Mediale Möglichkeiten der Philosophie
Hallo Claren,
Fabulierkunst hat auch etwas mit Philosophie zu tun.
nein, nicht direkt, höchstens indirekt bzw. als Philosophie im weiteren Sinne. Philosophie im engeren Sinne (als in der Tradition von Sokrates, Platon und Aristoteles) orientiert sich an Richtigkeit und nicht an der Darstellung.
Jetzt kommt es darauf an, aus welche Ecke die Verliebtheit kommt,
ist es aus Eigenliebe oder aus Liebe zu der Idee, weswegen
empfindlich reagiert wird. Ich kenne die Sendung leider nicht,
weshalb ich hier nur mutmaße, dass es aus Eigenliebe
geschieht. In diesem Fall wäre es egal, über welches Thema
jemand doziert.
Du wirst doch sicher Dozenten oder Lehrer kennen, die sich selbst gerne reden hören, oder? So etwa läuft die Sendung ab. Es geht nur nebenbei um ein Thema, das wichtigste bleibt in dieser Sendung leider die Selbstdarstellung der eigenen Ideen von Safranski und Sloterdijk. Solterdijk gerät des öfteren ins Schwärmen über seine eigenen Ideen, das finde ich an sich schon abstoßend. Safranski hat mir auch eine freundliche Nachfrage, ob er ein bestimmtes definitiv von ihm behauptetes Detail in seiner E.-T.-A.-Hoffmann-Biographie bitte belegen könne, bis heute nicht geantwortet (trotz zweier Nachfragen, das ist recht unüblich bei Philosophen, von denen man normalerweise wenigstens eine kurze Mitteilung erhält, da habe ich viele Beispiele selbst erlebt). Ich schließe daraus, dass man die Details, die Safranski behauptet, noch genauer unter die Lupe nehmen sollte, als man es bei anderen ohnehin tut. Er behauptet also anscheinend gerne Dinge, die schön klingen (wobei es dann unwesentlich ist, ob sie stimmen oder nicht) - das ist kein philosophisch zu nennendes Vorgehen.
Ein bisschen ich habe den Eindruck, dass gerade diese
Disziplin so speziell ist, dass es durch das Fernsehen keine
Möglichkeit zu geben scheint, laienhaften Interessierten da
hinein zu helfen, was ich schade fände.
Man muss wohl eher sagen, dass sie zu allgemein ist, um in ihrer Abstraktheit von jedem verstanden zu werden. Aber dass es Möglichkeiten gibt, beweißt ja nicht nur die von mir in einem anderen Posting schon erwähnte Kant-Reihe bei 3Sat, sondern beweisen auch die vielen Volkshochschulkurse, die Philosophiekurse für das dritte Lebensalter und nicht zuletzt die philosophischen Praxen. Freilich sind die erreichten Tiefen unterschiedlich, nicht nur zwischen den verschiedenen Angebotsarten, sondern auch innerhalb der einzelnen Angebote. Ich bin jedenfalls nicht der Ansicht, dass es nicht möglich ist. Im Gegenteil: Ich bereite schon seit längerer Zeit Programme hierfür vor.
Man kann also nicht ein bißchen über Philosophie reden, im
Sinne von philosophieren?
Doch, doch, das hat sogar schon Kant behauptet, dass man nicht „Philosophie“ lernen solle, sondern „Philosophieren“. Aber das ist natürlich nicht einfach, weil es die kompromisslose Auseinandersetzung mit eigenem fehlerhaften Vorgehen fordert, was selbst für Profis gelegentlich schwierig ist. Man könnte also z. B. durchaus fragen, was etwa die eine oder andere Formulierung Platons 1. bedeutet, 2. für mich bedeutet, 3. überhaupt bedeuten kann, aber diese Ebene erreichen die Herren Sloterdijk und Safranski nicht - jedenfalls nicht in den Sendungen, die ich gesehen habe. Sie fallen oft zurück in eben das, was nicht philosophisch ist, nämlich in das schöngeistige Schwärmen. Sie denken auch in der Sendung nicht einen einzigen Gedanken weiter als bis zu dem Punkt, wo er interessant würde - und dann lassen sie den Zuschauer mit diesem Halbwissen allein.
