Hallo zusammen,
in einer Diskussion wurde mir folgendes Zitat präsentiert:
Wenn man sein Wesen betrachtet, ist der Militärdienst in sich eine sehr ehrenvolle, sehr schöne, sehr edle Sache. Der eigentliche Kern der Berufung zum Soldaten ist nichts anderes, als die Verteidigung des Guten, der Wahrheit und vor allem jener, die zu Unrecht angegriffen werden.
Johannes Paul II. (1920 - 2005), eigentlich Karol Wojtyla, polnischer Theologieprofessor, Erzbischof von Krakau, Kardinal, wurde 1978 erster polnischer Papst
Ist dies wirklich ein Zitat von Karol Wojtyl, und in welchem Kontext wurde diese Aussage getätigt? Irgendwie kann ich nicht glauben, dass ein Papst solchen „Unsinn“ von sich gibt. Unsinn deshalb, weil er seine Aussage mit nebulösen Begriffen wie „das Gute, die Wahrheit, Unrecht“ usw. rechtfertigt.
Wer entscheidet denn, was „das Gute“ oder was „die Wahrheit“ ist? Und was bedeutet „verteidigen“? Welche Mittel sind für eine Verteidigung erlaubt? Wie weit darf sie gehen? Haben die christlichen Soldaten während der mittelalterlichen Kreuzzüge nun „das Gute“ sowie „die Wahrheit“ verteidigt?
Oder relativiert sich seine ganze Aussage, weil er das geheimnisvolle „Wesen“ des Militärdienstes anführt?
Gruß,
Pere
Mein lieber Pere
lebe einmal in einem Land, in dem das Wort Krieg nicht nur in schwülstigen Erzählungen von friedhofsreifen Opas benutzt wird, sondern wo die Bedrohung Alltag ist - dich betrifft, deine Nachbarn, deine Freunde, deine Familie.
Ein Soldat ist dasselbe wie ein Polizist. Der Polizist schützt dich vor Gewalt von innen, der Soldat vor Gewalt von außen. Diese Aufgabe kann man nicht hoch genug einschätzen. Sehr viele versagen dabei.
Gruß
dataf0x
Hallo,
das mag sein. Nur abgesehen von Israel (aber da wophnen kaum Christen) und ein paar Ländern, die bei den Amis als Schurkenstaaten auf der Liste stehen, sehe ich weit und breit kein bedrohtes Land. Und ich sehe auch keinen, der Polen in den letzten 50 Jahren bedroht hätte - es sei denn, der bitterböse Westen hätte doch vergehabt, den ganzen Ostblock zu überrennen. Also bleiben doch wieder nur die alten halbtoten Opas.
Ach ja… so nebenbei: Die römischen Kaiser waren auf die ersten Christen auch deshalb nicht sehr gut zu sprechen, weil die Jesus ernst nahmen und sich nicht wehrten. Die weigerten sich also auch, im römischen heer zu dienen und starben lieber unbewaffnet.
Irgendwie habe ich malk gehört, daß sich die katholische Kirche auch auf diesen Herrn Jesus beruft - muß aber wohl ein Gerücht gewesen sein…
Gernot Geyer
Hi,
lebe einmal in einem Land, in dem das Wort Krieg nicht nur in
schwülstigen Erzählungen von friedhofsreifen Opas benutzt
wird, sondern wo die Bedrohung Alltag ist - dich betrifft,
deine Nachbarn, deine Freunde, deine Familie.
Ok, nehmen wir mal als beispiel nord irland, wo (obwohl in den letzten jahren eher ruhe eingekehrt ist) das britische militär die von dir angesprochene funktion erfüllt.
Was genau ist hier „das gute“, das verteidigt wird.
Militär ist immer an das land gebunden, das es entsendet. Sind hier die britischen intentionen „das gute“ oder die irischen unabhängigkeitsbestrebungen?
Somit ist die ausgangsfrage schon berechtigt.
