Deflation

Was ist eine Deflation? Man hört immer von der hohen Deflationsrate in Japan, was bedeutet das?
lg eva

Was ist eine Deflation?

Eine Deflation ist das Gegenteil von Inflation, d.h. bei einer Deflation sinkt das Preisniveau.

Man hört immer von der hohen
Deflationsrate in Japan, was bedeutet das?

Eine Deflation entsteht u.a., wenn die Konsumenten davon ausgehen, daß Waren in der Zukunft billiger werden. Das führt dazu, daß sie ihren Konsum zurückstellen. Um trotzdem noch Waren abzusetzen, reduzieren die Anbieter ihre Preise. Das wiederum bestätigt die Einschätzung der Konsumenten, die im schlimmsten Fall den Konsum weiter zurückstellen und damit dreht sich die Spirale munter weiter.

Deflation ist u.a. deshalb problematisch, weil Unternehmen Material und Löhne vor bzw. während der Produktionsphase bezahlen müssen, die Umsätze jedoch geringer ausfallen als geplant, weil die Preise ja rückläufig sind. Dadurch kommen Unternehmen dann leicht in die Verlustzone. Das wiederum bedeutet, daß sie a) Investitionen zurückstellen und b) irgendwann anfangen, Mitarbeiter zu entlassen. Das verunsichert die Konsumenten noch mehr, die Kaufzurückhaltung steigt usw.

Außerdem sind bei Deflation Schulden mit der Zeit „mehr wert“, d.h. bei sinkenden Gehältern bleiben Zins- und Tilgungslast unverändert. Die relative Belastung steigt also. Damit folgt die Baubranche irgendwann der übrigen Wirtschaft, weil sich weniger Leute Häuser leisten können.

Ausgelöst wurde die Deflation in Japan durch das Platzen der Spekulationsblasen bei Aktien und Immobilien um 1993. Die durch Aktien und Immobilien besicherten Kredit platzen gleich mit, außerdem verloren die Banken und Versicherungen selber Geld mit Aktien und Immobilien und so gerieten die Banken in Schwierigkeiten. Darauf reagierten diese mit einer restriktiven Kreditvergabe, d.h. den Unternehmen fehlte letztlich Geld, was die Wirtschaft weiter ausbremste.

Die japanische Zentralbank reagierte mit sinkenden Zinsen (derzeit praktisch 0), was aber nichts daran änderte, daß die Banken schlichtweg kein Geld verleihen wollten (und konnten), egal zu welchem Zinssatz. In der letzten Phase - in der sich Japan derzeit befindet - will aber auch eigentlich niemand mehr Kredit, weil es dafür keine Verwendung gibt: Aufgrund der Wirtschaftskrise sind reichlich Überkapazitäten vorhanden, so daß Investitionen derzeit eh nicht geplant sind.

Soviel im Kurzabriß. Weitere Fragen beantworte ich natürlich gern.

Gruß
Christian

Hallo,
vielen Dank für die lange Antwort - eine Frage zur Kaufkraft habe ich auch noch - wird diese durch die Umsatzsteuer ermittelt? Wie wird sie berechnet und was sagt uns das, wenn beispielsweise die Kaufkraft 30 ist?
Danke, Eva

Hallo Eva,

die Kaufkraft wird durch Statistik ermittelt und hat mit der Umsatzsteuer nichts zu tun.

Definition: Kaufkraft ist die Summe aller Einkünfte nach Abzug aller staatlichen Zwangsabgaben, die pro Kopf der Bevölkerung im Jahr den Verbrauch oder zum Sparen zur Verfügung steht. Nicht berücksichtigt sind die Lebenshaltungskosten.

Gruß Ivo

Die Deflation wurde dir ja bereits perfekt erklärt

Zur Kaufkraft: sie wird nicht durch die Umsatzsteuer ermittelt sondern gibt ganz einfach an, wieviel die jeweilige Währung wert ist und wieviel Geld eine Volkswirtschaft zur Verfügung hat. Das zur Verfügung stehende Geld alleine ist noch nicht die Kaufkraft, sondern das Gesamteinkommen einer Volkswirtschaft.

Kaufkraft 30: ist etwas unklar formuliert, ich denke damit meinst du den Vergleich zwischen zwei Ländern - Kaufkraft 30 bedeutet, dass man die gleichen Waren, die man in einem Land beispielsweise für 100 Euro kaufen kann für 30 Euro kaufen kann (und umgekehrt) - beispielsweise kann man in Griechenland für 100 Euro mehr kaufen als in Österreich.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

muß mich leider korrigieren: die Kaufkraft gibt NUR an, wieviel Geld wert ist und hat mit der Geldmenge nur indirekt etwas zu tun (sie beeinflusst die Kaufkraft aufgrund von Inflation bzw. Deflation)

kurz: von der Kaufkraft des Geldes hängt ab, wieviele Güter man sich um eine bestimmte Währungseinheit kaufen kann

Die Kaufkraft kann sich sowohl räumlich als auch zeitlich verändern, sprich: 1 Euro wird in 10 Jahren weniger wert sein, kann in Deutschland mehr oder weniger wert sein als in Österreich.

bei der Definition von „Kaufkraft 30“ bleib ich mal, da ich mir nach wie vor nicht sicher bin wie das gemeint ist

Kaufkraft
Hallo,

vielen Dank für die lange Antwort

kein Problem.

  • eine Frage zur Kaufkraft

habe ich auch noch - wird diese durch die Umsatzsteuer
ermittelt? Wie wird sie berechnet und was sagt uns das, wenn
beispielsweise die Kaufkraft 30 ist?

Als Ergänzung dazu, noch ein Hinweis auf dieses FAQ:284

Gruß
Christian