Das gelangweilte Luxuskind

„Ingo, 16 und Thomas „Tom Cat“, 17, bezeichnen sich als „punks“, gehen oft und regelmäßig ins KOMM und gehören hier zu den aktiven Jugendlichen. …
KOZE: Es sieht doch so aus, als seien diejenigen, die ne Ausbildung machen oder studieren, besser lebend, und daß sie glücklicher dran sind.
Tom Cat: Des is a totaler Spießergedanke … Die stressen sich da in so nen Zwang rein und tun halt ihr Leben lang den gleichen Job machen, denselben Fuck … Springt eh nix raus dabei, weil sie eh schnell geschwächt sind.“

„KOMM-Zeitung, jugendeigene Zeitung des Kommunikationszentrums“, Nürnberg, Oktober 79

„Die Jugendlichen, die sich einem Überbau-Unterbau-Gefüge unterworfen haben, sich nur anpassen und nur ihre Stars, Gurus und Chefs anhimmeln, scheiden aus. Sie gelten nicht mehr als begehrenswert. Der aufmüpfige Punk oder Skinhead wird als ebenbürtig angesehen. … Weil sich Revolutionäre nicht mit verklemmten Kleinbürgern im Bett vergnügen können, scheitert in Peters Roman die WG-AG, um sich mit teils neuer, teils alter Besetzung neu zu formieren und neu zu entwickeln. … Wer liebt, liebt niemals seinesgleichen. Erotische Verhältnisse mit Yuppielutschern haben für Peter keinen Reiz. Sie fallen unter ein erweitertes Inzesttabu.“

„Ingos-Burger-Zeitung“, 1. Januar 1984

„Im Mai 1992 waren in Magdeburg 60 deutsche Jungs die Helden des Tages. Sie stürmten mit Eisenstangen und Baseballschlägern im Cafe „Elbterassen“ eine Geburtstagsfeier, schlugen die anwesenden Punker und zertrümmerten mit militärischer Exaktheit den Kopf des 23jährigen Torsten Lamprecht.“

„Ingos-Burger-Zeitung“, 1. Januar 1993

"Siebenmal stießen die Mörder Frank Böttcher, 17, ein Messer in den Leib. Dann traten sie nach, bis der Kopf des jungen Punk nur noch ein Haufen Knochentrümmer war. … Der Leiter der Soko (Kripo-Sonderkommission), Harald Meier sagt: „Das so etwas mal passiert, das ist doch normal.“

„DER SPIEGEL“ Nr. 8/1997

„Wenn ich mich zwei oder drei Tage lang mit „Normalen“ befassen muß, dann packt mich die Lust auf die Straße zu gehen, Scheiben einzuwerfen, Autos anzuzünden und „Normale“ zusammenzuschlagen.“
„Cool Boy, crazy Boy, cool cool, cool … …
Nichts Schöpferisches tun wir, wenn wir Heere nach Magdeburg führen wollen, die nicht existieren … Ich hasse Geschwätz. Ich hasse den Druck dieser „Informationen“. Das Tempo der neuesten Neuigkeiten. Ich verabscheue das Durcheinanderwirbeln meiner Gefühle. Die schnelle Aufeinanderfolge der Ereignisse, Konstellationen … Auch ich bin Soldat. Doch ich liebe Stille. Und Langsamkeit. Ich erschrecke, wenn die Zombies sich bewegen. Und ich sage zu dir: beweg dich nicht.“

Punker-Fanzine „Abankor“, 1. Januar 1999

„Der Tod des Torsten Lamprecht ist „nicht mehr aktuell“?
O ihr Idioten, ihr schickt „Informationen“ ins Netz als würdet ihr sie in den Wind schreiben. … … Wenn in Magdeburg oder anderswo tote Punker herumliegen, ist diese häßliche Umwelt dem sozalen System zunächst einmal egal. Denn Spießer sind ja keine Punker. Und daß Punker sterben müssen, ist „doch normal“. Die Spießer funktionieren weiter, als sei nichts geschehen. Erst wenn wir reagieren, entsteht in den Medien und in der Politik auf das nun störende Bild der toten Punker Resonanz.“

Punker-Skinhead-Fanzine „Abankor“, 1. Januar 2001

„Bewegt euch!“

„Abankor“, 1. Januar 2003

2004: 22 Uhr 34. Toter Punker in Finsterwalde. 22 Uhr 37. Militärischer Gegenschlag in Dresden, Leipzig, Finsterwalde und Berlin.

Alles muß man dir erklären, weil du wirklich gar nichts weißt. Höchstwahrscheinlich nicht einmal, was Trauer, Schmerz, Freundschaft heißt.

Jürgen

antifa brenzlauer berg berlin

Die Sinnfrage
Hallo Jürgen
Es würde mich intressieren, wasa Du mit deiner Frage bezweckst (Frage??? nein, was IST die Frage, die Anregung?)

Des weiteren würde mich intressieren, in wie weit ein Zusammenhang mit Aussenpolitik gegeben ist

Nur mal so
und nix für ungut
Mike

nur mal so
Hi.

