Die Aussage „Das Leben ist ein Spiel“ habe ich recht lange für mich als feststehende Ausage betrachtet. Gerade hinter dem Hintergrund, da das Leben an Recht und Gesetzt, an Normen und allgemeinen Verhaltenweises orientiert und gekoppelt ist. Ähnlich unterliegt der Mensch somit gewissen Spielregeln, wer sie versteht und richtig anwendet der kommt im Leben weiter und gewinnt an Erfahrung und Reichtum. Wer sie nicht versteht verliert und bleibt dumm und arm. Adäquates Verhalten wird somit in jeder Situation belohnt. Ähnlich wie in einem Spiel. Nur darf diese Aussage niemals als absolute Ausage zu verstehen sein. Genau so gibt es genug Gründe zu behaupten „Das Leben ist kein Spiel“. Wem zu beiden Theorien etwas interessantes einfällt sollte hierauf mailen. Wir hierzu eine konstruktivistische oder systemtheoretische Sichtweise vertreten möchte solltes es tun, ich würde mich freuen.
Hallo Arminio,
uneingeschränkt möchte ich das Leben nicht als Spiel sehen, weil ich das Spiel als Ablenkung vom Ernst des Lebens verstehe. Ich habe allerdings gute Erfahrung damit gemacht, manche Lebenssituation nicht zu ernst zu nehmen, sondern sie an Folgen denkend zu relativieren, und mit ihr spielerisch umzugehen.
Kinder machen es nicht anders. Sie spielen in Puppenstuben Rollenspiele, und üben für den Ernstfall. Wir Erwachsene entscheiden immer wieder neu, wann Ernstfall und Zielstrebigkeit erforderlich ist, und wann wir ein Verlieren miteinkalkulieren können, weil ein Verlust nicht das Ende schlimmstenfalls vom Leben bedeutet.
viele Grüße
Claudia
Hallo Arminio,
Wenn ich die Frage nach der Essenz des Lebens als implizit nach den ethischen Aspekten des Lebens auffasse, und ich ‚Spiel‘ nicht als Gegensatz zu ‚Ernst‘ verstehe, sondern wie in der Spieltheorie als Aneinanderreihung von (Spiel-)Zügen (also Entscheidungen), dann kann ich dieser Aussage zustimmen. Jeder Spieler versucht seine Nutzenfunktion (salopp: seinen Spass, seine Lebensfreude) zu maximienen, indem er in jeder Situation (Spielstand), basierend auf seiner Kenntnis des Spiels (Erfahrungen), diejenige Entscheidung trifft, die ihm mit optimaler Wahrscheinlichkeit den optimalen Nutzen bringt.
Schwierig werden Entscheidungen erst, wenn kurzfristige Gewinne gegen längerfristige Verluste (oder umgekehrt) abzuwägen sind. Hier gibt es noch keinen Spieltheoretischen Ansatz, Situationen des Lebens adäquat zu Beschreiben. Daraufhin muss ich meine Zustimmung qualifizieren.
Peace,
Kevin.
Hallo Arminio!
Wenn man das ganze Leben unterschiedslos als Spiel bezeichnet, verliert das Wort „Spiel“ seinen Gegensatz und damit seine Bedeutung. Man kann es natürlich „spielerisch“ so sagen, um bestimmte Aspekte des Lebens zu betonen: Regeln, Einsatz, Erfolg. Aber da zeigen sich auch schon die Grenzen dieses Satzes. Denn im Gegensatz zum echten Spiel sind die Regeln des (Zusammen-)Lebens nicht vorher festgelegt, sondern wir schaffen und entwickeln die Regeln, indem wir „spielen“.
Ich spiele gern - aber gerade darum möchte ich „Spiel“ und „Ernst“ unterschieden halten.
Gruß & schöne Ostern,
Pietro
Hallo Peter,
wir schaffen und entwickeln die Regeln, indem wir
„spielen“.
Eben die Spielregeln.
Ich spiele gern - aber gerade darum möchte ich „Spiel“ und
„Ernst“ unterschieden halten.
