Das Weiße Haus

Liebe Experten,

es gibt ja böse Gerüchte darüber, George W. Bush habe bei dem Wahlduell mit seinem Herausforderer Kerry ein Funkgerät getragen. Das Weiße Haus hat dies dementiert, und ich frage mich: Wieso das Weiße Haus?

Übertragen auf Deutschland und ein Kanzlerduell wäre es doch, nehme ich an, unvorstellbar, dass das Kanzleramt zu so einem Vorwurf Stellung nimmt. Entscheidend wäre doch wohl eher, was sie SPD zu sagen hätte, denn wenn Herr Schröder im Duell ist, dann nicht in seiner Funktion als Bundeskanzler, sondern als Kandidat der SPD.

Gibt es eine solche Trennung in den USA nicht? Sieht man immer nur den Präsidenten als Präsidenten, ohne darauf zu achten, wann und in welchem Kontext er etwas sagt oder tut oder unterlässt? Ich fände das recht bedenklich…

Levay

Der Präsident
Hallo Levay,

Gibt es eine solche Trennung in den USA nicht? Sieht man immer
nur den Präsidenten als Präsidenten, ohne darauf zu achten,
wann und in welchem Kontext er etwas sagt oder tut oder
unterlässt? Ich fände das recht bedenklich…

Der Präsident nimmt in der amerikanischen Verfassung und dem politischen System eine besondere Stellung ein. In der Tat verliert er mit dem Amtseid einige seiner Bürgerrechte (wie man im Fall Clinton auch beobachten konnte). Er ist dafür DIE wichtigste Person der USA, wichtiger im Zweifelsall als ganze Städte oder ähnliches.
Der Präsident ist kein einfacher Bürger, das hat Vorteile, aber auch Nachteile. So lässt es sich etwa zusammenfassen.

Grüße,

Anwar

Ich dachte jetzt immer der Cheffe der CIA undd die Magnaten der Wirtschaftsverbände, ah die über Christen nicht vergessen, häten in der USA die Hosen an.

Wusstet ihr das es in der USA eine Gesetzentwurf gibt das an die schulen ausser Darwinismus auch Biblische Lehre in gleichen Teilen gelehrt werden soll.
Da ist dann die Welt nur 10000 Jahre alt. Der Mensch wurde gleich so erschaffen wie er ist. Und Dinosaurier starben aus weil Noah sie nicht mit auf das Schiff nehmen konnte. Aus Platzzgründen nahm er nur deren Eier mit.

Da kommen dann so geile Sachen vor wie:

müssen sie ihre Tochter steinigen lassen, wenn sie vorehlichen Sex hat (Deuteronomium 22,20-21)

müssen sie sich beim Kauf eines neuen Outfits genau vergewissern, dass der Stoff nicht aus zwei verscheidenen Fäden gewebt ist. (Leviticus 19,19)

Bush ist da Mitglied und wird von denen voll unterstützt.

Ich bin ja selbst Gottgläubig und christlich erzogen worden.
Aber was so christliche Fundamentalisten, die eine Theokratie, eine Gottesstaat fordern mit einer wörtlichen Auslegung der Heiligen Schrift. Ja Danke.


Zurück zum ursprünglichen Thema. Da man bei der Diskussion merkte das einige Aussagen der Kontrahenten nicht 100% zu der Frage passten währe eine Behauptung auf Fremdsteuerung unrealistisch.
Dann würden die Aussagen nicht so Einstudiert und gezielter auf die Fragestellung kommen. Gerade wo dann auf einmal das mit den Mindestlohn und Bush hingegen die Aussage mit den Kinder besser ausbilden erwiederte war zu bemerken das sie eine Mänge von Antworten einstudiert haben.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

Wieso das Weiße Haus?

Übertragen auf Deutschland und ein Kanzlerduell wäre es doch,
nehme ich an, unvorstellbar, dass das Kanzleramt zu so einem
Vorwurf Stellung nimmt.

Wenn der amtierende Kanzler irgendwo auftritt, nimmt auch das Kanzleramt Stellung. In diesem Fall also würde es in Deutschland genauso laufen, d. h. Herr Anda würde sich den Fragen stellen. Ich meine, Du unterliegst hier einem kleinen Denkfehler.

Grüße von
Jana

Kannst du denn z.B. an einem Beispiel oder an einer sonstigen Quelle belegen, dass ich einem Irrtum unterliege? Das wäre hilfreich, denn bisher ist es nur eine bloße Behauptung.

Im Großen und Ganzen ist es so, dass ein Person nicht einfach eine Person sein muss, sondern auch im Kontext zum Amt und zur Amtshandlung betrachtet wird. Es ist ein Unterschied, ob sich ein Bundeskanzler als Bundeskanzler äußert, als Parteimitglied oder als Privatmann. Wenn der Bundeskanzler im Supermarkt einkauft und dann Ärger hat wegen eines abgelaufenen Nahrungsmittels, dann kann er wohl kaum das Bundeskanzleramt einschalten. Das Beispiel scheint trivial zu sein, ist es vielleicht auch - es verdeutlicht aber im besonderen Maße und damit im besonders einsichtigen Maße, dass Bundeskanzler eben nicht Bundeskanzler ist.

Der Auftritt auf einer Wahlveranstaltung ist hierfür ein gutes Beispiel: Der Bundeskanzler tritt doch nicht im Rahmen eines SPD-Wahlkampfes als Bundeskanzler auf (wozu auch?), sondern als Kandidat für die nächste Legislaturperiode. Er spricht hier im Namen seiner Partei und nicht im Namen der Regierung. Die Trennung ist sicher nicht immer leicht nachzuvollziehen, und die Übergänge mögen fließend sein. Abgrenzungsschwierigkeiten haben aber im Staatsrecht (genauso wenig wie im sonstigen Recht) per se zur folge, dass man die Abgrenzung gleich ganz sein lässt.

Stell dir mal vor, die Regierung würde - als Regierung - den Bürgern empfehlen, SPD und Grüne zu wählen. Oder anders: Rate mal, warum sie das nicht tut… Du merkst es? Das kann und darf einfach nicht sein. Es darf keine Regierungs- und damit staatliche Erklärung geben, dass Rot-Grün zu wählen ist. Wenn mich nicht alles täuscht, ist schon die Eigenwerbung der Regierung für ihre Arbeit ein Staatsrechtfall für junge Jurastudenten (ich bin ein alter und erinnere mich nicht :wink:), bei dem die Zulässigkeit diskutiert werden kann und zwar in genau diesem Rahmen.

Levay

Hi,

Kannst du denn z.B. an einem Beispiel oder an einer sonstigen
Quelle belegen, dass ich einem Irrtum unterliege? Das wäre
hilfreich, denn bisher ist es nur eine bloße Behauptung.

Ach je, immer diese Beweiswut meiner Landsleute :smile:

Aaaaalsooooo: Der Bundeskanzler ist ja vielleicht SPD-Mitglied, aber zuallererst KANZLER. Wenn er - mal angenommen - auf einer wirklich reinen SPD-Veranstaltung auftreten würde, als Gastredner beispielsweise, und dann regen sich paar Leutchen darüber auf. In diesem Fall wäre das eine wirklich rein parteipolitische Geschichte, und die SPD-Zentrale würde sich dann vielleicht auch zu einer Stellungnahme hinreißen lassen. ABER: Als Kanzler hat er zwar die Regierungsverantwortung, aber seine Linie muss ja nicht zwingend mit der der SPD-Fraktion übereinstimmen. Sein Auftreten wird also nicht gelenkt von der SPD, wenn er das nicht will!

Was anderes wäre es, wenn er immernoch Parteivorsitzender wäre, dann könnte es sicherlich des öfteren Zuständigkeitsprobleme geben. War bei Kohl ja manches Mal. Schröder hat - wahrscheinlich auch aus diesen Erwägungen heraus - sein Amt als SPD-Vorsitzender ja niedergelegt.

Im Übrigen ist es in den USA gaaaanz anders, da die Parteien da eine wesentlich untergeordnetere Rolle spielen als im politischen System Deutschlands. Auf welcher Grundlage da das Weiße Haus Statements abgibt, kann ich Dir nicht sagen.

Im Großen und Ganzen ist es so, dass ein Person nicht einfach
eine Person sein muss, sondern auch im Kontext zum Amt und zur
Amtshandlung betrachtet wird. Es ist ein Unterschied, ob sich
ein Bundeskanzler als Bundeskanzler äußert, als Parteimitglied
oder als Privatmann.

Der Bundeskanzler ist IMMER im Dienst!!! In einer Wahlkampfveranstaltung spricht er ganz sicher nicht als Privatperson, sondern als Kandidat einer Partei. Trotzdem hat der Bundeskanzler für solche Fälle sein Persönliches Büro. Die sitzen zwar im Kanzleramt, sind aber direkt und nur dem Kanzler unterstellt.

Wenn der Bundeskanzler im Supermarkt
einkauft und dann Ärger hat wegen eines abgelaufenen
Nahrungsmittels, dann kann er wohl kaum das Bundeskanzleramt
einschalten.

Nein, das wird er wahrscheinlich auch nicht tun. Aber wenn eine Verkäuferin ihm im Supermarkt ein Produkt verkauft und danach motzt, weil er sich so und so verhalten hätte, wird wahrscheinlich das Kanzleramt, sein Persönliches Büro oder (wenn er das möchte) er selber dazu Stellung nehmen. Das kommt auf den gelagerten Fall an. Der Bundeskanzler ist eine Person des Öffentlichen Lebens. Es gilt abzuwägen, welche Bereiche hier genau berührt werden.

Das Beispiel scheint trivial zu sein, ist es
vielleicht auch - es verdeutlicht aber im besonderen Maße und
damit im besonders einsichtigen Maße, dass Bundeskanzler eben
nicht Bundeskanzler ist.

Es verdeutlicht vor allem, dass Du eine blühende Phantasie hast und Fragen stellst, die sich von einem Rededuell zu jedem beliebigen Beispiel schlängeln. Doch wie gesagt: Der Bundeskanzler ist zu jeder Tages- und Nachtzeit Bundeskanzler; das begründet seine besondere Schutzbedürftigkeit, sonst würden die Herren vom BKA vor dem Restaurant abdrehen müssen, in das sich Herr Schröder privat nach Feierabend (den er aber nie hat) begibt.

Der Auftritt auf einer Wahlveranstaltung ist hierfür ein gutes
Beispiel: Der Bundeskanzler tritt doch nicht im Rahmen eines
SPD-Wahlkampfes als Bundeskanzler auf (wozu auch?), sondern
als Kandidat für die nächste Legislaturperiode.

Das ist unter Umständen so ziemlich das Gleiche!

Er spricht
hier im Namen seiner Partei und nicht im Namen der Regierung.

Hoffentlich :smile: Siehe ganz oben.

Die Trennung ist sicher nicht immer leicht nachzuvollziehen,
und die Übergänge mögen fließend sein.
Abgrenzungsschwierigkeiten haben aber im Staatsrecht (genauso
wenig wie im sonstigen Recht) per se zur folge, dass man die
Abgrenzung gleich ganz sein lässt.

Deine Frage war ursprünglich anders gelagert.

Stell dir mal vor, die Regierung würde - als Regierung - den
Bürgern empfehlen, SPD und Grüne zu wählen. Oder anders: Rate
mal, warum sie das nicht tut… Du merkst es?

Nö, merke ich nicht. Und theoretisch könnte sie das aber. Nebenbei bemerkt. Aber der Kanzler ist halt auch nicht „die Regierung“ :smile: Deshalb wird sich sein Sprecher auch nicht derartig äußern.

Das kann und
darf einfach nicht sein. Es darf keine Regierungs- und damit
staatliche Erklärung geben, dass Rot-Grün zu wählen ist.

???

Wenn
mich nicht alles täuscht, ist schon die Eigenwerbung der
Regierung für ihre Arbeit ein Staatsrechtfall für junge
Jurastudenten (ich bin ein alter und erinnere mich nicht :wink:),
bei dem die Zulässigkeit diskutiert werden kann und zwar in
genau diesem Rahmen.

Es ging also um eine angebliche Verkabelung von George W. Bush, und warum das Weiße Haus und nicht die Demokratische Partei zu dieser Vermutung/diesem Vorfall Stellung genommen hat.

Gegenfrage:

Bundeskanzler Gerhard Schröder liefert sich ein Rededuell mit Edmund Stoiber, weil beide Kanzler werden wollen. Vorausgesetzt, Herr Schröder ist zu diesem Zeitpunkt bereits Kanzler, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entweder das Kanzleramt selber oder sein Persönliches Büro zu Vorwürfen/Anfragen Stellung nehmen, die ihn bei diesem Auftritt betreffen. Falls es sich bei dieser Anfrage um eine rein parteipolitische Frage handeln sollte, wird das Kanzleramt die Anfrage an die Parteizentrale weiterleiten, weil diese (was logisch erscheint) der beste Ansprechpartner dafür sein dürfte. Vielleicht aber will sich Herr Schröder ja selber äußern. Und das Recht dazu und die Entscheidung darüber fällt er ganz alleine, und niemand anders.

Viele Grüße
Jana

Wenn der amtierende Kanzler irgendwo auftritt, nimmt
auch das Kanzleramt Stellung. In diesem Fall also würde es in
Deutschland genauso laufen, d. h. Herr Anda würde sich den
Fragen stellen. Ich meine, Du unterliegst hier einem kleinen
Denkfehler.

Bela Anda, seine Unbedarftheit. . .

http://www.stern.de/politik/deutschland/?id=520482