Hallo zusammen,
nachdem ja nun SuSE von Novell gefrühstückt wurde und auch Red Hat seine Version für Privatanwender eingestellt hat, dachte ich es wäre an der Zeit, auch mein Desktopsystem auf Debian umzustellen.
Bei SuSE hat mich ohnehin genervt, dass es von Sicherheitspatches abgesehen keinerlei Paketpflege gab. D.h. man musste sich stets bei den Quellen bedienen und selbst compilieren. Ein „configure; make; make install“ ist zwar in der Regel nicht wirklich problematisch (solange man alle benötigten Bibliotheken hat), aber das ganze geht vollkommen am „RPM“ vorbei, was auf Dauer zu einem recht unübersichtlichen System führt. RPM selbst bauen, dazu hatte ich nie den Nerv.
Wie anders ist da Debian. Je nach Wunsch bzw. aktueller Sicherheitslage „apt-get update; apt-get dist-upgrade“ und die Sache ist gegessen.
Nun hatte ich vor längerer Zeit schon einmal den Versuch gestartet, Debian Woody auch auf meinen Desktops einziehen zu lassen. Ich bin kläglich gescheitert, weil es mir damals unmöglich erschien, ein aktuelles XFree zum laufen zu bekommen. Die mitgelieferte, antiquarische Variante hat meine Grafikkarte nicht unterstützt.
Jetzt folgte der zweite, mit sehr viel mehr Durchhaltewillen gestartete Versuch. Gestern 23.01: Dank 2 MBit/sec Hansenet Flatrate sollte es ein Netinst werden. Minimal-Boot-CD installiert, als Hauptquelle „HTTP/FTP Source“ ausgewählt, Minimalsystem OHNE grafische Oberfläche installiert. Soweit, so gut.
23.20: Anschließend in /etc/apt/sources.list alles von „stable“ auf „unstable“ gewechselt (jaja, ich weiss es gibt backports für Woody, aber „unstable“ bei Debian heisst ja nicht, dass die Software instabil ist, nur dass sich die Pakete relativ häufig ändern. Dafür hat man aber stets die aktuellsten Versionen – und das will ich ja gerade
23.25: apt-get update (rödel rödel)
23.30: apg-get dist-upgrade (Zeit für einen gesunden Buttermilchdrink)
23.45: Huch, schon fertig? Ah, ein paar Fragen beantworten
23.49: Fertig.
23.50: dselect … XFree und KDE Metapaket auswählen (sorgen für automatische Anwahl aller zugehörigen Unterpakete)
23.52: Installation startet … 2 MBit sind echt was feines. „Lob auf Hansenet“
00.15: Huch, schon wieder alles da? Noch mehr Fragen beantworten.
00.20: KDM startet … allerdings in total beknackter Auflösung und ohne Maussupport. Habe wohl nicht alle Fragen richtig beantwortet. Das war bei SuSE zugegeben einfacher.
00.25: Kurzer Blick in die /etc/X11/XF86Config-4, gut dass mich sowas mittlerweile nicht mehr schrecken kann. Monitordaten korrigiert, neue Auflösung eingestellt. Maustreiber gewechselt.
00.30: Ahhh, KDE passt und das Mausrad funktioniert auch tadellos. Erste Hürde genommen
00.35: Aber was zum $%&@!$ ist denn das? Ich kann trotz ganz bestimmt richtig eingestellter Tastatur und locales keine Umlaute und – schlimmer noch – kein @ in der Shell oder sogar in der Konsole eingeben! Panik! Etliche Tastatureinstellungsüberprüfungen später immer noch keine Lösung. Mittlerweile kann ich schon nicht mehr rekonstruieren wo ich überall gefummelt habe. Pakete wurden deinstalliert und neu eingespielt, etliche Konfigurationsdateien geändert. Verzweifelt wird neu gebootet. Siehe da, jetzt geht es. Komisch. Ein Boot macht alles gut, jetzt auch unter Linux? Hmmm.
01.40: Aber egal, das Problem ist gelöst. Nur ein merkwürdiges Gefühl, nicht zu wissen woran es jetzt lag, das bleibt. Gefällt mir nicht.
01.45: OK, nachdem ich genügend @s, Äs Ös und Üs getippt hatte, musste Sound her. ALSA installieren, klarer Fall. Schwupps ausgewählt, den richtigen Treiber für meinen Onboard-Soundchip (VIA 82xxxx) ausgewählt uuuuund … NIX! Keinen Piep. Überprüfung der Einstellungen. Alles da. Überprüfung der geladenen Module, alle da. Sogar der ALSA-Mixer lässt sich klaglos startet, Lautstärke steht auch nicht auf Null. Dennoch: NIX, rien, nothing, nada, …
02.10: Na gut, dann eben erstmal den 3D-Support für meine NVidia Karte einpflegen. Ahh, gibt fertige Pakete bei Debian. Sehr schön. Doch was ist das?
nvidia-glx hängt ab von nvidia-kernel-1.0.4496
nvidia-kernel-1.0.4496 schein nicht verfügbar zu sein
Ei ei ei. Aber dafür gibt es ein Source-Modul (nvidia-kernel-source). Und in der Anleitung steht, wie es gehen soll. Kenel-Header installieren (2.4.22-1-k7), dann
export KSRC=/usr/src/kernel-headers-2.4.22-1-k7
export KVERS=2.4.22-1-k7
und
cd /modules/nvidia-kernel
debian/rules binary\_modules
Aha. Bei mir liefert das leider einen Fehler der fatalen Sorte:
susie:/usr/src/modules/nvidia-kernel/debian# ./rules binary\_modules
if [-f /usr/src/modules/nvidia-kernel/debian/debian/control.template]; then \
cp /usr/src/modules/nvidia-kernel/debian/debian/control.template /usr/src/modules/nvidia-kernel/debian/debian/control; \
fi
dh\_testdir
dh\_testdir: cannot read debian/control: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden
make: \*\*\* [configure-stamp] Fehler 1
WTF? Ok, dann eben nicht. Gibt ja noch die Möglichkeit, sich den Treiber direkt bei NVidia zu holen. Dann mal los. Ein paar Minuten später: Kann keine Passende Version für meinen Kernel finden, versuch selbst zu kompilieren scheitert (kann das Logfile leider jetzt nicht einsehen, ohne diesen Text zu opfern, aber es war kein einfach aufzulösender Konflikt – Debian hat recht eigenartige Verzeichnisstrukturen für Kernel-Sourcen, header, etc.).
ca 03.00 Uhr. Ich gebe auf. Kein Sound, keine 3D-Grafik … vielleicht können mir die W-W-W Debian-Cracks helfen? Hat es eigentlich schon einmal jemand geschafft, ALSA determiniert (also nicht zufällig) zum Laufen zu bringen? Dokumentation gibt es leider nicht wirklich. Immerhin habe ich im ALSA-Wiki gelesen, dass die übliche Dauer, das Paket zum laufen zu bringen bei drei Monaten liegt und man hinterher NIE weiss, woran es letzlich gelegen hat. Demnach sollte sich am 20.02.2004 mein Soundsystem aktivieren.
Oder kann mir hier jemand Hinweise geben, wie ich ALSA zum spielen und XFree zu NVidia verhelfe? Ich bin mittlerweile sogar drauf und dran mir am .deb-System vorbei einen eigenen Kernel (2.4.23) zu backen. Dann klappts auch mit dem NVidia-Treiber.
Ich geh’ jetzt erstmal einkaufen.
Gruß
Fritze