MNE - Steuerwagen
Servus,
im RE „München-Nürnberg-Express“ hängt die Lokomotive Richtung München, der Zug war also geschoben unterwegs. Ausnahmen sind extrem selten, weil die Parks für den MNE bloß auf dieser Linie eingesetzt werden, so dass es nicht zum „Dreieck“ kommen kann.
Die Steuerwagen für den MNE (von denen stehen zu wenige zur Verfügung, sie sind aus dem Fernverkehr abgeknapst worden, wo man sie eigentlich auch bräuchte) sind ziemlich störungsanfällig, sie wurden vor inzwischen 17 Jahren „mit heißer Nadel“ aus älteren Reisezugwagen umgebaut. Unabhängig von der Elektrik und Elektronik fallen sie auch öfter mal wegen Vogelschlag an den Frontscheiben aus - der MNE wird dann „im Sandwich“ mit je einer Lokomotive an beiden Enden gefahren.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass am bewussten Tag ein Schaden am Steuerwagen oder sonstwo an der Wendezugsteuerung aufgetreten war.
Ob überhaupt die Alternative bestanden hätte, in Ingolstadt die schiebende Lokomotive nach vorn umzuspannen und den Zug nach neuer Bremsprobe gezogen nach Nürnberg zu bringen, hängt davon ab, was genau kaputt war.
Wenn das möglich gewesen wäre, aber in Nürnberg keine 101er oder 120er Lokomotive bereitgestellt werden konnte, um den Zug im Sandwich weiter zu fahren, so dass man dort auch wieder hätte umspannen müssen und nach wieder einer neuen Bremsprobe irgendwann nach München zurückgekommen wäre, hätte bereits das zweimalige Umspannen den Betrieb (nicht nur dieses Zuges, sondern der ganzen MNE-Linie an diesem Tag und des Fernverkehrs auf der Strecke) mehr gestört als das Brechen des Zuges in Ingolstadt.
Es kann auch sein, dass ein Schaden aufgetreten ist, der zwar den Betrieb des Zuges nicht unmittelbar beeinträchtigte, zu dem aber keine sichere Prognose möglich war (z.B. erhöhte, aber noch zulässige Temperatur an irgendeinem Aggregat), so dass es sinnvoll war, den Zug flott nach München zu bringen, wo die Wagen (Werk München Pasing) und Lokomotiven (Werk München Hbf) beheimatet sind, bevor er irgendwo weiter weg von den Münchener Werken liegen geblieben wäre.
Dass manches bei der DB für die Reisenden leichter und besser bewältigt werden könnte, wenn nicht alle Ressourcen auf Kante genäht wären, steht außer Frage - die Bundesbahn hatte die nötigen Reserven an Material und Personal. Aber das kostet halt Geld, und die DB AG hat von ihrem alleinigen Aktionär nicht den Auftrag bekommen, den hoch defizitären Betrieb der Deutschen Bundesbahn weiterzuführen - man kann das mögen oder nicht.
2012 wurde übrigens die Beschaffung von neuen Zügen für den MNE ausgeschrieben - das wird in ein paar Jahren zum üblichen Effekt führen: Zuerst eine Zeit lang völliges Chaos, bis die ausgelieferten Fahrzeuge für den Betrieb tauglich zurechtgeschraubt sind - und nach diesem Tal der Tränen eine sehr deutliche Verbesserung des Betriebs auf dieser Linie.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder