Deklination mehrerer Adjektive + Zitatkorrektur

In einer Arbeit, die ich korrigiere, kommt folgender Satz vor:

„Dabei ist ein Messergebnis „(…) eine Menge von Größenwerten, die einer Messgröße zugewiesen sind, zusammen mit jeglicher verfügbare relevanter Information (…)“
zu der auch die Messunsicherheit gehört (Krystek 2015, S. 14-15) .“

Erste Frage:
Bei den aneinander gereihten Adjektiven muss doch nur „verfügbare“ auf „verfügbarer“ korrigiert werden, oder?

Zweite Frage:
Da das Zitat offenbar grammatikalisch falsch ist, frage ich mich, wie für den Fall, dass das Original bereits falsch war (was ich leider nicht ohne Probleme nachprüfen konnte), dieser Fehler beim Zitieren am besten korrigiert werden kann.
Ich weiß, dass man Zitate mit „[sic]“ ergänzen kann. Aber das korrigiert ja den Fehler nicht im neuen Text. Geht es, mit eckigen Klammern („verfügbare[r]“) anzuzeigen, dass der zweite Autor den Fehler des ersten hier korrigieren will, ohne den Wortlaut des Zitats zu verfälschen?

Dritte Frage:
Wie finde ich in den Weiten des Internets den ursprünglichen Auszug, wenn ein Buch nicht vollständig verfügbar ist?
Kann man Leseproben speziell auf eine gewünschte Stelle richten?

Vielen Dank!

Ergänzung:

Die dritte Frage hat sich geklärt. Bei Google Books kann man Inhalte in nicht-copy-barer Form gut einsehen.
Damit konnte ich also klären, dass das Zitat in der Tat falsch zitiert wurde. Die Frage Nummer 2 ist aber dennoch noch von Interesse.

Außerdem möchte ich anmerken, dass ich die Tags dieses Posts nicht ausgesucht habe. Ich hatte 5 Tags angegeben, die durch diese 3 ersetzt wurden. Das ließ sich bereits wenige Minuten nach dem Posten nicht mehr ändern, weil dieser schon „zu lange her“ sei.

Hallo Mathemagician,

meiner Meinung nach ist ein Zitat so anzugeben, wie es im Original steht, also möglicherweise mit ebentuellen Fehlern, ansonsten ist es ja nicht mehr das Originalzitat.
Vergleichbar mit der alten Rechtschreibung, die ja in Zitaten durchaus vorkommt.
Also muss das Zitat nicht „korrigiert“ werden. Im schlimmsten Fall könnte es sonst sogar sinnverändert werden durch Änderung eines vermeintlichen Fallfehlers.

Gruß

dafy

Nein. Da wir hier Dativ haben, wäre die korrekte Adjektivendung -en:
„mit jeglicher verfügbaren relevanten Information“

Lg,
Penegrin

Dann hast Du sicherlich auch festgestellt, daß die Quellenangabe

verkehrt ist, denn das Zitat stammt nicht von Krystek. Dieser hat seinerseits VIM zitiert, was er deutlich gekennzeichnet hat,

Auslassungsklammern „(…)“ am Beginn und am Ende eines Zitats sind völlig sinnfrei.
Das gilt sowohl für Zitate, die aus vollständigen Sätzen bestehen als auch für in den eigenen Text eingebettete Zitat-Teilsätze.
Wie kam bloß der Verfasser der Arbeit auf diese Idee und warum korrigierst Du das nicht?

Gruß

1 Like

Vielen Dank für die Information, Gudrun!

Danke Penegrin!

Zu diesem Thema finde ich so viele widersprüchliche Aussagen im Internet, dass ich es bald auch nicht mehr weiß. Ich dachte, ich hätte es verstanden gehabt zum Zeitpunkt meiner Frage…
In jedem Fall hat der Autor es selbst so geschrieben wie ich es jetzt korrigiert habe. Das ist gut genug fürs Erste!

Die Frage wäre eben gewesen, ob es im Fall eines Zitats, das offensichtlich falsch ist, und das aber auch nur formal, eine Möglichkeit dafür gegeben hätte.
Da das Zitat jetzt gar nicht grammatisch falsch zu sein scheint, ist diese Frage erstmal nur hypothetisch.

Gerne

Dabei ist es in diesem Fall eigentlich eindeutig. Nach jeglich- muss das Adjektiv immer schwach flektiert werden. Aber wie ich sehe, wurde das auch in der Quelle falsch geschrieben. :wink:

Btw: Die Seitenangabe im Zitat stimmt nicht, da (soweit ich sehe) die Stelle nur auf Seite 15 ist. Und ich kenne ja eure Zitierregeln nicht, aber bei Kurzzitaten ist es eigentlich Usus, auch einen Teil des Titels anzugeben. Zum Rest hat ja Gudrun schon was geschrieben.

Lg,
Penegrin

1 Like

Danke nochmal wegen der Seitenzahl. Das hätte ich auch übersehen vermutlich.

