DatenschutzOnline-Stammbäume: Wirklich so schlimm?

Hallo,

es gibt ja auf den Plattformen myheritage.de oder ancestry.de die Möglichkeit, seinen Familienstammbaum online anzulegen. Ich spreche hierbei nur von den kostenlosen Varianten dieser Dienste.
Der Vorteil den ich z.B. bei myheritage sehe ist die unvergleichliche Übersicht. Alle Ahnenforschungsprogramme bieten Stammbäume, in denen immer nur die Eltern aller Personen sichtbar sind. Nie die Geschwister. Bei myheritage hat man eine Übersicht auch über alle Geschwister und somit zu eventuell noch lebenden Verwanten.

Jetzt ist man natürlich erstmal skeptisch was mit den Daten passiert. Es handelt sich ja um Name, Geburtsort, Geburtsdatum, Foto, Heiratsdatum. Den Toten ist es ja egal aber welcher konkrete Nachteil kann denn den lebenden Personen entsehen, wenn die genannten Daten in dieser Datenbank gespeichert sind?

Laut AGB dürfen die mit den Daten alles machen, aber was kann das schlimmes sein? Ohne Emailadresse kein Spam. Ohne Kontonummer kein Betrug. Werbung im Briefkasten?
Wenn man auf Facebook etc. sehr persönliches Preis gibt à la „saufen und schlafen ist alles für mich“ ist es klar wo der Nachteil liegen kann. Aber wo liegt die Gefahr bei Geburtsort und Geburtsdatum + eventuell Foto? Sind das überhaupt kritische Daten?

Hallo Alpine,

auch vermeintlich harmlose Daten können unangenehme Folgen haben. Du hast ja gerade dieses Facebook-Beispiel gebracht. Verbunden mit einer Ahnentafel mit Geschwistern und Wohnort könnte es für die ganze Familie peinlich werden, weil ein Familienmitglied sich auf Facebook derart deppert äußert.

In extremen Fällen hat es jemand einfach, eine Person ausfindig zu machen, weil der Wohnort im Internet zu finden ist. Vielleicht meldet sich auch die Presse, weil ein Verwandter in die Negativschlagzeilen gekommen ist.

Vor allen Dingen ist die Datensammelwut heutzutage nicht zu unterschätzen. Aus allen Daten insgesamt können regelrechte Profile erstellt werden.

Facebook ist auch da wieder ein gutes Beispiel. Ich meldete mich dort an, weil ich an einer Diskussion teilnehmen wollte. Man schlug mir gleich ein paar Freunde vor. Einer war mein Bruder, ein anderer ein Ahnenforscher, mit dem ich vor langer Zeit Daten ausgetauscht hatte, und eine Dritte kannte ich vom Namen her, weil sie mir oft Einladungen zu solchen Netzwerken geschickt hatte, die ich nie beantwortet hatte. Man hatte also bereits meine Daten, ohne dass ich je dort angemeldet war.

Noch seltsamer war, dass auch Youtube sofort wußte, dass ich dieses Facebook-Konto eröffnet hatte. Dabei benutze ich dort ein Synonym und bin über eine andere email-Adresse angemeldet. Also weiß man dort auch bereits, welche email-Adressen zu welcher Person gehören.

Aber das Wichtigste ist wohl, dass jeder selbst entscheiden darf, wer etwas über ihn derart veröffentlicht. Es soll ja immer noch Menschen geben, die ihr wahres Alter lieber für sich behalten. :wink:

Oder wie es der Landesdatenschutzbeauftragte von NRW formuliert:
„Wollen Sie als Privatperson Daten lebender Personen im Internet veröffentlichen, so ist dies nach Maßgabe des §4 Abs. 1 BDSG nur zulässig, soweit eine Rechtsvorschrift dies erlaubt oder die betroffene Person eingewilligt hat. Zwar heißt es in §§ 1 Abs. 2 Nr. 3, 27 Abs. 1 Satz 2 BDSG, das BDSG finde keine Anwendung, wenn die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung der Daten ausschließlich für persönliche oder familiäre Tätigkeiten erfolge; selbst wenn Sie die genealogische Forschung jedoch ursprünglich zu familiären Zwecken betrieben haben sollten, wird diese Zweckbindung jedenfalls durch die Veröffentlichung der Daten im Internet überschritten.“

http://www.genealogy.net/vereine/ArGeWe/datenschutz.htm

Gruß!

Horst

Hallo Alf!

Noch seltsamer war, dass auch Youtube sofort wußte, dass ich
dieses Facebook-Konto eröffnet hatte. Dabei benutze ich dort
ein Synonym und bin über eine andere email-Adresse angemeldet.
Also weiß man dort auch bereits, welche email-Adressen zu
welcher Person gehören.

Ich vermute, dass Youtube da auf Cookies die von Facbook auf deinem Rechner abgelegt wurden zugegriffen hat und daher über dein Facebookleben weiß. Ist aber eigentlich fast genauso schlimm als ob sie wirklich eine Datenbank über potentiell zukünftige Benutzer angelegt hätten.

LiGrü
igel

Hallo Alpine,

Es ist die eigene Entscheidung was von der eigenen Person im Internet stehen soll. Ich würde die von dir gemachten Angaben nicht öffentlich ins Netz stellen. Ein übermeinender Zeitgenosse kann schon mit Name, Adresse und Geburtsdatum eine ganze Menge Schindluder treiben, diese Daten muss ich ihm nicht auf dem Silbertablett präsentieren. Bei Verwandten verbietet sich die Angabe deren Daten ohne deren expliziten Zustimmung von vornherein, denke ich.

Ich würde in solchen Netzwerken die kompletten Daten von Verstorbenen angeben. Bei lebenden Personen würde ich über den Namen und den Wohnort nicht hinausgehen, was für den Zweck ja eigentlich reichen sollte.

Gruß
Hardey

Beide Fälle von denen du schreibst deuten eher darauf hin, dass die Webseiten auf Daten zugreifen, die auf deinem Rechner sind (Emailadressbuch, Browserchronik oder Cookies.)
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/0,2828,…
sorry les ich zwar nich, war aber der erste sinnvolle Artikel zum thema. Sonst gibts jede Menge Werbung zum Thema Spurenvernichter.

Gruß die Alte

Hallo Hardey,

Du schreibst „Ein übermeinender Zeitgenosse kann schon mit Name, Adresse und Geburtsdatum eine ganze Menge Schindluder treiben“ - jetzt muss auch ich nochmal nachfragen: Was denn? Die Frage von alpine war ja u.a. „wo liegt die Gefahr bei Geburtsort und Geburtsdatum + eventuell Foto“. Sorry, dass ich diese „ollen Kamellen“ nochmals aufwärme, aber irgendwie ist die Frage mit Deiner Antwort nicht zur Genüge beantwortet.

Für ein nochmaliges Antworten der Frage danke ich Dir schonmal im Voraus.

Liebe Grüsse.

Hallo Krischdie,

nun, wenn ich mir überlege, welche Leistungen zu erhalten sind, wofür nur Name und Geburtsdatum anzugeben sind. Stell dir mal vor, ich würde in deinem Namen bestellen:

  • ein Abonnement für die Zeitschriften „der völkischer Freund“ und „FKK-Kinder“.
  • einen Online-Ratenkredit.
  • 20 kg Gummibärchen beim Großhandel.
  • die Mitgliedschaft beim Turnverein Oberammergau und dem Yachtclub Westerland.
  • eine kostenpflichtige Internet-Auskunft über die Finanzverhältnisse des Finanzministers

Klar, du kannst dem alles widersprechen. Aber möchte nicht ausprobieren, welchen Aufwand alles kostet, in eine solche Mühle zu geraten.

Vielleicht liest du mal den folgenden Artikel über Identitätsdiebstahl. Da wird man schon mal nachdenklich.
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2010-01/ident…

Gruß
Hardey