Demo von ca. 200 Taub-Blinden in Berlin

@ MOD: Eventuell bitte in „Fremdsprachen“ verschieben!?

Hallo Zusammen,

bitte nicht falsch verstehen - ich finde den o. g. „Umstand“ ganz furchtbar; hatte mir aber bis dato nie Gedanken darüber gemacht!

Wie verständigen sich diese Menschen mit der „Außenwelt“? Wie lernen sie überhaupt, was und wie die Welt so ist? Ist für mich komplett unvorstellbar!

Gruß Herr_Schulz

Hallo

lies mal diesen wikipedia-Artikel. Die Dame wurde zwar vor 150 Jahren geboren, aber der Text beschreibt, wie sie die Kommunikation entdeckte und prinzipiell ist es noch immer so, dass ein taubblindes Kind durch Schulungen irgendwann begreift, das jedes Ding und jede Handlung einen Namen hat - und damit ist die Basis für Kommunikation gelegt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Keller

Natürlich ist die Technik und sind die heute möglichen Hilfen weiter,als zu Helen Kellers Zeiten.

Gruss, sama

Hallo,

also die Verständigung funktioniert über Lormen oder taktile Gebärdensprache (tactile signing). Viele der Taubblinden haben ja das Usher-Syndrom, d.h. sie sind zuerst gehörlos auf die Welt gekommen und haben dann im Lauf des Lebens ihr Augenlicht verloren. (Das Usher-Syndrom ist eine seltene Erbkrankheit.) Das bedeutet, dass sie mit Gebärdensprache aufgewachsen sind.

Bei der taktilen Gebärdensprache muss man die Gebärden eben etwas kleiner machen, damit die andere Person das auch gut verfolgen kann, und auf die Mimik - die ein wichtiger Bestandteil der „normalen“ Gebärdensprache ist - muss man verzichten.

Eine ehemalige Kommilitonin von mir hat sich mir dem Thema beschäftigt, wie Taubblinde die Sprache lernen können. Sie hat ihre Diplomarbeit unter dem Titel „Der Spracherwerb der taubblinden Helen Keller“ (oder so ähnlich) verfasst. Hier ist ein Link zu einer anderen Arbeit, oder vielleicht ist es sogar die gleiche, und sie hat ihr einen anderen Namen gegeben: http://siu.academia.edu/ChristinaVoss/Unpublished-Pa…

Helen Keller hat im Alter von zwei Jahren eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit bekommen. Man vermutet eine Gehirnhautentzündung, weiß es aber nicht genau.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

danke für die aufschlußreiche Antwort! Somit haben diejenigen mit diesem „Usher-Syndrom“, einen „Vorteil (- kann man eigentlich nicht sagen!)“ gegenüber denjenigen, die beide Sinne, spätestens im frühkindlichen Stadium verloren hatten. Durch die optische Wahrnehmung und die Gebärdensprache haben sie ja schonmal eine genaue Vorstellung von der Welt und sind (bedingt) in der Lage, sich mit dieser zu verständigen; seit Computertastaturen muss man ja nicht unbedingt sehen können, um etwas zu schreiben. Ich denke die Fähigkeit zur Handschrift wird ja eventuell, mit der Zeit verloren gehen.

Bei dieser Demo ging es um mehr Rechte, für Leute mit diesem Doppel-Handicap. Möglicherweise geht es um die Forderung nach einer Verbesserung der kommunikativen „Barrierefreiheit“ (heißt i. d. Zusammenhang bestimmt anders).

Die Gebärdensprachdolmetscher von Phönix sind schon irgendwie lustig anzuschauen; ich denke, man braucht eine gehörige Portion Humor, um diesen Job „ernsthaft“ und gut machen zu können.

Gruß Herr_Schulz

Hallo Sama,

danke für Deine Antwort!

Die Dame hatte den Vorteil, dass sie vor 150 Jahren gelebt hatte. Ich denke zu dieser Zeit war die Welt noch einfacher strukturiert und es gab noch nicht die Menge an Wissen und allem Anderen drumherum, die es heute zu begreifen gibt. Aus einer solch komplizierten Situation heraus, irgendwann an einen Punkt zu gelangen, der einen befähigt eine Demonstration zu planen, halte ich heutzutage für relativ aussichtslos! Bitte nicht falsch verstehen, aber in Anbetracht der nicht so großen Menge von Betroffenen und des sehr schwierigen Prozesses des Lernens (von Allem!), ist es nicht so wahrscheinlich, dass sie mit der Möglichkeit der Meinungsäußerung durch öffentliche Domonstrationen (zeitnah, alle und einigermaßen zur selben Zeit) konfrontiert werden. Die „Betreuenden“ werden ohnehin einen Teil dazu beigetragen haben, dass diese Demo stattfinden konnte.

Der Hinweis von Petra, dass es durchaus solche gibt, die zumindest eine Zeit lang sehen konnten und dadurch in der Lage sind, ein paar normale Kommunikationswege zu nutzen, macht das Ganze schon wahrscheinlicher (in meinem Verständnis natürlich).

Gruß Herr_Schulz

Bitte nicht falsch verstehen, aber in Anbetracht der nicht so
großen Menge von Betroffenen und des sehr schwierigen
Prozesses des Lernens (von Allem!), ist es nicht so
wahrscheinlich, dass sie mit der Möglichkeit der
Meinungsäußerung durch öffentliche Domonstrationen (zeitnah,
alle und einigermaßen zur selben Zeit) konfrontiert werden.
Die „Betreuenden“ werden ohnehin einen Teil dazu beigetragen
haben, dass diese Demo stattfinden konnte.

Also ich verstehe das so: Du glaubst, dass Taubblinde zu dumm sind, alleine auf die Idee zu kommen, eine solche Demo zu organisieren?

… ein paar normale Kommunikationswege zu nutzen …

Nur, weil nicht jeder sich so verständigt, heißt das noch lange nicht, dass taktile Gebärdensprache oder Lormen irgendwie „unnormal“ wären, oder gar, dass man sich dadurch nur über einfache Sachverhalte verständigen kann.

Das scheinst du aber zu glauben, wenn du unterstellst, dass die Demo im Wesentlichen die Idee der „Betreuenden“ war. (Ich würde sie eher „Assistenten“ oder „Dolmetscher“ nennen.)

Na ja, das wundert mich nicht, wenn auch Gebärdensprache für dich nichts weiter ist ein irgendso ein Gefuchtel, über das man sich amüsieren kann, und das man nur mit viel „Humor“ überhaupt dolmetschen kann.

Wenn du einen Kurs in Gebärdensprache machen würdest, dann würdest du merken, dass das echt Arbeit ist, sich das alles zu merken, ohne es auch nur richtig mitschreiben zu können!

Gruß

Petra

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Warum sollten Taubblinde dumm sein? - Deine Schlußfolgerung zu meiner Meinung ist falsch!

Gruß Herr_Schulz