Delikatess, Hausmacher, Premium, Spezial, Feinschmecker

Liebe WWW-Gemeinde,

in Angeboten, vor allem von Lebensmitteln, findet man immer wieder eine Reihe von Begriffen wie diese, die oben in der Betreffzeile stehen.
Sind solche Begriffe eigentlich irgendwie geschützt bzw. müssen bestimmte Anforderungen erfüllt sein, dass man z.B. einen Schinken „Delikatess-Schinken“ nennen darf, oder eine Wurst „Hausmacher Leberwurst“?
Oder ist es die freie Wahl des Herstellers, d. h. nur „heiße Luft“?

Ich habe mich mit meiner Anfrage für das Rechts-Brett entschieden - würde natürlich auch zu „Essen und Trinken“ passen.

Vielen Dank für Infos.

Liebe Grüße
Dantis

Hallo Dantis

alle 4 Begriffe sind heiße Luft … die etwas suggerieren sollen, was es nicht gibt

Hausmacher … wurde zumindest mal hinterfragt in Zusammenhang mit ‚Hausschlachtung‘ https://www.zenk.com/wp-content/uploads/2018/02/Recht_2011-01_Hartwig.pdf

Delikatess … suggeriert es würde besonders aufwändig produziert und deswegen besonders gut schmecken - über Geschmack lässt sich streiten :wink:

Premium … Nunja mag sein, es ist das beste (und sicher teuerste) Produkt einer Serie des Herstellers - aber ob es gut ist :woman_shrugging:

Feinschmecker :joy: ja, das denkt wohl fast jeder von sich … und auf die Ziele das ab

Also alles leere Werbeversprechen ohne Bedeutung

Gruß h

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Sorry @Hexerl, für solche Auslobungen gibt es tatsächlich Regeln!

Das steht im Deutschen Lebensmittelbuch:

"Fleischerzeugnisse mit hervorhebenden Hinweisen wie Spitzenqualität, Delikatess-, Feinkost-, Gold-, prima, extra, spezial, 1a, ff oder dergleichen oder in besonders hervorhebender Aufmachung (z. B. goldfarbene Hülle) unterscheiden sich von den unter der betreffenden Bezeichnung des Lebensmittels sonst üblichen Fleischerzeugnissen, abgesehen von hohem Genusswert, durch besondere Auswahl des Ausgangsmaterials, keine Verarbeitung von Separatorenfleisch oder manuell oder auf andere Art vom Knochen gewonnenem Restfleisch sowie insbesondere durch höhere Anteile an Skelettmuskulatur. Sofern in den Leitsätzen keine besonderen Feststellungen getroffen sind, liegt der Anteil an bindegewebseiweißfreiem Fleischeiweiß in diesen Fällen (2.12) absolut um ein Zehntel (z. B. 13,2 statt 12 %), bezogen auf Fleischeiweiß histometrisch um 10 %-Punkte (z. B. 80 statt 70 Vol.-%), chemisch um 5 %-Punkte (z. B. 75 statt 70 %) höher. Dabei muss ein Wert von BEFFE im Fleischeiweiß von 80 Vol.-%, histometrisch bestimmt, bzw. 85 %, chemisch bestimmt (bei Geflügelfleischerzeugnissen 90 %), nicht überschritten werden. Als Spitzenqualität ausgelobter Bierschinken (2.224.1) und Schabefleisch (2. 507.3) weisen entgegen der Feststellung in Satz 1 lediglich einen erhöhten Anteil an bindegewebseiweißfreiem Fleischeiweiß auf. Blutwürste (2.232) und Presswürste (2.2333) mit hervorhebenden Hinweisen weisen von groben Fett- und Bindegewebsanteilen befreite Muskelfleisch- bzw. Zungeneinlagen von mindestens 35 % auf. Sülzen (2.2331) mit hervorhebenden Hinweisen weisen von groben Fett- und Bindegewebsanteilen befreite Muskelfleisch- bzw. Zungeneinlagen von mindestens 50 % auf. Bei Kochpökelwaren (2.321) mit hervorhebenden Hinweisen liegt der Anteil an Fleischeiweiß im fettfreien Anteil um 1 %-Punkt absolut (z. B. 20 statt 19 %) höher, BEFFE im Fleischeiweiß (1.72) bleibt unverändert. Bei rohen Erzeugnissen mit hervorhebenden Hinweisen (z. B. Delikatess, Ia) und Hinweisen wie luftgereift, luftgetrocknet, langgereift, naturgereift u. ä. verringert sich der jeweilige Wasseranteil um 3 % absolut (z. B. bei Delikatess-Lachsschinken: 69 %, bei Knochenschinken, langgereift: 62 %). "

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Servus,

beim Bier ist die Bezeichnung „Spezial“ am Stammwürzegehalt zwischen 11,5% und 14% definiert, stärker gehopft und stärker eingebraut als Lager. Auch als „Exportbier“ bezeichnet, meines Wissens sind die Kriterien für beide Bezeichnungen identisch.

