Das Esszett

Guten Abend,

ich will nicht lange um den warmen Brei herumreden:

Mein Problem ist, das ich den orthographischen Gebrauch von s und ß nicht ausseinanderhalten kann.
Dass ißt blöd, weil viele Geschäftßparner und sogar Freude lauthalß loßlachen, und dann werde ich unsicher.

Die Rechtschreibreform bietet wenig Hilfe, sie hat die Situation für mich eher verschlechtert als verbesssert.

Waß kann ich tun? - Bitte keine sschlauen Ratßchläge von wegen
„Vermeide doch einfach Wörter ohne die Zeichen!“

Hilfloß grüßst
Andreas

Hallo Andreas,
das ist wirklich gar nicht so schwer wie du denkst. Die Rechtschreibreform hat das übrigens erleichtert, wirklich. z.B. essen - e ist kurz, - küssen - ü ist kurz. Wo du dir den Unterschied merken bzw. die Rechtschreibung merken musst (u ist kurz -ss), ist bei Wörtern mit scharfem ß. Das ß steht aber nur nach langen Selbstlauten, nie nach kurzen ( neue Rechtschreibung). Was „das“ und „dass“ angeht - da hört man es umgangssprachlich schlecht: wenn du „das“ durch „welches“ ersetzen kannst, schreibst du es mit einfachem s.

Bei ist und isst , musst du schauen, ob es mit dem Essen zu tun hat, dann doppel ss. Das sind soviel mir einfällt, die beiden einzigen Problemfälle.

Viele Grüße

Moni

Hi!
Eigentlich sind die unterschiedlichen Laute s, ss und ß durch das Hören leicht auseinanderzuhalten. Wenn du allerdings kein Gehör dafür hast, ist es schwierig. Ich gebe dir dennoch den Tip, dir für jedes s ein Beispeilwort zu merken. Dann kannst du immer damit vergelichen und dann entscheiden, nach welchem s es sich am meisten anhört.
Um Überhaupt ein Gehör dafür zu bekommen kannst du ja mal das Wort Haus mit ss oder ß aussprechen, das hört sich witzig an!! Dann merkst du schon einen großen Unterschied.

Bezzi

Um Überhaupt ein Gehör dafür zu bekommen kannst du ja mal das
Wort Haus mit ss oder ß aussprechen, das hört sich witzig an!!
Dann merkst du schon einen großen Unterschied.

Bezzi

Hallo Bezzi-
Meinst Du wirklich, das ist nicht gleich dass ausgesprochen? Das ist ein Ding, dass das so ist!
Vielleicht fuer Euch Deutschen gibt Dein Satz ein Sinn, aber fuer mich kann ich nicht mit Haus /= Hauss /= Hausz anfangen.

verszweifelt,
Kim

Hallo Andreas,

ich hab zwei ganz andere Vorschlaege. Vielleicht helfen die dir aber:
eine Moeglichkeit waere, dich als Wahlschweizer zu outen und das ß einfach ganz zu vergessen und immer ss schreiben
oder
du besorgst dir ein englisches Keyboard und schreibst in Zukunft alle ß als ss und alle Umlaute (ae, oe, ue) - wie ich das meistens mache - zwar weiss ich wie man anhand ALT+Zahlen (ß = Alt225) die Dinger hinkriegt, und hab mir auch Macros in die Textverabeitung gebaut, aber die benutze ich nur, wenn es besonders gut sein soll oder es nicht eilig habe.
So long und wenn noch jemand grinst, dann grins einfach zurueck (lass dich einfach nicht aergern!)
Tschuess, Elke

Hi!

Mein Problem ist, das ich den orthographischen Gebrauch von s
und ß nicht ausseinanderhalten kann.

[…]

Waß kann ich tun? - Bitte keine sschlauen Ratßchläge von wegen
„Vermeide doch einfach Wörter ohne die Zeichen!“

Also mir ist das mal so beigebracht worden:

Unterscheidung von „s“ (stimmhaft) zu „ß“ (scharf oder auch stimmlos) kann durch Bildung von Plural oder gebeugten Formen erfolgen.

Bsp:
Haus?/Hauß?
Plural: Häuser (stimmhaft) oder Häußer (stimmlos)
die stimmhafte Pluralversion ist die korrekte, also „Haus“

Mas?/Maß? (z.B. das Liter-…)
Plural: Mase (stimmhaft) oder Maße (stimmlos)
die stimmlose Pluralversion ist die korrekte, also „Maß“

Wird durch Zusammensetzung zweier Wörter ein „s“ oder „ß“ erforderlich?

Mir ist kein Fall bekannt, wo ein „ß“ entsteht:
„Gebirge“ + „Jäger“ = „Gebirgsjäger“
„Boot“ + „Mann“ = „Bootsmann“
usw.

Soweit zur Unterscheidung „s“ zu „ß“.

Zum Wörtchen „das“ und „daß“ bei Nebensätzen. Läßt sich das Wort „das/daß“ durch „dieser/jener/welcher“ ersetzen, wird „das“ geschrieben, ansonsten „daß“.

Bsp:
Ich will, daß/das du nach Hause gehst.

Ersetze:
Ich will, dieser du nach Hause gehst. -> Blödsinn, also „daß“

Bsp:
Er sagte, das/daß sei sein letzter Urlaubstag.

Ersetze:
Er sagte, dieses sei sein letzter Urlaubstag. -> korrekt, also „das“

Zur neuen Rechtschreibung von „ß“ und „ss“:
Steht vor dem „ß“ ein kurzer Vokal, wird aus „ß“ ein „ss“. Bei einem langen Vokal bleibt das „ß“ erhalten.

Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter.

Grüße
Heinrich

Hi Kim,

aber fuer mich kann ich nicht mit Haus /= Hauss /= Hausz
anfangen.

versuch’s mal mit Mus, Fuß und Kuss, dann brauchst Du vielleicht nicht zu verzwiebeln!

Gruß Ralf

Hallo Bezzi,

Eigentlich sind die unterschiedlichen Laute s, ss und ß durch
das Hören leicht auseinanderzuhalten.

Das stimmt leider oft nicht.

Um Überhaupt ein Gehör dafür zu bekommen kannst du ja mal das
Wort Haus mit ss oder ß aussprechen, das hört sich witzig an!!

Aber genau das tut man! Das ist die sogenannte Auslautverhärtung: am Ende eines Wortes spricht man alle Konsonanten hart aus. Das Beispiel zeigt sehr schön, das Hören nicht geeignet ist, das Problem aus der Welt zu räumen.

Gruß Kubi

Glückwunsch!
Hallo Andreas,

ßehr schön gemacht. Du schaffßt eß doch immer wieder. Habe herzlich gelacht.

Grus Kubi

Hallo Andreas
lange nicht mehr da gewesen, die Antwort liegt wie immer da draußen in den Weiten des Internets:
http://www.stollwerck.de/de/produkte/eszet.html
*g*
Rainer

Guten Abend, Andreas,

ich komme mal wieder zu spät, aber ich habe die folgende Zusammenstellung zuerst etwas überarbeiten müssen, ehe sie forumsreif war.

s, ss, ß

Das Problem dieser Buchstaben ist ein zweifaches, wenn nicht noch mehrschichtigeres.

Einmal ist zu klären: Wann schreibt man „S“ und wann „SS“?
Ist dies geklärt, muss noch geklärt werden: Wann schreibt man statt „SS“ „ß“?

1. Gehen wir zum ersten Punkt.
Im Deutschen gibt es kurze und lange Silben, d. h. die Vokale der Silben werden entweder kurz oder lang gesprochen.
Man sagt: Saal oder Ball; Wahl oder Wall, Spaß oder Pass, das oder dass.

Durch die Rechtschreibreform ist eine großes Verwirrungsmoment weggefallen. Denn vorher wurde am Wortende und vor „T“ das „SS“ auch „ß“ geschrieben. Eine abstruse Regel, die wir der Faulheit der Setzer früherer Zeit verdanken, ebenso wie die absurde Regel, „ST“ nicht trennen zu dürfen.

Schon an der unterschiedlichen Schreibung sieht man, dass die deutschen Sprachregulierer sich bemühen, den Unterschied zwischen lang und kurz im Schriftbild zu verdeutlichen.

Ich bin sicher, man könnte dieses Regelwerk verbessern, vor allem vereinfachen könnte, aber im Moment sieht es so aus:

Elemente (Hier geht im Netz meine Formatierung verloren.)

Es gibt brauchbare Regeln, nach denen Sie erkennen, ob Sie einen Vokal lang oder kurz sprechen müssen. Dies sind die wichtigsten :

EIN VOKAL IST LANG Beispiele:
(1) wenn er doppelt steht Saal Meer Boot
(2) vor h Wahl mehr ihr Ohr Uhr
(hier sprechen wir das h nicht)
(3) vor e* Lied
(hier sprechen wir das e nicht)
* nur bei i
(4) wenn auf den Vokal ein fragen
einfacher Konsonant und dann reden
wieder ein Vokal folgt Rose
Süden
Ufer
(5) Der Vokal wird immer lang lang
gesprochen wie in der Grundform ** fahren => du fährst
fragen => du fragst
** bei den unregelmäßigen Verben
gibt es Ausnahmen: schwer => am schwersten
nehmen - du nimmst Hut => das Hütchen

EIN VOKAL IST KURZ
backen
Junge
Sache Flamme
waschen kennen
vor zwei und mehr Konsonanten * Schilling
anders Suppe
Birne Wetter
Körper
trinken
* siehe aber Nummer (5)

Das habe ich aus dem Lehrbuch: Sprachkurs Deutsch 3.
Halten wir also bis jetzt fest:

A
Wir schreiben „S“, wenn der Vokal der Silbe lang ist, wie bei:
Lies das Buch! Dies ist ein gutes Buch. Dieser böse Fiesling hat viel Kies.

B
Wir schreiben „SS“, wenn der Vokal der Silbe kurz ist, wie bei:
Ein Bissen Brot. Auf dem Kissen ist gut Küssen. Ein bisschen Sahne zu den Nüsschen.

C
Wie aber kommt es aber zu diesen Formen?

Sie ließen sich nicht die Füße begießen. Zu Fuß dauert diese Bußfahrt dreißig Tage; mit dem Bus geht es schneller. Ich grüße die süßen Füßchen der Ballerina.

2. Das ist der zweite Punkt, der zu klären ist.

Hier kommen das „stimmhafte und das scharfe S“ ins Spiel. Das folgende ist die Erklärung des Grammatik-Dudens. Daher die präzise Sprache!

s, ss, ß
Obwohl wir im Deutschen ein stimmhaftes /z/ und stimmloses /s/ haben, gibt es nur ein Graphem (s). Nun kann man die Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit in vielen Stellungen vorhersagen: Am Wortanfang ist das s stimmhaft (['za:gen] sagen, ['zenden] senden), ebenso nach I, m. n und r, z. B. (['hirze] Hirse).
Stimmlos ist es dagegen nach kurzem Vokal, z. B. (['fasen] fassen. ['vaser] Wasser, [hast] Hast). Nicht vorhersagen kann man es nach langem Vokal und Diphthong, z. B. stimmhaft: Hase, Vase, Wiese, Meise; aber stimmlos: aßen, Kloß, Ruß, reißen, Gruße.
In einigen Fällen wirkt die Opposition stimmhaft - stimmlos sogar bedeutungsunterscheidend, z. B. Geisel - Geißel, Muse - Muße, reisen - reißen. Das Problem verschärft sich noch dadurch, daß das stimmhafte Phonem /z/ im Auslaut stimmlos wird, so daß sich stimmhafte und stimmlose Formen eines Wortes gegenüberstehen, z. B. ['Ie:zen] lesen - [Ii:s] lies. ['moize)] Mäuse - [maus] Maus. (Man spricht hier von Auslautverhärtung.)
Die Schreibung der beiden Phoneme /z/ und /s/ ist daher sehr kompliziert. Von der Struktur läßt sie sich folgendermaßen erfassen:

  1. Das stimmhafte Phonem /z/ , das stimmhaft und stimmlos (Auslautverhärtung) realisiert werden kann, wird immer s geschrieben, z. B. sausen. Amsel, Hirse, Gänse/Gans, Hälse/Hals, Häuser/Haus, Wiesel; [ihr] reist, [du] liest.
  2. Das stimmlose /s/ wird als alleiniger Konsonant nach langem Vokal oder Diphthong ß geschrieben, sonst s; z. B. Spaß, fließen (aber: Hast, Haspel, Wurst, Gips).
  3. Gemäß den Regeln über die Bezeichnung der Vokalkürze wird s als alleiniger Konsonant nach kurzem Vokal verdoppelt zu ss: Masse, fassen, Wasser. gehässig. Flüsse. (Bei Hast, Haspel, Wurst folgen auf den kurzen Vokal mehrere Konsonanten, daher keine Verdoppelung!)
    Die folgenden Schreibungen muß man sich merken, weil man nicht ermitteln kann, ob das stimmlose /s/ auf Auslautverhärtung zurückgeht und daher s geschrieben oder auf das Phonem /s/ und daher ß geschrieben wird: Eis(bein), Mies(muschel), gries (,grau’), Gries(gram), gleisnerisch, Grus (,Asche’), Reis, preis(geben), Vlies, Gros (,12 x 12’): Grieß(brei), schließlich.

Ich hoffe, das hilft mehr als es verwirrt.
Fritz

Klasse gemacht, aber das ist der Andreas, klingelt es jetzt?
*wink*
Rainer

He, Rainer
Hallo Rainer
Was ich aber bemerke, ist, dass unser allseits beliebter Andreas (und das meine ich durchaus ernst!) es immer wieder schafft, mit seinen - oberflächlich betrachtet - albernen Nonsens-Fragen Sinnvolles, Lehrreiches herauszukitzeln. Also können seine Fragen wohl doch nicht ganz so albern und nonsensig sein :smile: Allein dafür gebührt ihm Dank.
Dank gebührt natürlich auch - wie immer - unserem lieben Fritz, der sich wirklich viel Mühe gibt uns nicht nur gutes Deutsch bei-, sondern auch die vermaledeite Rechtschreibreform näher zu bringen!
Dank also beiden!
Fruß Eckard.

