DDR auswanderungen illegal

Wie geährlich war es, Mitte der Fünfzigen Jahre aus der DDR zu „fliehen“ ?

Hallo anitsirc,

Wie geährlich war es, Mitte der Fünfzigen Jahre aus der DDR
zu „fliehen“ ?

Nicht ganz so gefährlich, wie nach dem Mauerbau. Es gab zwar schon eine bewachte Grenze, aber der Weg über Westberlin war sozusagen noch „offen“.
Ein paar Eindrücke über die „grüne Grenze“ in den fünfziger Jahre findest Du z.B. hier:
http://www.ebersdorf-bei-neustadt.de/grenz.htm
http://www.vordem.de/grenze-bei-Thune.htm
Solche Stacheldrahtverhaue konnte man schon überwinden, vor allem, wenn man in der Gegend wohnte, sich gut auskannte und beobachtete, wann die Posten gerade vorbei waren. Aber wie gesagt, wozu dieses Risiko, wenn man auch nach Westberlin bzw. in die Bundesrepublik reisen konnte. Dort blieb man dann einfach.

Viele Grüße
Marvin

In den 1950er-Jahren war das noch relativ leicht möglich.Auf weiten Strecken war das nämlich eine Grüne Grenze,so wie auch die übrigen in Europa.Das heisst,es gab noch keine durchgehenden Grenzbefestigungen,sondern lediglich Postenstreifen wie auch an der Grenze BRD - Frankreich zum B.,diese konnte man abwarten und dann über die Grenze schleichen.Erst nach dem Arbeiterauftsand 1953 begann der Aufbau von größeren Polizeieinheiten einhergehend mit der Zwangsumsiedlung von nicht 200 Prozentigen Parteigenossen aus den Grenznahen Ortschaften.Interessanterweise verwendete die DDR zu diesem Zeitpunkt noch den Begriff Deutsche Grenzpolizei
und diese waren auch noch dem Innenministerium (Volkspolizei) unterstellt.
Damit wurde ein illegaler Grenzübertritt immer schwieriger,da eine Kontrolle auch schon im Vorfeld erfolgte auf den Reisewegen.
Im Zug oder Bus konnte man nur in diese Grenznahen Orte mit einem Sonderausweis kommen,den nur dort lebende Leute erhielten.

Hallo Anitsirc,
zunächst einmal willkommen hier - und einen kleinen Hinweis für Dich als Neuling. Es ist hier üblich, Grußformeln zu verwenden - das zeigt, dass man sich bewusst ist, mit Menschen zu kommunizieren und nicht einfach eine Antwortmaschine bedient.

Wie geährlich war es, Mitte der Fünfzigen Jahre aus der DDR
zu „fliehen“ ?

Nicht sonderlich. Der wichtigste Faktor wurde bisher noch nicht genannt: es gab noch keinen Schießbefehl.

Man könnte mit der S-Bahn ohne weiteres von Berlin-Ost nach Berlin-West fahren und dort aussteigen. Man kam zunächst in das Auffanglager Berlin-Marienfelde und wenn man nicht in Berlin bleiben wollte, wurde man ausgeflogen und kam dann nach einem Verteilungsschlüssel zunächst in ein weiteres Auffanglager in einem der westdeutschen Bundesländer, bis man eine Arbeitsstelle und Wohnung gefunden hatte. Wenn man eine gute Ausbildung hatte (und die bekam man in der DDR) ging das schnell - es war Wirtschaftswunder und Arbeitslosigkeit war praktisch unbekannt. Die Aufnahme bei den „Einheimischen“ war meistens problematischer - die wenigsten empfingen die „Brüder und Schwestern aus der Ostzone“ mit offenen Armen.

Diese Art „Republikflucht“ war selbstverständlich illegal und es fanden in den Zügen auch ständig Personenkontrollen statt. Es war daher ratsam, nur wenig Gepäck dabei zu haben um glaubhaft machen zu können, man wolle nur jemanden übers Wochenende besuchen. Auch insofern ist es nicht richtig, von „Auswanderung“ zu sprechen. Man konnte nur mitnehmen, was man auf dem Leib trug und etwas Handgepäck - wenig genug, dass es nicht auffiel. Was man zurückließ, war für immer verloren.

Freundliche Grüße,
Ralf
(1958 über die Lager Marienfelde und Osthofen nach Rheinland-Pfalz gekommen)