Das lobe ich mir!

Hallo,

weiß jemand was zu dieser Phrase? Mir fällt keine andere Redewendung ein, wo „loben“ mit Dativobjekt benutzt wird. War das früher mal üblich? Oder ist es eine Verballhornung?

lg hahu

Hallo!

weiß jemand was zu dieser Phrase? Mir fällt keine andere
Redewendung ein, wo „loben“ mit Dativobjekt benutzt wird. War
das früher mal üblich? Oder ist es eine Verballhornung?

Es gibt einen Dativ, der gebraucht wird, „um auf eine vertrauliche und gemütliche Weise die Teilnahme des Redenden oder Angeredeten zu bezeichnen. Dieser Gebrauch des Dativs wird in allen Sprachen gefunden und scheint ganz eigentlich in der vertraulichen und gemütlichen Volkssprache zu wurzeln“.
Menge, Hermann: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik. Seit 1871 immer wieder aufgelegt.

Das ist der Dativus ethicus (gemütvoller Dativ). Die moderne Linguistik erklärt ihn sicher weniger gemütvoll als der alte H. Menge, aber dafür vielleicht nicht ganz so allgemeinverständlich. Menge gibt in diesem Zusammenhang Belege aus dem Lateinischen an. Die bekanntesten Stellen aus dem Altgriechischen sind wohl die Aufforderungen in der Verteidigungsrede des Sokrates an die Zuhörer in seinem Prozess: „Und fangt mir nicht an Lärm zu machen, wenn ich jetzt sage …“
In der deutschen Umgangssprache ist das allgegenwärtig: Auf einmal, bei unserer Alpenwanderung, da hat dir ein Schneesturm angefangen …

Ich meine, dass auch dein Beispiel in diese Kategorie fällt.

Freundlichen Gruß!
H.

Hallo Hahu,

weiß jemand was zu dieser Phrase?
War
das früher mal üblich?

Diese Seite sagt, es sei Umgangssprache und erst seit dem 18. Jahrhundert von Schriftstellern Nord- und Mitteldeutschlands belegt.
http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegrif…
Berühmtes Beispiel Goethe:
„Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ - Faust I, Vers 2171f., Frosch in Auerbachs Keller

Viele Grüße
Marvin

Hallo, hahu,

weiß jemand was zu dieser Phrase? Mir fällt keine andere
Redewendung ein, wo „loben“ mit Dativobjekt benutzt wird. War
das früher mal üblich?

ergänzend zu den anderen Antworten siehe auch Grimm:

"10) in verbindung mit einem persönlichen dativ, ich lobe mir etwas, wofür beispiele erst seit dem vorigen jahrhundert und von schriftstellern Mittel- und Norddeutschlands hier zu geben sind:

die bücher, die todten gesellschafter! nein ich lobe mir das lebendige. Lessing

mein Leipzig lob ich mir!
es ist ein klein Paris und bildet seine leute. Göthe"

und Adelung:

  1. Seinen Beyfall durch Worte zu erkennen geben. […] In der vertraulichen Sprechart oft mit dem Fürworte mir. Ich lobe mir die Mittelstraße, Gell. gebe ihr meinen Beyfall, ziehe sie vor. In diesem Stücke lobe ich mir ihren Freund, das billige ich an ihm.

Gruß
Kreszenz

Hallo Hannes,
Ja genau, ich kenne das auch aus der Linguistik als den ethischen Dativ, schönes Beispiel dafür war immer: Komm du mir bloß nach Hause!

Grüße,

  • André
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Vielen Dank…
… ich bin immer wieder überrascht, wie aus einem kleinen Stutzen über ein sprachliches Phänomen eine deutliche Horizonterweiterung wird!

Danke für eure erhellenden Antworten!
hahu