Demokratiequalität in Deutschland?

Hallo.

Und zwar haben wir im Geschichtsunterricht über die Demokratie in Deutschland geredet und es ist die Frage aufgekommen warum wir eine qualitativ hochwertige Demokratie haben bzw. die gute Qualität der bundesdeutschen Demokratie.

Ich bin mit meinen überlegungen jetzt schon so weite, dass wir eine sehr weit fortgeschrittene Demokratie haben (nicht so wie bei den Griechen früher)

Hallo.

sollte die Frage nicht eherlauten, ob Deutschland eine qualitativ hochwertige Demokratie hat, und ob und warum diese besser oder schlechter ist als bei den alten Griechen?

Gruß,
Markus

Erste Hinweise
Hallo Multivitamin,

Stichworte sind Menschenwürde (damit auch Christentum), Humanismus, evtl. Aufklärung/Menschenrechte (nach meinem Geschmack zwar eher ein Zeichen von Mittelmässigkeit als von hoher Qualität, aber sicher für die Terminologie des Ganzen bedeutsam - und übrigens von den meisten Lehrern als Antwort auf die Frage verlangt);

ferner sind die geschichtlichen Erfahrungen zu bewerten (diverse Monarchien, grössere und kleinere Reiche, Kommunikationskultur über grössere und kleinere Räume in deutschsprachigen Ländern - mithin ist z. B. Gutenberg ein Teil der deutschen Demokratiegeschichte im weiteren Sinn), und dann insbesondere die Weimarer Demokratie mit den dort gemachten Erfahrungen, die Gründung der Bundesrepublik und die Wiedervereinigung im Blick auf Deutschland im Besonderen, jedoch dürfte auch die neuzeitliche Demokratie im allegemeinen eine Rolle spielen (da sie für das Grundgesetz mit relevant war): also die Demokratien der USA, Frankreichs, Grossbritanniens (parlamentarische Monarchie) und der Niederlande mit ihrer jeweiligen Entstehungsgeschichte;

schliesslich sind Vergleiche anzustellen zwischen einem altrömischen oder altgriechischen Stadtstaat (oder evtl. germanischen Sippengemeinschaften u. Ä.) und diesen Demokratien der Neuzeit, wobei besondere Merkmale eindeutig anzutreffen sind wie namentlich z. B. das Fehlen von Sklaverei bzw. Leibeigenschaft/Gleichheitsgedanke als grosses Plus der neuzeitlichen Demokratien.

Gruss
Mike

Dankeschön!! Jetzt komme ich auf jeden Fall ein Stückchen weiter

Lg

Franzi

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Nein. In diesem Fall nicht denn es geht um eine Diskussion den anderen zu überzeugen DAS Deutschland eine hochwertige Demokratie hat währrend der andere vom gegenteil überzeugt ist.

Hallo,

Nein. In diesem Fall nicht denn es geht um eine Diskussion den
anderen zu überzeugen DAS Deutschland eine hochwertige
Demokratie hat währrend der andere vom gegenteil überzeugt
ist.

Meiner Meinung nach hat Deutschland keine „hochwertige Demokratie“, denn die Demokratie ist in Deutschland nicht wehrhaft. Kaum geht’s der Wirtschaft mal etwas schlechter, kippt sie um. 1933 so geschehen … und ich weiß nicht, wie lange das momentan noch gut geht.

In Frankfurt gibt es Viertel, die die Polizei aufgegeben hat, in Hamburg werden Polizisten angegriffen und schwer verletzt, in München werden harmlose Fahrgäste in der S-Bahn totgeschlagen … eine wehrhafte Demokratie sieht anders aus.

Es fehlt nur noch ein neuer „Führer“, der diese ganzen Chaoten dazu bringt, alle an einem Strang zu ziehen. Dann wirst du mal sehen, wie schnell unsere „hochwertige Demokratie“ den Bach runter geht!

Schöne Grüße

Petra

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Argumente schafft man, indem man sich mit den möglichen Gegenargumenten auseinandersetzt. Also: Wieso ist eine Demokratie, in der das Volk alle 4 Jahre mitbestimmen darf hochwertig? Wieso ist eine Demokratie, die die Vermögenssteuer abschafft und HARTZ 4 Leistungen streicht hochwertig? Wieso ist eine Demokratie, in der Sachen gegen das Volk entschieden werden (Vergleich Bundestagbeschlüsse und Meinungsumfragen) hochwertig?

gehe mal so ran!
Gruß Micha

Noch mehr. Wer hier auf Probleme hinweisen will oder für bestimmte Politiker unbequeme Meinungen vertritt, gibt es Ärger. Da sind schnell Jobs usw. weg. Meinungsfreiheit gehört zur Demokratie und dies fehlt in der BRD.

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Hallo!

