Demenz: Neurologe "verbietet" Autofahren, aber Senior fährt weiter

Hallo, ich habe einen sehr alten Nachbarn, der nun sehr unsicher Auto fährt – irgendwann wird’s krachen. Seine alte Frau, die auch einen Führerschein hat, erzählte mir:

„Der Neurologe hat bei meinem Mann beginnende Demenz erkannt. Der Neurologe sagt, mein Mann darf nicht mehr Auto fahren. Aber mein Mann fährt einfach weiter Auto! Er will nicht immer mich fahren lassen. Er sagt, von so einem Neurologen lässt er sich nichts verbieten. Der Neurologe sei schließlich nicht die Polizei, und mein Mann habe noch nie einen Unfall gebaut, 60 Jahre lang nicht. Und er fahre ja auch nicht nachts und nur auf altbekannten Wegen. Der Neurologe hat nach der mündlichen Ermahnung auch nichts weiter unternommen, soweit erkennbar.“

So. Ich weiß also aus zweiter Hand, dass der Neurologe dem alten Nachbarn das Autofahren verboten hat. Ich weiß aus eigener Anschauung, dass der alte Nachbar weiter Auto fährt, und zwar unsicher. Irgendwann wird er mich über den Haufen fahren.

Mache ich mich strafbar, wenn ich mein Wissen (der Senior fährt Auto trotz beginnender Demenz) nicht den Vollzugsorganen melde? Was sollte man sonst tun? (Einmischen und Zureden scheint mir völlig unmöglich.)

Danke für Tipps aus der Praxis!

Hallo,
alle Informationen aus „zweiter Hand“ sind nicht dafür geeignet irgendwelche Schritte zu unternehmen oder auch „Urteile“ zu fällen. Ob er tatsaechlich nicht mehr Auto fahren sollte und ob er dich irgendwann mal „über den Haufen“ fährt, das ist alles nicht belegt. Umgekehrt könnte er vor dir Angst haben, dass du ihn ins Pflegeheim abschieben willst, auch diese Angst wäre nicht bewiesen.
Allgemein gesehen bin ich persönlich für die Lösung, dass ab einem bestimmten Alter, z.B.
ab 74. Lebensjahr die Fahrtauglichkeit durch Nachweis bei einer Fahrschule nachgewiesen wird - z.B. alle zwei Jahre und wenn die bestanden wird, dann fährt der oder die einfach weiter, und wenn nicht wird der Führerschein eingezogen. Ich selbst habe noch nie einen Führerscheiin besessen, deshalb habe ich auch leicht reden.
In dem hier geschilderten ,speziellen Fall sehe ich keine Möglichkeit der Einwirkung von aussen.
Gruss
Czauderna

1 Like

Hallo,

du hast eine subjektive Einschätzung, dass er unsicher fährt.
Das trifft auf viele Fahranfänger und so manchen Senior auch ohne Erkrankung zu.

Du hast eine von Dritten übermittelte Aussage eines Facharztes. Ob die so korrekt übermittelt wurde, kannst du nicht sicher wissen.

Du hast auf jeden Fall keine Pflicht, dein (vermeintliches) Wissen (besser: deine Erkenntnisse) jemandem mitzuteilen.

Was du machen kannst, ist ein Brief an die Führerscheinstelle (Straßneverkehrsamt), in welchem du deine Erkenntnisse sachlich mitteilst. Ob die dann etwas unternehmen, liegt nicht mehr in deiner Verantwortung.

Wenn der Senior nur noch in Begleitung seiner Frau fährt, mag das noch eine Zeit lang funktionieren. Nur führt die Demenz auch schon mal zu spontanen Entscheidungen wie „Ich muss zur Bank, Kontoauszüge holen.“ (Vielleicht war er mal selbständig und das regelmäßige Abholen von Kontoauszügen gehörte zu seiner Routine, die jetzt wieder aufflammt)

Auch das „nicht nachts fahren“ kann durch äußere Umstände schnell hinfällig werden.

Aus der Praxis: Mein Vater ist betroffen. Meine Mutter bewahrt die Autoschlüssel in einem Versteck.
Wenn sie gemeinsam fahren, fährt ER - und so lange das noch klappt, werden wir keinen Versuch starten, ihm das zu verbieten. Aber der Tag wird kommen. Es ist zu bezweifeln, dass er das dann selber einsieht. Vermutlich bin ich es dann, der darauf hoffen muss, dass die Führerscheinstelle tätig wird.

Und das ist der Grund, warum ich seit langem fordere:
Sehtest für Führerscheinbewerber, das ist gut - aber danach nie wieder? - Das ist dumm.
Ich würde an Hand statistischer Daten, wie die Sehkraft sich über das Alter verändert, regelmäßige Sehtests für alle fordern, die das Privilleg genießen wollen, potentiell tödliche Maschinen in der Öffentlichkeit zu bewegen.
Vielleicht zuerst alle 7 Jahre, dann ab 50 alle 5 Jahre, ab 60 alle 3 Jahre und ab 70 alle 2 Jahre?
Und warum stellen wir dem Optiker, der den Sehtest in 5min für 7€ macht, nicht einen Reaktionstester hin und fragen dieses relevante Merkmal auch ab?

Hallo,

die Sehkraft kann und wird sich schon früher verändern.
Du forderst eine sehr umfassende Prüfung von Senioren, die auch recht teuer werden kann.
Wir würden schon viel erreichen, wenn man ganz rudimentär Sehkraft und Reaktionszeit testet - das ist ein ganz kurzer und dann auch preiswerter Test.
Ich würde das eben auch für jüngere Fahrer fordern, damit die gezwungen werden, zumindest ab und zu mal eine Brille zu kaufen, die was taugt. Zudem geht dann der Vorwurf „Das diskriminiert nur ältere Fahrer“ ins Leere.

(Ich persönlich würde noch weiter gehen. Ich würde den Fortbestand der Fahrerlaubnis daran knüpfen, in regelmäßigen Zeitabständen ein Kurzseminar zu besuchen „Was gibt es Neues im Straßenverkehrsrecht und was wird immer noch zu häufig falsch gemacht?“. Ich rufe nochmals in Erinnerung, dass der Führerschein ein Privilleg ist, kein Grundrecht.)

5 Like

Hallo, Danke für Eure Meinungen bisher. Bin weiter an Stimmen dazu interessiert, wie man sich verhält, wenn man weiß, dass ein Nachbar wg. beginnender Demenz eigentlich nicht Auto fahren sollte. Mich interessieren v.a. rechtliche und praktische Fragen. Moralisch weniger.

Hi, ich kenne hier auch einen Herrn (ca. 75) , der aufgrund seiner Fahrweise in den letzten Wochen- Monaten schon zwei Beinahe-Unfälle hatte. Bei dem einen legte ich eine Gefahrenbremsung hin, als er mich am Stopschild ansah und dennoch plötzlich Gas gab, um dann auf der Landstraße vor mir mit 40 km/h (100 erlaubt und auch zu fahren möglich) herzuschnecken, bei der anderen kam ihm zum Glück in der Einbahnstraße,. in die er verkehrt einbog (bei seinem Wohnhaus um die Ecke, Einbahnstraße schon seit Napoleons Durchzug), keiner entgegen und ich hab das aus 20 m Entfernung betrachtet.
Ich werde mit einem Sohn sprechen, dass der auf ihn einwirkt.
Mehr kann man aber wirklich nicht machen; ist wirklich schwierig. Hoffentlich kommt niemand zu Schaden, wenn es wirklich mal kracht.

