Hi,
Ich könnte
wahrscheinlich fast selbst Ernährungsberaterin werden, so gut
kenne ich mich in dem Bereich aus. Ich weiß genau, was ich
esse, wie es mir schadet, wann es mir gut tut. Ich weiß auch,
warum ich häufig zu viel/ das Falsche esse oder trinke, auch
in dem Moment in dem ich es tue. Dieses Wissen zieht aber das
Gefühl nicht nach. Es reicht aber nicht, nur zu wissen und zu
durchschauen und zu wollen.
vielleicht solltest du dich zwingen.
Ich hab auch etliche schlechte Angewohnheiten, zB habe ich seit frühester Kindheit kaum etwas getrunken (ich rede nicht von Alk
, es gab Tage, da habe ich gar nichts getrunken, an guten Tagen war es maximal ein halber Liter. Und das über Jahre, obwohl man doch mindestens 2 Liter täglich trinken soll. Nur in wirklichen Ausnahmesituationen (große Hitze) hab ich es geschafft mal einen oder gar zwei Liter zu trinken. Das war dann ein Tag, am nächsten war es wieder erheblich weniger. Zusätzlich mag ich kein kohlensäurehaltiges Mineralwasser und stilles Wasser aus der Flasche? Dann lieber aus dem Hahn, den hab ich aber nicht neben dem Bett / Sofa / Schreibtisch, also wird wieder nichts getrunken oder wenn dann hauptsächlich Zuckerplörre (Sprite etc.).
Letzten Sommer habe ich angefangen, mir Wasser in Flaschen zu kaufen und bei den ersten paar Flaschen musste ich mich wirklich zwingen (inkl. Brechreiz), das Zeug zu trinken. Es war eine Qual für mich, zu trinken, aber ich hab mich gezwungen ständig die Flasche anzusetzen.
Und dann, nach einer Weile war es nicht mehr ganz so schlimm. Je länger ich durchhielt, desto weniger quälend wurde es. Und wenn ich dann mal „zur Belohnung“ eine Sprite trinken wollte hat mir das Zeug gar nicht mehr geschmeckt, ich hab dann lieber zum Wasser gegriffen.
Inzwischen ist es für mich noch immer nicht normal jeden Tag 1,5 l (eine Flasche) Wasser zu trinken und ich schaffe es auch nicht jeden Tag. Dafür habe ich Tage an denen ich 3 l trinke und ich fühle mich nicht mehr schlecht, wenn ich zu wenig trinke. Ich habe es also durch Zwang geschafft, eines meiner schlechten Verhaltensmuster zu durchbrechen. Ich hab die Qualen (und ja, es waren wirkliche welche) ausgehalten und nicht aufgegeben - warum kann ich dir nicht mal sagen.
Ich hatte keinerlei Motivation dazu, ich weiß bis heute nicht, was es mir bringt, dass ich so viel trinke (außer, dass ich etwa 4 mal so häufig auf die Toilette muss…) und irgendwelche Schauermärchen von Austrocknung haben mich noch nie beeindruckt (ich hab ja 25 Jahre sehr wenig getrunken und es überlebt). Statt drüber nachzudenken wieso, wofür usw. hab ich es einfach gemacht.
Langfristige Änderungen erreicht man nur durch Konsequenz. Dazu braucht es keinen Klick. Bei mir und dem Trinken hat ja wie gesagt noch immer nichts geklickt, muss es aber auch nicht. Man braucht ja auch keinen Klick, um sich nach der Toilette die Hände zu waschen oder um sich die Zähne zu putzen, man tut es einfach.
Also hör einfach auf, auf den Klick zu warten und tu es, weil es sein muss. Iss nicht gesünder / besser, weil du damit abnehmen kannst oder weil dir FastFood schlechte Blutwerte beschert, das ist alles egal. Tu es einfach, weil du es tun musst. Zwing dich einige Wochen dazu. Und selbst wenn du nach einer Woche doch eine Pizza bestellst - ja, und? Dann genieß die Pizza und am nächsten Tag isst du wieder normal.
Ich benutze absichtlich das Wort „normal“, weil es das ist, was das Verhalten für dich werden muss, genau wie für mich der Griff zur Wasserflasche. Vernünftig zu essen muss für dich so normal werden wie Hände waschen und Zähne putzen. Das erreichst du nur mit Konsequenz, auch wenn du dich dafür anfangs quälen musst.
In
meiner verdrehten Kopfwelt bin ich es mir einfach nicht wert,
mir etwas Gutes zu tun.
Provokant: Gesundes Essen bist du nicht wert aber den Schokoriegel schon? Womit hast du die Schokolade verdient?
Ein Beispiel: Seit 3 Wochen habe ich konsequent und
systematisch 3 mal pro Woche Sport getrieben (2 mal 1300m
Schwimmen, 1 mal gut 1 h Nordic Walking, z.T.
Ergometertraining - alles in sehr zügigem Tempo). Nebenbei
habe ich darauf geachtet, was und wieviel ich esse und trinke.
Keine Diät, aber auf jeden Fall nicht mehr als vorher. Das
Ergebnis? Null. Nicht ein Gramm weniger auf der Waage. Mir
hätte ein Kilo gereicht, mehr hätte ich gar nicht erwartet.
Konsequenz bedeutet nicht, etwas 3 Wochen durchzuhalten. Es bedeutet eher, sich notfalls so lange dazu zu zwingen, bis es normal ist, es einfach zu tun.
Durch meine ersten paar Wochen Sport musste ich mich auch quälen, hab immer überlegt, ob ich „heute ausnahmsweise mal ein bisschen weniger“ machen sollte - Erfolge hab ich auch nicht gesehen und Spaß hat es auch nicht gemacht. Und trotzdem hab ich weitergemacht. Auch wenn es noch keine sichtbaren Erfolge gab hab ich irgendwann gemerkt, dass sich trotzdem was verändert. Irgendwann habe ich eben nicht mehr drüber nachgedacht, das Trainung „heute mal“ ausfallen zu lassen oder zu verkürzen, auch wenn es immernoch keinen Spaß gemacht hat fiel es mit der Zeit einfach immer weniger schwer. Und irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich das Auspowern vermisst habe, wenn ich mal keine Zeit dafür gefundenden habe.
Verhaltensmuster von 20 oder 30 Jahren lassen sich eben nicht binnen 3 Wochen ändern, das braucht viel mehr Zeit. Nimm dir diese Zeit und halte einfach durch, auch wenn du noch nicht weißt wofür. Irgendwann bekommt man für alles im Leben die Rechnung, für negative Dinge genauso wie für positive (Sport zB), nur manchmal dauert es eben ein bisschen länger.
Viele Grüße,
Sue