Demokratie: Weder Hungersnot noch Krieg?

Stimmt es, dass folgendes bislang noch nicht vorgekommen ist:

  • nennenswerte Hungersnot in einer Demokratie
  • zwei demokratische Länder gegeneinander Krieg geführt haben

Gilt dies nur für die Neuzeit? Auch in der Antike?

Bitte um eure Rückmeldung
Peter

Amartya Sen: Demokratien ohne Hungersnot
.

Hallo, Peter

„… Seit den 1970er Jahren werden auch zunehmend nicht nur die natürlichen und ökonomischen
Ursachen der Hungersnöte betrachtet, sondern auch die sozialen und politischen Gründe analysiert. Der
Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen hat festgestellt, dass es in keiner funktionierenden Demokratie
jemals zu einer Hungersnot gekommen sei. Wie Amartya Sen ferner beobachtet, ist Hunger
normalerweise ein Problem der Nahrungsmittelverteilung und der Armut betroffener
Bevölkerungsschichten, nicht unbedingt ein absoluter Mangel an Nahrung. …“

http://de.wikipedia.org/wiki/Hungersnot

Krieg haben Demokratien sehr oft geführt, allen voran die USA, aber auch das Vereinigte Königreich,
Frankreich und Israel.

Gruss
Adam

Hallo Peter,

mir fällt als Gegenbeispiel spontan der amerikanische Bürgerkrieg (USA gegen CSA) ein.

Hier ist noch eine interessante Seite zum Thema Krieg zwischen Demokratien
http://www.t-online.ch/c/49/14/91/4914918.html

Gruß

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  • nennenswerte Hungersnot in einer Demokratie

Peter,
Vielleicht sollte man es mal umgekehrt betrachten : Ist es schon einmal vorgekommen, dass in einem hungernden Land eine Demokratie stabil bleibt ?

Hi!

Stimmt es, dass folgendes bislang noch nicht vorgekommen ist:

  • nennenswerte Hungersnot in einer Demokratie
  • zwei demokratische Länder gegeneinander Krieg geführt haben

Gilt dies nur für die Neuzeit? Auch in der Antike?

Gegenfrage (auch an alle anderen):

Wie lautet in diesem Falle die Definition für „demokratischer Staat“?

Ist Großbritannien als konstitutionell-parlamentarische Monarchie ein demokratischer Staat? Wenn ja, dann gab es einen Krieg zwischen zwei demokratischen Staaten, nämlich den von 1812 bis 1814 gegen die USA (Zweiter Unabhängigkeitskrieg)

Wenn Großbritannien eine Demokratie ist, dann gab es von 1845 bis 1849 eine große Hungersnot in einem demokratischen Land, nämlich in Irland, mit 1,5 Millionen Hungertoten.

Fraglich ist die Einstufung der Republik China als Demokratie in der Zeit von 1911 bis 1949 (Sun Yat-sen und Tschiang Kai-schek). Hier gab es 1928/29 eine Hungersnot mit ca. 10 Millionen Toten.

Wenn man aber zumindest einen der beiden genannten Staaten als Demokratie betrachtet, dann hat es mindestens eine Hungersnot in einem demokratischen Staat gegeben.

Grüße
Heinrich

Hallo Peter,

na ja, dahinter steckt natürlich eine derzeit modische Idee, derzufolge Demokratie, wie wir es verstehen, das Maß aller Dinge ist. Demokratien haben weniger Kriege geführt und weniger Hungersnöte erlitten. Aber nicht unbedingt, weil sie Demokratien waren sondern einfach, weil die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen in diesen Gebieten mehr oder weniger vorbei war und die Wirtschaftsleistung gleichzeitig so hoch, dass eben keine Hungersnöte vorkamen. In beiden Fällen abgesehen von Einzelfällen. England hat mehr als einen Krieg geführt. Wie bereits in einem anderen Posting erwähnt, gegen die USA, die ja auch Demokratie waren. Gegen Ägypten, dass sich gerade erst aus der Monarchie befreit hatte (hier waren auch die anderen Demokratien Frankreich und Israel beteiligt). Die Demokratie Frankreich hat im Algerienkrieg die Unabhängigkeitsbewegung, die eine souveräne algerische Demokratie schaffen wollte, niedergebombt (was wiederum den sozialistischen Flügel der FLN stärkte).
Es ist also nicht so, dass Demokratien in diesem Punkt erhaben wären. Vor allem, da es sich in den meisten Fällen um westliche Industrienationen handelt, zogen die immer mit enormem Material und Technikeinsatz in den Krieg, der sich dann in der Opferanzahl beim Gegner niederschlägt (Beispiel wiederum Algerien. 18000 gefallene franz. Soldaten, aber selbst die Franzosen geben mindestesn 350000 Opfer auf algerischer Seite, größtenteils Zivilisten, an. Die Algerier gehen eher von einer Million aus).
Was die Hungersnöte angeht … Irland 1910, Türkei 1920. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war in den meisten betroffenen Ländern auch schon sehr dicht dran. Gerade in diesem Punkt (Hungersnöte) kann ich nicht sehen, dass sich Demokratien irgendwie speziell außerhalb der normalen Parameter der wirtschaftlichen Entwicklung verhalten würden.

Gruß
Peter B.

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Ich glaube, dass ich den Gedanken bei Amartya Sen gelesen habe.

Mir ist klar, dass Demokratien häufig Krieg führen und geführt haben. Aber doch zumindest untereinander deutlich seltener, oder?

Peter

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Hungersnot in Irland 1910?
Hallo Peter,

war die „Great Famine“ nicht um 1848/49? Oder gab es 1910 noch eine Hungersnot?

Gruß Jasper.

Hallo,

Great Fame 1848/49, richtig.
1910 bis etwa 1912 gab es eine andere Art von Hungersnot, die weniger durch generelle Knappheit an Nahrungsmitteln als durch die Tatsache, dass die Leute sie nicht kaufen konnten, begründet war. Die Folge waren unter anderem die Kohlenarbeiterstreiks, die dann wiederum ihrerseits Einfluss auf England hatten.
Das zählt zwar nicht zu den großen Hungersnöten, aber wenn Leute verhungern und von jeweils zwei Kindern nur eines das Erwachsenenalter erreicht, hat sich zumindest da Demokratie als nicht besonders erfolgreich erwiesen.
Interessant ist übrigens, dass dieses Kapitel immer nur als Randnotiz in englischsprachigen Geschichtsbüchern vorkommt. Beispielsweise hatte die White Star Line 1912 die Bunker anderer White Star Schiffe plündern müssen um überhaupt Kohlen für die Jungfernfahrt der Titanic zu haben. Ostern 1912 muss es insgesamt auch schon in England zur Kohleverknappung gekommen sein (weil die hungernden Bergarbeiter streikten).

Gruß
Peter B.

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