Ich denke an die vielen Worthülsen
(Willen, Freiheit, Leben, Liebe, Tod), mit denen wir ständig
zu tun haben. Die Philosophie könnte zu Sinn und Inhalt
verhelfen. Ich empfinde diese Wissenschaft als besonders
wichtig, weil es immer weniger Zuständige für
Wertevorstellungen gibt.
Sehr gut, das kann ich natürlich gut unterschreiben. Allerdings klingt es auch ein wenig danach, als würdest du auch fordern, dass Philosophie durch und durch und ausschließlich praktisch würde und an der Praxis sich orientieren sollte. Das scheint mir ein häufiges Missverständnis zu sein. Die Praxisorientierung ist ein Teil, sogar ein wichtiger Teil der Philosophie, aber ohne den (viel größeren Anteil) der theoretischen Kenntnisse geht es eben nicht bzw. kann man nur zu sehr begrenzt praktisch nützlichen Ergebnissen kommen.
bemüht man sich, Nichtphilosophen und
Scheinphilosophen zu Wort kommen zu lassen, eben Prominente,
Warum nicht einen echten Philosophen? Ich habe z.B. einen
Faible für Kosmologie, und schaue sehr gerne in BR-alpha die
Sendung mit Harald Lesch, Professor für Astrophysik. Der macht
das super, dem kann ich geistig folgen, ohne das Fach studiert
haben zu müssen. Das müßte doch auch mit der Philosophie
möglich sein?
Ich kenn den Mann nicht, aber es gibt durchaus auch Fachleute, die sich klar ausdrücken können. Aber die kommen für solche Sendungen scheinbar nicht in Frage. Warum das so ist, kann ich auch nur vermuten. Wahrscheinlich ist das Bild von der Philosophie und den Philosophen derart verzerrt, dass die Bezeichnung einfach abschreckt.
Über die Sendung mit der Christiansen ärgere ich mich jedes Mal.
Ich schaue sie mir schon lange nicht mehr an, weil man immer schon vorher weiß, was dort und wie das dort besprochen wird.
Die ist einfach unseriös, und wird durch die Promis mit
ihren Jedermannsmeinungen nicht gerade erträglicher.
Eben.
Manchmal
scheitere ich schlichtweg an Satzverschachtelungen, weil ich
darin nicht geübt bin.
Das geht den meisten Menschen so, und genau darum muss ein Philosoph, der öffentlich auftritt, sich besonders einfach ausdrücken, wenn er verstanden werden will. Allerdings gibt es durchaus philosophische Probleme, für die man Geduld mitbringen muss - und da sind die Laien dann doch gefordert. Philosophisches Fastfood ist jedenfalls nicht in jeder Frage sinnvoll, eigentlich gar nicht, sondern nur in bestimmten Grenzen tolerierbar.
Oder das ZDF läßt nur einen Philosophen vortragen. So ist
dieser eher mit der Sache als mit seinem Ansehen beschäftigt.
Ich sage wieder nur: 3Sat. Da hört man Sonntags Mittags z. B. Vorträge von Hans Lenk oder anderen. Sehr empfehlenswert. Weniger hingegen kann ich die Sendungen mit Annemarie Pieper empfehlen, die dann doch zu sehr sich von Einfachheit lenken lässt. Der WDR hatte vor einigen Jahren eine Reihe zur Philosophie mit über 100 Sendungen gebracht (die Liste steht im Netz), wovon einige inzwischen auf Video zu bekommen sind, aber leider zu so unverschämten Preisen, dass man sich die Anschaffung dreimal überlegt und dann doch eher davon absieht. Einige Vorträge (z. B. von Nida-Rümelin) hatte ich vor einiger Zeit auch im Netz gefunden (zum Ansehen oder herunterladen!). Auch davon war einiges sehr empfehlenswert.
Summa: Es geht - nur es wird leider zu selten gemacht!
Herzliche Grüße
Thomas Miller