Das absolut Gute und Böse

Hallo,

Ich beschäftige mich schon länger mit der Frage:„Gibt es das absolut Gute und/oder Böse?“

Ich ahb mir schon viele Abende den Kopf darüber zerbrochen. Das Problem ist blos das ich an dem einen Abend auf das eine Ergebnis komme und am anderen auf das Gegenteil.

Ich habe eine Grundeinstellung bzw. eine Sicht der Dinge: Ich denke in jedem von uns steckt ein bischen gutes und böses. Mal überwiegt das eine, mal das andere aber im Grunde hält es sich die Waage.

Nur weiß ich nicht was ich über das absolut Böse oder Gute gibt.
Gibt es wirklich Menschen die nur Gut sind bzw. welche, die so schlecht sind, das niemand mit ihnen überhaupt zutun haben sollte?
Mit dieser Frage eng verbunden ist natürlich auch die Frage nach Gott und Teufel, Himmel und Hölle usw.

Ich wäre euch sehr verbunden wenn ihr mir euren Standpunkt mitteilen könntet.

Tschüss.

Hi,

Gibt es wirklich Menschen die nur Gut sind bzw. welche, die so
schlecht sind, das niemand mit ihnen überhaupt zutun haben
sollte?
Mit dieser Frage eng verbunden ist natürlich auch die Frage
nach Gott und Teufel, Himmel und Hölle usw.

Ich wäre euch sehr verbunden wenn ihr mir euren Standpunkt
mitteilen könntet.

Mein Standpunkt ist, daß Kategorien wie „gut“ oder „böse“ überflüssig und willkürlich sind. Das ergibt sich schon daraus, daß Du für fast alles jemanden finden wirst, der es als gut empfindet, ebenso wie jemanden, der es als böse empfindet. Und das ändert isch auch noch mit der Zeit!

Es gibt also kein „Ist das gut?“, sondern nur „Für wen ist das zu welchem Zeitpunkt gut?“.

Daher spare ich mir das Grübeln und versuche, die Dinge zu nehmen, wie sie sind und möglichst nicht zu kategorisieren - außer ganz privat für mich selbst natürlich.

Gruß,

Malte.

Hallo,

Ich stimme Malte zu:

Die Begriffe „gut“ und „böse“ sind nicht „gottgegeben“ - es sind vom Menschen erschaffene Begriffe, die im Rahmen einer Ethik ihre Gültigkeit haben. Die Ethik wiederum ist eine an sich willkürliche Sache, allerdings ist sie nur sinnvoll, wenn sich die Menschen, die zusammenleben, die gleiche oder zumindest sehr ähnliche Ethiken haben, also auch ähnliche Vorstellungen von „gut“ und „böse“. Hier grenze ich mich von Maltes Meinung ab, weil im Rahmen des alltäglichen Gebrauchs sind diese Begriffe sehr wohl sinnvoll: Man spart sich, jedes mal die Kausalketten der Handlungsfolgen abzuleiten.

Die Ethik definiert also das „wozu ist das wann und für wen“ gut bzw. böse. Du wirst feststellen, daß diese Kategorisierung in „gut“ und „böse“ für sehr allgemeine, grundlegende und offensichtlich folgenschwere Tätigkeiten leicht zu machen ist, bei speziellen Handlungen aber immer schwieriger wird. Nicht, weil diese Handlungen nicht im Rahmen der Ethik eine Wertzuweisung bekommen könnten, sondern weil wir das - mangels Wissen um Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Folgen der betreffenden Handlung - nicht wirklich beurteilen können.

Ich habe eine Grundeinstellung bzw. eine Sicht der Dinge: Ich
denke in jedem von uns steckt ein bischen gutes und böses. Mal
überwiegt das eine, mal das andere aber im Grunde hält es sich
die Waage.

An sich steckt nichts „Gutes“ und „Böses“ in uns. Wir haben entsprechend unserer ererbten Verhaltensprogramme und unserer Erfahrung/Erziehung/Umwelt ein Muster von - wie soll ich’s nennen? - „Verhaltensbedürfnissen“. Diese sind auch schon durch die Ethik beeinflußt, die Trieb- und Bedürfnisbefriedigung spielen mit rein sowie weitere ererbte „Verhaltensprogramme“, die während der Evolution auch schon die bildung unserer Ethik bedingt und beeinflußt haben. Das ist also alles ein Netz von Wechselseitigen Beeinflussungen und Abhängigkeiten, was sich derzeit sicher nicht auflösen läßt.

Von daher ist es wahrscheinlich sinnvoller, nicht nach dem „Guten“ und dem „Bösen“ in uns zu fragen, sondern uns so zu nehmen, wie wir sind.

