Guten Tag!
Über die Produktion von Lyrik und Epik in der DDR habe ich mich, zumindest was die Hauptautoren angeht, einigermaßen auf dem laufenden gehalten. Über die Dramatik weiß ich zu wenig. Meine Frage:
Welche zeitgenössischen (Ost-)Autoren standen mit welchen Stücken auf den Spielplänen? Gibt es eine Übersicht über Spielpläne o. Ä.?
(Es ist mir schon klar, dass man auch „unsere Klassiker“ passend interpretieren konnte. Das Beste, was ich da gesehen habe, war in Dresden Engels DDR-Endzeit-Bearbeitung von Faust I und II an drei Abenden, mit der Walpurgisnacht als Hausgemeinschaftsfete. Aber sowas meine ich mit meiner Frage nicht.)
Freundlichen Gruß!
H.
Hallo Hannes,
als ‚typischer‘ DDR-Dramatiker kann wohl Rudi Strahl gelten (Ein irrer Duft von frischem Heu, In Sachen Adam und Eva, Arno Prinz von Wolkenstein usw. usf.). Nicht zufällig so gut wie vergessen. Ziemlich boulevardeske Produktion, aber beliebt und ungeheuer viel gespielt. Unter Theater-Kennern ließ man in der Pause auf dem Pissoir gegenüber dem Nachbarn schon mal gerne das Bonmot fallen: „Den Strahl sieht man immer wieder gerne …“.
Es gab natürlich auch Besseres - auch auf dem oft beschworenen „internationalen Niveau“ und gar nicht so wenig gespielt. Etwa Ulrich Plenzdorf (Die neuen Leiden des jungen W.), Peter Hacks (Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe), Heiner Müller (Wolokolamsker Chaussee I - V) …
Freundliche Grüße,
Ralf
Das Beste, was ich da gesehen
habe, war in Dresden Engels DDR-Endzeit-Bearbeitung von Faust
I und II
Da halte ich dagegen mit Brechts ‚Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui‘ - natürlich im Berliner Ensemble mit dem unglaublichen Ekkehard Schall in der Titelrolle.
Gruß,
Ralf
Hallo Hannes,
Welche zeitgenössischen (Ost-)Autoren standen mit welchen
Stücken auf den Spielplänen?
Das ist natürlich ein weites Feld. 40 Jahre DDR-Dramatik, da ist so manches Stück entstanden und auch wieder „verschwunden“. Eine kleine Auswahl von erfolgreichen Stücken aus den 50-er Jahren:
Erich Strittmatter: Katzgraben (1953)
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/108…
Heinar Kipphardt: Shakespeare dringend gesucht (1953)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25657228.html
Harald Hauser: Am Ende der Nacht (1955)
http://www.berliner-schauspielschule.de/ende.htm
Hans Lucke: Kaution (1955)
http://www.fernsehenderddr.de/index.php?script=dokum…
Helmut Baierl: Die Feststellung (1957)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41762191.html
Hans Pfeiffer: Laternenfest (1957)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41758701.html
Claus und Wera Küchenmeister: Damals 18/19 (1958)
http://www.parkaue.de/index.php?topic=22&playId=241
Peter Hacks: Der Müller von Sanssouci (1958)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41760919.html
http://www.pnn.de/potsdam-kultur/147270/
Heiner Müller: Der Lohndrücker (1958)
http://pdfarchiv.zeit.de/1974/37/was-geht-uns-das-an…
Helmut Sakowski: Die Entscheidung der Lene Mattke (1959)
http://www.fernsehenderddr.de/index.php?script=dokum…
Hedda Zinner: Was wäre wenn…? (1959)
http://www.in-chemnitz.de/~lange/privat/sides/theate…
Erich Strittmatter: Die Holländerbraut (1960)
http://www.berliner-schauspielschule.de/hollaenderbr…
Helmut Baierl: Frau Flinz (1961)
http://www.berliner-schauspielschule.de/flinz.htm
Gibt es eine Übersicht über
Spielpläne o. Ä.?
Keine Ahnung. Wenn Du sehr am Thema interessiert bist, kannst Du dir in einer guten Uni-Bibliothek die Zeitschrift „Theater der Zeit“ besorgen.
http://www.theaterderzeit.de/archiv/theater_der_zeit/
Dort standen in jedem Heft die wichtigsten Spielpläne drin.
Bis dahin zwei Zufallsfunde mit den Spielplänen zweier DDR-Theater, beides Kleinstädte:
http://www.döbeln.de/html/1960_-_1961.html
http://www.blechbuechse.de/index.php?id=152
Viele Grüße
Marvin
Das Beste, was ich da gesehen
habe, war in Dresden Engels DDR-Endzeit-Bearbeitung von Faust
I und IIDa halte ich dagegen mit Brechts ‚Der aufhaltsame Aufstieg des
Arturo Ui‘ - natürlich im Berliner Ensemble mit dem
unglaublichen Ekkehard Schall in der Titelrolle.
Aber Mephisto als alter Ego Fausts - das habe ich vorher und nachher nie gesehen.
Oder unvergesslich: Der Dresdener „Fidelio“, die ganze Oper hindurch durch Maschendraht vor der Bühne zu sehen, und man wusste stellenweise nicht mehr, schaut man ins Gefängnis hinein oder aus ihm hinaus. Und wie der joviale Kerkermeister sich die Uniform anzog und Stück um Stück zum eiskalten Funktionär mutierte - ungeheuerlich.
Gruß!
H.
Hallo!
als ‚typischer‘ DDR-Dramatiker kann wohl Rudi Strahl gelten
(Ein irrer Duft von frischem Heu, In Sachen Adam und Eva, Arno
Prinz von Wolkenstein usw. usf.).
Ja, sowas meinte ich.
Es gab natürlich auch Besseres - auch auf dem oft beschworenen
„internationalen Niveau“ und gar nicht so wenig gespielt. Etwa
Ulrich Plenzdorf (Die neuen Leiden des jungen W.), Peter Hacks
(Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von
Goethe), Heiner Müller (Wolokolamsker Chaussee I - V) …
Das spielte man ja auch im Westen.
Freundlichen Gruß!
H.
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