Hallo,
Lieber Philip,
drei P bitte.
hast du exakte historische Kenntnisse? Woher?
Dass die anschauliche Definition die historische ist, ergibt sich schon daraus, dass sie auf abstraktere Vektorräume überhaupt nicht anwendbar ist. Entsprechende Bemerkungen sollten sich in vielen Lehrbüchern zur linearen Algebra und analytischen Geometrie finden.
Ist meine Suche nach möglichst anschaulichen und praktikablen
DEFINTITIONEN, hier des „Skalarproduktes“, sooo ungewöhnlich
und unmathematisch?
Das Skalarprodukt ist ein mathematisches Konstrukt, um Betrag und Winkel zu definieren, die dann eine anschauliche Interpretation haben.
Bronstein ed all:
„Das Skalarprodukt ist def. als das Produkt aus Betrag Vektor
a mal Betrag VeKtor b mal den Cosinus des eing. Winkels“
Das ist wie gesagt die historische Version. Diese hat das Problem, dass man bereits die Begriffe Betrag und Winkel zur Verfügung haben muss, um das Skalarprodukt zu definieren. In diesem Sinne ist das Skalarprodukt tatsächlich nur ein Rechentrick, um gewisse Formeln elegant zu schreiben.
In der modernen Version wird ein Skalarprodukt auf einem reellen Vektorraum definiert, noch bevor es Begriffe wie Betrag' oder
Winkel’ überhaupt gibt. Man setzt nur voraus, dass das Skalarprodukt bilinear, symmetrisch und positiv definit ist. Jetzt kann man Betrag eines Vektors' (Wurzel aus dem Skalarprodukt des Vektors mit sich selbst) und
Winkel zwischen zwei Vektoren’ (hier nimmt man einfach die historische Skalarprodukts-Formel als Definition für den Winkel) definieren - und das auch in Räumen in denen man keine anschaulische Darstellung dessen hat.
Der Definitionsgehalt nach Bronstein ergibt sich bei mir
als bloße Anwendung der geltenden Rechengesetze
(Cosinussatz).
Diese Definition ist eben im `Nachhinein’ in einen bereits auf anderem Wege voll ausgestatteten Vektorraum eingebaut.
Im Unterschied zu Bronstein treten in „meiner“ Definition
NUR bereit gegebene Größen auf,
Wie gesagt ist heutzutage üblicherweise vor der Definition des Skalarprodukts weder Betrag' noch
Winkel’ eine gegebene Größe.
Deine `Definition’:
Bei mir: „Das Skalarprodukt ist so definiert, daß das
Skalarquadrat eines einzelnen Vektors gleich seinem
Betragsquadrat ist“
definiert das Skalarprodukt ja garnicht. Sie trifft beispielsweise auf die Abbildung
V x V -> IR; =-1, falls x!=y und =|x|^2
zu.
Und hier ergibt sich die Skalarprodukt-Identität nicht
aus einer zunächst ominösen Definition, sondern rein
rechnerisch aus dem auf eine vektordifferenz angewandte
trigonometrisch bekannten Cosinussatz.
Die moderne Definition funktioniert eben auch, wenn keinerlei Trigonometrie bekannt ist, etwa wenn die Vektoren in dem Vektorraum abstrakter sind, als Pfeile im Anschauungsraum.
Mein Bestreben ist, „Formelkram in Definitionen möglichst
reduzieren!“ Aber natürlich bleibt mir auch zu erklären,
warum ich Va^2 = |Va|^2 definiere.
Heutzutage macht man es, wie gesagt, eher umgekehrt:
|V|^2 :=
Das liegt aber nicht nur pythagoräisch nahe, meine ich.
Und führt auch nur ERSTMAL EINE neue Größe ein, den Betrag.
Da erscheint es mir weniger aufwändig erstmal nur eine Operation, nämlich die Bildung des Skalarproduktes einzuführen und damit dann zwei Begriffe zu definieren (Betrag und Winkel).
–
Philipp