Den Holocaust greifbar machen

Hallo,

während eine längeren Autofahrt kam mir eine Idee, die mich nicht mehr los lässt.

Millionen Menschen wurden ermordet, wissen wir.

Eine völlig unbegreifbare Zahl von Einzelschicksalen.

Meine Idee:

Schaffen wir eine Datenbank im Internet, die versucht, möglichst alle Opfer zu erfassen. Zu jedem Opfer sammeln wir alle noch erhaltenen Daten. Bilder, Lebensläufe, Geschichten - einfach alles noch greifbare, dass aus einer Nummer ein Gesicht, einen Menschen macht.

Gibt es so ein Projekt evtl. schon?

Dass es unmöglich sein wird, zu jedem Namen Fakten zu finden, ist klar.
Dass es unzählige unbekannte Opfer gibt, auch.

Aber selbst wenn man es schafft, auch nur ein paar Tausend Opfer so zu erfassen, dann fände ich das einen wichtigen Schritt gegen die, die einen „Schlussstrich“ ziehen wollen.

Ich habe keinen Schimmer, wie man so etwas angehen könnte.
Zunächst müsste man mal abklopfen, ob es so etwas schon gibt.
Dann müsste man mal - z.B. in einem Forum - klären, was andere davon halten.

Beides habe ich nun gemacht, ich bitte um Kommentare.

Hallo xstrom,

Schaffen wir eine Datenbank im Internet, die versucht,
möglichst alle Opfer zu erfassen. Zu jedem Opfer sammeln wir
alle noch erhaltenen Daten. Bilder, Lebensläufe, Geschichten -
einfach alles noch greifbare, dass aus einer Nummer ein
Gesicht, einen Menschen macht.
Gibt es so ein Projekt evtl. schon?

Ja. „The Central Database of Shoah Victims’ Names“ auf Yad Vashem
http://www.yadvashem.org/

Viele Grüße
Marvin

Hallo,

während eine längeren Autofahrt kam mir eine Idee, die mich
nicht mehr los lässt.

Millionen Menschen wurden ermordet, wissen wir.

Und hinter den Millionen Ermordeter stehen diejenigen, die getötet haben oder in anderer Weise profitiert haben.

Eine völlig unbegreifbare Zahl von Einzelschicksalen.

Ja

Meine Idee:

Schaffen wir eine Datenbank im Internet, die versucht,
möglichst alle Opfer zu erfassen. Zu jedem Opfer sammeln wir
alle noch erhaltenen Daten. Bilder, Lebensläufe, Geschichten -
einfach alles noch greifbare, dass aus einer Nummer ein
Gesicht, einen Menschen macht.

„Personalisieren von Gedenken“ heißt das im Gedenkpädagogiksprech.
Die Ermordeten der Anonymität zu entreißen könnte man anders sagen.

Gibt es so ein Projekt evtl. schon?

eines? viele würde ich sagen.

Die Datenbank von Yad Vashem wurde Dir genannt.
Spontan fällt mir ein:
Das Gedenkbuch für die ermordeten Juden in Berlin
lokale Projekte von Geschichtswerkstätten
Das Shoah Visual History Projekt von Steven Spielberg
Das Leo Baeck Archiv in New York (mit Kopien des Datenbestands in Berlin)
Das Stolperstein-Projekt des Kölner Künstleres Günter Demmig

Dass es unmöglich sein wird, zu jedem Namen Fakten zu finden,
ist klar.

Deshalb arbeitet man exemplarisch.

Dass es unzählige unbekannte Opfer gibt, auch.

Aber selbst wenn man es schafft, auch nur ein paar Tausend
Opfer so zu erfassen, dann fände ich das einen wichtigen
Schritt gegen die, die einen „Schlussstrich“ ziehen wollen.

Die wirst Du auch mit solchen Projekten nicht erreichen.

Was ich genauso wichtig fände, aber nur sehr selten passiert,
daß man sich die Täter und die Täterstrukturen anschaut, die das ermöglicht haben.
Die Wehrmachtsausstellung wäre ein Beispiel dafür.

Ich habe keinen Schimmer, wie man so etwas angehen könnte.

Das beschäftigt ganze Historikergenerationen
Und auch über die Auswüchse und Fehlformen ist schon geforscht und gearbeitet worden - wie etwa Michal Bodemann in seinem Buch „Gedächtnistheater“

Viele Grüße

Iris

Hallo,

Meine Idee:

Schaffen wir eine Datenbank im Internet, die versucht,
möglichst alle Opfer zu erfassen. Zu jedem Opfer sammeln wir
alle noch erhaltenen Daten. Bilder, Lebensläufe, Geschichten -
einfach alles noch greifbare, dass aus einer Nummer ein
Gesicht, einen Menschen macht.

Gibt es so ein Projekt evtl. schon?

Ja, gibt es. Yad Vashem versucht genau das: Jedem Opfer einen Namen zu geben. Damit eben keine Neonazis mehr sagen können, das sei alles nicht passiert. … Ich weiß nicht, ob Yad Vashem auch die Fotos und Lebensläufe sammelt.

Mehr zum Projekt siehe http://www.yadvashem.org

Was man evtl. tun könnte: Auf einer deutschen Website einige Einzelschicksale herausgreifen und auf das größere Projekt von Yad Vashem verweisen.
Was ich für illusorisch halte: Den Versuch, eine Datenbank selbst mit 6 Mio. Namen zu füllen.

Schöne Grüße

Petra

Hallo an alle,
bei all diesen Antworten überwiegt der jüdische Anteil der Opfer, was ja auch den Tatsachen entspricht. Wenn man die Ermordung Unschuldiger betrachtet, sollte man aber auch der nichtjüdischen Opfer gedenken.
Frage dazu: Sind denn Roma und Sinti auch im Yad Vashem erfasst? Oder die ehemaligen „Untermenschen“ aus Osteuropa?
Grausliches Thema, ich weiss. Aber wenn schon Gedenken, dann doch für alle.
cu
whisper

Hallo

Frage dazu: Sind denn Roma und Sinti auch im Yad Vashem
erfasst? Oder die ehemaligen „Untermenschen“ aus Osteuropa?
Grausliches Thema, ich weiss. Aber wenn schon Gedenken, dann
doch für alle.

Die Juden gedenken nun mal primär der jüdischen Opfer. ich halte es auch nicht für hilfreich, ausgerechnet von Deutschland aus den Überlebenden der Opfergruppen vorzuschreiben, wie und um wen im einzelnen sie zu trauern haben.

Gruß
smalbop

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Moin!

Vielleicht nicht das was dir vorschwebt, aber mir haben die Stolpersteine (http://www.stolpersteine.com) vor Augen geführt, daß das auch hier in meiner Stadt passiert ist.

MfG, Systroup