Guten Abend, Andreas,
ich komme mal wieder zu spät, aber ich habe die folgende Zusammenstellung zuerst etwas überarbeiten müssen, ehe sie forumsreif war.
s, ss, ß
Das Problem dieser Buchstaben ist ein zweifaches, wenn nicht noch mehrschichtigeres.
Einmal ist zu klären: Wann schreibt man „S“ und wann „SS“?
Ist dies geklärt, muss noch geklärt werden: Wann schreibt man statt „SS“ „ß“?
1. Gehen wir zum ersten Punkt.
Im Deutschen gibt es kurze und lange Silben, d. h. die Vokale der Silben werden entweder kurz oder lang gesprochen.
Man sagt: Saal oder Ball; Wahl oder Wall, Spaß oder Pass, das oder dass.
Durch die Rechtschreibreform ist eine großes Verwirrungsmoment weggefallen. Denn vorher wurde am Wortende und vor „T“ das „SS“ auch „ß“ geschrieben. Eine abstruse Regel, die wir der Faulheit der Setzer früherer Zeit verdanken, ebenso wie die absurde Regel, „ST“ nicht trennen zu dürfen.
Schon an der unterschiedlichen Schreibung sieht man, dass die deutschen Sprachregulierer sich bemühen, den Unterschied zwischen lang und kurz im Schriftbild zu verdeutlichen.
Ich bin sicher, man könnte dieses Regelwerk verbessern, vor allem vereinfachen könnte, aber im Moment sieht es so aus:
Elemente (Hier geht im Netz meine Formatierung verloren.)
Es gibt brauchbare Regeln, nach denen Sie erkennen, ob Sie einen Vokal lang oder kurz sprechen müssen. Dies sind die wichtigsten :
EIN VOKAL IST LANG Beispiele:
(1) wenn er doppelt steht Saal Meer Boot
(2) vor h Wahl mehr ihr Ohr Uhr
(hier sprechen wir das h nicht)
(3) vor e* Lied
(hier sprechen wir das e nicht)
* nur bei i
(4) wenn auf den Vokal ein fragen
einfacher Konsonant und dann reden
wieder ein Vokal folgt Rose
Süden
Ufer
(5) Der Vokal wird immer lang lang
gesprochen wie in der Grundform ** fahren => du fährst
fragen => du fragst
** bei den unregelmäßigen Verben
gibt es Ausnahmen: schwer => am schwersten
nehmen - du nimmst Hut => das Hütchen
EIN VOKAL IST KURZ
backen
Junge
Sache Flamme
waschen kennen
vor zwei und mehr Konsonanten * Schilling
anders Suppe
Birne Wetter
Körper
trinken
* siehe aber Nummer (5)
Das habe ich aus dem Lehrbuch: Sprachkurs Deutsch 3.
Halten wir also bis jetzt fest:
A
Wir schreiben „S“, wenn der Vokal der Silbe lang ist, wie bei:
Lies das Buch! Dies ist ein gutes Buch. Dieser böse Fiesling hat viel Kies.
B
Wir schreiben „SS“, wenn der Vokal der Silbe kurz ist, wie bei:
Ein Bissen Brot. Auf dem Kissen ist gut Küssen. Ein bisschen Sahne zu den Nüsschen.
C
Wie aber kommt es aber zu diesen Formen?
Sie ließen sich nicht die Füße begießen. Zu Fuß dauert diese Bußfahrt dreißig Tage; mit dem Bus geht es schneller. Ich grüße die süßen Füßchen der Ballerina.
2. Das ist der zweite Punkt, der zu klären ist.
Hier kommen das „stimmhafte und das scharfe S“ ins Spiel. Das folgende ist die Erklärung des Grammatik-Dudens. Daher die präzise Sprache!
s, ss, ß
Obwohl wir im Deutschen ein stimmhaftes /z/ und stimmloses /s/ haben, gibt es nur ein Graphem (s). Nun kann man die Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit in vielen Stellungen vorhersagen: Am Wortanfang ist das s stimmhaft (['za:gen] sagen, ['zenden] senden), ebenso nach I, m. n und r, z. B. (['hirze] Hirse).
Stimmlos ist es dagegen nach kurzem Vokal, z. B. (['fasen] fassen. ['vaser] Wasser, [hast] Hast). Nicht vorhersagen kann man es nach langem Vokal und Diphthong, z. B. stimmhaft: Hase, Vase, Wiese, Meise; aber stimmlos: aßen, Kloß, Ruß, reißen, Gruße.
In einigen Fällen wirkt die Opposition stimmhaft - stimmlos sogar bedeutungsunterscheidend, z. B. Geisel - Geißel, Muse - Muße, reisen - reißen. Das Problem verschärft sich noch dadurch, daß das stimmhafte Phonem /z/ im Auslaut stimmlos wird, so daß sich stimmhafte und stimmlose Formen eines Wortes gegenüberstehen, z. B. ['Ie:zen] lesen - [Ii:s] lies. ['moize)] Mäuse - [maus] Maus. (Man spricht hier von Auslautverhärtung.)
Die Schreibung der beiden Phoneme /z/ und /s/ ist daher sehr kompliziert. Von der Struktur läßt sie sich folgendermaßen erfassen:
- Das stimmhafte Phonem /z/ , das stimmhaft und stimmlos (Auslautverhärtung) realisiert werden kann, wird immer s geschrieben, z. B. sausen. Amsel, Hirse, Gänse/Gans, Hälse/Hals, Häuser/Haus, Wiesel; [ihr] reist, [du] liest.
- Das stimmlose /s/ wird als alleiniger Konsonant nach langem Vokal oder Diphthong ß geschrieben, sonst s; z. B. Spaß, fließen (aber: Hast, Haspel, Wurst, Gips).
- Gemäß den Regeln über die Bezeichnung der Vokalkürze wird s als alleiniger Konsonant nach kurzem Vokal verdoppelt zu ss: Masse, fassen, Wasser. gehässig. Flüsse. (Bei Hast, Haspel, Wurst folgen auf den kurzen Vokal mehrere Konsonanten, daher keine Verdoppelung!)
Die folgenden Schreibungen muß man sich merken, weil man nicht ermitteln kann, ob das stimmlose /s/ auf Auslautverhärtung zurückgeht und daher s geschrieben oder auf das Phonem /s/ und daher ß geschrieben wird: Eis(bein), Mies(muschel), gries (,grau’), Gries(gram), gleisnerisch, Grus (,Asche’), Reis, preis(geben), Vlies, Gros (,12 x 12’): Grieß(brei), schließlich.
Ich hoffe, das hilft mehr als es verwirrt.
Fritz