"Siebenmal stießen die Mörder Frank Böttcher, 17, ein Messer in
den Leib. Dann traten sie nach, bis der Kopf des jungen Punk nur
noch ein Haufen Knochentrümmer war. … Der Leiter der Soko
(Kripo-Sonderkommission), Harald Meier sagt: „Das so etwas mal
passiert, das ist doch normal.“

So weit ich weiss, war es nur ein Moerder. Der wohnte beim Kumpel ne Wohnung drueber, ging n paar Jahre mit auf die selbe Schule. Wollte wohl mit seiner Aktion „dazu gehoeren“.
War anscheinend einer von vielen aggressiven Moechtergern-Kinderglatzen.

Und das man was abbekommt, damit hat bei uns jeder gerechnet.
Noch im selben Jahr war ich dran.
Aber selbst Punker-freunde sagten: Da faehrt man nachts nicht lang. Nicht in einem Stadtteil mit Status NBZ.
Keine Entschuldigung, klar.
Mit normal sind wohl auch eher die rechten Gewalttaten als Punkermorde gemeint, denn Punkermorde waren nicht normal. Aber alles bis kurz vor Mord war Alltag. Und eine Verharmlosung, die man in die Aussage des Herrn Meier (den ich auch zufaellig kenne) interpretieren koennte, stimmt nicht.

Was stimmt: Wieder mal nur reagiert bei staatlicher Seite.
Bei evtl. Jahrestagen und Veranstaltungen wurden alle Zufahrten nach Magdeburg auf kurzhaarige Jugendliche geprueft und gefiltert, Ghetto Olvenstedt war gruen-weiss invasiert, wir blieben lieber in der Wohnung. Inzwischen steht eine Polizeiwache keine 300m vom oben erwaehnten Tatort. Wegen dem Wohnungsleerstand wurden die letzten Jahre sozial-schwache und Auslaender angesiedelt. So kann man das Problem auch loesen. Allerdings waere eine sinnvolle Integration besser gewesen als eine solche Konfrontation.

Keiner fragte je: Woher kommt das? Weswegen? Warum?
Staendig wird immer nur der aktuelle Zustand bejammert, bis zum naechsten Vorfall. Praeventiv ta/ut sich nicht viel.
Wie ueberall.

Wie man doch manchmal 3 platte Zeitschriftzeilen noch kommentieren kann…

Ansonsten stimme ich auch meinem Vorredner zu.
Gruss, tafp

ich hoffe, das diese beschriebene Jugend nur ein verschwindend kleiner Teil der Gesamtjugend ist.
Ein Abschaum!
Grüße
Raimund

ich hoffe, das diese beschriebene Jugend nur ein verschwindend
kleiner Teil der Gesamtjugend ist.
Ein Abschaum!
Grüße
Raimund

"Plumpe Kleinbürger, sich anpassend an die Überzeugungskraft einer „natürlichen“ Weltordnung, in der „Moral, Disziplin, Pflichterfüllung unabdingbare Werte“ darstellen, und das Königreich Bayern oder des Führers Großdeutschland, Diktatur oder Demokratie, nur Begleiterscheinungen sind, unaufhörlich mit Bildungseifer, Sparsamkeit, Ernst und Fleiß die geschichtlichen Anfänge des Geldanhäufens wiederholend, ganz vertieft in das Schmiden des eigenen Glücks mit Sichel und Hammer, und dann die Punks, die nicht nur das Weibliche, sondern auch das Männliche stilisierten und schönten, die ihre Haare pink, grün, blau und rot färbten, zerrissene Kleidung und eine Ratte durch die Gegend trugen. Währen diese zwei Kulturen durch viel Wasser getrennt gewesen, könnten wir uns fragen, wer zuerst die anderen als „die Verrückten“ sah.

Hans-Peter Kossaj in seinem Roman „Hoheitliche Gewalt“

Mit deinen Worten: Wer zuerst die anderen als „Abschaum“ sah.

Große Teile der Mehrheitsjugend sind nur eine Kopie ihrer Eltern oder gar Großeltern. Sich anpassend können sie ja auch gar nichts anderes sein. Das also mußt du nicht hoffen. Es ist so. Nur, die Kopie ist nicht so gut wie das Original. Und. Der Gedanke, daß Mehrheiten und ihre „großen Männer“ Politik oder gar Geschichte machen, war eine Illusion des 20. Jahrhunderts.

In der Bibliothek meiner Eltern fand ich als 10jähriger ein Buch mit dem Titel „100 Autoren gegen Albert Einstein“. Auf die erste Seite des Buches, mit der Wiederholung des Titels, hatte mein Vater mit Bleistift geschrieben: „Warum nocht tausend?“

Jürgen

Hi.