Wer oder was ist der Andreas?
Habe ich da in meiner endlosen Arglosigkeit wieder einmal etwas verpasst, übersehen und nicht mitgekriegt.

Habe ich Schweine in die Rosen gejagt?

Das Material zu meiner Antwort lag vor, ich musste es einrichten, damit es besser lesbar wird.

Auf meiner Festplatte habe ich jetzt ein feines Regelblatt, jetzt noch ein paar Übungen dazu und eine Unterrichtssequenz ist fertig.

Wenn ich dies einem Clown verdanke …, na dann Dank an den Clown.

Aber erzähl mir mehr!

Fritz

Hey, danke Fritz,

zwar zerbrech ich mir bei solchen Sachen nicht immer den Kopf, ob nun ss oder ß, ich nehm eben das was schöner aussieht. Und bei manchen Sachen muß ich das sogar machen, in meinem letzten Kalligraphiekurs gings auch um die „eszet“-Form und allgemein s-Formen in den gebrochenen Schriften, also das was man so als „gotisch“ bezeichnet. Und da hat auch eine Kursteilnehmerin am zweiten Tag so eine „eszet“-Vollmilchtafel mitgebracht, das Leben ist immer wieder überraschend.

gerhard
(ganz ohne s oder ß oder ph oder f im Namen)

Lieber Ralf,

danke fuer Deinen Tip (Warum nicht Tipp?). Leider bringt er mich nicht weiter: fuer mich lauten Mus und Fusz gleich und Kuss hat ein total anderen Laut. Aber bei „a“ gibt es nur eine Art Lautes.

Kim

Hi Kim,

(Warum nicht Tipp?)

vor kurzem habe ich ein Plakat gesehen „Tipps für Trips“, es ging glaube ich um Reisen nach England. Wenn ich nicht irre, kommen sowohl Tip als auch trip aus dem Englischen.

fuer mich lauten Mus und Fusz gleich

Mus nicht von müssen, sondern mit langem U wie Apfelmus. Deutlich stimmhaft wirds beim Eigenschaftswort „musig“ (breiig). Außerdem fällt mir gerade auf, dass ich kein Wort kenne, das mit „aß“ endet. Halt, doch eins: Schnellfraß, das ist Fast food vom Schachtelwirt. Hier ein Tripel dazu: Glas, Fraß, Hass.

Nicht verzagen!
Gruß Ralf

Hallo ihr beiden!

(Warum nicht Tipp?)

vor kurzem habe ich ein Plakat gesehen „Tipps für Trips“, es
ging glaube ich um Reisen nach England. Wenn ich nicht irre,
kommen sowohl Tip als auch trip aus dem Englischen.

Richtig. Allerdings ist ein „Tipp“ im Gebrauch wesentlich gängiger und daher längst eingedeutscht, wohingegen ein „Trip“ noch relativ neu ist. Ich empfinde das zumindest noch nicht als deutsch…

fuer mich lauten Mus und Fusz gleich

Ich denke, das hängt vom Sprecher ab und ist regional verschieden. Ich halbes Nordlicht spreche beides wirklich gleich.

Deutlich stimmhaft wirds beim Eigenschaftswort „musig“
(breiig).

… das ich auch eher „muußich“ ausspreche (im Gegensatz zur küssenden „Muse“). Mir würde das nicht weiterhelfen.

An dieser Stelle muss ich mir leider immer klar machen, dass die deutsche Sprache eher eine Ausgleichssprache ist - und auch die Schriftsprache nur versucht, möglichst nah an so etwas wie einer allgemeinen Aussprache dran zu bleiben. Das macht sie gar nicht so schlecht, aber Zweifelsfälle wird es in dem riesigen und uneinheitlichen Sprachraum immer geben (müssen).

Lieben Gruß,
Stefan

Hallo Kubi,

habe in der Zwischenzeit soviel gelernt, daß ich mir zutraue, Dich zu korrigieren:

Es muß heißen:

" S ehr schön gemacht. Du schaff s t e s doch immer wieder… Gru ß Kubi"

Es macht mir einen Riesenspaß, das Gelernte sofort anzuwenden.

Fielen Dank auch an alle Orthografiefachleute, die mir so erfolgeich geholfen haben.

Gruß,
Andreas

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Kubi!

Das sehe ich nicht so. Ich höre sehr wohl einen Unterschied, wenn ich spreche Schoß (hinten lang und langsam) oder Schoss (hinten kurz und schnell)!!!