Da sollte man auch gleich abfragen, ob der Prüfling der Ansicht ist, daß Autofahren eine Art Videospiel ist, bei dem es darum geht, sich ohne Rücksicht auf den nachfolgenden oder vorausfahrenden Verkehr in kleinste Lücken zu quetschen, ohne Lichtzeichen über drei Fahrspuren zu wechseln, um sein Ziel 6 Sekunden vor den anderen Spielteilnehmern zu erreichen und bei dem man selber über drei, wenn nicht sogar fünf Leben verfügt.

1 Like

Das geht einfacher.
Es gibt zwei Methoden, das Einhalten von Regeln durchzusetzen:

  • wenig kontrollieren, aber heftige Strafen verhängen
  • viel kontrollieren, im Ausgleich dazu nur moderate Strafen verhängen

Wir haben uns für ein Mittelding entschieden: Wenig Kontrollen (und wenn, dann an stets den selben Stellen), dafür aber dann auch milde Bußgelder verlangen.

Das klappt halt nicht.

Wenn man unsere niedrigen Bußgelder beibehalten möchte, dann sollte die Anzahl der Kontrollen vervielfacht werden. Vielleicht sollte man auch mal an zufällig ausgewählten Stellen messen. Dieses „wir messen nur an Gefahrenstellen“ ist doch eh dämlich.

Eine Autbahnbaustelle in der Nähe hat einen festen Blitzer bei der Einfahrt in einer Fahrtrichtung.
In der anderen Fahrtrichtung habe ich noch nie einen Blitzer gesehen, im Baustellenbereich selbst habe ich auch noch nie einen gesehen. Ich fahre da fast täglich durch, beim Tempo 80 Blitzer bremsen alle auf 70, dann wird direkt Gas gegeben. Super sinnvoll. Immerhin eine gute Einnahmequelle für die Stadt, Auswärtige, die den Blitzer nicht kennen, gibt es immer wieder.

Meiner Meinung nach gehören die Absperrtafeln der Autobahnmeisterei alle mit einem Blitzer ausgerüstet. Die dahinter arbeitenden Straßenwärter wären wohl dankbar. Aber mich fragt ja keiner.

1 Like

Dann die kurze Zusammenfassung:

  • Du darfst deine Erkenntnisse wahrheitsgemäß melden. Dazu gehören auch die Umstände, wie du an die Information gekommen bist.
  • Du bist nicht verpflichtet, das zu tun.
  • Zuständig ist die lokale Führerscheinstelle.
3 Like

Autofahren ist Spaß!

So als Steuerzahler würde ich sagen, dass Kontrollen an Stellen, an denen keine Gefahr besteht, ein ziemliche Verschwendung von Geld und Ressourcen sind. Ich will nicht, dass einfach aus übergeordneten, moralischen Gründen völlig ohne Sachgrund Steuergelder verschwendetb werden.

Ich zahle (eher widerwillig, aber was bleibt mir übrig) meine Steuern, aber ich beharre darauf, dass die öffentliche Hand nicht verschwenderisch damit umgeht.

Moin,

ja, warum nicht. Gesundheitscheck alle x Jahre, von Anfang an. Dazu eine (kurze) theoretische Prüfung, von mir aus auch eine kurze praktische (ggf. im eigenen Wagen). Warum nur haben alle davor so eine unglaubliche Angst? Angeblich fahren die alten Herrschaften doch völlig fehlerfrei, was haben sie da zu verlieren?
Wer es sich leisten kann für ein Auto im Jahr hunderte € auszugeben wird es sich leisten können im Jahr einige Zehner für seine Lizenz zu bezahlen.

Man muss die Fahrerlaubnis ja auch im Zwifel nicht gleich ganz entziehen. Man kann sie ja auch einschränken. Nur bei Tageslicht, nur im eigenen Landkreis, etc…

Man muss doch ehrlich zu sich sein. Wer die laufenden Entwicklungen nicht verfolgt wird abgehängt. Selbst zu meine Führerscheinzeit und ich bin noch lange kein Senior, gab es diverse Verkehrsregeln noch nicht.
Fahrradstrasse, in beiden Richtungen befahrbare Einbahnstr, Tunnelschild, Wendeverbotschild, Kreisverkehrschild sind „neu“, dafür kamen Prüfungsfragen ob eine Handkarre auf der Strasse Vorrang hat etc.