"Siebenmal stießen die Mörder Frank Böttcher, 17, ein Messer
in
den Leib. Dann traten sie nach, bis der Kopf des jungen Punk
nur
noch ein Haufen Knochentrümmer war. … Der Leiter der Soko
(Kripo-Sonderkommission), Harald Meier sagt: „Das so etwas mal
passiert, das ist doch normal.“

So weit ich weiss, war es nur ein Moerder. Der wohnte beim
Kumpel ne Wohnung drueber, ging n paar Jahre mit auf die selbe
Schule. Wollte wohl mit seiner Aktion „dazu gehoeren“.
War anscheinend einer von vielen aggressiven
Moechtergern-Kinderglatzen.

Dazugehören? Die Theoretiker und/oder Schreibtischtäter erscheinen mir nicht ungefährlicher als die Nachwuchs-Boneheads.Ich bin für die Taten der Kinder, die ich beeinflussen kann, mitverantwortlich.

Und das man was abbekommt, damit hat bei uns jeder gerechnet.
Noch im selben Jahr war ich dran.
Aber selbst Punker-freunde sagten: Da faehrt man nachts nicht
lang. Nicht in einem Stadtteil mit Status NBZ.

Was ist „NBZ“? - Als 1981 ungefähr 250 Skins das Nürnberger Jugendzentrum „KOMM“ stürmten, eine Burg der Punker, Linken, Autonomen, hatten wir in der Nacht, bevor es in der Zeitung stand, Punker in unserer WG, die aufgeregt berichteten. Doch in der gleichen Nacht kam Markus rein (er hatte nen Schlüssel) er hatte kurze Haare, war in Bomberjacke, Springerstiefeln, wir sahen ihn so zum ersten mal, er setzte sich zu uns ins Wohnzimmer, bekam den Joint, sagte dann in die verblüffte Runde: „Wir Skinheads haben heute nacht das KOMM erobert.“
14 Tage danach (ich zitiere sinngemäß) sagte ein Skin in unserer WG: „Unter Adolf war noch Ordnung, die Jugend hatte noch ein Ziel, und es wurden die Autobahnen gebaut.“ - Stille im Raum. - Nachdem er und seine vier Begleitoffiziere gegangen waren, sagte ein verschreckter Student: „Was läuft bei euch neuerdings ab, das waren doch Rechte.“ Ich zu dem Amenokal neben mir: „Markus, seid ihr rechts?“ Er: „Wir sind dort, wo es gute Partys und was zum kiffen gibt.“ - Ich will damit sagen, im Westen waren Auseinandersetzungen zwischen rechts und links und/oder Ausländern, bei denen es Schwerverletzte ja sogar Tote gab/gibt, bis vor der Wende unbekannt.

Mit normal sind wohl auch eher die rechten Gewalttaten als
Punkermorde gemeint, denn Punkermorde waren nicht normal. Aber
alles bis kurz vor Mord war Alltag. Und eine Verharmlosung,
die man in die Aussage des Herrn Meier (den ich auch zufaellig
kenne) interpretieren koennte, stimmt nicht.

Ich verstehe, daß Herr Meier mit seiner Äußerung besänftigen, abwiegeln wollte. Nur, wie kommt es, durch Vermittler (Medien!) bei Empfängern an? - „Normal“ war 1969 und danach in Nürnberg auch, daß ein Punk sich in der Straßenbahn anhören mußte: „So was wie dich hätte man unter Hitler vergast.“ - „Normal“ ist aber ja nur, daß solche Gedanken und ihre Äußerung nichts Ungewöhnliches waren/sind. Ihre Empfänger werden sie nie als „normal“ empfinden. Ich wußte vor der Vereinigung, daß Punks für Mielke, SED, Polizei ein Feindbild sind. Ich sah und sehe nicht aus wie ein Punk. Als ich 1994 sagte, daß ich in den Osten fahre, um in Leipzig eine Wohnung zu mieten, legte mir am nächsten Tag ein Freund eine Pistole auf den Tisch. Ich: „Wieso das?“ Er: „Ja, du willst doch in den Osten.“ Der Auslöser seiner Reaktion war der Tod des Torsten Lamprecht" Spätestens als das geschah, schrillten bei uns die Alarmglocken.

Was stimmt: Wieder mal nur reagiert bei staatlicher Seite.
Bei evtl. Jahrestagen und Veranstaltungen wurden alle
Zufahrten nach Magdeburg auf kurzhaarige Jugendliche geprueft
und gefiltert, Ghetto Olvenstedt war gruen-weiss invasiert,
wir blieben lieber in der Wohnung. Inzwischen steht eine
Polizeiwache keine 300m vom oben erwaehnten Tatort. Wegen dem
Wohnungsleerstand wurden die letzten Jahre sozial-schwache und
Auslaender angesiedelt. So kann man das Problem auch loesen.
Allerdings waere eine sinnvolle Integration besser gewesen als
eine solche Konfrontation.

Keiner fragte je: Woher kommt das? Weswegen? Warum?
Staendig wird immer nur der aktuelle Zustand bejammert, bis
zum naechsten Vorfall. Praeventiv ta/ut sich nicht viel.
Wie ueberall.

