Hallo,
da ja schon vieles beantwortet wurde, fasse ich mich etwas kürzer.
Der Soffin kann weiterhin für Anleihen eines Kreditinstitutes
bürgen, d.h. für die Käufer der Anleihen wird das Risiko
Kreditinstitut zum Risiko Bundesrepublik Deutschland. Damit
kann sich das Kreditinstitut deutlich besser und günstiger
Geld am Kapitalmarkt besorgen.
Das verstehe ich leider nicht. Was sind überhaupt Anleihen?
Und wo besorgt sich denn eine Bank Geld am Kapitalmarkt? Was
ist hier überhaupt mit Kapitalmarkt gemeint? Eine Bank
verleiht doch Geld.
da mein Vorredner sich an einer Stelle vertippt hat (und nicht schrieb, wo sich stehen sollte), will es sicherheitshalber noch kurz erklären, auch wenn es dann teilweise doppelt ist:
Um es verleihen zu können, braucht ein Kreditinstitut Geld. Einen Teil davon bekommt es von der Zentralbank, einen Teil von den Anlegern (also Sparer; denjenigen die dort Guthaben unterhalten) und einen Teil vom Kapitalmarkt. Während die Sparkassen vor allem von den Kundeneinlagen leben, benötigen die großen Banken viel Geld von der EZB und vom Kapitalmarkt.
Was Anleihen sind, wurde ja schon erklärt. Nicht nur Banken geben Anleihen heraus, sondern auch der Bund (und andere in- und ausländische Gebietskörperschaften, also Länder, Bundesstaaten usw.) und Industrieunternehmen. Der Käufer trägt das Risiko, daß der Emittent bei Fälligkeit nicht zahlen kann. Durch die Bürgschaft des Soffin wird das Risiko XY-Bank zum Risiko Bund und damit deutlich niedriger. Deswegen bekommt die Bank das Geld dann vom Markt (also andere Banken, Versicherungen, Pensionsfonds - aber auch Privatanleger) billiger.
Oder geht es darum, dass Geld von der
Bundesbank zur Verfügung gestellt wird? (Ich hatte dazu mal
einen Artikel von dir gelesen, der erklärt hat, wie Banken
durch die Bundesbank an zinsgünstige Kredite kommen, aber ich
komme gerade nicht auf das Fachwort.
Wertpapierpensionsgeschäfte? Nein, um die geht es nicht. Dabei verkaufen die Banken rechtlich Wertpapiere, die sie im Bestand haben, an die EZB und bekommen dafür eine Gutschrift auf ihr Konto bei der EZB. Wirtschaftlich betrachtet handelt es sich dabei um einen besicherten Kredit der EZB an die Kreditinstitute. Das ist neben den Anleihen eine der oben erwähnten Finanzierungsmöglichkeiten der Kreditinstitute.
Warum wird dann das Geld, dass nun offensichtlich für
Bonuszahlungen verwendet wird, nicht dazu benutzt, um diese
wertlosen Papiere auszugleichen?
Ich hoffe, das ist nun klarer. Mit Geld (also Liquidität)
könnte man im Zusammenhang der Papiere nichts erreichen.
Ja, ich denke schon. Die Banken sind ja im Großen und Ganzen
wieder liquide, da der Wertverlust schon bilanziert, oder noch
nicht eingetreten ist. Richtig?
Ja und nein. Ich male mal eben die Bilanz einer typischen Landesbank auf:
Vor Ausbruch der Krise:
Aktivseite Passivseite
Wertpapiere 1500 Eigenkapital 200
Kredite an Kunden 400 Spareinlagen 300
Barreserve 100 Refinanzierung Kapitalmarkt 1500
Nach Ausbruch der Finanzkrise und vor Hilfen des Bundes/der Gesellschafter:
Aktivseite Passivseite
Wertpapiere 1000 Eigenkapital -300
Kredite an Kunden 400 Spareinlagen 300
Barreserve 50 Refinanzierung Kapitalmarkt 750
(Finanzierungslücke 700)
Die Wertminderung bei den Wertpapieren hat das Eigenkapital aufgezehrt und einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag erzeugt. Der Kapitalmarkt hat aufgrund der bekannten Verluste alle kurzfristigen Mittel abgezogen. Die entstandende Lücke mußte zur Vermeidung einer Pleite geschlossen werden.
Da die Liquidität noch knapp ausreichend war, hat die Bafin die Bude noch nicht direkt zugemacht. Durch die Wertminderung bei den Wertpapieren und den damit verbundenen Verlust des Eigenkapitals drohte zum Bilanzstichtag 31.12. allerdings die Pleite, so daß man da in aller schnelle was zusammenstrickte.
Aktivseite Passivseite
Wertpapiere 1000 Eigenkapital 500
Kredite an Kunden 400 Spareinlagen 300
Barreserve 400 Refinanzierung Kapitalmarkt 1000
Der Bund hat also das Eigenkapital erhöht und mit den Bürgschaften dafür gesorgt, daß sich die Bank wieder am Kapitalmarkt versorgen konnte.
Das ist natürlich jetzt alles etwas vereinfacht dargestellt, aber vom Prinzip her paßt es.
Dass die Kunden bei erhöhter Renditeerwartung auch gerne mal
das erhöhte Risiko übersehen, ist ja klar. Wobei ich
allerdings sagen muss, dass mindestens die Hälfte der
Zertifikate (oder Papiere, was ist denn da der Oberbegriff?),
die nun in Verruf geraten sind, für den normalsterblichen
Anleger nicht mal im Ansatz zu verstehen sind.
Oberbegriff Wertpapiere (kurzfassung: Papiere), Unterbegriff strukturierte Anleihe bzw. Zertifikat
Aber Du hast wohl recht: die kann man eigentlich teilweise kaum verstehen, aber wenn ein Kunde so etwas will… Problematisch wird es erst, wenn dem Kunden etwas verkauft wird, das gar nicht zu ihm paßt (bspw. von den Anlagezielen her, also z.B. der gewünschten Risikoklasse) oder die Verkäufer selbst nicht verstanden haben.
Nochmal vielen Dank dafür, dass du dir soviel Mühe damit
machst.
Aber gern doch 
Grüße
Christian