VG
J~

2 Like

Moin,

weißte natürlich selbst, dass du das selbstverständlich darfst. Dieses „man darf nur mitreden wenn man höchstpersönlich selbst betroffen ist“ ist natürlich völliger Quatsch, verbreitet sich aber in unserer Gesellschaft. Wobei sich der „Sager“ dabei frecherweise das Recht heraus nimmt zu entscheiden, wer nun genau selbst betroffen ist.

VG
J~

Moin,

so als Steuerzahler macht deine Aussage so gar keinen Sinn. Da viele Autofahrer nicht in der Lage sind zu begreifen, dass die Verkehrsordnung immer, zu jeder Zeit und an jedem Ort einzuhalten ist wird es vermutlich finanziell besonders dort von Vorteil sein zu kontrollieren, wo keine besondere Gefahrenstelle ist.

VG
J~

Im meiner ehemaligen Wohnstraße ist durch eine veränderte Verkehrsführung die Einfahrt nur noch umständlich möglich, da ein verlängerter Straßenbahnhochsteig das Einbiegen verunmöglicht. Das führt dazu, dass der Verkehr fast nur noch in eine Richtung läuft, obwohl es keine Einbahnstraße ist. Das führt dann dazu, dass viele Anwohner falsch herum parken, verbotswidrig.

Stört eigentlich keinen, ist aber natürlich PFUI!

Du wärst natürlich dafür, dass das Ordnungsamt einen zusätzlichen Mitarbeiter einstellt und diesen Hallodris regelmäßig Strafzettel verpasst. Dieser Ordnungsamtsmitarbeiter holt ein paar Euro rein, aber natürlich nioht ansatzsweise seine Kosten. Aber darum geht es ja nicht, das Gesetz und die Ornung ist zu gewährleisten!

Damit wäre endlich Recht und Ordnung durchgesetzt!

Unwirtschaftlich, eher sinnlos, aber dem Preußentum wäre genüge getan!

Hurra!

Dafür zahlst du dann auch gerne höhere Steuern, oder?

Moin,

da du ja eh ganz offensichtlich selbst weißt „wofür ich wäre“, brauche ich ja nichts mehr weiter zu antworten :smiley:

VG
J~

4 Like

Ich hatte immer gedacht, Verkehrskontrollen sind durch entstehende Bußgelder ein Bombengeschäft und mich gewundert, dass es die nicht viel öfter noch gibt.

In Saarbrücken gibt es im Regierungsviertel in der 30-Zone einen Blitzer. Ich war bisher der Ansicht, dass der das ganze Saarland finanziert.

Zum Thema: Ich bin schon gespannt , wie die Babyboomergeneration mit der angemessenen Unfreiheit im Strassenverkehr umgehen wird, die nötig werden könnte, wenn wir älter sind.
Die Alterchen, die ich in den letzten Jahren so am Steuer erlebt habe, hatten alle eine für ihre Umwelt gefährliche Phase, die in einigen Fällen nach Zureden der Familie, in anderen Fällen durch körperliche Limitierungen erst durch das Aufgeben des Führen eines KfZ beendet wurde.

Dem stimme ich absolut zu! Bei der Eisenbahn z. B. muß man zweimal jährlich zum RFU (Regelmäßiger Fortbildungsunterricht), so etwas würde im Kraftverkehr auch nicht schaden (ok, zweimal pro Jahr wäre vielleicht etwas übertrieben :slight_smile: ).

Gruß T

Hallo, OP hier. Melde mich hier ab, bitte aber um Postkarte, wenn doch nochmal urspr. Thema drankommt. Danke :slight_smile:

Dazu brauchen wir aber deine Postanschrift, Brieftauben sind heute aus. :stuck_out_tongue_winking_eye: