Hallo!
ich komme mir grad ein bisschen schwer von Begriff vor, aber
ich kann mir einfach nicht erklären, wie die Datumsgrenze
(180° Ost/West) „funktioniert“.
Denn praktisch ist es doch so, dass in jeder Zeitzone der neue
Tag genau um 24 Uhr beginnt…
Schon, die Frage ist nur: welcher Tag.
Auf Abbildungen der Datumsgrenze steht meistens als
veranschaulichendes Beispiel links „Montag“ und rechts
„Sonntag“. Das ist mir klar, denn wenn in der „rechten“
Zeitzone 24:00 ist, dann ist „links“ erst 23:00, also fängt
der neue Tag erst eine Stunde später an.
Ich kann da allerdings keinen Unterschied zu den Grenzen
zwischen anderen jeweils benachbarten Zeitzonen sehen - immer
ist es doch so, dass in einer Zeitzone der neue Tag eine
Stunde früher anfängt als in der westlich benachbarten.
Richtig, aber: Um 12 Uhr GMT beginnt an der Datumsgrenze ein neuer Tag (dann ist dort nämlich genau 24 Uhr bzw. 0 Uhr). Sagen wir, in London ist gerade Sonntag, dann beginnt zu diesem Zeitpunkt irgendwo im Pazifik der Montag. Das herausragende an der Datumsgrenze ist folgendes: Zu diesem Zeitpunkt ist es nirgends auf der Welt sonst gerade Montag. Die Datumsgrenze markiert also die Punkte auf der Erde, wo ein neues Datum (z. B. 1. 1. 2007) das erste Mal auf der Erde beginnt. Außerdem ist die Datumsgrenze der einzige Punkt auf der Erde, wo man in die Zeitzone des Vortags gelangen kann, wenn man sich nach Osten bewegt.
Außerdem - wenn man dieses Montag/Sonntag-Schema ernst nimmt,
dann müssten Sonntag und Montag auf der anderen Seite des
Globus ja irgendwo wieder zusammen treffen … ???
Das ist auch so, außer zu dem Zeitpunkt 12 Uhr GMT. Erst dann bricht auf der Erde ein neuer Tag an, der sozusagen 24 Stunden braucht, um die gesamte Welt zu erobern.
Auch die Geschichte, dass die Seefahrer um Magellan die
Datumsgrenze „entdeckt“ hätten, weil sie einen Tag früher oder
später wieder zu Hause ankamen, verstehe ich nicht.
Ich weiß nicht, ob ihnen das bewusst war. Sie umsegelten die Erde ja in westlicher Richtung. Wenn die Erde sich nicht um ihre eigne Achse drehen würde, dann würden sie einmal auf die Nachtseite der Erde hinüberfahren, und einmal auf die Sonnenseite zurückkehren. Sie hätten also einen Sonnuntergang und einen Sonnenaufgang beobachtet. Da sich die Erde aber dreht, sehen sie im Verlauf eines Tages sowieso sowohl einen Sonnenuntergang als auch einen Sonnenaufgang.
Am 10 August 1519 fuhr Magellan in Sevilla ab. Am 6. September 1522 kam das einzige verbleibenden Schiff von Magellans Flotte wieder in Spanien an. Dazwischen liegen 1123 Tage: 3 * 365 Tage + 27 Tage + 1 Schalttag (1520 war ein Schaltjahr). An Bord der Viktoria wurden aber aus den oben genannten Gründen 1124 Sonnenaufgänge gezählt.
Dass man die Zeitverschiebung entdecken kann, verstehe ich
schon, aber was hat das grade mit dem 180sten Längengrad zu
tun ?
Es hat mit der Notwendigkeit zu tun, dass man festlegen muss, wo der neue Tag beginnt. Dass es der 180. Längengrad wurde, ist pure Festlegung. Wie schon jemand anderes bemerkt hat läuft die Datumsgrenze erfreulicherweise fast die ganze Strecke durch unbewohnten Ozean. Selbst wenn der Nullmeridian nicht von den Enländern beansprucht worden wäre, wäre es durchaus vernünftig gewesen, die Datumsgrenze dorthin zu legen, wo sie jetzt liegt.
Michael