Demenz & Rituale - was ist bei Änderung?

Hallo,

ich weiss nciht, ob mein Posting besser in dieses Board passt oder ins medizinische. *grübel*

Habe eine Frage bezüglich Demenz. Ich weiss, dass es verschiedene Arten der Demenz gibt - ich gehe von einer Altersdemenz aus.

Ich wüsste gerne, ob wie andere die Sache einschätzen. Kenne die Angaben nur vom hören-sagen.

A ist alt und seit einigen Jahren wohl immer mehr am Abbauen, was seine Erinnerung etc. angeht. Schusselig wie manch einer salopp sagt. Der Sohn besucht ihn seit Jahren an einem bestimmten Wochentag zu einer bestimmten Uhrzeit und will es so weiter handhaben. Beim Sohn standen berufliche Veränderungen an und nun ist es zeitlich einfach nicht mehr realisierbar, dass er eben zur „richtigen“ Stunde beim Vater aufschlagen kann. In seinen Augen müsste für den Vater die Welt still stehen.
Macht der SOhn sich zu viele (unbegründete) Sorgen oder ist eine zeitliche Abweichung nicht so schlimm?

Wie schwer der Vater wirklich erkrankt ist, weiss ich nicht (Sohn spricht wenig darüber), ob er im Heim lebt oder noch einen eigenen Haushalt führt, ist mir ebenso wenig bekannt.
Würde dem Sohn halt nur gerne seelisch etwas zur Seite stehen.

Freue mich über alle Antworten etc.

LG
Molika

Moin, Molika,

mit einer Demenz geht oft der Verlust der örtlichen und zeitlichen Orientierung einher, deshalb ist zu vermuten, dass der alte Herr eh nicht weiß, an welchem Wochentag der Besuch kommt, genauer: was für ein Wochentag das tatsächlich ist. Wichtiger sind die Rituale, die sich eingeschliffen haben, die geben den letzten Halt.

Gruß Ralf

moin,

aus eigener erfahrung kann ich beitragen, dass es bei altersdemenz nicht unbedingt auf regelmaessige rituale ankommt!

die erinnerungen sind bruchstueckhaft da, werden aber leicht schon mal vermischt und offensichtlich ohne zusammenhang gelebt.

ein sehr nahestehender mensch wird ploetzlich mit anderem namen angesprochen, die kranke person weiss nicht mehr, wo sie ist, obwohl sie neben der eigenen haustuer steht, oder sie will „nach hause“ zu verwandten, die schon lange tot sind.

moeglicherweise ist das ausbrechen aus ritualen sogar eine art brauchbarer therapie, denn diese „neuen herausforderungen“ lassen den erkrankten dann konzentrierter mit der situation umgehen - zumindest in einzelfaellen.

gruss
khs

DANKE!!!
Morgen!
Möchte Euch Beiden schon mal für die Antworten danken - ich denke, dass sie weiterhelfen bzw. hoffe es.
LG
Molika

Hallo,

Habe eine Frage bezüglich Demenz. Ich weiss, dass es
verschiedene Arten der Demenz gibt - ich gehe von einer
Altersdemenz aus.

ich pflege meine Mutter seit ca. 4 Jahren und kann nur aus dieser
Erfahrung berichten.

Demenz teilt sich in verschiedene Phasen.
Anfangs sind kleine Aussetzer aber der normale Alltag geht noch gut und ohne Probleme. Leute, die sie nicht täglich sehen, kommen eigentlich nicht auf den Gedanken, dass eine Demenz vorliegt.

Später werden die „Wachphasen“ immer kürzer und es beginnt die Zeit, in der die Kranke nur noch von Notwendigkeiten getrieben wird (Hunger, Stuhlgang, Durst).
Es kommt aber immer öfter vor, dass Inkontinenz auftritt oder das Trinken vergessen wird.
Vergesslichkeit ist stark ausgeprägt, aber auch die Erinnerung an alte Zeiten. Neuere Erlebnisse werden nur gelgentlich noch erwähnt.
Sie weiss z.B., dass sie einen Sohn hat, aber nicht mehr was das ist „ein Sohn“; sie weiss nimmer, dass sie verheiratet ist usw. usw.

Mich befragt sie (88 Jahre) letztens, ob sie heute schulfrei habe oder ob sie gehen müsse.

Rituale gibt es absolut keine und sie kennt weder die Tageszeit (obwohl sie eine Uhr hat, kann sie mit der Zeit nichts anfangen) noch weiss sie, dass oder ob ich da war oder nicht.

Allerdings habe ich bemerkt, dass bestimmte Medikamente den Demenzzustand verschlimmern und sie ohne Medikamentation besser auskommt; auch eine intensive Betreuung, dass immer jemand da ist, der hilft, habe ich als negativ empfunden. Sie wirkt frischer und aktiver, wenn sie mehr auf sich gestellt bestimmte Dinge lösen muß.

Sie lebt in ihrem eigenen, grossen Haus und ich denke das dies eine gute Sache ist. Sie macht überall Unordnung und räumt alles hin und her … aber sie ist beschäftigt und empfindet einen inneren Frieden.

Von anderen Demenzkranken habe ich gehört, dass sie immer unterwegs sind und eine Unruhe in sich haben.

Hallo,

also ich hab die Erfahrung gemacht, dass Rituale schon wichtig sind bei Alzheimer Patienten, aber auch nicht alles. Das Zeitgefühl verschwindet ja bei Demenz und ALzheimer recht schnell.
Und ich denke eine kleine Abweichung oder Änderung im Tagesverlauf ist auch nicht schlimm. Ich denke, dass ein halbwegs regelmäßiger Kontakt schon viel ausmacht. Wie RogerA schon gesagt hat, ist es auch wichtig, dass die Medikamente die Demenz nicht verschlimmern. Ich habe leider selbst die Erfahrung gemacht, dass mein Großvater mit einem Medikament gegen Demenz das er nicht vertrug noch verwirrter war, als ohne Einnahem. Jetzt bekommt er Reminyl, das verträgt er gut und ich habe das Gefühl, dass er viel orientierter ist. Eben auch zeitlich.

Ich habe aufgrund persönlicher familiärer Ereignisse ein Demenz Forum eingerichtet.
Betroffene können sich hier austauschen und über Probleme und Erfahrungen berichten.
Ich würde mich über ein paar Beiträge insbesondere zur Problematik Rituale freuen.

www.demenz-forum24.de.vu