im Bereich der juristischen
Urteilsfindungen eine wichtige Rolle.

Richtig.

Bei meiner Ausführung ging ich immer noch auf den
Prozess innerhalb der praktischen Philosophie ein. Dem Weg zum
Absoluten, wenn du so willst. Vielleicht verstehst du jetzt
besser was ich meine?

Nein, eigentlich nicht, denn auch ich habe ja nicht auf positives, sondern auf Naturrecht abgehoben, freilich nicht in der gängigen Bedeutung, aber vielleicht ist das ja der Schlüssel dazu, warum ich meine Theorie nicht einfach, sondern nur sehr umfangreich präsentieren kann …

Meine Vorstellung ist etwas ins wanken geraten. Wenn
du Kants Darstellungen mit Wittgenstein I und W.II
vergleichst, siehst du da Parallelen?

Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht, meine aber, dass ich keine Parallelen entdecken kann. Wittgenstein lehnt mit seiner zweiten Philosophie seine erste ab (wie mir scheint, nicht ganz überzeugend, aber auch in gewisser Hinsicht richtig - aber das führt jetzt zu weit weg). Kant hingegen sieht in der Spiegelanordnung seiner Philosophie einen Beleg für die Richtigkeit beider (!) Teilbereiche.

Was allerdings ein gewisses Maß Selbstsicherheit und
Selbstbwußtsein fordert! :smile:

Wenn ich nicht Kant weiterdenken wollte, könnte ich ihn nicht anzweifeln. Und wenn ich ihn nicht anzweifelte, könnte ich ihn nicht weiterdenken.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Contradictio in adiecto
Hallo Thomas!

ich muss trotzdem darauf bestehen, dass du - zumindest im
Kantischen Sinn - den Begriff der Erfahrung hier nicht richtig
verwendest. Du meinst - wie ich vermute - so etwas wie
„Erlebnis“ bzw. „Einsicht“, oder? Ich will nicht kleinlich
sein, aber das scheint mir ein oft begangener Irrum zu sein,
dass „Erfahrung“ und „Erlebnis“ dasselbe sei.

Nun will ich mit dir keine Kantexpertendiskussion anstreben, in dieser Hinsicht bin ich dir wie du weißt hoffnungslos unterlegen.
Meine Kantkenntnisse sind etwas dürftig und rudimentär. Weil ich da etwas unsicher bin, habe ich diese Definition nochmal nachgeschlagen und auch bestätigt gefunden. Zwischen Erlebnis und Erfahrung scheint mir in der Tat ein Unterschied zu sein. Das halte ich nicht für kleinlich. Über die individuelle Reaktion auf Wörter oder Aussagen haben wir ja schon ansatzweise gesprochen. Meine innere Assoziation auf dieses Zitat wird eine andere sein, als die deine, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Das wollte ich mit den beiden Frauen unter der Brücke drastisch darlegen. Jede wird eben individuell auf „Brücke“ infolge dieses Erlebnisses, nicht der Erfahrung wohlgemerkt, reagieren. Erinnere meine Aussage den Emotivismus betreffend. In der praktischen Philosophie setze ich nicht so sehr auf richtig und falsch, sondern auf Sinn und Unsinn eines Dings. Wohin es uns schlussendlich bringt. Auch widersprüchliche psychologische Methoden können ein und dasselbe bewirken: Heilung!

Sorry, ich habe schon Probleme mit dem ersten Teilabsatz …

-)

Das ist auch hochkompliziert. Leider darf ich natürlich nicht öffentlich Unternehmensgeheimnisse preisgeben. :wink:
Aber einfach gesagt:
Große Unternehmen verzichten auf eine Wareneingangsprüfung unserer Produkte, weil sie unserem System vertrauen. Und wir arbeiten u.a. mit Pharmazeuten, deren Skepsis ich wohl nicht noch zu explizieren brauche.

Nein, eigentlich nicht, denn auch ich habe ja nicht auf
positives, sondern auf Naturrecht abgehoben, freilich nicht in
der gängigen Bedeutung, aber vielleicht ist das ja der
Schlüssel dazu, warum ich meine Theorie nicht einfach, sondern
nur sehr umfangreich präsentieren kann …

Das respektiere ich natürlich! Wozu gäbe es Individuen, wenn sie gleichgeschaltet wären. Das Uninitiierte braucht das Ego.