Nur weiß ich nicht was ich über das absolut Böse oder Gute
gibt.

Es gibt überhaupt nichts absolutes. Du mußt dir klar machen, daß ganz notwendigerweise die Welt durch unsere Begriffe in Kategorien einteilen, die im gewissen Rahmen für uns zweckmäßig sein mögen, daß die Natur aber diese Kategorisierung nicht macht! Versuche mal ganz wichtige, für die Ethik grundlegende Begriffe zu definieren: „Leben“, „Mensch“, „Würde“ usw. Na ? Gar nicht so einfach. Und wenn du eine Lösung hast und fragst einen anderen, hat der eine neue Lösung… Schon diese Begriffe meinen also nichts „Absolutes“!

Gibt es wirklich Menschen die nur Gut sind bzw. welche, die so
schlecht sind, das niemand mit ihnen überhaupt zutun haben
sollte?

Selbst wenn es das gäbe, wir könnten es nicht beurteilen.

Mit dieser Frage eng verbunden ist natürlich auch die Frage
nach Gott und Teufel, Himmel und Hölle usw.

Meiner Ansicht nach sind Gott und Teufel personifizierte Ideen über das „Gute“ und das „Böse“, deren Bilder im Laufe der Geschichte eine Eigendynamik entwickelt haben. Es ist schwer, Kausalketten von Handlungsfolgen zu sehen, zu vertehen und zu interpretieren. Daher macht das wohl kaum einer. Wenn aber jetzt jemand kommt und nach tiefgreifender Überlegung und Erfahrung und Genialität den Schluß bringt „Stehlen ist böse“, so wird sich wohl kaum jemand daran stören. Wenn der Genius auch die langfristigen Folgen dieser Handlung aufzeigen kann, würden sie doch manche nicht verstehen (wollen oder können). Wenn er aber jetzt im Brustton der Überzeugung sagt: „Wenn du stielst, kommst du in die Hölle!“ usw., dann, ja dann haben die Leute Angst - und stehlen nicht mehr so oft.

Ich habe ja oben geschieben, daß die Evlution auch Einfluß hatte auf die Entwicklung unserer Ethik. Dort haben siech die Konzepte durchgesetzt, die das langfristige Überleben der Art sichern. Dabei muß uns nicht mal einsichtig sein, warum dieses oder jenes Verhalten den Fortbestand unserer Art riskiert. Sowas kann man schon den allerwenigsten verständlich machen. Trotzdem möchte man Begründungen haben für das „gute“ bzw. „schlechte Gewissen“ und für die vielen Regeln im Zusammenleben. Auch hier hilft als „Begründungsinstanz“ die Vorstellung einer intelligenten Macht - für’s „gute“ wie für’s „böse“.

Auch tschüß,
Jochen

Mein Standpunkt ist, daß Kategorien wie „gut“ oder „böse“
überflüssig und willkürlich sind. Das ergibt sich schon
daraus, daß Du für fast alles jemanden finden wirst, der es
als gut empfindet, ebenso wie jemanden, der es als böse
empfindet. Und das ändert isch auch noch mit der Zeit!

Es gibt also kein „Ist das gut?“, sondern nur „Für wen ist das
zu welchem Zeitpunkt gut?“.

dito!!!

Hi !
Ich würde sagen, Gut und Böse sind Konstrukte, die Mensch sich macht.
Die aber schon sinnvoll sind, wenn sie für viele Menschen ähnlich sind und Handlungsorientierung geben. (zB. juristische und moralische Gesetze).

Das Absolute Gute oder Böse ist auch ein Konstrukt. Das gibts in unserer Vorstellung, und es ist (vielleicht) sinnvoll und hilft uns denken.

Ich glaube nicht, dass es Menschen gibt, die nur gut oder nur böse sind.

Soweit, so gut,

Gruß Martina

einfache Lösung
Hallo,

Ich beschäftige mich schon länger mit der Frage:„Gibt es das
absolut Gute und/oder Böse?“

es ist logisch unmöglich, dass es das absolut Böse bzw. das absolut Gute gibt, weil beide Begriffe sich aufeinander beziehen und also immer ihr jeweiliges Gegenteil als relativ voraussetzen, und somit also prinzipiell nicht absolut gesetzt werden können. Es liegt ein Widerspruch im Begriff vor, denn jeder der beiden Begriffe wäre für sich genommen ein „absolut Relatives“, also ein „hölzernes Eisen“.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Meine Antwort, Thomas und alle anderen, ist ein schwungvoll präzises „Jein!“

Zunächst: Das absolut XXXe (möge es gut, möge es böse sein) müßte in der tat aus sich selbst verstehbar sein, das heißt: Es ginge nicht an, zu sagen: Das absolut XXXe ist das absolut NICHT YYYe. Denn dann müßte ich fragen, was denn das absolut YYYe sei…undsoweiter.