Heißt das also, dass die Deklination sogar für einzelne Worte spezifisch definiert sein kann?

Bist Du Dir da ganz sicher? Dann nenne doch bitte einen Beleg.

Auf der canoo-Seite klick mich findet sich nämlich folgendes:

Zwei oder mehr aufeinanderfolgende Adjektive werden gleich flektiert (Parallelflexion)

Dies gilt in der Standardsprache auch für die starken Dativendungen -em und -er:

und dazu die beiden Beispiele:

bei gleicher durchschnittlicher Arbeitszeit

mit interessanter, gut bezahlter Arbeit

@Mathemagician
Kannst Du nachschauen (Literaturverzeichnis o. ä.) wer oder was VIM ist?
Dem oder der VIM würde ich vertrauen, daß das richtig dekliniert ist.
Ich schätze, daß das eine Abkü. für „Verband Internationaler Meß…“ oder sowas in der Art ist.

Gruß

Ja, bin mir sicher :wink:

Die Antwort findest du auch auf canoo: Die schwache Flexion

nach derselbe, derjenige, dieser, jeder, jedweder, jeglicher, jener

Deine Beispiele sind hingegen stark flektiert.

Auf der canoo-Seite klick mich findet sich nämlich folgendes:

Zwei oder mehr aufeinanderfolgende Adjektive werden gleich flektiert (Parallelflexion)

Dies gilt in der Standardsprache auch für die starken Dativendungen -em und -er:

und dazu die beiden Beispiele:

bei gleich<b>er</b> durchschnittlich<b>er</b> Arbeitszeit

mit interessant<b>er</b>, gut bezahlt<b>er</b> Arbeit

Das ist korrekt, aber im Unterschied zum Zitat des OP fehlen hier die Bestimmungswörter. Ohne Bestimmungs- bzw. Artikelwörter bilden wir die Adjektivendung nach dem Kasussignal (= starke Flexion).

Auf deine Beispiele umgelegt:

  • bei der gleichen durchschnittlichen Arbeitszeit
  • mit einer interessanten, gut bezahlten Arbeit

Lg,
Penegrin

Es sind nicht meine Beispiele.
Sie sind aus der von mir verlinkten canoo-Seite.
Du mußt die Beispiele auch nicht „umbiegen“

Bei der von Dir verlinkten canoo-Seite gibt es keinen Beispielsatz mit „jeglicher“ und schon gar keinen mit „jeglicher“ und zwei aufeinanderfolgenden Adjektiven.

Das hilft zur Klärung nicht weiter.
Aber ich muß es auch nicht wissen.

Gruß

Sie sind deine Beispiele, da du sie gebracht hast. Und ich habe sie nicht „umgebogen“ sondern umformuliert um kein neues Beispiel verwenden zu müssen.

Bei der von Dir verlinkten canoo-Seite gibt es keinen Beispielsatz mit „jeglicher“ und schon gar keinen mit „jeglicher“ und zwei aufeinanderfolgenden Adjektiven.

Auf der Seite werden aber „jeglicher“ aufgelistet, daher sollte klar sein, dass die Regel auch hier zutrifft. Und ob es ein, zwei oder drölf Adjektive sind, macht absolut keinen Unterschied (=Parallelflexion). Das steht übrigens auf der von dir verlinkten canoo-Seite.

Das hilft zur Klärung nicht weiter.

Doch tut es, aber man muss sich auch darauf einlassen.

Aber ich muß es auch nicht wissen.

Dann habe ich deine Frage danach wohl irgendwie missverstanden…

Lg,
Penegrin

Ganz knapp daneben! :wink:

Vocabulário Internacional de Metrologia

Jetzt habe ich diese Frage fast übersehen :grin:

Grundsätzlich gibt es bei Adjektiven drei Flexionstypen:

  • stark
  • schwach
  • gemischt

Der Typ hängt dabei aber nicht vom Adjektiv oder dem Nomen, sondern vom Bestimmungs-/Artikelwort (bzw. dessen Nichtvorhandensein) ab. Canoo erklärt das eigentlich sehr gut:
Kongruenz und Flexionstypen

Sehr vereinfacht gesagt:
Starke Flexion: Kein Artikel
Schwache Flexion: Artikel, die männl. und neut. unterscheiden (der/das, jeder/jedes, …)
Gemischte Flexion: Artikel, die männl. und neut. nicht unterscheiden (ein, mein, kein, …)

Und wenn es mehrere Adjektive sind, werden die alle gleich flektiert, sprich sie müssen alle die gleiche Endung haben. Deswegen wäre ‚verfügbare relevanter‘ in jedem Fall falsch.

Ich hoffe das erklärt deine Frage. Sonst frag eben nochmals :wink:

Lg,
Penegrin

Vielen Dank nochmal für die ganze Erläuterung und die Mühe, Penegrin!

Da habe ich erstmal einiges durchzuarbeiten. :wink:
Deutsches Sprache, schweres Sprache!