Das Sein das Bewusstsein? vice versa?

Ich weiß, liebe Schreiberlinge, es sind alte Kamellen, doch will ich schauen, wie sie euch zur Zeit schmecken:

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das Sein?

Da die Begriffsauffassung von Sein und Bewusstsein ohnehin sehr oft weit auseinander geht, wäre es freundlich, wenn ihr eure Auffassung dieser Begriffe in Zusammenhang mit der Beantwortung der Frage kurz umreißen könntet, sodass es zu weniger Missverständnissen kommt. (Bitte ohne den „Arbeit macht Freiburg“-Helden im Himmler-Ontomobil *grins*)

Gruß

Hallo S.G.

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das
Sein?

Marx hin, Marx her - ich denke, das ist etwa so wie die Frage, wer zuerst da war: die Henne oder das Ei.
Beides hat gleichermaßen Einfluss auf das jeweils andere, könnte man sagen. Vielleicht hat bei einer staken (genetisch angelegten?) Individualität das Bewusstsein sogar einen stärkeren Einfluss auf das Sein …Wenn man sieht, dass viele sehr intelligente, begabte, originelle Köpfe sich auch aus dem miesesten Milieu heraus entwickelt haben zu bedeutenden Persönlichkeiten, dann ahnt man, dass etwas dran ist an dem Gedanken, dass das Genie sich durchsetzt. Einer von drei oder vier Geschwistern (er)findet es Großes, hat eine besondere Begabung, kommt damit heraus, seine Geschwister nicht. Im Laufe meines Lebens habe ich mehr und mehr an die Persönlichkeit, die Anlage geglaubt.
„Unser Charakter ist unser Schicksal.“
Gruß,
Branden

Da die Begriffsauffassung von Sein und Bewusstsein ohnehin
sehr oft weit auseinander geht, wäre es freundlich, wenn ihr
eure Auffassung dieser Begriffe in Zusammenhang mit der
Beantwortung der Frage kurz umreißen könntet, sodass es zu
weniger Missverständnissen kommt. (Bitte ohne den „Arbeit
macht Freiburg“-Helden im Himmler-Ontomobil *grins*)

Gruß

Ich weiß, liebe Schreiberlinge, es sind alte Kamellen, doch
will ich schauen, wie sie euch zur Zeit schmecken:

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das
Sein?

Gruß

Ich bin für das Zweite !!!
Gruss: harta

Moin,

will ich schauen, wie sie euch zur Zeit schmecken:

Habe heute früh seit langem einmal wieder versucht, mir ein Leberwurstbrot zu denken. Allein: Der Teller blieb leer…

Krüsse

MM

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das
Sein?

Ich denke beides. In Wechselwirkung und Abhängigkeit
von/zueinander. Ich denke sogar, daß es niemals
gänzlich zu trennen ist. Mit der spezifischen Frequenz
der jeweiligen ‚Lebendigkeit‘, ändert sich auch die
Frequenz der Wechselwirkung. Bestimmt und beeinflußt
natürlich ebenso auch von den genetischen Bedingungen.

Bzw. sind die Gene ja auch nur Teile des Ganzen. Ich
denke manchmal darüber nach, was Bewußtsein eigentlich
ist. Bisher habe ich keine Grenzen gefunden. Neulich
habe ich mal sinngemäß geäußert, daß ich bewuß-los bin,
wenn ich z.B. ohnmächtig bin oder schlafe.

Das Denken ist ja nur ein kleiner Teil des Bewußtseins.
Wo also hört es auf? Wo fängt es an?

Gruß

Gruß Yo.

Moin,

Habe heute früh seit langem einmal wieder versucht, mir ein
Leberwurstbrot zu denken. Allein: Der Teller blieb leer…

da gehts mir grad umgekehrt, bin auf Diät und versuche
dauernd nicht ans Essen zu denken, der Teller allerdings
füllt sich selbst, wie von Geisterhand!
Du wendest die falsche Technik an!
Oder du lügst und hast es schon gefuttert!

