Hallo,
Die Risiken entstehen aus den Produkten, die man selber auf
den Büchern hat und nicht aus dem, was man verkauft.
Der Staat bürgt doch mit seinem Geld für die Dinge, die du
mit der Umschreibung oben meinst, nicht? In der Presse heißt
das dann „Ausfälle“ oder „Schrottpapiere“, aber das sind doch
Dinge, die in den Büchern der Bank stehen, und die nun sehr
(oder komplett) an Wert verloren haben. Und das bringt die
Bank in Zahlungsschwierigkeiten.
da muß ich ein bißchen ausholen. Wenn zum Bilanzstichtag absehbar ist, daß die Wertpapiere, die man im Bestand hat, nicht mehr den Wert haben, zu dem sie bilanziert wurden, muß der Wert korrigiert werden. Dies führt dazu, daß das Eigenkapital schrumpft. Wird das Eigenkapital zu gering, kommt die Bank in Schwierigkeiten - u.a. weil der Gesetzgeber eine bestimmte Höhe für das Eigenkapital vorsieht.
Der Soffin (Sonderfonds Finanzmarktstabilität) als Instrument des Bundes hat u.a. die Möglichkeit, Kreditinstituten Eigenkapital im Rahmen einer Kapitalerhöhung zur Verfügung zu stellen. Das ist bei der Commerzbank in Höhe von 18,2 Mrd. Euro passiert. Der Commerzbank sind also 18,2 Mrd. Euro überwiesen worden; gleichzeitig hat sich das Eigenkapital der Bank um den gleichen Betrag erhöht.
Der Soffin kann weiterhin für Anleihen eines Kreditinstitutes bürgen, d.h. für die Käufer der Anleihen wird das Risiko Kreditinstitut zum Risiko Bundesrepublik Deutschland. Damit kann sich das Kreditinstitut deutlich besser und günstiger Geld am Kapitalmarkt besorgen. Der Commerzbank hat der Soffin einen Bürgschaftsrahmen von 5 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt (was davon genutzt wurde, weiß ich aus dem Kopf nicht).
Der Soffin stellt also entweder frisches Eigenkapital und damit auch Liquidität zur Verfügung oder aber bürgt für Anleihen, die Bank selbst am Markt plaziert.
Für die Schrottpapiere bürgt der Bund also nicht. Das Risiko aus Wertverluste aus diesen Papieren (sofern sie nicht schon komplett abgeschrieben/wertberichtigt wurden) bleibt also bei der Bank.
Warum wird dann das Geld, dass nun offensichtlich für
Bonuszahlungen verwendet wird, nicht dazu benutzt, um diese
wertlosen Papiere auszugleichen?
Ich hoffe, das ist nun klarer. Mit Geld (also Liquidität) könnte man im Zusammenhang der Papiere nichts erreichen.
Ich frage mich halt, ob das überhaupt geht. Das wertlose
Papier bleibt ja „in den Büchern“, nur hat die Bank dann evtl.
höhere Reserven? Oder vielleicht könnte die Bank sich ja auch
„rauskaufen“, sprich das wertlose Papier aus den Büchern
streichen, und den Verlust eben selbst ausgleichen?
Eine eigenkapitalmindernde Wertberichtigung/Abschreibung ist ja schon erfolgt, d.h. der Buchwert sollte dem aktuellen Marktwert entsprechen.
Ich versuche es mal mit einem Beispiel. Du hast 1000 Euro und kaufst davon eine Aktie. Du hast also im Moment kein Geld mehr, dafür aber besagte Aktie. Nun fällt der Kurs der Aktie um 50%. Wenn Dir nun zum Ausgleich jemand 500 Euro schenkt, ändert das nichts an dem Wert, den die Aktie hat. Wohl aber hast Du nun das Geld, Dir etwas zu essen zu kaufen und Deine Miete zu bezahlen (entspricht den Bonuszahlungen), ohne die Aktie mit Verlust verkaufen zu müssen.
finanzwirtschaftlich halbgebildete Leute wie mich, macht es im
ersten Moment tatsächlich auch den Eindruck, dass „aus der
Krise nichts gelernt wurde“. Zumal wenn nun wirklich wieder
diese risikobehafteten Papiere gehandelt werden.
Die Papiere, die der große Vorredner genannt hat, haben ja nichts mit den Papieren zu tun, die die Probleme verursacht haben. Die Zertifikate, die weiter oben erwähnt wurde, sind Produkte, die für die Kunden der Bank konstruiert wurden. Über deren Sinn und Zweck kann man streiten, aber sie werden nun einmal von den Kunden gekauft. Damit geht aber auch das Risiko auf den Kunden über.
Um auch hier wieder ein Beispiel zu bringen: Du versprichst Deinem Nachbarn einen Sommer lang den Rasen zu mähen, wenn er Dir 100 Euro zahlt und am 4. Mai um 16:30 die Sonne scheint. der Witz liegt nun darin, daß Du schon einen doofen gefunden hast, der - falls die Sonne denn nun scheint - die Rasenmäherarbeiten für 80 Euro erledigt. Du hast also kein Risiko und gleichzeitig 20 Euro verdient.
Bei den Papieren, die andere Banken in Schwierigkeiten brachten (bei der Commerzbank waren es im wesentlichen die Risiken der gekauften Dresdner Bank, die den Einstieg des Staates erforderlich machten), handelt es sich um abenteuerliche Konstruktionen, mit denen im wesentlichen schlechte Immobilienkredite von US-Hypothekenvermittlern an Investoren weiterverkauft wurden - u.a. eben auch an deutsche Banken (entspricht im o.g. Beispiel Deiner Aktie).
Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn sich Menschen wundern, wenn Kreditinstitute, die vom Staat gestützt wurden, ihren Mitarbeitern (quasi aus Steuergeldern) einen Bonus zahlen.
Nur wird eben oft verkannt, daß diejenigen, die den Mist veranstaltet haben, in der absoluten Minderheit waren. Die überwiegende Mehrheit der Bankangestellten macht und machte ganz normal ihre Arbeit ohne Schaden anzurichten. Das Gezeter, das in den Medien in dem Zusammenhang zu lesen ist, erinnert mich daher immer ein bißchen an Sippenhaft.
Gruß
Christian
P.S.
Ich hoffe, nun ist alles ein wenig klarer. Wenn nicht, einfach nochmal nachfragen.