Schöne Grüße

MM

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Weiteres Beispiel sind Fleischsalat vs. Delikatess-Fleischsalat:
Leitsätze für Feinkostsalate (deutsche-lebensmittelbuch-kommission.de)

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Hallo X_Strom,

danke für Deinen Beitrag. Offenbar gibt es doch solche Vorschriften; hoffentlich werden sie auch eingehalten bzw. kontrolliert. Inwieweit das Erzeugnis am Ende wirklich besser schmeckt oder bekömmlicher ist, kann der schlichte Verbraucher sicher kaum beurteilen oder ist kaum relevant wenn man von „13,2 statt 12%“ oder „75 statt 70%“ oder „20 statt 10%“ liest …

Lieben Gruß
Dantis

Servus,

merkt jeder beim Essen, für den das relevant ist. Und denen, die es nicht merken, kann es eh egal sein.

ist definitiv mit keiner einzigen der zitierten Normen ausgedrückt. Die von Dir angeführten Worte beziehen sich in ihrer Bedeutung überhaupt nicht auf „Bekömmlichkeit“, was immer das auch sein mag.

Schöne grüße

MM

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Von „Hausmacher“, „Premium“, „Spezial“ oder „Feinschmecker“ kein Wort und kann auch einfach als nicht-dergleichen definiert werden.

Interessanterweise sah ich vor einigen Wochen eine Doku über Bratwürste und da kam halt raus, dass es zwar Vorschriften und „Leitsätze“ gibt, diese aber absolut nicht eingehalten werden und auch nicht ordentlich überprüft werden können.
Die Sanktionen bei Nicht-Erfüllung sind halt auch ziemlich zahnlos, denn dann gibt es eben eine neue Wortkreationen oder es wird erst gar nicht reagiert, weil es als Sanktion eh nur ein „Das dürft ihr aber nicht“ gibt …

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Und doch:
„Fleischerzeugnisse mit Hinweisen auf eine bestimmte Herstellung (z. B. Hausmacher-,“ und diverse andere Fundstellen.

Und:

Hervorhebende Hinweise
Fleischerzeugnisse mit hervorhebenden Hinweisen wie Spitzenqualität, Delikatess-, Feinkost-, Gold-, prima, extra, spezial, 1a, ff oder dergleichen oder in besonders hervorhebender
Aufmachung (z. B. goldfarbene Hülle) unterscheiden sich von den unter der betreffenden
Bezeichnung des Lebensmittels sonst üblichen Fleischerzeugnissen, abgesehen von hohem
Genusswert, durch besondere Auswahl des Ausgangsmaterials, keine Verarbeitung von Separatorenfleisch oder manuell oder auf andere Art vom Knochen gewonnenem Restfleisch
sowie insbesondere durch höhere Anteile an Skelettmuskulatur.

„Ist halt der gleiche Mist wie alles andere, nur noch billiger oder schlimmer“ schreibt man nur in ganz seltenen Fällen auf die Verpackung.

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Der Text sagt es allerdings sehr deutlich:

Die Vorgaben in den Leitsätzen zeigen, dass gera-
de im Bereich der Fleischerzeugnisse die Verwen-
dung nostalgisch anmutender, althergebrachter
Bezeichnungen auch für industriell hergestellte
Erzeugnisse üblich und anerkannt ist (…) Da-
nach müssen Fleischerzeugnisse mit Hinweisen
auf eine bestimmte Herstellung (z. B. Hausma-
cher-, Bauern-, Guts-, altes Familienrezept) oder
bestimmte Personengruppen (z. B. Gutsherren,
Schlemmer), „über, auf keinen Fall unter den An-
forderungen liegen, die in den Leitsätzen für ent-
sprechende Erzeugnisse ohne solche Hinwei-
se festgestellt sind“. Das heißt: Die Verwendung
von Bezeichnungen wie z. B. „Hausmacher“,
„Bauern“ oder „Guts“ setzt (lediglich) eine be-
stimmte Qualität des Produktes voraus

Hinterfragt wurde, ob das gleiche dann nicht auch für „Hausschlachtung“ gelten müsse, was das Gericht verneint hatte.

Im Grunde belegte der Link das Gegenteil, was du geschrieben hattest: Die Begriffe sind keine leeren Versprechen, sondern haben tatsächlich eine Bedeutung. Ob jeder Hersteller sich dran hält, ist eine andere Geschichte.

Gruß,
Max

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Schon mal Quark mit 20 Prozent Fett mit dem verglichen, der nur 10 Prozent Fett hat? Aus geringen Zahlenwerten lässt sich mitnichten schließen, dass das geschmacklich auch nur ein geriner Unterschied ist. Zumal 10 Prozent „mehr von dem einen“ auch 10 Prozent „weniger von was anderem“ bedeutet. Also bei der Wurst zum Beispiel mehr schieres Muskelfleisch und weniger kleingekutterte Sehnen. :slight_smile:

Beste Grüße,
Max

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Nuja, die Knaller - Slogans der 90er „Nur kurze Zeit: Neu! Jetzt noch besser“ und der 00er „mit Wow! - Effekt!“ ziehen scheinbar nicht mehr; nach Bio und vegan ist regional und mit Getier sexy …

(Mehlwurmfabriken gegen Massentierhaltung)

Wobei die berühmte „Fleischwurst einfach“ mit ihrem im Vergleich zu den beiden anderen Kategorien geringeren Anteil an schierem Muskelfleisch schon deutlich danach klingt…

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