Wo ist der Unterschied, es gibt auch toternste Spiele…?
Gruß & schöne Ostern,
Dir auch
d.
Hallo Dilarah,
das wird jetzt, glaub ich, ein Spiel mit Worten. Was ich meinte, hast du sicher verstanden. Natürlich lassen sich „Spiel“ und „Ernst“ nicht trennscharf unterscheiden; das gilt für alle Begriffsgegensatzpaare. Das bedeutet aber in keinem Fall, dass die Polarität nicht existiert.
Wenn wir uns darauf verständigen können, dass es zum Begriff Spiel in unserer Sprache ein Gegenwort gibt, nämlich „Ernst“ (ob das nun ein gutes Gegenwort ist oder nicht, spielt keine Rolle), dann können wir versuchen, dem damit gesetzten Unterschied auf die Spur zu kommen. Wenn nicht - is’ eh alles egal
Gruß,
Pietro
Hallo Pietro…
ganz ehrlich, ich denke drüber nach, weil ich ernsthaft dazu
tendiere, dass das Leben ein Spiel ist. Wir wehren uns dagegen, weil wir Spiel als etwas bezeichnen, was nicht unbedingt ernst
zu nehmen ist. Stimmt das aber so?
Wenn wir uns darauf verständigen können, dass es zum Begriff
Spiel in unserer Sprache ein Gegenwort gibt, nämlich „Ernst“
(ob das nun ein gutes Gegenwort ist oder nicht, spielt keine
Rolle), dann können wir versuchen, dem damit gesetzten
Unterschied auf die Spur zu kommen. Wenn nicht - is’ eh alles
egal
Eben, es ist ja auch mehr oder weniger egal, natürlich nicht für den einzelnen, aber das Spiel, tschuldige das Leben geht weiter, auch wenn ein Mitspieler (ich sags mal so) ausscheidet, sprich stirbt oder nicht mehr teilnimmt (schwere psych. Verwirrung z.B.).
Warum wehrst Du Dich so gegen das Wort Spiel. Du nennst es Ernst des Lebens…gut, aber letztlich hat doch jeder seinen Part in der Runde.
Mensch, Du bringst mich auf Gedanken…
Gruß,
d.
Mal ein kleiner Einwurf. Bei einem Spiel kann man auch mal wieder von vorne beginnen, wenn man eine falsche Entscheidung getroffen hat und ausgeschieden ist.
Todo
Spiel oder nicht Spiel
Hallo Arminio nud Community,
Die Aussage „Das Leben ist ein Spiel“ habe ich recht lange für
mich als feststehende Ausage betrachtet.
Ich auch.
Gerade hinter dem
Hintergrund, da das Leben an Recht und Gesetzt, an Normen und
allgemeinen Verhaltenweises orientiert und gekoppelt ist.
Ich habe eher nach Toleranzen, Bewustwerdungsmöglichkeiten und Gewissen geschaut; ist aber im Prinzip nicht soviel anders.
Ähnlich unterliegt der Mensch somit gewissen Spielregeln, wer
sie versteht und richtig anwendet der kommt im Leben weiter
und gewinnt an Erfahrung und Reichtum.
Oder er ist auf der richtigen Seite der Geschichte, kann dann Reichtum abschaffen, umverteilen oder neu bestimmen. Aber soweit noch d’accord.
Wer sie nicht versteht
verliert und bleibt dumm und arm.
oder macht sich lächerlich, landet auf dem Müllhaufen der Geschichte und bankrottiert famos, das waren so meine Vorstellungen von Verliererschicksalen.
Adäquates Verhalten wird
somit in jeder Situation belohnt. Ähnlich wie in einem Spiel.
Adäquat klingt gut. Nur: welche Spiele werden in welcher Situation des Lebens gespielt? Mal triumphiert eine Zampanomasche, mal kommt es auf Sensibilität an. Mal macht man sich mit Vorsicht lächerlich, mal bereut man, sie vernachlässigt zu haben.