„absolut“ bedeutet ja eben - begrifflich -: Trennung von allem anderen. Herausgehoben sein allein durch die Eigenschaften, die dem besagten Ding selber zukommen.

Nun gibt es hier m.E. ein bereits begriffliches Problem, das ich mal versuche, in Worte zu fassen.

Zunächst: Selbst das Absolute wäre in Abgrenzung zu anderem herausgehoben, denn: Wenn ich versuche, das Absolute zu erklären, muß ich, ich will ja erklären, es erklären in Abgrenzung zum Nicht-absoluten. Und schon beißt sich die Sache in den Schwanz, wie die/der aufmerksame Leser/in bemerkt haben wird…Sobald ich aufgefordert werde, zur Frage F1 Stellung zu beziehen, und dieser Aufforderung nachkomme, SETZE ich (im hegelschen Sinn von „setzen“, wenn ich diesen Sinn hier richtig verstanden habe) etwas. Das heißt aber: ich entscheide mich. Pro X! Und somit: Kontra Y (Z,A,B…)

Ergo: das absolue X,Y,Z,Sowieso wäre sehr schwer plausibel zu machen…

Dennoch ahne ich, was hier gemeint war. Es gibt nämlich meines Erachtens zwar das absolut Gute nicht, wohl aber das absolut Böse. Das absolut Böse IST (ontisch) die Abschaffung des Menschen, die Entscheidung, den menschen als menschen nicht mehr sein zu lassen. hannah arendt hat notiert: Das Böse sei banal. Es könne die ganze Erdoberfläche überwuchern…tief und radikal sei jedoch immer nur das Gute. Und sie hat m.E. Recht. Hierzu gern weiteres…

Kategorienverwechslung (Ryle)
Hallo Hartmut,

Zunächst: Das absolut XXXe (möge es gut, möge es böse sein)
müßte in der tat aus sich selbst verstehbar sein, das heißt:

Frage: warum denn?

Es ginge nicht an, zu sagen: Das absolut XXXe ist das absolut
NICHT YYYe. Denn dann müßte ich fragen, was denn das absolut
YYYe sei…undsoweiter.

Auch hier: warum denn? Das Weiterfragen wäre sinnlos, weil der Bezug nicht mehr stimmt.

„absolut“ bedeutet ja eben - begrifflich -: Trennung von allem
anderen. Herausgehoben sein allein durch die Eigenschaften,
die dem besagten Ding selber zukommen.

Genau, und da „gut“ immer heißt „gut für jemanden“ oder „gut für etwas“, ist die Abstraktion von der Perspektive eine Bedeutungsänderung.

Sobald ich aufgefordert werde, zur Frage F1 Stellung zu
beziehen, und dieser Aufforderung nachkomme, SETZE ich (im
hegelschen Sinn von „setzen“, wenn ich diesen Sinn hier
richtig verstanden habe) etwas. Das heißt aber: ich entscheide
mich. Pro X! Und somit: Kontra Y (Z,A,B…)

Wenn ich mich „Pro X“ entscheide, darf ich aber die Bedeutung von X nicht verändern. Wenn ich etwa - das Beispiel ist berühmt - über „das Nichts“ mich unterhalten will, dann wird niemand durch die Artikelsetzung vom Vorhandensein eines wirklichen Nichts sprechen wollen, sondern den Begriff metaphorisch verwenden (weshalb etwa die Heideggerkritik Ryles unterstellend und damit unzulässig ist).

Dennoch ahne ich, was hier gemeint war. Es gibt nämlich meines
Erachtens zwar das absolut Gute nicht, wohl aber das absolut
Böse. Das absolut Böse IST (ontisch) die Abschaffung des
Menschen, die Entscheidung, den menschen als menschen nicht
mehr sein zu lassen. hannah arendt hat notiert: Das Böse sei
banal. Es könne die ganze Erdoberfläche überwuchern…tief und
radikal sei jedoch immer nur das Gute. Und sie hat m.E. Recht.
Hierzu gern weiteres…

Selbst die Abschaffung des Menschen könnte, etwa für andere Spezies, gut sein. Selbst den Menschen nicht mehr Mensch sein zu lassen - wie du so in der Tat interessant formulierst -, kann allenfalls für den Betroffenen als „böse“ bezeichnet werden. Der aktive Teil könnte unter Zweck-Mittel-Perspektive einen Gewinn davon haben - und dann wäre es zwar immer noch nicht moralisch, wohl aber möglicherweise ökonomisch oder auf andere Weise gut.