Gruß
Walden

Moin,

Moin moin,

will ich schauen, wie sie euch zur Zeit schmecken:

Habe heute früh seit langem einmal wieder versucht, mir ein
Leberwurstbrot zu denken. Allein: Der Teller blieb leer…

Da hast du nicht zu Ende gedacht.
Hättest halt noch den Gang zum Bäcker (Brot) und Fleischer (Wurst)
machen sollen und deinen Körper veranlassen sollen dir dein Leberwurstbrot auf den Teller zu servieren.
Alternierend wäre noch der Impuls an den Nächsten (z.B. Mamma, mach mir doch mal ein Leberwurstbrot bitte) denkbar.

Merke:
Halbe Sachen sind keine Ganzen

Stefan

Ich weiß, liebe Schreiberlinge, es sind alte Kamellen, doch
will ich schauen, wie sie euch zur Zeit schmecken:

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das
Sein?

Da es das Ich gibt, bestimmt das Bewustsein das Sein.

„Das mache ich“/ „das mache ich nicht“ macht das Sein zu dem was es ist und basiert naturgemäss auf dem Bewustsein.

Stefan

‚es kömmt darauf an …‘
Hallo,

obiger Satz ist zwar ein Zitat, aber ein verkürztes, wodurch die Bedeutung des Ursprungssatzes verändert wird.

Schlagworte wie die genannten sind Scheingegensätze, die keine wirkliche philosophische Bedeutung haben, sondern „Relikte des Volkes“ (oder meinetwegen „Relikte für das Volk“, denn wir wollen ja die Zitiererei nicht überstrappazieren).

Und worauf kommt es nun an? Die Antwort liegt auf der Hand: Darauf, was man unter dem Begriff der Bestimmung überhaupt versteht! Denn das setzen beide Seiten unkritisch voraus, was sie in ihrer Bestimmtheit (Achtung: nicht Bestimmung) schon von selbst diskreditiert.

Gruß

Bona

Ich denke, dass Marx schon Recht hatte, wenn er sagt, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Allerdings muss man wohl an seinem Ansatz bestimmte Modifaktionen vornehmen. Marx verstand ja unter dem Sein mehr oder weniger das Leben in bestimmten Produktionsverhältnissen. Er sagt also, dass das gesellschaftliche Sein mit der Basis der Ökonomie das Bewusstsein bestimmt. Und zwar das Bewusstsein in einem bestimmten Sinn. Zumindest zwei Dinge fallen unter dieses Bewusstsein: Zu einem die Ideologisierung der Dinge und das Bewusstsein der Klassenzugehörigkeit (beides Folge der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, also des Seins). Ich denke, dass Marx mit diesem Ansatz schon recht hat, aber man sollte neben dem gesellschaftlichen Sein auch noch das biologische Sein hinzunehmen. Hier fallen mir hauptsächlich die Gene ein, als etwas fast rein biologisches. Die neuronalen Verschaltungen, die unser Denken ausmachen, sind dann ein Produkt der Interaktion von gesellschaftlichen Einflüssen und der genetischen Veranlagung.
Hoffe das war jetzt nicht zu viel Geschwafel…

Ich denke, dass Marx schon Recht hatte, wenn er sagt, dass das
Sein das Bewusstsein bestimmt.

Hat er das? Wo? Zitat?

Grüsse

Hallo Santa Geronimus,

„Sein“ = die physikalische Welt wie sie mich umgibt - z.B. Mauern können im Weg stehen, Regen macht naß und frieren, Sterben macht tot, halt alles was so in der Welt so ist zum anschauen, anfassen oder messen und so - Du weisst schon.

„Bewusstsein“ = meine Pläne, Gedanken, Empfindungen und Beurteilungen und so ähnliches Zeug halt.

