Definition Liebesentzug in der Kindheit

Ich bin schon häufig auf den Begriff Liebesentzug (in der Kindheit) gestoßen. Doch wie genau sieht dieser aus?

Ich bin schon häufig auf den Begriff Liebesentzug (in der
Kindheit) gestoßen. Doch wie genau sieht dieser aus?

Die Eltern vermitteln dem Kind verbal oder durch ihr Verhalten den Eindruck, dass sie es nicht mehr lieben, z. B. durch Äußerungen wie „Weil du … (nicht) tust / getan hast, haben wir dich nicht mehr lieb“ oder indem sie das Kind bestrafen wollen, indem sie nicht mehr mit ihm sprechen und es ignorieren.

Gruß
Kreszenz

Also wäre demnach die Androhung, das Kind in ein Heim zu geben, bereits eine Form des Entzuges, weil das Kind (5 Jahre) für das unerwünschte Verhalten mit Ausgrenzung aus der Familie bestraft werden soll, bzw. sich durch die alleinige Androhung unerwünscht in der Familie fühlt?
Oder ist das „nur“ seelische Grausamkeit?

Also wäre demnach die Androhung, das Kind in ein Heim zu geben, bereits eine Form des Entzuges, weil das Kind (5 Jahre) für das unerwünschte Verhalten mit Ausgrenzung aus der Familie bestraft werden soll, bzw. sich durch die alleinige Androhung unerwünscht in der Familie fühlt?
Oder ist das „nur“ seelische Grausamkeit?

Ich würde sagen, beides.
Klar ist die Androhung, ein Kind ins Heim zu geben, Liebesentzug. Man würde es doch wohl nicht ins Heim geben wollen, wenn man es liebt.

Wofür ist aber die genaue Bezeichnung so wichtig?

Viele Grüße

Also wäre demnach die Androhung, das Kind in ein Heim zu
geben, bereits eine Form des Entzuges, weil das Kind (5 Jahre)
für das unerwünschte Verhalten mit Ausgrenzung aus der Familie
bestraft werden soll, bzw. sich durch die alleinige Androhung
unerwünscht in der Familie fühlt?

Ja, sicher. Dem Kind droht der Verlust seiner Bezugspersonen und deren Liebe, der Sicherheit und Geborgenheit in der Familie.

Oder ist das „nur“ seelische Grausamkeit?

Liebesentzug ist seelische Grausamkeit.

Gruß
Kreszenz

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Hallo Parxdono,
ist Dir der Begriff wichtiger oder die Konsequenzen, die daraus erwachsen?
Ersteres geht das Thema distanziert vom Kopf aus an, Letzeres lässt sich gefühlsmäßig auf die Folgen ein.

Gruß, Susanne

PS: Dieses Thema lässt sich vielleicht distanziert vom Kopf her definieren - aber wenn man es wirklich verstehen will, sollte man es durchlebt haben.

Die Bezeichnung ist mir so wichtig, weil ich gerne verstehen möchte, was damals alles in meiner kindheit passiert ist, und wie das Passierte mit Worten zu bezeichnen ist. Ich möchte nicht uninformiert eine psychologische Behandlung anstreben.
Diese und ähnliche Drohungen kamen häufig vor, taten als Kind weh und haben viele viele Tränen verursacht, doch gehörte das einfach zu meiner „normalen Kindheit“.

etwas ot
Hallo Simsy Mone,

Ich würde sagen, beides.
Klar ist die Androhung, ein Kind ins Heim zu geben, Liebesentzug.

Da stimm ich sofort zu.

Man würde es doch wohl nicht ins Heim geben wollen, wenn man es liebt.

Aber dafür kann ich mir durchaus Situationen vorstellen, in denen man sein Kind in ein Heim gibt, gerade weil man es liebt.
Das trifft jetzt, denke ich, nicht die Situation des UP, aber ich wollte es zu Deinem Satz noch gern ergänzen.

Viele Grüße,

Jule

Hallo

Ich möchte nicht uninformiert eine psychologische Behandlung anstreben.

Ich glaube aber, dass eine psychologische Behandlung besser verläuft, wenn man sich nicht vorher schon zum Experten macht. Dann wird man sich nämlich eher darauf einlassen und auch die gefühlsmäßigen Dinge an sich heranlassen. Und das ist wohl besser für eine erfolgreiche Therapie.

Ich glaube, es ist wichtig, einen sympatischen (also nicht den ersten besten) Therapeuten zu suchen, und dem dann aber auch zu vertrauen, wenn es geht.

Viele Grüße

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DEf. nach Duden:

Lie|bes|ent|zug, der (Psych.): Entzug von Zuwendung [vor allem bei Kindern]: mit L. drohen.

Eine Definition einer Homepage:

Liebesentzug ein sehr wirksames, aber nicht ungefährliches Mittel der Erziehung. Die Anpassung des Kindes an die Forderungen der Eltern, die zugleich die Forderungen der Gesellschaft vertreten, geschieht ja weitgehend, um sich ihre Liebe zu sichern. Wird nun diese Liebe entzogen, weil das Kind unfolgsam war, fühlt es sich verlassen und schutzlos.
Die typischen Formen des Liebesentzuges in der Kinderstube sind Erklärungen wie: »Wir sprechen nicht mehr mit dir« oder Arten der Verbannung: »Stell dich in die Ecke«, »Wir sperren dich ein . . .«. Diese Verstoßung wird oft mehr gefürchtet als das Schimpfen oder sogar als eine körperliche Züchtigung. Denn solche Strafen werden als Buße empfunden, die die Schuld tilgt, und auf die eine Versöhnung folgt, also eine Wiederannahme in Liebe. Der Liebesentzug ohne Buße dagegen zeigt keinen direkten Weg zur Wiederannahme.
Er beweist sozusagen, daß die Liebe, die das Kind bis dahin erlebt hat, unzuverlässig ist. Sie scheint nur gewährt worden zu sein, weil und solange das Kind »brav« war, und nicht um seiner selbst willen. Wiederholen sich solche Erfahrungen, dann wird die Liebe an sich fragwürdig. Es entwickelt sich die Vorstellung, man sei nicht liebenswürdig, oder alle anderen seien nicht liebesfähig. Das Muster von Liebeszuwendung und Liebesentzug im Verhältnis des Kindes zu seiner Familie wiederholt sich bei der Einordnung des Einzelnen in irgendeine andere Gemeinschaft. Immer geht es darum, sich den Schutz der anderen zu sichern, indem man ihre Zuneigung gewinnt.
Das ist am leichtesten, wenn man deren Beispielen folgt und Leistungen für sie erbringt. Handelt man ihren Vorbildern und Interessen zuwider, riskiert man Nichtachtung oder sogar Ausstoßung. Nur wer stark genug ist, sich gegen die anderen durchzusetzen oder wenigstens ohne ihren Schutz auszukommen, kann die Vereinzelung wagen. Aber das heißt ja zugleich, ohne ihre Liebe auszukommen.
In Leiden unter Liebesentzug und Liebesmangel liegt ein wesentlicher Antrieb zu jeglicher Gemeinschaftsbildung. Vor allem jene Menschen, die keine starken und verläßlichen Liebesbindungen zu einzelnen Partnern erfahren haben, neigen dazu, sich in größeren Gemeinschaften einzugliedern, bis hin zum Eingehen in eine Masse, in der individuelle Beziehungen keine Rolle mehr spielen.Entzug von Zuwendung und Aufmerksamkeit, meist als «Mutterberaubung» (englisch maternal de-privation) untersucht, welche bei Heimkindern (Hospitalismus) zu verschiedenen Schäden führt.

mfg,

Hanzo

Hi parxdono!

Ich möchte
nicht uninformiert eine psychologische Behandlung anstreben.

Warum eigentlich nicht?

Jeder Mensch hat das Recht eine Therapie in Anspruch zu nehmen, wenn er die Hilfe braucht.

Diese und ähnliche Drohungen kamen häufig vor, taten als Kind
weh und haben viele viele Tränen verursacht, doch gehörte das
einfach zu meiner „normalen Kindheit“.

Ja, das war bei mir genauso, und ich habe Jahre meines Lebens verschwendet und mit einer Therapie gewartet, weil ich dachte, ich sei nicht krank genug dafür.

Sich selbst in einer Therapie kennenzulernen ist etwas äußerst Spannendes. Tu es!

Liebe Grüße

Flaschenpost

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