Das Adjektiv zu Antisemitismus

Hallo,

Ich hab eine Frage die mich seit ein paar Tagen quält.
Und zwar würde ich gerne verstehen, weshalb es antisemitisch und nicht antisemitistisch heisst.
Klar, das Wort hört sich etwas merkwürdig an, aber ist Antisemitismus nicht selbst eine Form des Semitismus?
Semitismus wäre folglich doch auch semitistisch?

Oder ist Antisemitismus als eine Ideologie zu verstehen, die sich ganz einfach gegen Semiten richtet. Geht das überhaupt? Müsste es nicht auch zwei „ismen“ geben, die sich einerseits gegen die Ströumg des Semitismus und andererseits nur gegen Semiten richtet?

Semitismus gibt es ja tatsächlich, nur ist der seit langer Zeit nicht mehr präsent.

Man könnte das ganze natürlich auch an anderen Beispielen wie Islam und Islamismus durchgeklinieren.

Tut mir leid, wenn der ein oder andere mir nicht folgen kann :wink:

Hallo,

Tut mir leid, wenn der ein oder andere mir nicht folgen kann
:wink:

Doch, schon. Dein Problem ist, dass das Wort „Antisemitismus“ völliger Blödsinn ist - das fängt schon damit an, dass es mehr semitische Völker und Sprachen gibt als die Juden und hebräisch. Und geht dann lustig weiter - was soll ein „anti“-semitisches Wort sein? Eines, dass Laute benutzt, die in semitischen Sprachen nicht vorkommen?

Und dann endet das ganze halt damit, das „Antisemitismus“ als etwas völlig anderes lexikalisiert ist, als das Wort eigentlich bedeuten müsste. Gebildete Menschen tun also gut daran dieses Wort gar nicht erst zu benutzen - zumal es für die Bedeutung, unter der es heute gebräuchlich ist schon ein ganz normales deutsches Wort gibt - Judenfeindlichkeit.

Gruß

Anwar

Hallo,

Servus

Ich hab eine Frage die mich seit ein paar Tagen quält.
Und zwar würde ich gerne verstehen, weshalb es antisemitisch
und nicht antisemitistisch heisst.

Weil’s besser klingt. In Deutschland leben Deutsche und in England Engländer. In Österreich Österreicher und in Frankreich Franzosen. In Tschechien der Tscheche und in Italien der Italiener.

Manchmal haben sich unserer Vorfahren ganz schön ausgetobt :smile:

Lg,
Penegrin

Hallo,
Nur eine Vermutung, aber es hat eventuell was mit der Reihenfolge der Derivation (Ableitung) zu tun.

Marx > Marxismus > marxistisch

Hier ist das Adjektiv „marxistisch“ direkt aus den Nomen „Marxismus“ abgeleitet.

(anti)semitisch > Antisemitismus

Hier war das Adjektiv „semitisch“ bzw. „antisemitisch“ zuerst da, bzw. leitete sich von einem anderen Wort ab (vielleicht von „Semite“?). Daraus wurde dann der Ismus gebildet. Ich weiß aber nicht, ob es wirklich so war.

Gruß,

  • André

Hallo,

Weil’s besser klingt. In Deutschland leben Deutsche und in
England Engländer. In Österreich Österreicher und in
Frankreich Franzosen. In Tschechien der Tscheche und in
Italien der Italiener.

Ganz so willkürlich, wie du es jetzt darstellst, ist es nicht. Nur haben eben alle diese Namen eine Entwicklung hinter sich.

In Deutschland leben Deutsche, genau so, wie in Angelland die Angeln lebten. In Frankreich lebten ebenso die Franken. Da aber Angeln und Franken zwischenzeitlich nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit darstellen, musste ein neuer Name für die Bewohner dieser Länder her. Ebenso ist dies bei den Italienern, die eben nicht mehr das selbe Volk sind wie die italischen Stämme.

Da die Bewohner Österreichs eben nicht der Stamm der Öster sind, kann man sie auch nicht so nennen. Der Tscheche wiederum ist noch von der Tschechei übriggeblieben.

Gruß

Anwar

Hi,

Doch, schon. Dein Problem ist, dass das Wort „Antisemitismus“
völliger Blödsinn ist - das fängt schon damit an, dass es mehr
semitische Völker und Sprachen gibt als die Juden und
hebräisch. Und geht dann lustig weiter - was soll ein
„anti“-semitisches Wort sein? Eines, dass Laute benutzt, die
in semitischen Sprachen nicht vorkommen?

Sollte das ein Scherz sein? Ich glaube, du verwechselst Antisemitismus mit Anglizismus. Nicht jeder Ismus bezeichnet Lehnwörter aus anderen Sprachen, auch wenn man theoretisch mit „Semitismen“ alle Lehnwörter aus dem Hebräischen und Arabischen (und vllt. Jiddischen, wenn man das „semitisch“ nicht an der Sprache festmacht) bezeichnen. Dann wären Sirup, Algebra, Schlamassel und Chemie also Semitismen.

Aber es ist ja klar, dass es nicht darum geht. Antisemitismus ist eine ganz klar aus dem Adjektiv „antisemitisch“ abgeleitete Derivation. Oder verwechselst du hier die semitischen Völker mit den semitischen Sprachen? Das „semitisch“ in „antisemitisch“ bezieht sich natürlich nicht auf die Sprachen, sondern auf die Völker (bzw. speziell auf ein Volk), siehe dazu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Semiten

Und dann endet das ganze halt damit, das „Antisemitismus“ als
etwas völlig anderes lexikalisiert ist, als das Wort
eigentlich bedeuten müsste. Gebildete Menschen tun also gut
daran dieses Wort gar nicht erst zu benutzen - zumal es für
die Bedeutung, unter der es heute gebräuchlich ist schon ein
ganz normales deutsches Wort gibt - Judenfeindlichkeit.

Was müsste das Wort denn bedeuten?
Ein Wort bedeutet genau das, als was es verwendet wird. Man kann doch gar nicht sagen „es müsste eigentlich was ganz anderes bedeuten“; speziell nicht in diesem Fall, da die Ableitung völlig klar ist. Als semitisch werden bestimmte Völker aus dem nahen Osten bezeichnet, ebenso deren Sprachen, als antisemitisch wird die Eigenschaft bezeichnet, sich gegen diese Völker zu richten, und Antisemitismus ist ebenjene Einstellung bzw. Manifestation dieser Einstellung.

Ich sehe daher nicht ganz, was du an dem Wort auszusetzen hast, außer, dass es ein (eventuell fast) treffendes deutsches Wort bereits gibt.

Grüße,

  • André
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Hallo,

Sollte das ein Scherz sein? Ich glaube, du verwechselst
Antisemitismus mit Anglizismus. Nicht jeder Ismus bezeichnet
Lehnwörter aus anderen Sprachen

Nicht jeder, aber dieser:

http://de.wikipedia.org/wiki/Semitismus

Was müsste das Wort denn bedeuten?

Eben. Nichts. Da es eine falsche Ableitung ist. Selbst wenn man sich der Idee anschließt, dass „semitisch“ hier auf die Völker umzudeuten sei, dann ist es immer noch falsch - denn gemeint sind die Juden, nicht alle semitischen Völker.

Ein Wort bedeutet genau das, als was es verwendet wird. Man
kann doch gar nicht sagen „es müsste eigentlich was ganz
anderes bedeuten“

Wenn ich also ein neues Wort schaffe, z.B. Anti-„Andre Müllerismus“, dann kann das einfach nur eine Bezeichnung für ein neuartiges Sitzmöbel sein? Wohl kaum.

speziell nicht in diesem Fall, da die
Ableitung völlig klar ist.

Klar, aber falsch.

Gruß

Anwar

Defintion Nation
Hallo Penegrin,

Dein Satz ist doch wohl ironisch gemeint? Oder psotulierst Du ethnisch reine Staaten? „Eine Nation ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich über ihre gemeinsame Herkunft in einem gemeinsamen Irrtum befinden.“

Viele Grüße
Andreas

Hallo Penegrin,

Servus

Dein Satz ist doch wohl ironisch gemeint? Oder psotulierst Du
ethnisch reine Staaten? „Eine Nation ist eine Gemeinschaft von
Menschen, die sich über ihre gemeinsame Herkunft in einem
gemeinsamen Irrtum befinden.“

Dir ist schon aufgefallen, dass wir hier über Sprache reden, oder?

Viele Grüße
Andreas

Lg,
Penegrin

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Hallo,

Servus

Ganz so willkürlich, wie du es jetzt darstellst, ist es nicht.
Nur haben eben alle diese Namen eine Entwicklung hinter sich.

In Deutschland leben Deutsche, genau so, wie in Angelland die
Angeln lebten. In Frankreich lebten ebenso die Franken. Da
aber Angeln und Franken zwischenzeitlich nicht mehr die
Bevölkerungsmehrheit darstellen, musste ein neuer Name für die
Bewohner dieser Länder her.

Und wer soll jetzt in Frankreich die Mehrheit stellen? Bretonen? Burgunder?
Und es sollte dir eigentlich bekannt sein, dass die Bezeichnung ‚Deutsch‘ schon elange xistierte, bevor man von ‚Deutschland‘ redete

Ebenso ist dies bei den
Italienern, die eben nicht mehr das selbe Volk sind wie die
italischen Stämme.

Aber Spanien ist schon noch spanisch und Indien indisch, oder?

Da die Bewohner Österreichs eben nicht der Stamm der Öster
sind, kann man sie auch nicht so nennen.

Aber der Stamm der Kanadier, Australier oder Kolumbianer ist ja auch sehr bekannt :wink:

Sorry, aber deine Erklärung ist mir zu willkürlich und historisch absolut nicht nachvollziehbar.

Mit meinen Beispielen wollte ich auch nur zeigen, dass man heute mehr beachten muss als nur die Endung eines Wortes um die gesammte Wortfamilie zu verstehen

Gruß

Anwar

Lg,
Penegrin

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Hallo,

Sollte das ein Scherz sein? Ich glaube, du verwechselst
Antisemitismus mit Anglizismus. Nicht jeder Ismus bezeichnet
Lehnwörter aus anderen Sprachen

Nicht jeder, aber dieser:

http://de.wikipedia.org/wiki/Semitismus

Was müsste das Wort denn bedeuten?

Eben. Nichts. Da es eine falsche Ableitung ist.

Ah, alles klar. Du hast also „Antisemitismus“ aus „Anti-“ und „Semitismus“ abgeleitet. Okay, das ist kreativ. :wink:

Natürlich ist das nicht die korrekte Ableitung, wie gesagt. Daher

Ein Wort bedeutet genau das, als was es verwendet wird. Man
kann doch gar nicht sagen „es müsste eigentlich was ganz
anderes bedeuten“

Wenn ich also ein neues Wort schaffe, z.B. Anti-„Andre
Müllerismus“, dann kann das einfach nur eine Bezeichnung für
ein neuartiges Sitzmöbel sein? Wohl kaum.

Doch, wenn du bei IKEA arbeitest, ja. :wink:
Ernsthaft: Die Bedeutung von Wörtern wird immer durch die Verwendung bestimmt, und nicht durch die Etymologie (besonders nicht durch falsche Etymologie, wie deine Ableitung aus „Semitismus“). Wenn du also ein neues Wort erschaffst, und viele Leute es anwenden, es somit also ein Wort der deutschen Sprache wird (und nicht ein nur privat verwendeter Begriff), dann ist die Bedeutung des Wortes die, die von den Sprechern damit assoziiert wird. Die kann von der wortwörtlichen oder ursprünglichen Bedeutung abweichen.
Daher ist der Begriff „Antisemitismus“ nicht per se falsch, da er ja eine Bedeutung trägt, die mit Judenfeindlichkeit identisch oder – ich denke, da ist Spielraum für Interpretation – ähnlich ist.

speziell nicht in diesem Fall, da die
Ableitung völlig klar ist.

Klar, aber falsch.

Falsch war deine Analyse, denn „Antisemitismus“ ist keine Ableitung von „Semitismus“, sondern von „antisemitisch“. Guck:

semitisch [Volk] > antisemitisch [Volk] > Antisemitismus [Volk]
semitisch [Sprache] > Semitismus [Sprache]

Das sind zwei verschiedene Wege der Entlehnung. Weiteres (rein deutsches) Beispiel:
Gegenständlichkeit. Das leitet sich von Gegenstand ab. Es ist nicht dadurch ein „falsch abgeleitetes Wort“, nur weil es das Wort *Ständlichkeit nicht gibt.

Gruß,

  • André
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Hallo,

Servus

Eben. Nichts. Da es eine falsche Ableitung ist. Selbst wenn
man sich der Idee anschließt, dass „semitisch“ hier auf die
Völker umzudeuten sei, dann ist es immer noch falsch - denn
gemeint sind die Juden, nicht alle semitischen Völker.

Wieso soll die Ableitung falsch sein? Weil sie nicht mit deiner Meinung zusammenpasst? Jede Sprache ist doch voll von Begriffen, deren Bedeutung man nicht einfach aus der Etymologie herleiten kann.

Nimm mal das Wort merkwürdig. Bedeutet heute laut Wiki durch Abweichung des Üblichen auffallend. Früher bedeutete es aber auffallend, des Merkens würdig, was natürlich etymologisch durch die Wörter merken und würdig
ganz plausibel ist.

Ein Wort bedeutet genau das, als was es verwendet wird. Man
kann doch gar nicht sagen „es müsste eigentlich was ganz
anderes bedeuten“

Wenn ich also ein neues Wort schaffe, z.B. Anti-„Andre
Müllerismus“, dann kann das einfach nur eine Bezeichnung für
ein neuartiges Sitzmöbel sein? Wohl kaum.

Wenn die Menschen es so verwenden wollen…
Ein Ottomane ist auch ein Möbelstück und ein Pariser, Römer, Berliner, Hamburger oder Wiener bezeichnet auch mehr als nur einen Bewohner der jeweiligen Stadt.

Gruß

Anwar

Lg,
Penegrin

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