Das Merkel hat abgeschrieben

Merkel kopierte TV-Duell-Schlusswort von Reagan

Die Kanzlerkandidatin der Union, Angela Merkel, hat ihr Schlusswort beim TV-Duell mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in weiten Teilen beim ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan abgeschrieben.

Ihr Aufruf an die Wähler war streckenweise fast identisch mit einem
Schlusswort Reagans in einem TV-Duell von 1980. „Sie hat sich sicherlich davon inspirieren lassen“, gab ein Sprecher der Unionsfraktion zu. Die SPD warf Merkel „Wählertäuschung“ vor.

Einige Passagen aus dem Statement der Kanzlerkandidatin klingen wortwörtlich wie das Schlusswort, das Reagan vor 25 Jahren im Fernsehduell gegen Präsident Jimmy Carter vortrug. Der Wahlerfolg Reagans habe die CDU-Strategen offenbar derart beeindruckt, dass sie ganze Passagen der Vorlage benutzten und nur Details anpassten, berichtet „Spiegel Online“.

Wie Reagan bat auch Merkel die Wähler in ihrer Schlussrede um einen
Vergleich: „Liebe Wählerinnen und Wähler, in zwei Wochen werden Sie Ihre Entscheidung über die Wahl fällen. Vielleicht hilft Ihnen die Beantwortung einiger Fragen bei Ihrer Entscheidung: Geht es unserem Land heute besser als vor sieben Jahren, als Rot-Grün antrat? Ist das Wachstum höher? Ist die Arbeitslosigkeit niedriger? Haben wir weniger Bürokratie? Sind unsere Rente, Pflege und Gesundheit sicherer?“

Bei Reagan hieß es bei dem Fernsehduell am 28. Oktober 1980: „Nächsten
Dienstag werden Sie alle zu den Wahlurnen gehen, sie werden dort im
Wahllokal stehen und ihre Entscheidung treffen. Wenn Sie diese Entscheidung treffen, denke ich, wäre es gut, wenn Sie sich fragen: Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren? Ist es einfacher für Sie, Dinge in den Läden zu kaufen, als vor vier Jahren? Ist die Arbeitslosigkeit im Land höher oder niedriger?
Wird Amerika in der Welt so respektiert wie früher? Sind wir so sicher, so stark wie vor vier Jahren?“

Merkel kopierte laut „Spiegel Online“ nicht nur die Fragetechnik, sondern auch die Schlussfolgerung. O-Ton Reagan: „Wenn Sie alle diese Fragen mit Ja beantworten, dann denke ich, ist es sehr offensichtlich, wen Sie wählen werden.“ Merkel formulierte: „Wenn Sie alle diese Fragen mit Ja beantworten, dann haben Sie Ihre Wahlentscheidung wahrscheinlich gefällt. Aber wenn Sie Zweifel haben, wenn Sie nicht wollen, dass es einfach so weitergeht, dann haben Sie die Wahl mit CDU und CSU.“

(Wer weiss, was Sie vorhat, noch so aus Amerika zu uebernehmen…)
Grusel…
Sepp

So hat eben jeder sein Vorbild, JFK wird ja auch ständig kopiert. Warum nicht auch mal Reagan? Angela sollte nur bei den Mikrofonproben vorsicht sein.

Witziger wäre natürlich wenn mal jemand von Chrustschow klaut und mit dem Schuh auf den Tisch haut.

Gruss Jan

Hallo Thorwald

Die SPD warf Merkel „Wählertäuschung“ vor.

Das kann ich kaum glauben. So unprofessionell die SPD auch inzwischen sein mag, diese Dumpfheit darf man ihr nicht unterstellen. Wohlgemerkt: Der SPD. :wink:
Gruß,
Branden

Ich finde es auch ziemlich arm, gerade beim Schlussappell abzukupfern. Die als emotionslos und roboterhaft geltende Merkel hat ihrem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht, indem sie ihren emotionsgeladenen, pathetischen Weckruf an die Nation bei bei einem Western-Schauspieler abgekuckt hat. Alice Schwarzer, die ja teilweise recht Merkel-freundlich ist, hat der Kandidatin gestern bei Kerner ganz zu Recht eine etwas irritierende Amerika-Gläubigkeit vorgeworfen.

Gruß
André

Hi!

Das ist doch eine gute Rede.
Sie zeigt vor allem, dass viele in Deutschland (und evtl. damals in den USA) so dämlich sind, ihre Wahlentscheidung wirklich erst vor der Urne zu treffen.
Daher muss man „die Menschen“ bis dahin massiv penetrieren…
Die richtigen Fragen sind gestellt. Ob es eine ähnliche Satzstellung schon mal in 1980 gab, ist mir dabei egal.

Manch anderer verwendet im Wahlkampf 2005 um den deutschen Bundestag stalinistische Ideologien von vor 60 Jahren. Das halte ich für deutlich verwerflicher…

Grüße,

Mathias

Nun, selbst fuer jemandem, der Politiker ist ist es nicht zuviel verlangt, zumindest eine Quellenangabe zu machen, sofern dies angemessen ist.
Ansonsten gibt man vor, etwas und jemand zu sein, das man nicht wirklich ist.
Zu einem gewissen Grade muss das jeder tun, doch es gibt auch vernuenftige Grenzen, wenn es zuviel des Guten wird.
Sepp

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Ich fand Schröders Schlusswort weitaus peinlicher und unglaubwürdiger. Vor allem dieses Gesülze mit der Schöpfung hab ich ihm nun überhaupt nicht abgenommen. Dagegen war Merkel ja regelrecht authentisch.
Gruß,
Branden