Das erreicht was wir uns 1989 erhofft haben?

Guten Tag,
dieses mal eine eher ungewöhnliche Anfrage an die Wer Weiss Was Comunity:
Anlässlich der aktuellen Mauerfallgedenktagen behandeln wir im Geschichtsunterricht (Gymnasiale Oberstufe in BW)das Thema „20 Jahre friedliche Revolution in der DDR“ und nun bin ich auf der Suche nach einem freundlichen Menschen aus dem Osten der Republik der mir helfen möchte eine Aufgabe aus einem Lernzirkel erfolgreich zu lösen.
In der Aufgabestellung werden wir dazu aufgefordert eine Person aus dem Osten Deutschlands die Frage zu stellen: ‚Haben wir heute das, was wir uns 1989/90 erhofft hatten?‘
Persönlich halte ich diese Frage für berechtigt und deshalb auch für sehr interessant; da ich leider niemanden aus den neuen Bundesländer persönlich kenne,möchte ich es auf diesem Weg probieren jemanden zu finden der bereit ist mir seine Meinung zu schreiben (die auch gerne Handschriftlich).

Schöne grüße aus dem Süden

Hallo,

In der Aufgabestellung werden wir dazu aufgefordert eine
Person aus dem Osten Deutschlands die Frage zu stellen: ‚Haben
wir heute das, was wir uns 1989/90 erhofft hatten?‘

Ist nicht zu beantworten, weil „wir“ nicht einheitliche Hoffnungen
und wünsche hatten.
Ansonsten kann man darüber auch ein Buch oder eine ganze Reihe von Büchern
schreiben und hat noch lange nicht alle Aspekte des Umbruchs und der
Einigung erläutert und bewertet.

Persönlich halte ich diese Frage für berechtigt und deshalb
auch für sehr interessant; da ich leider niemanden aus den
neuen Bundesländer persönlich kenne,möchte ich es auf diesem
Weg probieren jemanden zu finden der bereit ist mir seine
Meinung zu schreiben (die auch gerne Handschriftlich).

Persönlich kann ich sagen, dass ich durch die Einheit nix verloren,
aber viel gewonnen habe. Den Job, den ich jetzt haben und das Einkommen
hätte ich in der DDR nie gehabt. Ich war auch im besten Alter für den
Übergang in die Marktwirtschaft (noch jung und hervorragend ausgebildet).
Die Frage ist, ob ich unter DDR-Verhältnissen das so großartig bedauert
hätte? Keine Ahnung, dass es in der Wirtschaft bergab ging und ich als
Ing. mit den Unzulänglichkeiten der Planwirtschaft nichts vernüftiges
leisten konnte, ist klar. Das wäre in den Jahren sicher immer schlechter
geworden.
Andererseits habe ich nicht erwartet, dass plötzlich der Himmel voller
Geigen hängen wird und die „Landschaften über Nacht blühen werden“.

Fragst du andere Leute, die nach der Wende mit anfang 50 arbeitslos
geworden sind und danach nie mehr eine reale Chance hatten, sieht es
anders aus. Mancher Rentner hat auch die Sicherheit des Soz. vermisst,
lebt aber heute trotzdem besser, als er es sich es hätte vorstellen können.
Die Renten waren in der DDR gerade auch für Geringverdiener eher mies.
Gruß Uwi

Hallo

In der Aufgabestellung werden wir dazu aufgefordert eine
Person aus dem Osten Deutschlands die Frage zu stellen: ‚Haben
wir heute das, was wir uns 1989/90 erhofft hatten?‘

Auch ich meine das diese Frage nicht zu beantworten ist, weil es individuelle Hoffnungen waren.

Es gab jedoch zwei Strömungen bzw. Arten von Demonstrationen in dieser Zeit. Die einen, welche mit ihrer Flucht demonstrierten und die anderen die sich auf der Straße artikulierten. Die einen versuchten dem Staat zu entkommen und die anderen wollten ihn reformieren.

Wenn man es so betrachten möchte, dann haben sich die Hoffnungen der einen erfüllt und die der anderen wurden enttäuscht.

Gruß Parzival

Nein
HI,
bei der Frage kann und darf ich natürlich nicht zurückstehen. Ich meine wir haben nicht erreicht, was manche? viele? die Mehrheit? erhofft haben. Weil viele Vorstellungen utopisch bis unrealistisch waren. Manche wären vielleicht umsetzbar und wünschenswert gewesen, scheiterten aber an der festgefügten Struktur des „aufnehmenden“ Staates BRD. Und vieles unscharf erhoffte erfüllte sich auch. Viel wichtiger aber scheint, dass manches wegfiel, das wir vielleicht als selbstverständlich ansahen und erst im Nachhinein vermissten (bei mir: gescheite Bäcker und Fleischer(!)).
Insgesamt jedoch ist die Entwicklung zumindest für mich eine sehr gute geworden.
Wenn Du mehr wissen magst, schreib mir einfach ein Mehl.

pp

'Wer immer strebend sich bemüht…
…den können wir erlösen" (Goethe, Faust)
Will sagen:
Noch ist nicht aller Tage abend
Gruß,
Branden

Oder doch ja?
HI nochmal,
wenn ich nachdenke, waren unsere Forderungen im Sommer/Herbst 1989: Freie Wahlen (wohl erste Transparent-Forderung der Montagsdemo) und Regierungswechsel, Reisefreiheit (visafrei bis Hawaii), Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, „Neues Forum“ zulassen, Die Mauer muß weg (Ende Oktober nach dem Abtritt von Honecker), Demokratie, ab November wurde Vereinigung DDR und BRD zunehmend zum Thema.
Alle diese Fordeungen haben wir mittels Druck von der Straße ziemlich schnell durchgesetzt. Also: die Erwartungen von 1989 sind - vom Volk selbst - erkämpft und erfüllt worden.
Erst 1990, als die westl. Parteien die DDR als zukunftiges Wahlland entdeckten, wurden weitere Erwartungen teils geweckt, teils in die Aussagen hineininterpretiert (wie der Umtauschsatz DDR-Mark zu D-Mark), die dann nicht mehr erfüllbar waren.
Interssant vielleicht das Buch „DEMOntagebuch“ von Wolfgang Schneider (Gustav Kiepenheuer Leipzig & Weimar)

pp

Guten Tag,

So bis jetzt gab es ja schon viele sehr schöne Antworten, würde mich aber dennoch über noch mehr Eindrücke freuen!

Ich würde gerne diese Beiträge in meinem Projekt mit einbauen, falls jemand dagegen einen Einwand haben sollte, werde ich dessen Beitrag dann nicht benutzen.

Grüße