Die Frage reizt natürlich zur politischen Diskussion; vielleicht nur das Grundlegende: Was wird unter einer D. verstanden? Und wie sieht es damit hier und heute aus - meinetwegen im Vergleich zur DDR im Spätsommer 1989? :smile: mfG

Hallo

Wir haben eine hochwertige Demokratie, weil wir alle vier Jahre ein Kreuzchen machen dürfen und uns ansonsten aufs Zuschauen beschränken können. Ob wir das Wahlrecht wahrnehmen oder nicht, ist dabei scheißegal, weil am Ende sowieso mindestens 598 Abgeordnete im Bundestag und einige tausend in den Länderparlamenten sitzen - so lange nur ein einziger Wähler einen gültigen Stimmzettel abgibt. Das macht unsere Demokratie so hochwertig: Sie ist praktisch nicht davon abhängig, wie der Souverän sie wahrnimmt.

Gruß
smalbop

Hallo,

Meiner Meinung nach hat Deutschland keine „hochwertige
Demokratie“, denn die Demokratie ist in Deutschland nicht
wehrhaft.

Interessanter Aspekt: Demokratie heißt ja Volksherrschaft. Was nun, wenn der Herrscher bestimmen würde, dass er nicht mehr herrschen will? Muss sich „der Staat“ dann dagegen wehren - aber wer soll das dann tun?

Kaum geht’s der Wirtschaft mal etwas schlechter,
kippt sie um. 1933 so geschehen … und ich weiß nicht, wie
lange das momentan noch gut geht.
Es fehlt nur noch ein neuer „Führer“, der diese ganzen Chaoten
dazu bringt, alle an einem Strang zu ziehen. Dann wirst du mal
sehen, wie schnell unsere „hochwertige Demokratie“ den Bach
runter geht!

War doch schon immer so: Wenns den Leuten zu schlecht geht, mucken sie auf. Das führte ja anno 18 sogar dazu, dass sie ihre Landesväter vertrieben haben.
Momentan glaube ich aber, dass es den meisten für einen ähnlich fundamentalen Umsturz noch zu gut geht. Noch hat man zu viel, dass man riskieren würde.
Die von dir beschriebenen Missstände sind ja doch eher noch Einzelfälle, die nie zu vermeiden sind, nichtmal, wenn man alle Leute wegsperrt. Die Chaoten werden zwar mehr, aber ich sehe nicht, wie man sie alle in eine Linie bringen sollte, die dann auch noch genügend Macht hätte, um eine Revolution herbeizuführen.
Wogegen auch? Da müßte es ja erstmal eine Regierung geben, die diesen Namen verdient :wink:

Schöne Grüße
Markus

Hallo

Meiner Meinung nach hat Deutschland keine „hochwertige
Demokratie“, denn die Demokratie ist in Deutschland nicht
wehrhaft.

Das kann ich jedenfalls für Baden-Württemberg nicht bestätigen. Baden wäre seit 1848 eine Demokratie, wenn nicht die Preußen die badische Republik angegriffen und mit militärischer Gewalt „die alte Ordnung“ wiederhergestellt hätten. Mit allen bekannten Folgen bis 1945 - auch für Baden und Württemberg.

Oder wie es schon Theodor Heuss formulierte: „Die Demokratie verstehen wir hier unten (er meinte Südwestdeutschland) doch etwas besser.“

Gruß
smalbop

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Hallo,
es ist ja nun spätestens durch Deine Folgepostings offensichtlich geworden, dass es hier um eine Hausaufgabenhilfe geht. Daher von mir ein paar grundsätzliche Hinweise, keine direkten Antworten für irgendwelche copy-and-paste-Referate.

Zunächst einmal - diese Formulierung:

es ist die Frage aufgekommen warum wir eine qualitativ hochwertige Demokratie haben

ist schon äußerst merkwürdig. Sollte da nicht eher " ob" statt " warum" stehen? Wenn Deine /Eure Aufgabe tatsächlich sein soll, Euch Argumente dafür auszudenken, „warum wir eine qualitativ hochwertige Demokratie haben“, dann hat das mit Geschichtsunterricht überhaupt nichts, dafür aber viel mit politischer Indoktrination zu tun. Politische Indoktrination an Schulen ist übrigens gerade kein Kriterium für eine Demokratie, schon gar nicht für eine „hochwertige“, im Gegenteil. Ich würde mal sagen, das träfe eher auf Erziehung zu selbständigem Denken und Urteilen zu …

Ich hoffe sehr, dass das eher auf einem Missverständnis Deinerseits beruht.

Herangehensweise an das Thema:

  1. was sind Merkmale einer Demokratie bzw. was sind die Kriterien für eine Demokratie?
  2. wie sind diese Kriterien im politischen System Deutschlands praktisch umgesetzt?