Nur darf diese Aussage niemals als absolute Aussage zu
verstehen sein.
Der Haken an der Aussage liegt im Singular ihres Objektes. Adäquates Verhalten ist schon ok. Auch absolut, würde ich sagen. Denn Adäquatheit definiert sich ja gerade über die Wirksamkeit eines Verhaltens, darüber, dass es zum Gewünschten führt. Doch wer sagt mir, ob mein Wissen um Adäquatheit gerade auch das Relevante ist? Ich werde belohnt, wenn ich adäquat handele, vorausgesetzt, meine Mitspieler spielen in der betreffenden Situation auch das Spiel, für das mein Handeln adäquat ist.
Was ist adäquates Verhalten bei Inflation? In Israel gab es mal eine Inflation, bei der hat, vereinfacht gesagt, die eine Hälfte der Bevölkerung eisern gespart und die andere jedes Geld sofort ausgegeben. Jede der beiden hat sich adäquat zu den Spielverlaufserinnerungen verhalten, die sie hatte. Die eine Hälfte war geprägt von den Erfahrungen einer Hyperinflation, in der Sparen keinen Sinn hat und die andere hatte Erfahrungen mit einem sukzessivem Abschmelzen des Geldwertes gemacht (vor ihrer Einwanderung nach Israel, zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Ländern)
Welches Verhalten da adäquat und welches inadäquat war, lag nicht nur nicht auf der Hand sondern, mehr noch: Welches sich als das Adäquate erweisen würde, durfte die Bevölkerung sogar mit ihrem Konsumverhalten mitentscheiden, allerdings leider unbewusst.
Das Schöne ist doch: indem wir uns verhalten, winken uns nicht nur Belohungen für den Fall der Adäquatheit, mehr noch: wir dürfen sogar mit beeinflussen, in welchem Spiel wir denn gewinnen wollen. Leider verlieren wir dann manchmal in dem Spiel, das wir mit unseren Zügen mitgeschaffen haben, wo wir doch mit den gleichen Zügen gewonnen hätten, wäre es nur das Spiel geblieben, das es war, als wir loslegten.
Der ungekehrte Fall (dumm und erfolgreich) kommt auch vor, aber seltener, schafft aber dafür mehr „Erfahrungswissen“ weil eine Aufwertung von Dummheit mehr Menschen schmeichelt als die Aufwertung von irgendwas sonst. (Dumme Heilslehren sind leichter verkaufbar als anspruchsvolle und daher „marktgerechter“.)
Adäquates Verhalten wird in jeder adäquaten Situation belohnt.
Das stimmt, würde ich sagen absolut; eben weil es nichts sagt.
Genau so gibt es genug Gründe zu behaupten
„Das Leben ist kein Spiel“.
Es ist nicht notwendig das Spiel, für das wir es halten. Aber ein Spiel im Sinne regelhaft bezogener Wertungen unserer Züge ist es schon. Im Nachhinein kann man einigermaßen sagen, um was für ein Spiel es sich handelte. Wenigstens im Nachhinein braucht man kein Fatalist zu sein. Es kann allerdings sein, dass das im Spiel gewonnene Wissen wertlos ist, weil das Spiel nie wieder gespielt wird. Es kann sogar sein, dass das im Spiel gewonnene Wissen gefährlich ist, weil wir auf Lehren zurückgreifen, deren Voraussetzungen entfallen sind und deren Anwendung uns das Gegenteil des Gewünschten beschert.
Ich würde sagen: Das Leben ist ein immer wieder neues Spiel. Ein Spiel auf der Grundlage alter Erfahrungen doch bei ständiger Neubildung der Regeln und Neubewertung unserer Züge. Mancher Zug geht noch gerade so durch, mancher nicht mehr. Neben den Regeln ändern sich Toleranzen, Perspektiven und Goutierungen. Es gibt Abnutzungen, Ermüdungen, Durchschauungen - und manchmal auch Wiederkehr. Wenn das Leben kein Spiel wäre, dann gäbe es keinen Unterschied zwischen Betrug und Kreativität. Weil ich den Unterschied aber wichtig finde, halte ich es für gefährlich, das Leben zu einem Nicht-Spiel zu erklären.