Der soldat hat nicht die intentionen seiner befehlshaber zu hinterfragen. Lediglich bei den (befohlenen) methoden steht ihm ein gewisses urteilsvermögen zu…
Ein Soldat ist dasselbe wie ein Polizist. Der Polizist schützt
dich vor Gewalt von innen, der Soldat vor Gewalt von außen.
Der schutz vor außen trifft aber auch nur im „verteidigungsfall“ zu…
LG Alex:smile:
Nur abgesehen von Israel (aber da wophnen kaum
Christen) und ein paar Ländern, die bei den Amis als
Schurkenstaaten auf der Liste stehen, sehe ich weit und breit
kein bedrohtes Land.
In seiner Existenz bedroht - ja da gibt es nicht viele Länder.
Bedroht in seiner Souveränität ist aber jedes Land. Und dafür ist eine Armee eben da. So wie die Polizei. Nur um das zu überreißen, muß man raus aus der Welt des allumfassenden Pazifismus. Den kriegt man schon ab Grundschule eingetrichterr in Ländern, in denen es schlimmer ist, wenn der Sohn Soldat wird, als wenn die Tochter Hure wird. (ich spare mir den Link zu dem Zitat).
Um einen etwas realistischeren Blick zu kriegen, nutzt es, wenn man wo lebt, wo die Existenz des Staates bedroht wird. Dann sieht die Welt und vor allem das Militär pötzlich anders aus.
Irgendwie habe ich malk gehört, daß sich die katholische
Kirche auch auf diesen Herrn Jesus beruft - muß aber wohl ein
Gerücht gewesen sein…
Ich weiß nicht, inwiefern sich der Papst als Christ oder Katholik einem Totalpazifismus verbunden fühlen MUSS oder müßte, aber der zitierte Satz ist eine derartige Banalität, die nirgends außerhalb Deutschlands und Österreichs auch nur eine Frage ausgelöst hätte.
Gruß
dataf0x
Hallo,
tja - dann hast Du offenbar die wahre Größe von Jesus nicht begriffen. Nämlich die, aus der Gwalt der Welt auszusteigen und sich einfach zu verweigern - selbst um den Preis des eigenen Lebens.
Du kannst es ja drehen und wenden, wie Du willst: Ein Soldat wird zum Töten von Menschen ausgebildet. Er wird ausgebildet, um gegebenenfalls gegen Gottes Gebot zu verstoßen. Den der hat da keine Fußnote gemacht von wegen gerecht oder ungerecht bzw. Angriff oder Verteidigung. Er sagte einfach „DU SOLLST NICHT TÖTEN!“ Und er spricht davon, Unrecht und Schuld zu vergeben.
Natürlich gehört da eine gewaltige mnenschliche Größe dazu. Wer geht schon gern sehend in die Knechtschaft, ohne sich zu wehren? Und wer ist schon so groß, dann Gefühle wie Rache und Wut nicht aufkommen zu lassen? Aber das und nichts anderes wird nun einmal gefordert von Jesus - ob es der Kirche und den heutigen Menschen paßt oder nicht. Und da kann ich einen fehler auch nicht dadurch entschuldigen, daß ihn alle anderen auch machen. Da kann ich nur sagen: Eentweder ich bin so stark, daß ich wenigstens versuche, dem gerecht zu werden - oder ich lasse es und habe dann versagt vor Jesus und Gott.
Gernot Geyer
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tja - dann hast Du offenbar die wahre Größe von Jesus nicht
begriffen.
Tja - anscheinend hast du nicht begriffen, daß mir nichts daran liegt, persönliche Glaubenssachen hier durchzuexerzieren. Ist zum Glück nicht Thema dieses Brettes!
Nämlich die, aus der Gwalt der Welt auszusteigen
und sich einfach zu verweigern - selbst um den Preis des
eigenen Lebens.
Ist das - also Selbstmord - religionswissenschaftlich betrachtet (das ist das Thema des Brettes!) verbindlich für alle Christen? MUSS der Zitierte das jetzt auch so sehen? DARF man beispeilsweise als Christ kein Soldat sein?
Ehrlich gesagt bezweifle ich das. Ich weiß sehr gut, daß es Gottesdienste unter christlichen Soldaten weltweit gibt, und auch christliches spirituelles Personal bei der Armee angestellt ist. Wie kann das sein? Das dürfte es alles ja nicht geben.
Du kannst es ja drehen und wenden, wie Du willst: Ein Soldat
wird zum Töten von Menschen ausgebildet.
Ein Polizist auch.
Er wird ausgebildet,
um gegebenenfalls gegen Gottes Gebot zu verstoßen.
Jetzt wär das die Frage: Ist es wirklich so - aus christlicher Sicht - daß bewaffnete Verteidigung verboten ist und man sich abknallen lassen muß? Ich bezweifle, daß das stimmt. Es gibt Religionen, die das fordern (der Buddhismus, wenn mich nicht alles täuscht), aber soweit ich weiß, gehört das Christentum nicht dazu.
Er sagte einfach „DU SOLLST NICHT
TÖTEN!“
Das steht da nicht - es sei denn du meinst einen anderen Text als den, den ich im Verdacht habe.
Gruß
dataf0x
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Hallo,
tja - das ist das Problem: Was wollte die Religion ursprünglich - und was ist daraus geworden.
Das Christentum hat (wie wohl alle großen religionen) seine Unschuld in dem Moment verloren, als die Priester anfingen, mit den weltlichen Machthabern zu paktieren. Denn darum geing es doch immer: um Macht. Macht über die Köpfe der Menschen, Macht über die Menschen überhaupt.
Der Kirchenfürst als weltlicher Fürst und tatsächlicher Herr eines Landes - spätestens der muß ganz brutal interessiert daran sein, auch seinen eigenen Machterhalt und Machtzuwachs zu predigen. Weil er als mweltlicher herr untergeht, wenn er als geistlicher herr gegen sich selber redet.
Und da kommen dann auch Kriege im Namen der Kirche zustande. Du brauchst nicht zu fragen, was das Christentum maeint. Das Christentum hat es schließlich auch zugelassen, daß ein katholischer Papst einen Kreuzzug gegen das christliche Byzanz ins Leben rief und den auch tatsächlich führte und gewann.
Da ist es eine der kleinsten Übungen, auch noch feldgottesdienste einzuführen und Kanonen zu segnen. Auf dem Koppelschlössern der deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg stand „Mit Gott für Kaiser und Vaterland.“ Und auch wenn es mir nicht recht einleuchtet - nach der damaligen Lesart haben die auch nur Deutschland verteidigt - wenngleich das kurz vor Paris, mitten in Rußland oder in den deutschen Kolonien in Afrika etwas weitab der heimat war.
Auch Hitler hatte seine Feldgeistlichen. Und auch der sprach von der Verteidigung Deutschlands und der Pfarrer beute das Knie und betete.
Aber der stand ja auch nur in Mordafrika und kurz vor Moskau - heute verteidigen wir das Vaterland bekanntlich mit Gottes Segen in Afghanistan und das ist noch weiter weg.
Wo fängt Verteidigung an? Muß ich warten, bis der Feind die grenze überschritten hat? Dann führt die UNO einen ungerechten krieg in Afghanistan und im Irak. Darf ich eventuell auch schon schießen, wenn ich den feind aufmarschieren sehe oder muzß ich warten, bis der erste Schuß gefallen ist?
Gerecht oder ungerecht - wer will das wirklich sagen? In Palästina fühlen sich beide im Recht - Araber wie Israelis. Und beide haben eigentlich gute Argumente für ihren Standpunkt.
Gott wird schon gewußt haben, weshalb er diese Hintertür nicht lies in seinem Gebot. Er kannte schließlich die Menschen. Daß die sein Wort verbiegen und verdrehen - das konnte er nicht ahnen.
Gernot Geyer
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