Hannah Arendt ging es freilich - und auch aus meiner Sicht nicht zu Unrecht - um die moralische Frage. Nur ist die moralische Frage allenfalls eine Teilfrage der Frage nach der Absolutheit des Guten - und damit ist sie nicht mehr absolut.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

Ich beschäftige mich schon länger mit der Frage:„Gibt es das
absolut Gute und/oder Böse?“

es sind antagonistische Widersprüche. Siehe dazu: http://kds-nano.dyndns.biz/physik-live/physik/der%20…

Es gibt so auch das Absolute von beidem, nämlich nur für oder nur gegen den Menschen (siehe dazu auch Thomas).

Gruß
Frank

Hallo,

Ich stimme Malte zu:

Die Begriffe „gut“ und „böse“ sind nicht „gottgegeben“ - es
sind vom Menschen erschaffene Begriffe,

mal so als Hinweis: alle Begriffe sind vom Menchen geschaffen. Der Bezug ist ausschlaggebend.

Gruß
Frank

Hallo Thomas

Zunächst: Das absolut XXXe (möge es gut, möge es böse sein)
müßte in der tat aus sich selbst verstehbar sein, das heißt:

Frage: warum denn?

Weil das - wir können gerne darüber reden - meine Verwendungsweise von ´absoluter bedeutung eines Terms´ ist.

Es ginge nicht an, zu sagen: Das absolut XXXe ist das absolut
NICHT YYYe. Denn dann müßte ich fragen, was denn das absolut
YYYe sei…undsoweiter.

Auch hier: warum denn?

S.o.

Das Weiterfragen wäre sinnlos, weil der

Bezug nicht mehr stimmt.

„absolut“ bedeutet ja eben - begrifflich -: Trennung von allem
anderen. Herausgehoben sein allein durch die Eigenschaften,
die dem besagten Ding selber zukommen.

Genau, und da „gut“ immer heißt „gut für jemanden“ oder „gut
für etwas“

Nein. Es gibt - ob plausibel, ist eine andere Frage - durchaus andere Verqwendunsgweisen von ´Gut´. Eben die kantische. Ich vermute mal, dass Du nur auf dieses Stichwort gewartet hast (meine das jetzt aber nicht böse :wink::wink:doppeltunddreifachkalauer:wink:), dennoch: Nimm doch nur die ersten Passagen der GzMdS: Ob Kants Konzeption des intrinsisch guten Willens verteidigt werden kann…darüber können wir lange streiten (ich sage:Ja!) Aber das Konzept als solches steht und steht zur Diskussion.

ist die Abstraktion von der Perspektive eine

Bedeutungsänderung.

Sobald ich aufgefordert werde, zur Frage F1 Stellung zu
beziehen, und dieser Aufforderung nachkomme, SETZE ich (im
hegelschen Sinn von „setzen“, wenn ich diesen Sinn hier
richtig verstanden habe) etwas. Das heißt aber: ich entscheide
mich. Pro X! Und somit: Kontra Y (Z,A,B…)

Wenn ich mich „Pro X“ entscheide, darf ich aber die Bedeutung
von X nicht verändern. Wenn ich etwa - das Beispiel ist
berühmt - über „das Nichts“ mich unterhalten will, dann wird
niemand durch die Artikelsetzung vom Vorhandensein eines
wirklichen Nichts sprechen wollen, sondern den Begriff
metaphorisch verwenden (weshalb etwa die Heideggerkritik Ryles
unterstellend und damit unzulässig ist).

Lassen wir mal die Carnap/Schlick-undsoweiterKritik an heidegger beiseite. Allemal: ich ändere die bedeutung von X ja nicht (im gegenteil: Ich mutlipliziere sie aus!), wenn ich feststelle: sich für X entscheiden (sich für den beruf des Briefträgers entscheidemn) bedeutet, was immer es sonst noch bedeuten mag, allemal: Sich gegen den beruf des…Fischers, Phil-Dozenten, Marketingstrategen, undsoweiter zu entscheiden. ´Tschuldige, aber: Where´s the problem?

Dennoch ahne ich, was hier gemeint war. Es gibt nämlich meines
Erachtens zwar das absolut Gute nicht, wohl aber das absolut
Böse. Das absolut Böse IST (ontisch) die Abschaffung des
Menschen, die Entscheidung, den menschen als menschen nicht
mehr sein zu lassen. hannah arendt hat notiert: Das Böse sei
banal. Es könne die ganze Erdoberfläche überwuchern…tief und
radikal sei jedoch immer nur das Gute. Und sie hat m.E. Recht.
Hierzu gern weiteres…

Selbst die Abschaffung des Menschen könnte, etwa für andere
Spezies, gut sein. Selbst den Menschen nicht mehr Mensch sein
zu lassen - wie du so in der Tat interessant formulierst -,
kann allenfalls für den Betroffenen als „böse“ bezeichnet
werden.

