Hi Jürgen
Ich habe deinen Artikel mit einen gewissen Befremden gelesen.
Wenn ich das so richtig zusammensetzte, plädierst Du dafür,
das diejenigen, die Neonazis (bzw das, was sie dafür halten)
straflos wg Notwehr töten oder verletzen können.
Antoine de Saint Exupery: „Jedes Jahr bringt Barden hervor, die den Krieg für unmöglich erklären, denn keiner wünscht zu leiden.“
HALLO Mike,
ich bin zur Zeit im militärischen Bereich unserer Vernetzung tätig; nicht auf diesem Brett: das mache icgh mehr wie Schach spielen und um Meinungen kennenzulernen, die mir, wenn ich weniger Zeit habe, fremd bleiben. Aber auch wenn ich in einem anderen Bereich bin, die Justiz ist es gewiß nie. Wäre sie es, wäre ich Verteidiger, und gewiß nur für politisch Linke. Ich plädiere gar nicht. Ich werde an schlechten Tagen mit mehr oder weniger schlechten Taten konfrontiert, auch von Linken, und da urteile, richte ich nicht, das machen andere.
Fragen: weißt du, daß antifa-Leute von Polizisten geschlagen werden? - Weißt du, daß Neonazis das nicht passiert? - Weißt du, daß in den letzten zehn Jahren mehr als 100 Ausländer, Obdachlose, Zecken, Punker, Schwule usw. von Nazis in Deutschland getötet wurden? Wieviel Nazis wurden getötet? - Ich weiß nur von einem. Und da war es die Notwehr eines 15jährigen. Fakten zu diesem Fall findest du mit einer Suchmaschine und den 2 Worten „antifa bernsdorf“.
In meinem Kreis wird der
Feststellung, daß Aktion gegen Neonazis immer Notwehr :ist, nicht widersprochen.
Verbal widersprechen wir nicht. Wenn es mal sein muß, dann mit Taten. Beispiel: Kurz nachdem das Haus in Mölln brannte, wo Frauen und Kinder (? - weiß nicht genau und hab jetzt keinen Bock aufs Archiv) verbrannten, haben wir zu zweit eingegriffen als in der S-Bahn von Stuttgart nach Schorndorf ein Skin durch Ausländer, es waren 5 Griechen, schon blutete. Der Eingriff war unproblematisch, weil ich einenm gleichen Arbeitsbereich, Gastronomie, kannte. Mein Freund hat dem Skin sein „Ich bin stolz ein deutscher zu sein abgerissen“ und gesagt: "Sei woanders stolz, hier im Rems-Murr-Kreis nicht
Ich nehme mal an, das dieser Kreis ziemlich weit links
steht…
???Aktionen gegen Neonazis sind immer und unter allen
Umständen Notwehr??? Wenn also ein Neonazi erschlagen wird,
dann ist dies immer straffrei? Auch wenn eine andere Abhilfe
möglich gewesen wäre…???
Was möglich gewesen wäre? - Die Vergangenheit können nur Historiker ändern!
Ich glaube nicht, das ich mich in deinem Kreis wohlfühlen
würde.
Dazu morgen oder übermorgen was.
Wer Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe,
Geburtseigenschaft (Jude), sozialen Stellung (obdachlos) oder
äußeren Erscheinung (Punk) tötet oder dies bejaht, wer Schwule
ausrotten will, Vietnamesen angreift, darf sich ja wohl nicht
wundern, wenn der so angemachte Personenkreis sich wehrt.
Wehren ist Ok, aber es muß sich im Rahmen des geltenden Rechts
aufhalten. Wer hier Feuer mit Feuer bekämpft, treibt den
Teufel mit dem Beelzebub aus…
Das geltende Recht ist rechts bis rechtsradikal. Viel Richter, Staatsanwälte, Gerichtsgutachter, Gefängnispsychologen, Polizisten stehen sehr weit rechts.
Wenn ein Feuer nicht mehr anders zu bekämpfen ist, macht man ein Gegenfeuer.
