Hallo Bert,
Nuckeln tröstet und beruhigt. Und wenn dein Sohn in diesem Alter seinen Daumen dazu benutzt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er das - zumindest situativ - braucht. Mag sein, dass es gerade eine Situation gibt, an der er noch zu knabbern hat.
Druck solltest du vermeiden, denn dieser würde das Problem eher verschärfen als bessern. Das Kind gerät leicht in einen Teufelskreis von Trost suchen durch Daumenlutschen, Gerügtwerden und verstärktem Trostsuchen durch Daumenlutschen.
Ich persönlich würde ihn einfach lassen und das Daumenlutschen ignorieren. Normalerweise stellen Kinder zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr das Daumenlutschen und Nuckeln ein. Spätestens wenn die anderen Kinder ihn damit aufziehen, wird er es in der Öffentlichkeit lassen. Und nachts zum Einschlafen noch ein wenig am Daumen zu lutschen wird ihm nicht schaden.
Worauf du ein Auge haben solltest, sind die Situationen, in denen dein Sohn seinen Daumen benutzt. Wenn du erkennen kannst, dass er ihn primär zum Stressabbau oder bei Müdigkeit einsetzt, wären das ganz normale Situationen, in denen das Nuckeln auch angemessen ist. Nur wenn er sich zum „Dauerlutscher“ entwickeln sollte, der lieber am Daumen nuckelt als aktiv etwas zu unternehmen, besteht Handlungsbedarf. Dann allerdings in der Form der Zuwendung zum Kind, nicht als akute Not, das Lutschen abzugewöhnen.
Besonders Männer tun sich mit daumenlutschenden Söhnen manchmal schwer. Es erscheint ihnen „unmännlich“. Dabei übersehen sie aber, dass auch ihr Sohn in erster Linie noch eines ist: Ein kleines Kind. Auch wenn er „schon“ 4 ist. Und das hat andere Mechanismen, mit Stress und Aufregung umzugehen, als ein ein Erwachsener.
Deshalb: Bleib gelassen. Je weniger du in negativer Form darauf eingehst, desto schneller wird das Thema der Vergangenheit angehören. Was du tun kannst ist, ihn in Aktivitäten mit dir einzubinden. Vermutlich wirst du dabei feststellen, dass der Daumen da nicht gebraucht wird und erst wieder zum Einsatz kommt, wenn die Konzentration nachlässt und der Junge müde wird.
Und daraus könnt ihr ein Spiel machen, das zwischen Vätern und Söhnen ganz gut funktioniert: Wenn er eine Weile ohne Daumen im Mund mit dir aktiv war, kannst du ihm sagen: „Mensch super, so lange ohne Daumen! Ich glaub’ aber, länger klappt das noch nicht.“ Und dann solltest du auf den Ehrgeiz deines Sohnemanns setzen, ohne ihn weiter darauf anzusprechen. Wichtig ist nur, dass du immer die Zeiten ohne Daumen anerkennend bemerkst.
Schöne Grüße,
Jule