Meine Vorstellung ist etwas ins wanken geraten. Wenn
du Kants Darstellungen mit Wittgenstein I und W.II
vergleichst, siehst du da Parallelen?

Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht, meine aber, dass ich
keine Parallelen entdecken kann. Wittgenstein lehnt mit seiner
zweiten Philosophie seine erste ab (wie mir scheint, nicht
ganz überzeugend, aber auch in gewisser Hinsicht richtig -
aber das führt jetzt zu weit weg). Kant hingegen sieht in der
Spiegelanordnung seiner Philosophie einen Beleg für die
Richtigkeit beider (!) Teilbereiche.

These Antithese Synthese. Ich würde gerne etwas die Heuristik beanspruchen und eine Hypothese formulieren, diese dann wiederum mittels Fallibilismus optimieren. Aber mir fehlt halt die Zeit.
Wittgenstein mein ich natürlich, nicht Kant! Dieser ist mir erst durch die Bekanntschaft mit dir wieder ins Denken gedrungen. Wenn du dich aber über die Interpretation der beiden hinwegsetzt, deren Grenzen nicht beachtest und dir dann die Frage nocheinmal stellst??? Leider kenne ich Kant halt zu wenig. Spekulationen bringen nicht viel.

Wenn ich nicht Kant weiterdenken wollte, könnte ich ihn nicht
anzweifeln. Und wenn ich ihn nicht anzweifelte, könnte ich ihn
nicht weiterdenken.

Das gefällt mir! Das hast du schön gesagt! (Siehe oben!)

Herzliche Grüße
Junktor

Heilung, Wittgenstein
Hallo Junktor,

Auch widersprüchliche psychologische Methoden können ein und
dasselbe bewirken: Heilung!

ganz einverstanden, aber mit der Einschränkung, dass das nicht heißt: „Wer heilt, hat Recht“, denn das ist zu pauschal und öffnet dem Missbrauch Tür und Tor.

These Antithese Synthese.

Das ist weder Kant noch Wittgenstein, sondern Hegel. Ich weiß nicht so ganz, wo das Argument steckt.

Wenn du dich aber über die Interpretation der
beiden hinwegsetzt, deren Grenzen nicht beachtest und dir dann
die Frage nocheinmal stellst???

Ich meine, man muss deren Grenzen erst kennen, um sie dann überwinden zu können. Bezüglich Wittgenstein bin ich der Meinung, dass seine Philosophie mehr missbraucht als ge-braucht, also sinnvoll genutzt wird. Der Missbrauch beginnt schon beim Wiener Kreis (eigentlich schon bei Ramsey) und hat sich heute verselbständigt. Von Wittgenstein selbst redet niemand mehr. Das ist ein Manko.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Chorismos
Hallo Thomas!

ganz einverstanden, aber mit der Einschränkung, dass das nicht
heißt: „Wer heilt, hat Recht“, denn das ist zu pauschal und
öffnet dem Missbrauch Tür und Tor.

Das hab ich vorneweg ausgeschlossen, (lies nochmal) mir gings nicht um richtig oder falsch, sondern um die Tatsache, dass man mittels widersprüchlicher Methoden zum gleichen Ziel gelangen kann.

Das ist weder Kant noch Wittgenstein, sondern Hegel. Ich weiß
nicht so ganz, wo das Argument steckt.

Natürlich ist das Hegel! Wenn man feststeckt, ist es mitunter hilfreich, die Perspektive zu wechseln. Keine Analyse und auch kein Argument!

Ich meine, man muss deren Grenzen erst kennen, um sie dann
überwinden zu können. Bezüglich Wittgenstein bin ich der
Meinung, dass seine Philosophie mehr missbraucht als
ge-braucht, also sinnvoll genutzt wird. Der Missbrauch beginnt
schon beim Wiener Kreis (eigentlich schon bei Ramsey) und hat
sich heute verselbständigt. Von Wittgenstein selbst redet
niemand mehr. Das ist ein Manko.

Nun ist Kant seit fast 200 Jahren tot und seine Grenzen sind noch immer nicht erkan(n)t? Dann tun sich da wohl andere Grenzen auf.
Bei Wittgenstein hab ich dieselbe Meinung, m.E. schmücken sich hier Vertreter mit Federn, die ihnen nicht zustehen. Diese sollten sich eher an W.s spartanischem Werk orientieren. Aber eine alte Leier, wer an die Öffentlichkeit geht, muß damit rechnen, mißbraucht zu werden.

Herzliche Grüße

Junktor