Nietzsche: „Wer den Feind bekämpft, wird ihm ähnlich.“
Das ist so. Sinngemäßes Zitat, weiß jetzt nicht von wem: „Von einem Linken weiß man, daß es Dinge gibt, die er nicht tut.“ - Hab jetzt keinen Bock groß nachzudenken, sag mal schnell: vergewaltigen, foltern, einen schon besiegten Gegner schlagen, wer das tut, steht nicht links. Und. Die Gegner eines Linken sind oben oder vis-a-vis, aber nie unter ihm.
Wer erklärtermaßen als Neonazi rumpöbelt, muß
sich auch an den Taten seiner Vorgänger messen lassen und kann
nie von Überreaktion reden. Anders gesagt: jeder Nazi war oder
ist ein potentieller Mörder. Laut seiner Philosophie und laut
seinem Parteiprogramm.
Hm man darf also potenzielle Mörder töten oder verletzen und
bleibt dabei straffrei… so nach dem Motto "er hätte ja
irgendwann mal einen umbringen können.
Du argumentierst, als würden Linke, genauer: Autonome, angreifen. Wir verteidigen. Wenn es sein muß auch mit einem Gegenangriff. „National befreite Zonen“ darf es, auf Dauer, nicht geben.
Irgendwie ist diese Argumentation Totalitär. Man spricht
jemandem die Menschlichkeit ab, aufgrund seiner inneren
Haltung, seiner Kleidung, einfach deswegen, weil er ist, was
er ist.
Auch Autonome, Anarchisten sind im militärischen Bereich - nach außen - undemokratisch. Denn Krieg ist Krieg. Viel „rechte“ Skinheads haben eine Söldner-Mentalität. Ich war und bin auch Dealer (so, wie es im Englisch-Wörterbuch steht) Und hab schon mal, als ich noch mit Haschisch dealte (1980 bis 84), einen wildgewordenen „Großdealer“, der bei einem meiner Freunde mit körperlicher Gewalt Geld eintreiben wollte, bodyguards abgeworben, indem ich das Doppelte zahlte. Das war in Nürnberg. Zwei waren Skinheads und konnten viel Skins für sich mobilisieren.
Die waren zum Teil sehr sehr rechts. Aber auch unwissend und oberflächlich rechts (Prolos). - Das soll heißen, in Konfliktsituationen mit körperlicher Gewalt ist doch nicht wichtig wie jemand aussieht, was er anhat, was er denkt und sagt, wichtig ist da doch nur was er tut. - Wenn dich das Thema echt interessiert, kannst du ja mal auf ASSOZIATIOS-BLASTER.de drücken und lesen was du unter den Stichworten „Punker“-„Skinheads“ siehst. - Wenn ich einen Menschen nach seiner Uniform einordnen würe, wäre ich ja total blöd. Von wem bekommen wir Infos aus der ganze rechten Szene ??? - Ganz gewiß nicht von denen, die als Punks oder Zecken rumlaufen.
Ich halte dies für SEHR gefährlich. Denn es ist die gleich
Argumentation, die die Rechtsradikalen zur Rechfertigung ihrer
Übergriffe auf Ausländer und Andersdenkende hernehmen.
Der Sinn deiner neuen Postings erschliest sich mir übrigens
nicht…
Und der Zusammenhang mit Aussenpolitik erschliest sich mir
auch nicht. deine „Geschichten aus der Kommune“ (ein Witz,
bitte lächeln) sind zwar ganz nett, aber alles ausserhalb
dieses Kreises als „Ausland“ zu bezeichnen ist doch nicht ganz
mit der allgemeinen Definition zu vereinbaren.
Eine Hausdurchsuchung oder was ähnliches war bei uns noch nie wegen Waffen und/oder politisch motiviert. Die Polizei weiß, daß wir an den Orten, die sie kennen, nichts zu verbergen haben. Daß sie in manchen WGs, zuletzt z.B. in Leipzig, wegen Haschisch/Marihuana kamen, hat mit mir keinen Zusammenhang. Die Zimmer anderer Leute sind nicht mein Gebiet. Was sie tun oder nicht tun, kann und will ich ihnen nicht vorschreiben. Wo auch die Zimmer anderer Leute meine Gebiete sind, ist das zusammen-leben und gemeinsam machen nicht so neu und kurz wie anderswo. -
Wenn wir eine autonome Zone als Enklave betrachten und auch den Eingriff der übergeordneten Macht Staat als imperiale Invasion ansehen, kannst du darüber lächeln, lachen usw. - für uns hat "Achtung! Sie verlassen … " auch die Bedeutung: Stop! Überleg, wie du aussiehst, was du in den Taschen hast, wie die Leute außerhalb dieses Hauses oder dieser WG drauf sind, usw.
„Allgemeinen Definitonen“ sind okay, wenn ich mit ihnen was anfangen kann, grundsätzlich bin ich autonom, und das heißt laut Knaurs Wörterbuch „unabhängig, nach eigenen Gesetzen lebend“. Die repräsentative Demokratie stützt sich auf das Faustrecht der Mehrheit (des Geldes, der Wähler, der - technisch - besseren weil teueren Waffen), und nicht auf mehr Intelligenz, auch nicht auf die bessere Weltanschauung. Schröder ist eine Null, die Stammtischgeschwätz nachplappert, weil sie wieder gewählt werden will. Kohl war eine ekelige Kleinbürgerfigur, nicht nur mit allen Unarten dieser Klasse (Egozentrismus, Rüpelhafte Einzelkämpfer- und Ellenbogen-Mentalität, plumpes Auftrumpfen und Übertrumpfen, arrogantester ich-bin-der-herr-Habitus), diese Unarten waren auch durch seinen Erfolg übermäßig vergrößert. Kohl war und ist das Klischee Spießer, wie es durch Soziologen beschrieben wird. Ihn zähneknirschend 16 Jahre lang ertragen müssen, war reinstes erdulden (das Fremdwort dafür heißt „tolerieren“). Toleranz als reiner Masochismus gefällt mir nicht, verdirbt den eigenen Charakter. Natürlich sind wir alle mehr oder weniger Sadisten oder Masochisten. Ist in der dominierenden Gesellschaftsstruktur ja gar nicht anders möglich. Die Gesündesten sind Sado-Maso, können es spielerisch entschärfen und vor allem die innere Balance halten.
Was ist, wenn eine große Wirtschaftskrise kommt. Wieviele gehen dann auf Arbeitslose, zecken, Schwule und Ausländer los? Und wieviele laufen da mit oder gucken mal wieder nur zu, weil es ja nur ein Film ist, der sie nicht betrifft?
Wenn Leute wie du was von 33 bis 45 (und auch schon davor und noch danach) passiert ist, nicht so theoretisch also gefühllos sehen würdet wie eine mathematisch-physikalische Formel, wenn ihr es nur ein klein wenig mit Empathie, also mit der Fähigkeit sich nicht nur in Neonazis sondern auch in ihre Opfer hineinversetzen können, empfinden könntet, würden Neonazis, Rechtsradikale, Mitläufer in Deutschland nicht so dominieren, wie es heute und noch viel länger der Fall ist.
Wenn der Sohn meines Bruders, Julian, einer 14 Jahre alter Punk in der Bahn von zwei etwa 20jährigen Kurzhaartypen angepöbelt, rausgeboxt wird, tun 40 körperlich starke Frauen und Männer doch nur diesen Film anglotzen, stillschweigend, oder angestrengt weggucken. Das sagt er dir aus Erfahrung. Ähnliches steht aber auch oft in den Zeitungen. O ja, wir fühlen uns „wohl“ in Deutschland, vor allem dann, wenn wir prenzlauer berg und vergleichbare Gegenden verlassen.
Der letzte Satz war Ironie (laut Wörterbuch „verhüllter Spott“).
Gruß Jürgen