Linke können sich nicht auf gewohnheitsmäßigen Bahnen bewegen, und 68 bewies, daß mit einer aus Mitläufern bestehenden „Massen“-bewegung nichts zu ändern ist. Mit Skinheads kann ich kommunizieren, einige meiner besten Freunde waren/sind Skins, aber was will ich mit Grünen, Yuppielutschern, Müslis, anfangen?
Arrogant gesagt: ich schaue, schon bedingt durch meine Herkunft,
anfangend am Tag der Geburt, auf den „Mittelstand“ herab.
Solang Linke mit Demos, Chaostagen usw. auch nur Vergangenheit wiederholen können, findet die wesentliche Arbeit außerhalb der durch Medien hergestellten Öffentlichkeit statt. Und das ist gut. Was können neue Organisationsstrukturen in einer Szene, in der noch keine Computer sind?

Wie man doch manchmal 3 platte Zeitschriftzeilen noch
kommentieren kann…

Jürgen

leroux hatte gefragt: warum ich „keine Träne an einen ermordeten Neonazi vergiesse“. - In meinem Kreis wird der Feststellung, daß Aktion gegen Neonazis immer Notwehr ist, nicht widersprochen. Wer Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe, Geburtseigenschaft (Jude), sozialen Stellung (obdachlos) oder äußeren Erscheinung (Punk) tötet oder dies bejaht, wer Schwule ausrotten will, Vietnamesen angreift, darf sich ja wohl nicht wundern, wenn der so angemachte Personenkreis sich wehrt. Im konkreten Fall war es Notwehr. Ohne die Gesetze zu verändern, kann jeder Verteidiger auf Putativnotwehr (laut Wörterbuch: Abwehr eines vermeintlichen Angriffs) plädieren. Als Richter hätte ich das auch ohne anwaltschaftliche Belehrung selbst erkannt. Zudem: Wer erklärtermaßen als Neonazi rumpöbelt, muß sich auch an den Taten seiner Vorgänger messen lassen und kann nie von Überreaktion reden. Anders gesagt: jeder Nazi war oder ist ein potentieller Mörder. Laut seiner Philosophie und laut seinem Parteiprogramm. Wenn also Leroux fragte, warum ich „keine Träne an einen Neonazi vergiesse“, dann heißt das doch, daß er sich (weil „reinrassiger Deutscher“?) nicht bedroht fühlt. Und nun verwundert (?) fragt, warum ich mich bedroht fühle. Wenn der Vater meines Freundes Peter von den Nazis ermordet wurde, ist das der Mehrheit, den Nazis oder Mitläufern oder Gleichgültigen egal. Oder sie finden es sogar gut. Daher die Frage: „war es dein oder mein Vater“. Der Sohn müßte ja total bescheuert sein, wenn er das Schicksal seines Vaters nicht als Warnung sehen könnte.
Zu deiner zweiten Frage: man fängt mit Außenpolitik (USA) an und muß gleich danach die rechts-links-Standpunkte klären. Auch ist die blöde Aussage „wir alle sind vom 11. September betroffen“, ja schon Innenpolitik. Und, Leute, die seit Jahrzehnten das Foltern in der Türkei, Algerien, den Tod von Zivilisten im Irak, Bosnien usw., am Frühstückstisch gleichgültig überblättern, oder mir zur Ermordung eines Punkers sagen „das ist ein Problem im Osten“ (kam aus der eigenen Verwandtschaft), schreien plötzlich auf, sind traurig und/oder erregt, weil etwas in New York geschieht, das versteh ich nicht. Anders gesagt: die leben in einer irrealen Welt. Denke ich. Diese Leute sagen „ich lebe gern im Kapitalismus“ wollen aber die Schattenseite nicht. Ich bin kein Südamerikaner. Aber auch ich kann nicht darüber lachen.

Deine zweite Frage: Es ist schwer Innen- und Außenpolitik - in der Regel - zu trennen. Und. Die Trennung hat viel mit dem Bewußtsein des Trennenden Zusammenhang.
An der inneren Wohnungstür meiner WG in Leipzig steht: „Achtung, Sie verlasen jetzt die freie Kommune Leipzig und betreten das Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland.“ An unserer Haustür in Berlin steht: „Achtung! Sie verlassen die sowjetisch besetzte Zone!“ In einer WG in Westberlin steht an der inneren Seite der Wohnungstür: „Achtung! Sie verlassen Ostberlin!“ - Man kann das als Gag sehen. Aber. Nazis im Prenzlauer Berg sind für mich eine innenpolitische Bedrohung. Nazis in Lichtenberg sehe ich nicht so eng.

Jürgen

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Tötet sie alle…
… der Herr wird die Seinen erkennen.

Hi Jürgen
Ich habe deinen Artikel mit einen gewissen Befremden gelesen.
Wenn ich das so richtig zusammensetzte, plädierst Du dafür, das diejenigen, die Neonazis (bzw das, was sie dafür halten) straflos wg Notwehr töten oder verletzen können.

hm…

Du schreibst selbst (Hervorhebung von mir):

In meinem Kreis wird der
Feststellung, daß Aktion gegen Neonazis immer Notwehr :ist, nicht widersprochen.

Ich nehme mal an, das dieser Kreis ziemlich weit links steht…
???Aktionen gegen Neonazis sind immer und unter allen Umständen Notwehr??? Wenn also ein Neonazi erschlagen wird, dann ist dies immer straffrei? Auch wenn eine andere Abhilfe möglich gewesen wäre…???
Ich glaube nicht, das ich mich in deinem Kreis wohlfühlen würde.

Wer Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe,
Geburtseigenschaft (Jude), sozialen Stellung (obdachlos) oder
äußeren Erscheinung (Punk) tötet oder dies bejaht, wer Schwule
ausrotten will, Vietnamesen angreift, darf sich ja wohl nicht
wundern, wenn der so angemachte Personenkreis sich wehrt.

Wehren ist Ok, aber es muß sich im Rahmen des geltenden Rechts aufhalten. Wer hier Feuer mit Feuer bekämpft, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus…

Wer erklärtermaßen als Neonazi rumpöbelt, muß
sich auch an den Taten seiner Vorgänger messen lassen und kann
nie von Überreaktion reden. Anders gesagt: jeder Nazi war oder
ist ein potentieller Mörder. Laut seiner Philosophie und laut
seinem Parteiprogramm.

Hm man darf also potenzielle Mörder töten oder verletzen und bleibt dabei straffrei… so nach dem Motto "er hätte ja irgendwann mal einen umbringen können.

Irgendwie ist diese Argumentation Totalitär. Man spricht jemandem die Menschlichkeit ab, aufgrund seiner inneren Haltung, seiner Kleidung, einfach deswegen, weil er ist, was er ist.
Ich halte dies für SEHR gefährlich. Denn es ist die gleich Argumentation, die die Rechtsradikalen zur Rechfertigung ihrer Übergriffe auf Ausländer und Andersdenkende hernehmen.

Der Sinn deiner neuen Postings erschliest sich mir übrigens nicht…
Und der Zusammenhang mit Aussenpolitik erschliest sich mir auch nicht. deine „Geschichten aus der Kommune“ (ein Witz, bitte lächeln) sind zwar ganz nett, aber alles ausserhalb dieses Kreises als „Ausland“ zu bezeichnen ist doch nicht ganz mit der allgemeinen Definition zu vereinbaren.

Gruß
Mike

hallo Jürgen,
die Abartigen und das primitive Plebejertum hat schon immer versucht seine Primitivität und sein Unvermögen als Norm darstellen zu wollen.
Schön dass es noch normale (igitt!) Jugendlichen gibt. Wäre es anders, würde die Menschheit in Chaos versinken.
Die so verabscheuten Normalen sind diejeniogen, die den Möchtegernnormalen Kleidung, Essen und medizinische Versorgung ermöglichen.
Punker und ähnliche (füher hat man sie anders genannt…) sind unproduktiv und leben auf Kosten der Normalen, die sie verabscheuen.
Wie sagt man zu einem Lebewesen, das ohne einen Beitrag zu leisten auf Kosten der anderen existiert? Schmarotzer!
Grüße
Raimund

Hi.

Vielen Dank fuer die Antwort.

NBZ=National befreite Zone.

Ich find ein paar Deiner Saetze ganz vernuenftig, allerdings kann ich Dir und Deinen Postings kaum folgen.

Ueber die Rolle der Medien, Wertevorstellungen, Perspektiven der Jugend, allgemeine Zustaende heute und damals, vieles mehr und die Zusammenhanege untereinander, kurz Gesellschaft, kann man ewig und viel reden, nur ist das hier dafuer leider nicht die richtige Plattform.

Wichtig als Grundlage fuer eine Diskussion ist aber auch die Art der Praesentation der Beitraege.

Gruss, tafp

Hallo Jürgen
Es würde mich intressieren, wasa Du mit deiner Frage bezweckst
(Frage??? nein, was IST die Frage, die Anregung?)

Die Sinnfrage ist, ob ein Text Emotionen, die schon in dir vorhanden sind, anspricht oder nicht (siehe: Postings von Tomisilence). Nicht vorhandene Emotionen in dir erzeugen, kann ich nicht.

Jürgen

Erzeugte Emotion: Verwirrung! o.w.T.

*roftl*(owT): Deine Rede ist doch immer wirrrr:wink:)

Hi Jürgen
Ich habe deinen Artikel mit einen gewissen Befremden gelesen.
Wenn ich das so richtig zusammensetzte, plädierst Du dafür,
das diejenigen, die Neonazis (bzw das, was sie dafür halten)
straflos wg Notwehr töten oder verletzen können.

Antoine de Saint Exupery: „Jedes Jahr bringt Barden hervor, die den Krieg für unmöglich erklären, denn keiner wünscht zu leiden.“

HALLO Mike,
ich bin zur Zeit im militärischen Bereich unserer Vernetzung tätig; nicht auf diesem Brett: das mache icgh mehr wie Schach spielen und um Meinungen kennenzulernen, die mir, wenn ich weniger Zeit habe, fremd bleiben. Aber auch wenn ich in einem anderen Bereich bin, die Justiz ist es gewiß nie. Wäre sie es, wäre ich Verteidiger, und gewiß nur für politisch Linke. Ich plädiere gar nicht. Ich werde an schlechten Tagen mit mehr oder weniger schlechten Taten konfrontiert, auch von Linken, und da urteile, richte ich nicht, das machen andere.
Fragen: weißt du, daß antifa-Leute von Polizisten geschlagen werden? - Weißt du, daß Neonazis das nicht passiert? - Weißt du, daß in den letzten zehn Jahren mehr als 100 Ausländer, Obdachlose, Zecken, Punker, Schwule usw. von Nazis in Deutschland getötet wurden? Wieviel Nazis wurden getötet? - Ich weiß nur von einem. Und da war es die Notwehr eines 15jährigen. Fakten zu diesem Fall findest du mit einer Suchmaschine und den 2 Worten „antifa bernsdorf“.

In meinem Kreis wird der
Feststellung, daß Aktion gegen Neonazis immer Notwehr :ist, nicht widersprochen.

Verbal widersprechen wir nicht. Wenn es mal sein muß, dann mit Taten. Beispiel: Kurz nachdem das Haus in Mölln brannte, wo Frauen und Kinder (? - weiß nicht genau und hab jetzt keinen Bock aufs Archiv) verbrannten, haben wir zu zweit eingegriffen als in der S-Bahn von Stuttgart nach Schorndorf ein Skin durch Ausländer, es waren 5 Griechen, schon blutete. Der Eingriff war unproblematisch, weil ich einenm gleichen Arbeitsbereich, Gastronomie, kannte. Mein Freund hat dem Skin sein „Ich bin stolz ein deutscher zu sein abgerissen“ und gesagt: "Sei woanders stolz, hier im Rems-Murr-Kreis nicht

Ich nehme mal an, das dieser Kreis ziemlich weit links
steht…
???Aktionen gegen Neonazis sind immer und unter allen
Umständen Notwehr??? Wenn also ein Neonazi erschlagen wird,
dann ist dies immer straffrei? Auch wenn eine andere Abhilfe
möglich gewesen wäre…???

Was möglich gewesen wäre? - Die Vergangenheit können nur Historiker ändern!

Ich glaube nicht, das ich mich in deinem Kreis wohlfühlen
würde.

Dazu morgen oder übermorgen was.

Wer Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe,
Geburtseigenschaft (Jude), sozialen Stellung (obdachlos) oder
äußeren Erscheinung (Punk) tötet oder dies bejaht, wer Schwule
ausrotten will, Vietnamesen angreift, darf sich ja wohl nicht
wundern, wenn der so angemachte Personenkreis sich wehrt.

Wehren ist Ok, aber es muß sich im Rahmen des geltenden Rechts
aufhalten. Wer hier Feuer mit Feuer bekämpft, treibt den
Teufel mit dem Beelzebub aus…

Das geltende Recht ist rechts bis rechtsradikal. Viel Richter, Staatsanwälte, Gerichtsgutachter, Gefängnispsychologen, Polizisten stehen sehr weit rechts.
Wenn ein Feuer nicht mehr anders zu bekämpfen ist, macht man ein Gegenfeuer.
Nietzsche: „Wer den Feind bekämpft, wird ihm ähnlich.“
Das ist so. Sinngemäßes Zitat, weiß jetzt nicht von wem: „Von einem Linken weiß man, daß es Dinge gibt, die er nicht tut.“ - Hab jetzt keinen Bock groß nachzudenken, sag mal schnell: vergewaltigen, foltern, einen schon besiegten Gegner schlagen, wer das tut, steht nicht links. Und. Die Gegner eines Linken sind oben oder vis-a-vis, aber nie unter ihm.

Wer erklärtermaßen als Neonazi rumpöbelt, muß
sich auch an den Taten seiner Vorgänger messen lassen und kann
nie von Überreaktion reden. Anders gesagt: jeder Nazi war oder
ist ein potentieller Mörder. Laut seiner Philosophie und laut
seinem Parteiprogramm.

Hm man darf also potenzielle Mörder töten oder verletzen und
bleibt dabei straffrei… so nach dem Motto "er hätte ja
irgendwann mal einen umbringen können.

Du argumentierst, als würden Linke, genauer: Autonome, angreifen. Wir verteidigen. Wenn es sein muß auch mit einem Gegenangriff. „National befreite Zonen“ darf es, auf Dauer, nicht geben.

Irgendwie ist diese Argumentation Totalitär. Man spricht
jemandem die Menschlichkeit ab, aufgrund seiner inneren
Haltung, seiner Kleidung, einfach deswegen, weil er ist, was
er ist.

Auch Autonome, Anarchisten sind im militärischen Bereich - nach außen - undemokratisch. Denn Krieg ist Krieg. Viel „rechte“ Skinheads haben eine Söldner-Mentalität. Ich war und bin auch Dealer (so, wie es im Englisch-Wörterbuch steht) Und hab schon mal, als ich noch mit Haschisch dealte (1980 bis 84), einen wildgewordenen „Großdealer“, der bei einem meiner Freunde mit körperlicher Gewalt Geld eintreiben wollte, bodyguards abgeworben, indem ich das Doppelte zahlte. Das war in Nürnberg. Zwei waren Skinheads und konnten viel Skins für sich mobilisieren.
Die waren zum Teil sehr sehr rechts. Aber auch unwissend und oberflächlich rechts (Prolos). - Das soll heißen, in Konfliktsituationen mit körperlicher Gewalt ist doch nicht wichtig wie jemand aussieht, was er anhat, was er denkt und sagt, wichtig ist da doch nur was er tut. - Wenn dich das Thema echt interessiert, kannst du ja mal auf ASSOZIATIOS-BLASTER.de drücken und lesen was du unter den Stichworten „Punker“-„Skinheads“ siehst. - Wenn ich einen Menschen nach seiner Uniform einordnen würe, wäre ich ja total blöd. Von wem bekommen wir Infos aus der ganze rechten Szene ??? - Ganz gewiß nicht von denen, die als Punks oder Zecken rumlaufen.

Ich halte dies für SEHR gefährlich. Denn es ist die gleich
Argumentation, die die Rechtsradikalen zur Rechfertigung ihrer
Übergriffe auf Ausländer und Andersdenkende hernehmen.

Der Sinn deiner neuen Postings erschliest sich mir übrigens
nicht…
Und der Zusammenhang mit Aussenpolitik erschliest sich mir
auch nicht. deine „Geschichten aus der Kommune“ (ein Witz,
bitte lächeln) sind zwar ganz nett, aber alles ausserhalb
dieses Kreises als „Ausland“ zu bezeichnen ist doch nicht ganz
mit der allgemeinen Definition zu vereinbaren.

Eine Hausdurchsuchung oder was ähnliches war bei uns noch nie wegen Waffen und/oder politisch motiviert. Die Polizei weiß, daß wir an den Orten, die sie kennen, nichts zu verbergen haben. Daß sie in manchen WGs, zuletzt z.B. in Leipzig, wegen Haschisch/Marihuana kamen, hat mit mir keinen Zusammenhang. Die Zimmer anderer Leute sind nicht mein Gebiet. Was sie tun oder nicht tun, kann und will ich ihnen nicht vorschreiben. Wo auch die Zimmer anderer Leute meine Gebiete sind, ist das zusammen-leben und gemeinsam machen nicht so neu und kurz wie anderswo. -
Wenn wir eine autonome Zone als Enklave betrachten und auch den Eingriff der übergeordneten Macht Staat als imperiale Invasion ansehen, kannst du darüber lächeln, lachen usw. - für uns hat "Achtung! Sie verlassen … " auch die Bedeutung: Stop! Überleg, wie du aussiehst, was du in den Taschen hast, wie die Leute außerhalb dieses Hauses oder dieser WG drauf sind, usw.

„Allgemeinen Definitonen“ sind okay, wenn ich mit ihnen was anfangen kann, grundsätzlich bin ich autonom, und das heißt laut Knaurs Wörterbuch „unabhängig, nach eigenen Gesetzen lebend“. Die repräsentative Demokratie stützt sich auf das Faustrecht der Mehrheit (des Geldes, der Wähler, der - technisch - besseren weil teueren Waffen), und nicht auf mehr Intelligenz, auch nicht auf die bessere Weltanschauung. Schröder ist eine Null, die Stammtischgeschwätz nachplappert, weil sie wieder gewählt werden will. Kohl war eine ekelige Kleinbürgerfigur, nicht nur mit allen Unarten dieser Klasse (Egozentrismus, Rüpelhafte Einzelkämpfer- und Ellenbogen-Mentalität, plumpes Auftrumpfen und Übertrumpfen, arrogantester ich-bin-der-herr-Habitus), diese Unarten waren auch durch seinen Erfolg übermäßig vergrößert. Kohl war und ist das Klischee Spießer, wie es durch Soziologen beschrieben wird. Ihn zähneknirschend 16 Jahre lang ertragen müssen, war reinstes erdulden (das Fremdwort dafür heißt „tolerieren“). Toleranz als reiner Masochismus gefällt mir nicht, verdirbt den eigenen Charakter. Natürlich sind wir alle mehr oder weniger Sadisten oder Masochisten. Ist in der dominierenden Gesellschaftsstruktur ja gar nicht anders möglich. Die Gesündesten sind Sado-Maso, können es spielerisch entschärfen und vor allem die innere Balance halten.
Was ist, wenn eine große Wirtschaftskrise kommt. Wieviele gehen dann auf Arbeitslose, zecken, Schwule und Ausländer los? Und wieviele laufen da mit oder gucken mal wieder nur zu, weil es ja nur ein Film ist, der sie nicht betrifft?
Wenn Leute wie du was von 33 bis 45 (und auch schon davor und noch danach) passiert ist, nicht so theoretisch also gefühllos sehen würdet wie eine mathematisch-physikalische Formel, wenn ihr es nur ein klein wenig mit Empathie, also mit der Fähigkeit sich nicht nur in Neonazis sondern auch in ihre Opfer hineinversetzen können, empfinden könntet, würden Neonazis, Rechtsradikale, Mitläufer in Deutschland nicht so dominieren, wie es heute und noch viel länger der Fall ist.
Wenn der Sohn meines Bruders, Julian, einer 14 Jahre alter Punk in der Bahn von zwei etwa 20jährigen Kurzhaartypen angepöbelt, rausgeboxt wird, tun 40 körperlich starke Frauen und Männer doch nur diesen Film anglotzen, stillschweigend, oder angestrengt weggucken. Das sagt er dir aus Erfahrung. Ähnliches steht aber auch oft in den Zeitungen. O ja, wir fühlen uns „wohl“ in Deutschland, vor allem dann, wenn wir prenzlauer berg und vergleichbare Gegenden verlassen.
Der letzte Satz war Ironie (laut Wörterbuch „verhüllter Spott“).
Gruß Jürgen

die Abartigen und das primitive Plebejertum hat schon immer
versucht seine Primitivität und sein Unvermögen als Norm
darstellen zu wollen.
Schön dass es noch normale (igitt!) Jugendlichen gibt. Wäre es
anders, würde die Menschheit in Chaos versinken.
Die so verabscheuten Normalen sind diejeniogen, die den
Möchtegernnormalen Kleidung, Essen und medizinische Versorgung
ermöglichen.

Abartig, primitiv, Abschaum.

Hallo Raimund,
ich hab doch gar nicht gesagt, daß ein Schach ohne Bauern möglich ist. Du darfst doch normal sein. Ihr dürft doch normal sein. Nur. Frech dürft ihr nicht werden.

Jürgen

Ich glaube nicht, das ich mich in deinem Kreis wohlfühlen
würde.

Wehren ist Ok, aber es muß sich im Rahmen des geltenden Rechts
aufhalten.
Mike

Die Akteure der 50er Jahre hüllten Sex noch in den Schleier des Gehemnisvollen und schoben Sex mit dem eigenen Geschlecht ins „Lasterhafte“ und Kriminelle. Daher war es für den 17jährigen Peter eines seiner ersten großen Abenteuer am späten Abend durch eine enge Gasse der Nürnberger Altstadt zu gehen und ein für Minderjähre verbotenes Lokal zu betreten. Volljährig wurde man erst mit 21. Doch schwuler Sex war für alle Altersklassen verboten. Der § 175, der mit Zuchthaus bedrohte, wurde 1969 abgeschafft, und da war Peter 27. In seinem siebzehnten Lebensjahr sah er das Wort „Tugend“ als ein Wort der Gewalttätigen. Das „Laster“ hatte für ihn sehr viel Anziehungskraft. Aber das Lokal, das er erst mit 21 hätte betreten dürfen, weil es von der Sittenpolizei, auch die gab es noch, überwacht wurde, da es als „sittengefährdender Ort“ galt, dies Lokal war ernüchternd.
Die Gesellschaftsmaschine hatte das Selbstwertgefühl der älteren Schwulen angeknackst, ja oft zermalmt und zertrümmert. Sie waren eingeschüchtert, ängstlich und duckten sich in ihren gutbürgerlichen Berufen. Peter haßte ihr sich Verstecken, ihre Verlogenheit, ihre Makeraden. Er wollte Erzählungen aus der Nazi- und Nachkriegszeit nicht hören. Er war jung und überfordert.
„Wann kommst du zu mir, wann wird das geschehen?“ Gern gehöreter Schmachtfetzen der 50er Jahre. Die Musikboxen dröhnten diese verzweifelnden Litaneien durch den Raum. Und wenn die zu schnell alt Gewordenen mit gierigen Blicken Peters noch unverbraucht jungen Körper sahen, wenn sie mit der Frage was er trinken wolle, über Kellner oder Bedienung ihre Annäherungsversuche machten, ging er nach meist sehr kurzen Gesprächen zur Box und drückte „alles, was man will, kann man nicht haben“ in den Raum. Das drückte die Eiseskälte seiner Gefühle aus.
Schwule mit bürgerlichen Berufen waren in seinen Augen Versager, da sie sich der Gesellschaft unterwarfen. Er wollte das nicht. Er wollte Geld in Spielcasinos gewinnen. Er wollte Gangster, später Künstler werden. Und folgerichtig ging er, kaum 21, in Spielcasinos. Folgerichtig wurde er Haschischdealer.

Hans-Peter Kossaj in seinem Roman „Hoheitliche Gewalt“

Sich wehren „im Rahmen der bestehenden Gesetze“? Wie stellst du dir das vor? Da hätte ich ja bis zu meinem siebenundzwanzigsten Lebensjahr keinen schwulen Sex haben dürfen. Peter

„Sich wehren im Rahmen der bestehenden Gesetze“? Sorry. Aber. Hast du nen Knall? Da dürfte ich ja nicht mal einen Joint rauchen. Gruß Jürgen