Das 'ideale' (?) Paßwort

Bei http://www.datenschutz.ch kann man sein Paßwort testen. Vor einiger Zeit hatte ich mal die Idee, mir ein ideales Paßwort zu basteln. Es ist, nach Ansicht der Schweizer, (fast) unknackbar und m.E. auch leicht merkbar.

Die etwas älteren Leute unter uns erinnern sich sicherlich noch an die alten Postleitzahlen. Also 1000 Berlin, 3000 Hannover, 5000 Köln usw. Was meint ihr dazu, ist das Paßwort - noch dazu für einen Münchner - „4000-Düsseldorf“ (ohne Anführungszeichen) zu erraten? Oder „7990-Friedrichshafen“. Wenn man eine solche Kombination nimmt und diese keinen direkten Bezug zur Person hat, dann kommt m.E. keiner drauf, welches Paßwort verwendet wurde.

Das Besondere ist hier nämlich die Kombination von Buchstaben, Zeichen und Ziffern. 5000-Köln ist natürlich etwas schwächer als zB 8080-Fürstenfeldbruck; Da braucht halt der Echolon-Rechner unserer lieben Freunde über dem großen Teich halt ein paar Millionen Jahre länger…

So Paßwörter wie Obelix, den Namen des Ehepartners/Kinder/Haustier kann man dagegen leicht erraten bzw. aus einem „Wörterbuch“ ermitteln.

Selbstverständlich verwende ich für meine Zwecke ein Paßwort, das ich hier nicht erwähnt habe. Schaut euch mal diesen Paßworttest an.

Mit der Tatsache, dass du deine Idee hier gepostet hast, hat dieses Passwortsystem wohl ein Teil seiner „Sicherheit“ eingebüßt.

Hallo,
wenn ich der Echelon-Betreiber wäre würde ich genau so einen Dienst betreiben. Würde…wer weiss…:wink:. Oder wenigstens mitlauschen, und das kann man eigentlich als sicher annehmen.

Zumindest ein Teil Deines Passworts hält keinem Wörterbuchangriff stand.
Die besten Passwörter sind immer noch wilde Buchstaben/Zahlen/Zeichen-Kombinationen, die man dich trotzdem gut merken kann, in Form eines Passwortsatzes.

Gruß, muzel

Was meint ihr dazu, ist das Paßwort - noch dazu für einen
Münchner - „4000-Düsseldorf“ (ohne Anführungszeichen) zu
erraten?

Die Sicherheit eines Passwortes sollte niemals mit der Kenntnis der Methode, es zu bilden, fallen. Sobald jemand rauskriegt, dass Du (alte) Postleitzahlen mit ihren Staedten assoziierst ist Dein Passwort nicht mehr sicher: mit einer Datenbank PLZ => Stadt ist ein so gebildetes Passwort nach weniger als 9999 Versuchen erraten.

Es gibt Methoden, Passwoerter zu bilden, die man guten Gewissens austratschen kann: ich bilde sie meist, indem ich die Anfangsbuchstaben von Saetzen aneinanderreihe. Die Saetze merke ich mir und so das Passwort. Etwas mehr Unsicherheit (seitens des Angreifers) bringe ich rein, indem ich hier und da ein paar Zahlen und etwas l33t einwerfe.

Gruss vom Frank.

Mit der Tatsache, dass du deine Idee hier gepostet hast, hat
dieses Passwortsystem wohl ein Teil seiner „Sicherheit“
eingebüßt.

Man sollte den Test bei den Schweizer mal machen. Ich habe gerade 5000-Köln eingegeben: Die Antwort kurz übertragen?

Resultat
Ihr Passwort ist stark.

Gemäss unserer Analyse kann es wie folgt gefunden werden:
Anzahl benötigte Versuche: 196’984’075’042’541’696
Ungefähre Zeit für Suche: 12’493 Jahr(e) (bei 500’000 Tests/Sekunde)

Ich frage mich, ob jemand Lust hat - pi mal Auge - 12.493 Jahre herumzubasteln, bis er weiß, ich verwendete das o.a. Paßwort.

Bei 8080-Fürstenfeldbruck, an das begehrlich ein Hamburger denkt, siehe es so aus.

Resultat
Ihr Passwort ist stark.

Gemäss unserer Analyse kann es wie folgt gefunden werden:
Anzahl benötigte Versuche: 895’413’762’516’772’047’522’046’976’706’800’713’728
Ungefähre Zeit für Suche: 56’786’768’297’613’650’908’298’261 Jahr(e) (bei 500’000 Tests/Sekunde)

Das Besondere an diesem Paßwort ist doch, daß so schnell, und darum geht es, keiner draufkommt, daß hier alte Postleitzahlen UND Orte mit Umlaute verwendet werden. Wie gesagt, welcher denkt schon bei einem Münchner daran, daß weder der Geburtsort, noch die Heimatstadt, sondern zB Düsseldorf als „Ort der Begierde“ in Frage kommt. Bei mir zumindestens nicht (übrigens, ich verwende natürlich nicht 4000-Düsseldorf).

Ganz vorsichtige können zudem dieses Paßwort über Steganos verschlüsseln lassen. Na denn, viel Spaß Echolon!

Und, eine andere Anmerkung. Wer kann sich schon eine wirre Zeichenfolge, wie zB hkgaidwwh ohne Vertippen/geistigen Verrenkungen merken? Was das heißen soll, nun „Hänschen klein, ging…“ das ist mir schlichtweg zu blöd, sowas, neben den x anderen Paßwörtern zu merken. Nebenbei bemerkt, ist dieses Paßwort deutlich schlechter, als meine obigen Versuche!

Resultat
Ihr Passwort ist stark.

Gemäss unserer Analyse kann es wie folgt gefunden werden:
Anzahl benötigte Versuche: 42’897’898’150’016
Ungefähre Zeit für Suche: 3 Jahr(e) (bei 500’000 Tests/Sekunde)

PS: bei den Schweizern kann man übrigens noch viel mehr entdecken. Das habe ich bereits schon vor einigen Jahren hier erwähnt.

Man sollte den Test bei den Schweizer mal machen.

Okay, hab ich jetzt doch mal gemacht. Dort wird aus einem gegebenen Passwort der zugrundeliegende Schluesselraum geraten und aufgrund dessen Maechtigkeit geschaetzt, wie lange ein Angreifer braucht, ihn vollstaendig zu durchsuchen. Das ist schon mal eine ziemlich kuehne Herangehensweise, da, wenn ein Angreifer ein Passwort gar nicht kennt, er erstmal vom groesstmoeglichen Schluesselraum ueberhaupt ausgehen muss. Natuerlich untersucht er zuerst die kleineren Schluesselraeume, die in den groesseren enthalten sind. Allerdings gibt es auch darin ein paar disjunkte Raeume, mit denen er seine Zeit vergeuden wird. Eine Gewissheit, dass er darin den Schluessel findet, hat er aber nicht.

Bei naeherer Betrachtung faellt mir auf, dass kleinere Schluesselraeume eben keine echten Teilmengen der groesseren sind, da Passwoerter ja auch eine Laenge haben. Ich glaub, ich muss in die Richtung mal ein paar Hausaufgaben machen. Hat jemand eine gute Literaturempfehlung zu dem Thema?

Hat ein Angreifer, wie auch immer, ein Passwort erspaeht, kann er daraus eine mutige Schaetzung auf den Schluesselraum machen und diesen bei Angriffen auf weitere Passwoerter zugrunde legen. Und genau diese Situation kann der Test versuchen, abzubilden.

Ich habe gerade 5000-Köln eingegeben: Die Antwort kurz übertragen?

Nochmal langsam: dieser dusslige Automat hat schon bei unbedeutend komplizierteren Passwoertern keine Chance, den Schluesselraum zuverlaessig zu schaetzen. Wenn Du, genau wie dem Automaten, einem halbwegs intelligenten Menschen eines Deiner Passwoerter verraetst, wird er ziemlich schnell drauf kommen, dass Dein Schluesselraum weniger als 10.000 Zahlen enthaelt. Dass Du ihn durch Anhaengen einer Stadt kuenstlich aufzublaehen versuchst, stoert nicht weiter, da diese Information leicht zuzuordnen ist. Um also dem Automaten vergleichbare Werte zu entlocken, solltest Du den Test mit _nur_ der Postleitzahl machen.

Das Besondere an diesem Paßwort ist doch, daß so schnell, und
darum geht es, keiner draufkommt, daß hier alte Postleitzahlen
UND Orte mit Umlaute verwendet werden.

Du hast es doch gerade verraten. Kennt man ein Passwort, kennt man alle. Kennt man ein Passwort, dass aus den Anfangsbuchstaben eines Satzes gebildet wurde, hat man kaum eine Chance, auf andere Passwoerter zu schliessen. Die Sicherheit einer Methode sollte nicht unter ihrer Offenlegung leiden. Und wer stellt sicher, dass Dir im (wie auch immer) umnebelten Zustand nicht mal eins der Passwoerter oder gar die Methode, sie zu bilden, rausrutscht?

Und, eine andere Anmerkung. Wer kann sich schon eine wirre
Zeichenfolge, wie zB hkgaidwwh ohne Vertippen/geistigen
Verrenkungen merken?

Ich ganz gut. Wenn Du eine bessere Idee hast, immer her damit. Wenn Du die Idee geheim halten musst, hast Du schon versagt.

Was das heißen soll, nun „Hänschen klein, ging…“ das ist
mir schlichtweg zu blöd, sowas, neben den x anderen Paßwörtern
zu merken.

Ich kann mir Kinderreime wesentlich besser merken, als die Postleitzahl von Hinterbuxte-Hachingen am Weseroberlauf. (Und Du wirst doch nicht etwa auf die Idee kommen, Dich auf grosse Staedte zu beschraenken und so den Schluesselraum fuer den Angreifer auch noch schoen zu sortieren? BTW: er wuerde ihn wahrscheinlich sowieso in dieser Reihenfolge durchsuchen, wobei das bei dieser Maechtigkeit aber keine Rolle spielt.)

Nebenbei bemerkt, ist dieses Paßwort deutlich schlechter, als
meine obigen Versuche!

Du hast es ja auch nicht verstanden: „Hk9a1dwWh“ -> 551 Jahre. Fuer gemaessigte Sicherheitsansprueche reicht mir das. Wenn ich Satzzeichen im Reim mit beruecksichtige: „Hk,9a1dwWh“ -> 5819395 Jahre.

HTH,
Gruss vom Frank.

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Salü Frank

Für mich hast Du den technischen, bzw. mathematischen Aspekt des Themas sehr gut erläutert.

Dafür reich ich Dir einen Stern

Grüsse
Peter

Ich glaub,
ich muss in die Richtung mal ein paar Hausaufgaben machen.
Hat jemand eine gute Literaturempfehlung zu dem Thema?

Viel Grundlagenkrams drin, aber viel mehr als das ist es ja eigentlich auch nicht:

ISBN: 3540675973 Buch anschauen
ISBN: 354067599X Buch anschauen

Gruß,

Malte.

Hy,

Es gibt Methoden, Passwoerter zu bilden, die man guten
Gewissens austratschen kann: ich bilde sie meist, indem ich
die Anfangsbuchstaben von Saetzen aneinanderreihe. Die Saetze
merke ich mir und so das Passwort. Etwas mehr Unsicherheit
(seitens des Angreifers) bringe ich rein, indem ich hier und
da ein paar Zahlen und etwas l33t einwerfe.

Jaja. 31337 hax0r :wink:

Gruß
h.

Viel Grundlagenkrams drin, aber viel mehr als das ist es ja
eigentlich auch nicht:

ISBN: 3540675973 Buch anschauen
ISBN: 354067599X Buch anschauen

Na, die sind ja schon arg „einsteigerfreundlich“ und fangen bei Mengenlehre und Kombinatorik an. Malte, Du unterschaetzt mich (etwas).

Ich konnte nur gerade einige der verwendeten Begriffe nicht so recht definieren. Was z.~B. ein Schluesselraum eigentlich ist. Ist das der Vektorraum, in dem alle moeglichen Schluessel ( == Tupel) eingebettet sind? Wenn ja, was ist die Dimension eines solchen Vektorraums? Die muesste ja gleich der Laenge der Schluessel sein. Die haben (im Falle von Passwoertern) aber unterschiedliche Laengen.

Sei Z die Menge aller Zeichen, aus denen ein Passwort bestehen kann, dann ist Zn der Vektorraum, in den alle Passwoerter der Laenge n>0 enthalten sind. Heisst Zn Schluesselraum? Wenn ja, dann lassen sich doch kuerzere Passwoerter mit mk mit k=1…n fuer frei gewaehltes n durchsuchen und anschliessend Zk nochmal, so richtig effizient ist das doch aber nicht. Darf ich Yn berechtigterweise „kleineren Schluesselraum“ als Zn nennen? Und was ist ueberhaupt die „Maechtigkeit“ eines Vektorraums?

Naja, es ist zu spaet fuer solche wirren Gedanken.

Gruss vom Frank.