Bestimmt nun das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das
Sein?

Dir zu Ehren will ich Diese Frage mal beantworten: In unserer komplexen Welt geschieht beides und oft beides gleichzeitig. eigentlich ganz simpel. Dafür drei Besipiele:

  1. Als die Amerikaner sich den Traum verwirklichten auf dem Mond zu landen, da bestimmte das Bewussttsein das sein.
    Allgemein: werden Pläne umgesetzt dann bestimmt das Bewusstsein das Sein.

  2. Als ich Skifahren wollte und der Schnee war weg, konnte ich das nicht. Drum war ich traurig.
    Allgemein: scheitern Pläne an der Welt so bestimmt das Sein das Bewusstsein.

  3. statt Skifahren bin ich schliesslich wieder nach hause und habe einen Kuchen gebacken.
    Allgemein: Pläne scheiten an der Welt - werden angepasst und angepasst umgesetzt - Beide beeinflussen sich gegenseitig - meistens immer so.

Aus der Zauber - ich halte nicht viel von philosophie - nicht weil sie nutzlos ist (ist Sport auch) sondern weil es nicht mal viel leidenschaft erzeugt (wie z.B. Sport).

Gruß, Udo

Marx-Zitat
Hi.

„Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 9.

Gruß

Man muß Marx auf den Kopf stellen
Hi.

Sorry, wenn ich wieder mit meinem Nirvanamobil anrolle, aber was anderes kommt mir nicht in die Garage.

Also:

Marx, wenn er vom gesellschaftlichen Sein sprach, meinte natürlich nicht die physikalischen Atome von Fabrikationsstätten, sondern ihre Funktion im sozialen Kontext. Er meinte also etwas weitgehend Unbewußtes als Tiefenschicht des menschlichen Geistes: er sprach vom ökonomischen Unbewußten. Dieses Unbewußte ist Teil des Seins der Menschen. Von diesem Sein sprach er.

Mit Bewußtsein meinte er jene klitzekleine Insel im Meer des Unbewußten, die wir als das Ich der Menschen bezweichnen.

Dieses Ich ist eine Drehscheibe für Evolution. Hier zentriert sich der Eigenwille des Menschen und kann, ist er stark genug, zurückwirken auf jene sozialen und auch materiellen Kontexte, die das ökonomische Unbewußte prägen.

Das Ganze ist also ein Zirkel mit spiraligem Aufwärtspotential (Evolution)in Richtung Nirvana oder Weltgeist. Hegel läßt grüßen.

Ich schließe mich an.

Hallo,

„Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein,
sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr
Bewusstsein bestimmt.“ K. Marx, Kritik der politischen
Ökonomie, MEW 13, 9.

vermutlich einer der häufigsten Irrtümer über Marx.
Ist das Sein identisch mit dem gesellschaftlichen Sein?

„Denken und Sein sind also zwar unterschieden, aber zugleich in Einheit miteinander.“ ök-phil. Manuskripte von 1844, Privateigentum und Komm.

Dadurch kann weder das Sein das Denken noch das Denken das Sein vorsätzlich bestimmen.
Das von dir gebrachte Zitat lässt nämlich auch den Umkehrschluss zu, daß es das Individuum ist, welches jeweils die Gesellschaft beeinflusst und in Summe dadurch die Entwicklung der Gesellschaft ausmacht.

Grüsse

Hallo, ich hab dabei hauptsächlich an folgende Stelle aus der Dt.Ideologie (MEW 3, S.26f.) gedacht: „Auch die Nebelbildungen im Gehirn des Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewusstseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbstständigkeit. Sie haben keine Geschichte, sie haben keine Entwicklung, sondern die ihre materielle Produktion und ihren materiellen Verkehr entwickelnden Menschen ändern mit dieser ihrer Wirklichkeit auch ihr Denken und die Produkte ihres Denkens. Nicht das Bewusstsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewusstsein.“