Wenn das Leben ein Spiel mit unumstößlichen Adäquatheitsmaßregeln wäre, dann wäre die Idee eines Fallrückziehers nicht besser als die von einem Sturz; gäbe es keinerlei Regeln und Adäquatheitsempfinden, dann wäre ein foul so gut wie ein Fallrückzieher.
Ich glaube, wir brauchen die Vorstellung eines Spiels, um unsere Erfahrungen einordnen zu können. Die prägen uns, ob wir wollen, oder nicht. Wir sollten uns vergegenwärtigen, aus welchen Spielen welche Erfahrungen kommen, damit wir die richtigen Register ziehen können. Außerdem brauchen wie die Vorstellung von Spielen wegen des Zeitpfeils: Sonst könnten wir nicht wissen, dass nach dem Spiel vor dem Spiel ist.
In diesem Sinne,
Thomas
Mal ein kleiner Einwurf. Bei einem Spiel kann man auch mal
wieder von vorne beginnen, wenn man eine falsche Entscheidung
getroffen hat und ausgeschieden ist.Todo
Vollkommen richtig, bei einem Spiel ist dies tatsächlich so. Mit meiner Aussage wollte ich klar machen, dass es sehr oft spielähnliche Lebenssituationen gibt, die es erfordern sich anzupassen bzw. auch neu zu beginnen. Selbstverständlich ist Leben im wortwörtlichen Sinne nicht gleich Spiel, dennoch ist es bespielsweise für einen geschiedenen Lebenspartner möglich neu anzufangen. Dieser Neuanfang ist immer auch eine Weiterentwicklung verbunden mit einem Lernprozeß und nicht wirklich nur ein „Neubeginn“. Selbst in einem Spiel erweitert und verändert man seine Taktik sein Wissen. Mir war wichtig herauszustellen, dass es deutliche Zusammenhänge gibt, die nicht ausser acht gelassen werden sollten.
Hallo Claudia, ich finde Deine Einstellung ganz vernünftig, meine Aussage jedoch zeigt aber auch wie am Anfang beschrieben eine Eintwicklung. Mit Deiner Aussage gibst Du mir dennoch recht, da auch das Spiel an sich als Simulation und Training von Situationen Bestandteil des Lebens sind. Das Leben an sich wird in sehr vielen Bereich gelernt und erprobt (z.B. wie von Dir beschrieben durch ein Puppenspiel) und dennoch muss man sich erst bewähren bis man wirklich auf „eigenen Füssen“ steht. Ich denke die Aussage „man lernt ein Leben lang“ passt in sofern, dass Spiel nach meinem Verständnis immer eine aktive Sache ist, die am Ende ein Leben ausmachen und prägen.
schöne Grüsse
Arminio
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Das Leben ist ein Leben
Das Leben auch einmal als ein Spiel zu betrachten, halte ich für ein nützliches Modell.
Mir persönlich gefällt die assoziative Nähe zu den Spielen, an die wir zu erst denken. Will meinen : Mensch ärgere dich nicht … usw…
Denn dadurch könnte eine verärtung, verrationalisierung, verregelung im Umgang mit anderen entstehen.
Der Verlierer hat einfach Pech gehabt. Im Brettspiel, wird für gewöhnlich, wenig anteinnahme geübt, dem anderen nichts geschenkt.
Ich möchte nicht das dieses und eine Verdinglichung mit dem Leben gemacht wird.
Die Ziele bei Brettspielen sind meist Dinge haben und Konkurenten auschalten.
Auf diese Umgangsweisen sollte sich das Leben natürlich nicht beschränken… und was Ziele im Leben sind sollte am besten auch nicht über diese Metapher anderen vorgegeben werden.
Ich bin mir nämlich da nicht so sicher mit dem freien Willen bei der Wahl von Zielen.
Gruß Sebastian