Ohne - ich weiß es ja, wie Du es NICHT meinst - Dich der moralischen Fertigmache anheimzustellen, möchte ich klarstellen: Diesen tristen Rest an Verobjektivierbarkeit möchte ich mir dann schon ganz gerne bewahren.

Der aktive Teil könnte unter Zweck-Mittel-Perspektive

einen Gewinn davon haben - und dann wäre es zwar immer noch
nicht moralisch, wohl aber möglicherweise ökonomisch oder auf
andere Weise gut.

Hannah Arendt ging es freilich - und auch aus meiner Sicht
nicht zu Unrecht - um die moralische Frage. Nur ist die
moralische Frage allenfalls eine Teilfrage der Frage nach der
Absolutheit des Guten - und damit ist sie nicht mehr absolut.

Das versteh ich aufrichtig nicht. Es geht doch wohl um das Gute, also allemal um das moralisch Gute. Was wäre das aussermoralisch Gute? Präziser (siehe oben): gerade das scheidet, wie Tugendhat m.E.sehr richtig dargetan hat, das moralisch Gute vom bloß pragmatisch guten (es wäre jetzt gut, ´n scharfes Messer dabei zu haben, da ich dann diese Wurst besser schneiden könnte…)

Herzliche Grüße

Thomas Miller

auch herzliche Grüße

Hartmut

Kant, Aristoteles, Moore und Geach
Hallo Hartmut,

danke für den Einwand, aber es wird dich nicht wundern, dass ich widerspreche, denke ich.

Zunächst: Das absolut XXXe (möge es gut, möge es böse sein)
müßte in der tat aus sich selbst verstehbar sein, das heißt:

Frage: warum denn?

Weil das - wir können gerne darüber reden - meine
Verwendungsweise von ´absoluter bedeutung eines Terms´ ist.

Verhältnisbegriffe zu verabsolutieren, ist ein methodischer Fehler.

da „gut“ immer heißt „gut für jemanden“ oder „gut für etwas“

Nein. Es gibt - ob plausibel, ist eine andere Frage - durchaus
andere Verqwendunsgweisen von ´Gut´. Eben die kantische. Ich
vermute mal, dass Du nur auf dieses Stichwort gewartet hast
(meine das jetzt aber nicht böse
:wink::wink:doppeltunddreifachkalauer:wink:), dennoch: Nimm doch nur
die ersten Passagen der GzMdS: Ob Kants Konzeption des
intrinsisch guten Willens verteidigt werden kann…darüber
können wir lange streiten (ich sage:Ja!) Aber das Konzept als
solches steht und steht zur Diskussion.

Es würde zu weit führen, jetzt meine Kritik an der praktischen Philosophie Kants darzulegen, aber ich bin in der Tat der Überzeugung (es geschehen noch Zeichen und Wunder *g*), dass Kant hier im Irrtum ist und dass man das auch nachweisen kann, indem man ausgehend von seiner Konzeption der theoretischen Philosophie Inkonsistenzen mit der praktischen Philosophie aufzeigt, die dann wiederum dazu führen, klugheitsethische Momente im kantischen System zuzulassen, womit der in der Philosophiegeschichte schon seit der Erstveröffentlichung gerügte Rigorismus Kants gemildert würde.

Allemal: ich ändere die bedeutung von X ja
nicht (im gegenteil: Ich mutlipliziere sie aus!), wenn ich
feststelle: sich für X entscheiden (sich für den beruf des
Briefträgers entscheidemn) bedeutet, was immer es sonst noch
bedeuten mag, allemal: Sich gegen den beruf des…Fischers,
Phil-Dozenten, Marketingstrategen, undsoweiter zu entscheiden.
´Tschuldige, aber: Where´s the problem?

Vielleicht wird es an einem anderen Beispiel deutlich, nämlich an den Verhältnisbegriff „groß“ und „klein“. Woran bemisst du die Größe eines Gegenstandes? Doch daran, dass er groß ist im Verhältnis zu anderen Gegenständen. Wenn du hier fragst, worin nun etwa die Größe besteht, bekommst du einige Probleme, denke ich.

Selbst die Abschaffung des Menschen könnte, etwa für andere
Spezies, gut sein. Selbst den Menschen nicht mehr Mensch sein
zu lassen - wie du so in der Tat interessant formulierst -,
kann allenfalls für den Betroffenen als „böse“ bezeichnet
werden.

Ohne - ich weiß es ja, wie Du es NICHT meinst - Dich der
moralischen Fertigmache anheimzustellen, möchte ich
klarstellen: Diesen tristen Rest an Verobjektivierbarkeit
möchte ich mir dann schon ganz gerne bewahren.

Das kann ich als Argument jedenfalls nicht anerkennen, denn es ist ein methodischer Abbruch, der zwar berechtigt ist, wenn man auf eigene Befindlichkeiten Rücksicht nimmt, aber nichts dazu beiträgt, das Problem zu lösen, sondern sogar dem Problem ausweicht. Ich selbst - du fragst danach - habe auch keine Lösung, aber ich sehe das Problem. Wenn du das Problem nicht siehst, ist das aus perspektivischer Sicht in Ordnung, finde ich, aber es ist eine Einschränkung, die du meiner Ansicht nach übersteigerst, indem du Gedankenspiele verbietest. Um aber eine Problemlösung zu versuchen, muss man dem Problem auf den Grund gehen, nicht ihm aus dem Weg gehen. Das ist die Konsequenz, die man aus solchen Theorien wie denen von Adorno und Nietzsche entnehmen sollte, meine ich. Alles andere ist Selbstbetrug, zwar verständlich, aber nicht gerechtfertigt. Ich weiß, dass das oft gemacht wird (übrigens nicht nur von Vertretern der Analytischen Philosophie, sondern auch von Transzendentaltheoretikern), aber ich halte das für eine psychologischen Rückfall in theologische Moralbegründungen.

Es geht doch wohl um das Gute, also allemal um das moralisch Gute. :Was wäre das aussermoralisch Gute? Präziser (siehe oben): gerade das
scheidet, wie Tugendhat m.E.sehr richtig dargetan hat, das
moralisch Gute vom bloß pragmatisch guten (es wäre jetzt gut,
´n scharfes Messer dabei zu haben, da ich dann diese Wurst
besser schneiden könnte…)

Diese Reduzierung des Begriffes des Guten auf das moralisch Gute halte ich für einen fatalen Irrtum, der im mittelalterlichen Missverständnis der Antike wurzelt und eigentlich schon bei Augustinus angelegt ist. Die Abwertung von Klugheitsregeln ist unberechtigt, denn sie führt zu Situationen, die moralisch nicht mehr gerechtfertigt werden können bzw. für deren Rechtfertigung man große Umwege in Kauf nehmen muss. Das Lügenverbot Kants mit den entsprechenden Beispielen ist das bekanntste Exemplar solcher Situationen.

Allenfalls könnte man anthropozentrisch argumentieren, indem man sagen würde, dass die Regeln für den Menschen da seien und deshalb eine Begriffsbestimmung ohne den Menschen widersprüchlich sei. Aber auch das löst nicht das Problem, sondern würde sogar zusätzlich zu ethischen Problemen führen.

Die Frage ist, wie eine Ethik aussehen müsste, die Kants theoretische Philosophie (die ich weitgehend für richtig halte) mit der Aristotelischen Ethik (die ich ebenfalls weitgehend für richtig halte) verbindet. Das aber ist zwar eine metaethische Frage, aber keine Frage mehr nach der Wortbedeutung von „gut“, und das ist der Irrtum von Moore gewesen. Den zusätzlichen Hinweis, dass der sog. naturalische Fehlschluss nicht zwangsweise falsch sein muss, sondern unter gewissen Umständen ein gültiger Schluss sein kann, hat Peter Geach gebracht. Freilich ist das noch kein Beweis, vielmehr sogar ziemlich umstritten, aber hier ist eben noch nicht alles gesagt, und die Dinge sind im Fluss.

Jedenfalls ist Kant Ethik trotz aller Beteuerungen immer noch theologisch infiltriert - und das ist ein Grund, sie als fraglich zu behandeln.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

Ich beschäftige mich schon länger mit der Frage:„Gibt es das
absolut Gute und/oder Böse?“

Als passionierter Rollenspieler habe ich auch schon oft versucht, beides zu definieren.
Dabei fange ich selbstverständlich immer an, Beispiele für das Gute und das Böse in der Realität zu suchen.
Für das reale Leben und für meine Weltanschauung bin ich zu der Meinung gekommen, dass beide Begriffe für rein Gedankliche Konstrukte stehen, und somit so vielfältig wie die Menschen selbst sind.
Das ‚absolute‘ Böse oder Gute existiert wahrscheinlich nur in den Köpfen bestimmter Menschen, zu denen mir spontan zwei Prominente einfallen, denen ich eine Vorstellung dessen zutrauen würde:
US-Präsident George Bush, und, vor dem Hintergrund seiner Skandalrede, MdB Hohmann von der CDU.
Mir drängt sich bei Äusserungen von Leuten die vom Guten oder Bösen als Entitäten an sich reden, immer das Gefühl auf, dass sie ihre Vorstellungen von Gut und Böse immer zur Verfolgung von Zielen einsetzen, die durch Angst, Unzufriedenheit, Machthunger oder gar Hass motiviert sind.

Zurück zur Fantasie:
In der Fantasiewelt, die Rollenspieler und Romanautoren mit Verfechtern des Guten und des Bösen bevölkern, steht das ‚absolut Böse‘ am ehesten für eine Macht, welche alles Leben vernichten möchte. Um das ewige Ringen mit dem Guten in einem romantisch-heroischen Kampf zu erhalten, und ein vorzeitiges weltende alá nuclearem Holocaust auszuschliessen, kommt noch die Komponente Sadismus hinzu. Hier stellt sich allerdings schon wieder eine unklärbare Frage: Wenn das absolut böse sein Ziel erreicht hat, alles Leben zu vernichten, kann es nichts und niemanden mehr quälen.
Heisst absolut böse also die Verfolgung eines erreichbaren Zustandes, in dem das Böse selbst obsolet wäre, oder gar selbst aufhört zu existieren, da sein Kontext verschwunden ist, oder gleicht man die Vorstellung lieber einem Klassischen Teufelsbild an, wo ein Satan, ein Versucher, alle gefühlsbegabten Individuen in eine ewige Peinigung führen will?
Dabei wäre dieser ‚Böse‘ Satan eben ein Komplementär der ‚Guten‘ Götter, und ein Helfer bei der Vollstreckung des Urteiles über die Qualität der Seele des Individuums. Diese Ansciht, die man auch in weltlichen Religionen findet, verwässert den Geschmack des Bösen wieder etwas, überdies kommt dann wieder die Frage auf, ob der zu erwartende Abstumpfungseffekt der ewigen Folter und Pein nicht im Wege steht.
Hierzu gibt es eine sehr interessante Idee von einer ‚Reform‘ der Folter in der Hölle, nachzulesen in dem Roman „Eric“ von Terry Pratchett.

Kommen wir zum absolut Guten in der Fantasie:
Der Schutz allen Lebens vor dem Bösen, der Erhalt allen Lebens, der Schutz vor Schmerz. Hier wird es schon wieder schwierig, denn in der angenommenen natürlichen Ordnung ist der Tod ein fester Bestandteil des Lebens.
Es gibt zwei grundsätzliche Ideen:
Die eine besagt, dass der Tod etwas böses ist, und sich in der 1:1 Beziehung von Geboren werden und Sterben das Gleichgewicht von Gut und Böse widerspiegelt,
die andere besagt, analog zum christlichen Glaube, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist, sondern nur des irdischen Lebens, also könnte das Gute in einem Universum die Oberhand gewinnen, ohne dass alles irdische Leben unendlich unendlich währen müsste.
Um alles pikant zu würzen, nehmen die individuellen Helden in Fantasie-Rollenspielen und in der Fantasy-Literatur oft die unterschiedlichen Anschauungen an, um daran spannende Konflikte Gut gegen Gut und Böse gegen Böse zu nähren.
Dazwischen stehen dann auch noch die Verfechter der Neutralität, deren Definition somit die Multiplikation der angenommenen Definitionen für gut und Böse abdecken muss.

Im Gegensatz zur Realität verwendet man im Fantasy-Genre die Begriffe Gut und Böse dazu, das Geschehen interessant zu gestalten, und jedem Protagonisten im gegeneinander oder miteinander ausgefochtenen Konflikt eine Heldenrolle zu ermöglichen.
Leider gibt es diesen Sportsgeist in der Realität nicht.
Heute noch wird die Realität auf die primitive Formel heruntergergebrochen:
Ich=„gut“ ; Du=„böse“ ; „gut“>„böse“ ==> Ich>Du
Wenn man dieser Primitivität nicht anheimfallen will, hilft es desshalb ungemein, mit den Begriffen sehr vorsichtig und nur abstrakt umzugehen.

  • Ich erbitte Verzeihung von denen, denen meine Ausführung zu trivial ist -
    und hoffe dir, Christian, die eine oder andere Anregung gegeben zu haben.
    Gruß,
    Peter

Hallo,

Ich beschäftige mich schon länger mit der Frage:„Gibt es das
absolut Gute und/oder Böse?“

Wenn das „absolut“ Gute schneeweiss ist und das „absolut“ Böse tiefschwarz,so liegen dazwischen viele Schattierungen im grauen Bereich.
Ich neige auch gerne zum schwarz/weiss Denken, leider etwas zu einfach.

Gruss, Bettina

Hi Chris! Hallihallo WWW-Gemeinde!

Absolut ist das Ende einer Dehnung. Da es für mein Begreifen kein bisschen böse oder gut gibt, kann es auch kein „absolut x“ geben.
„Absolut“ ist eine Verbale untermauerung, die nichts an der Wertigkeit ändert.

Theoretisch gibt es „ein bisschen böse“ und „ganz gut“, aber praktisch gibt es in diesem Fall einfach nur „gut“ oder „böse“.

Ganz anders siehts aus, wenn Du von „gut“ und „schlecht“ sprichst.
Aber „böse“ bleibt böse, nicht mehr, und nicht minder, und nach meiner Meinung schon gar nicht „absolut“.

Gruß, Marcus

Hey

Ich bin ganz deiner Ansicht.
Es gibt keine vollkommen gute und schlechte Menschen.
Alles hat Vorteile und Nachteile, wieso nicht auch der Mensch?

Fällt dir ein sachliches Beispiel ein was nur Nachteile bzw Vorteile beeinhaltet?

Hallo Thomas!

Die Frage ist, wie eine Ethik aussehen müsste, die Kants
theoretische Philosophie (die ich weitgehend für richtig
halte) mit der Aristotelischen Ethik (die ich ebenfalls
weitgehend für richtig halte) verbindet.

Wo siehst du in der Quintessenz, den gravierenden Unterschied zwischen Kants und der Aristotelischen Ethik?
Sofern sich das innerhalb der komprimierenden Form des Mediums sagen läßt!

Neugierige
Grüße
Junktor

Hallo Junktor,

Wo siehst du in der Quintessenz, den gravierenden Unterschied
zwischen Kants und der Aristotelischen Ethik?
Sofern sich das innerhalb der komprimierenden Form des Mediums
sagen läßt!

Kants Ethik ist eine Prinzipienethik, Aristoteles geht es mehr um Angemessenheit der Handlung an die jeweilige Gesamtsituation. Der Nachteil der Konzeption bei Aristoteles ist der Verlust an Sicherheit einer rationalen Entscheidung (und an der Gefahr des Missbrauches, die man aber durch Präferenzdiskussionen ausgleichen kann), der Vorteil liegt eben darin, dass man nicht an den Prinzipien (und deren Herleitung) klebt.

War das verständlich und trotzdem knapp genug? Die Einzelheiten meiner Theorie sind in der Tat hier schwierig darzulegen, weil deren Begründung aus mehreren verschiedenen Bereichen kommen, deren Zusammenpassen auch wieder erst begründet werden muss - und die Einzelheiten auch noch nicht in allen Punkten theoretisch „koscher“ :smile: sind.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

War das verständlich und trotzdem knapp genug?

Ja, meine Anfangsvermutung hat sich als haltlos erwiesen. :smile:

Leitest du aus den Prinzipien, also den Grundregeln bzw. der Maxime des Handelns, die theologische Infiltration von Kants Ethik ab?
Oder kannst du das explizieren?

Nachdenkende Grüße
Junktor

Hallo Junktor,

meine Anfangsvermutung hat sich als haltlos erwiesen. :smile:

neugierig wie ich bin, würde mich interessieren, welche das war. :smile:

Leitest du aus den Prinzipien, also den Grundregeln bzw. der
Maxime des Handelns, die theologische Infiltration von Kants
Ethik ab?

Nein, ich leite die theol. Inf. nicht ab, mir scheinen sie gerade nicht in den Grundsätzen zu stecken, wo sich Kant von der Theol. ja deutlich zu distanzieren sucht, sondern ich sehe nur, dass Kants Ethik in den Zielen immer wieder darauf hinaus läuft, die christliche Wertordnung zu stabilisieren. Wenn Gott als praktisches Postulat definiert wird, zeigt sich darin aber immerhin, dass er als theoretisches Postulat nicht mehr tauglich erscheint (wie etwa noch in der präst. Harm. v. Leibniz oder auch im Occasionalismus, wo es ganz extrem ist). Auch scheint mir das Prinzip als Pflicht recht nahe an der Allmacht zu stehen, wenn ich das mal so kurz sagen darf in der Hoffnung, dass du das richtig verstehst. M. a. W. ich sehe schon, dass Kants Ethik nicht per se theol. ist, stolpere aber immer wieder überall auf christliche Denkweisen. Das möchte ich vermeiden, denn durch diese Bindung sehe ich die Universalität der Ethik gefährdet. Freilich muss man eben unter Umständen an anderer Stelle dann Einbußen hinnehmen (etwa bei der Sicherheit), aber ich denke, dass sich das eher rechtfertigen lässt, als eine implizit zugrunde gelegtes Kulturmonopol.

Herzliche Grüße

Thomas Miller