Liebe/-r Experte/-in,
Hallo!
Unser Vater hat uns eine umfangreiche Sammlung an Sammlermünzen, Geldscheinen ectr. Hinterlassen.
Nun würden wir gerne den Zeitwert der Sammlung, vielleicht über eine Internet-Datenbank oder Software bestimmen wollen.
In meinen Recherchen bin ich aber nicht wirklich weiter gekommen.
Hätten Sie da vielleicht einige Tipps, was es da im Internet oder auf dem Markt gibt?
Schon mal vorab herzlichen Dank für ihre Bereitschaft zu helfen.
Mit sonnigen Grüßen aus Marburg
Detlev Willscher
Hallo Herr Willscher,
mit einer genauen Wertbestimmung ist das eine schwierige Sache. Man kann zwar anhand von Katalogen einen ungefähren Wert ermitteln, dieser entspricht aber nicht dem Marktwert. Diesen kann man einfach und kostenlos ermitteln, wenn man sich bei Internetauktionen wie eBay oder speziellen Münzauktionsseiten die Endpreise für vergleichbare Münzen ansieht.
Was der Nachteil bei solchen Datenbanken ist, ist, dass sie eben wie Kataloge einen meist höheren Preis angeben, der in der Realität selten erreicht wird. Auch findet man über diese eben nicht die Käufer, welche dann bereit sind, eine entsprechende Summe zu zahlen.
Wenn die Sammlung sehr umfangreich ist, wäre vielleicht sogar eine Auktion angebracht. Ist der vermutete Wert entsprechend hoch, kann es sich unter Umständen lohnen einen Fachmann aufzusuchen, der, nebst einem Echtheitsgutachten, welches ab einer gewissen Preisklasse empfehlenswert ist, einen realistischen Wert nennen kann.
Natürlich muss man dann auch noch einen solventen Münzsammler finden.
Ich würde jedoch dazu raten, die Sammlung weiter als Geldanlage zu nutzen und sie, wenn sie sich auf ein bestimmtes Sammlergebiet bezieht, nicht zu zertelen, da dies unter Umständen ihren Gesamtwert mindern könnte.
Sind Edelmetalle (die beiden Klassiker Gold und Silber, aber auch Platinmetalle wie zum Beispiel Palladium) dabei, kann man deren Materialwert einfach über das Feingewicht ermitteln. Dazu wiegt man die Münzen, nimmt das Gewicht mit dem Reinheitsgehalt mal (zum Beispiel 900/1000) und teilt diese Grammangabe durch 31,1 um das Gewicht in Feinunzen zu erhalten. Diese Angabe kann man dann in einem Währungsrechner eigeben und erhält den Tageskurs. Auf gar keinen Fall sollten Edelmetallmünzen unterhalb dieses Wertes verkauft werden (zum Beispiel über dubiose Edelmetallhändler, die einem zwar einen kostenlosen Rückumschlag zusenden, aber bei Weitem nicht den Kurswet zahlen). Sind Edelmetallmünzen gut erhalten, liegt ihr Marktwert bei ca. 110-150% ihres Materialwertes (bei sehr seltenen Münzen auch mehr), so kann man deren Wert sehr einfach bestimmen.
Um nochmal zu Ihrer ursprüglichen Frage zurückzukommen, was es momentan auf dem Markt gäbe, kann ich Ihnen einen Münzkatalog empfehlen (ein guter ist der Standard Catalog of World Coins von Krause Publications, diese beziehen sich immer auf ein Jahrhundert und decken alle Münzen mit Jahrgängen ab), dieser rentiert sich aber nur bei einer sehr umfangreichen Sammlung, oder, wenn Sie sich selbst mit den Münzen beschäftigen möchten, da er hier (in Deutschland) ca. 60€ kostet.
Ein generelles Problem besteht wenn man ohne Fachwissen den Münzenwert bestimmen möchte darin dass man nicht sagen kann Münze X aus dem Jahr Y und der Prägestätte Z kostet immer soundsoviel Euro. Die Erhaltung, also der Zustand der Münze ist von hoher Bedeutung und als Laie kann man diesen nicht ohne Weiteres erkennen.
Sollten Sie sich dafür entscheiden, die Sammlung erst einmal zu behalten, sollten Sie sie auf jeden fall geschützt lagern. Feuchtigkeit schadet den Banknoten auf jeden Fall, aber auch die Münzen können einen Schaden davon tragen. Licht lässt Farebn auf Papier verblassen und Konatkt mit den Händen kann die Münzen korrodieren lassen.
Ein Schaden durch falsche Lagerung ist die einzige Möglichkeit, dass eine Münzsammlung über die Jahre hin an Wert verlieren kann (außer, wenn man sie schon über Wert gekauft hat), und das wäre ja schade.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung.
Viele Grüße aus Rheinhessen,
Philipp Seidel
Hallo Detlev,
Internet Datenbanken mit aktuellen, objektiven Bewertungen für Münzen gibt es meines Wissens nicht. Generell bestimmt die Nachfrage den Preis. Es gibt auch einen Ankaufs- und einen Verkaufspreis. Die Differenz ist der Verdienst des Münzhändlers oder der Bank etc.Ich weiss nicht, welche Münzen Dein Vater gesammelt hat. Für deutsche, österreichische und schweizer Münzen kannst Du in Münzzeitschriften wie money-trend, Münzenrevue, Münzen und Papiergeld etc. nachschauen( meist geführt im Bahnhofsbuchhandel oder in einer Münzhandlung. Die Preise werden i.d.Regel monatlich aktualisiert. Ansonsten kannst Du auch im Münzpreisjahrbuch (Battenbergverlag), in Angebotslisten von Münzhändlern, Auktionskatalogen der Münzauktionshäuser (auch im Internet)nachschauen. Wichtig für die Preisbestimmung ist auch die Ehaltung. So kann z. B. ein Münze in Erhaltung schön 1 €, in Erhaltung Stempelglanz ( unzirkuliert)mehrere hundert Euro wert sein. Man kann die Sammlung auch von einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen oder einem Münzhändler (gegen Entgelt) bewerten lassen( die Adresse erfährst Du z. B. im Internet oder bei der Industrie- und Handelskammer, z. B. Verband der deutschen Münzhändler etc.). Sollten die Münzen wertvoll sein, so könntest Du sie auch auf eine Münzauktion einliefern. Lass die Münzen, wie sind, auf keinen Fall „putzen“ oder „polieren“, das würde den Wert erheblich mindern.
Vielleicht nimmst Du ja auch die Sammlung Deines Vaters als Grundstock und wirst selbst ein Münzsammler, ein faszinierendes Hobby.
Gruß, priedi