Dann kannst Du ggf. die Aussage treffen, dass die deutsche Demokratie „hochwertig“ ist (in diesem Zusammenhang ein bescheuerter Ausdruck übrigens) und diese Aussage begründen. Politische Systeme sind nicht per se „hochwertig“ oder „minderwertig“ - sie sind allenfalls mehr oder weniger demokratisch. Ob man sie nun als mehr oder weniger demokratisch beurteilt, hängt wiederum von den angewandten Kriterien ab (s.o.) - anders gesagt, vom Demokratieverständnis. Ein Zeitgenosse des Perikles hätte Deiner Einschätzung, unsere Demokratie sei „fortgeschrittener“ als die im Athen des späten 5. Jahrhunderts (ich nehme mal an, dass Du die meinst, wenn Du so pauschal von ‚Griechen‘ schreibst) wohl kaum zugestimmt. Ich tue es davon abgesehen auch nicht. Um so wichtiger ist es, zunächst einmal klarzustellen, wie das eigene Demokratieverständnis denn überhaupt aussieht.

Auch Geisteswissenschaften - und Geschichte ist eine solche - haben grundsätzlich ergebnisoffen vorzugehen. Auch und gerade an der Schule. D.h. eine Fragestellung aufzuwerfen, dann zunächst die für die Klärung der Fragestellung erheblichen Fakten zusammenzustellen und auszuwerten und dann erst anhand der ausgewerteten Fakten die Frage zu beantworten. Eine Antwort vorzugeben („wir haben eine qualitativ hochwertige Demokratie“) und dann dazu aufzufordern, jetzt mal schön Begründungen dafür zu suchen - so konnte und sollte man vielleicht in der DDR Geschichte unterrichten.

Freundliche Grüße,
Ralf

Über BaWü und die badische Revolution 1848 :smile:
http://www.youtube.com/watch?v=eSHbF9l27SY

Hallo Mike,

mit Verlaub, aber das meiste, was du da schreibst hat mit dem Demokratiebegriff allenfalls sekundär zu tun, da es formale und prozedurale Kriterien - und die sind hier entscheidend - völlig ignoriert.

schliesslich sind Vergleiche anzustellen zwischen einem
altrömischen oder altgriechischen Stadtstaat (oder evtl.
germanischen Sippengemeinschaften u. Ä.) und diesen
Demokratien der Neuzeit, wobei besondere Merkmale eindeutig
anzutreffen sind wie namentlich z. B. das Fehlen von Sklaverei
bzw. Leibeigenschaft/Gleichheitsgedanke als grosses Plus der
neuzeitlichen Demokratien.

Das zeigt sich besonders hier. Einmal davon abgesehen, dass „altgriechischer Stadtstaat“ nicht gleich Demokratie ist (vielmehr war auch in der griechischen Antike die Demokratie eine Ausnahme) ist letzteres ist eine simple Verengung auf den Aspekt der Definition des Herrschaftssubjektes und darüber hinaus schlicht falsch. Natürlich sind die USA nicht erst seit 1865 eine „neuzeitliche Demokratie“ - sie sind es bereits seit 1776. Eine Demokratie mit einer fast neunzigjährigen Geschichte legaler Sklaverei - den Unterschied machte lediglich der 13. Verfassungszusatz aus. Das Wahlrecht für Afroamerikaner gab es übrigens erst mit mit dem 15. Verfassungszusatz - 5 Jahre später. Bis zur faktischen uneingeschränkten Umsetzung des 15. Amendments sollte es dann noch einmal 95 Jahre dauern - das kam erst mit dem Voting Rights Act von 1965.

Übrigens - dies nur angemerkt - gibt es laut einer Studie aus dem Jahr 2004 in den USA mindestens 10.000 Menschen, die unentgeltliche Zwangsarbeit leisten müssen, vor allem illegale Einwanderer (http://digitalcommons.ilr.cornell.edu/cgi/viewconten…). Zwar nicht legal, aber faktisch Sklaven.

Rein quantitativ sicher eine ganz andere Größenordnung als im antiken Athen - aber ein guter Grund, sich über die attische Demokratie nicht allzu erhaben zu fühlen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Tychiades,

formale und prozedurale Kriterien - und die sind hier entscheidend

Die Demokratie besteht aus formalen und prozeduralen Kriterien!

namentlich

die USA nicht erst seit 1865

Logisch.

unentgeltliche Zwangsarbeit

im Sinne von totaler persönlicher Ungleichheit ist regelmässig

nicht legal

Ich zitiere nun von der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die ersten zwölf Wörter (!) und verweise auf Nr. 10, 11 und 12
„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen
gleich erschaffen wurden […]“

Demzufolge konnten die Gegner der Sklaverei mit der Unabhängigkeit, aber eben zugleich auch mit der Demokratie (Unabhängigkeit von der britischen Krone/Monarchie) argumentieren.

Gruss,
Mike

Beim Vergleichen von Demorkatien kann man normativ vorgehen oder auch empirisch. Interessantes zum Thema empirische Demokratietheorie gibt es vom finnsichen Politologen Tatu Vanhanden. W*P/100. W ist der Wettbewerbsgrad (100-Stimmenanteil der stärksten Partei). W ist die Wahlbeteiligung. Wähler/Gesamtbevölkerungszahl*100. Es gibt natürlich noch komplexere Modelle. Aber als Diskusissionsgrundlage ist das doch ganz interessant. Deutschland schneidet beim Vanhanen-Index ganz gut ab, ist aber lange nicht die Nr. 1:wink: