Den Umständen entsprechend gut?

Sehr oft kann man von Leuten, die gerade einen Unfall, einen Herzinfarkt oder eine Misshandlung erlitten haben, lesen und hören, ihnen gehe es „den Umständen entsprechend gut“.
Nun zeigt das Wort „entsprechend“ ja so etwas wie eine Analogie an: Wer seiner Leistung entsprechend entlohnt wird, darf sich nicht wundern, wenn er bei Faulheit nichts bekommt, und wer sich bei kalter Witterung nur leicht bekleidet ins Freie begibt, friert „entsprechend“. Warum soll es aber einem Unfall, einer Krankheit oder anderen unangenehmen oder bedrohlichen Umständen entsprechen, dass es jemandem gut ergeht?
Seltsamerweise nennt sogar das Stilwörterbuch des Duden unter dem Stichwort „Umstand“ die Wendung „dem Patienten geht es den Umständen entsprechend gut“. Hier wäre doch eher der Ausdruck „im Verhältnis zu“, „in Anbetracht“ oder meinetwegen „relativ“ sinnvoll.
Oder irre ich mich?

theoretisch kann man das alles sagen,Es hört sich nur seltsam an!!!
Zumindest für einen Deutschen!!
Die Aussage ist ja „Es ist schon ok/mir gehts nicht schlechter als jmd. anderen mit derselben Krankheit“
Jedem ist klar dass es jmd. mit gebrochenem Arm nicht gut gehn kann.
Zumindest im Vergleich zum Normalzustand mit ungebrochenem Arm…
„den Umständen entsprechend“ ist somit ein Runtersetzung des Grundwertes,des Vergleichswertes auf eine niedrigere Ebene.
„Entsprechend“ ist als eine Relativierung
Also normal ist 100
gebrochener Arm ist 50
jmd. mit 48-52 wäre den Umständen entsprechend gut
weil weder übermässige/unerträgliche Schmerzen vorhanden sind noch derjenige durch eine hübsche Krankenschwester oder Drogen überglücklich ist…

Abgesehn davon ist der Spruch "entsprechend gut"ein Totschlagargument
damit der Frager nicht unnötig belastet wird und/oder eingeweiht wird.
Z.b. bei eventuellen Komplikationen…

„den Umständen entsprechend“ ist somit ein Runtersetzung des
Grundwertes,des Vergleichswertes auf eine niedrigere Ebene.
„Entsprechend“ ist als eine Relativierung
Also normal ist 100
gebrochener Arm ist 50
jmd. mit 48-52 wäre den Umständen entsprechend gut
weil weder übermässige/unerträgliche Schmerzen vorhanden sind
noch derjenige durch eine hübsche Krankenschwester oder Drogen
überglücklich ist…

Dass in den Fällen, die hier in Frage stehen, eine Relativierung gemeint ist, verstehe ich - aber da beginnen schon meine Schwierigkeiten - vergleichen wir doch einmal:
a) Herr Müller verdient seiner Leistung entsprechend gut.
b) Den Entführungsopfern geht es den Umständen entsprechend gut.

Im Fall a) ist eine tatsächliche Entsprechung gemeint (Herr M. leistet viel und verdient viel).
Im Fall b) sollen wir nun plötzlich das Gegenteil davon verstehen (die Umstände sind natürlich miserabel, aber gemessen daran halten sie sich noch ganz ordentlich).
Wenn ich dem Kellner in einem Drei-Sterne-Restaurant sage, das Mahl sei meinen Erwartungen entsprechend gut gewesen, dann meine ich doch auch nicht, dass ich eigentlich einen Schweinefraß erwartet habe, dass es jedoch wider Erwarten halbwegs genießbar war!
Ich kenne mich nach wie vor nicht aus.

goll

Dass in den Fällen, die hier in Frage stehen, eine
Relativierung gemeint ist, verstehe ich - aber da beginnen
schon meine Schwierigkeiten - vergleichen wir doch einmal:
a) Herr Müller verdient seiner Leistung entsprechend gut.
b) Den Entführungsopfern geht es den Umständen entsprechend
gut.

Im Fall a) ist eine tatsächliche Entsprechung gemeint (Herr M.
leistet viel und verdient viel).
Im Fall b) sollen wir nun plötzlich das Gegenteil davon
verstehen (die Umstände sind natürlich miserabel, aber
gemessen daran halten sie sich noch ganz ordentlich).

Beim Gehalt weiss man ungefähr den normalen Rahmen für eine entsprechende Stelle.Bei der Entführung weiss man dass die auch tot,missbraucht,ohr ab sein könnten,die Situation psychisch verkraften…und wir verstehn nicht das Gegenteil ,weil es geht relativiert „gut“
Man kann ja auch sagen „Dem Millionär ging es entsprechend schlecht als er seine Frau verlor,den Umständen entsprechend aber gut“

Wenn ich dem Kellner in einem Drei-Sterne-Restaurant sage, das
Mahl sei meinen Erwartungen entsprechend gut gewesen, dann
meine ich doch auch nicht, dass ich eigentlich einen
Schweinefraß erwartet habe, dass es jedoch wider Erwarten
halbwegs genießbar war!
Ich kenne mich nach wie vor nicht aus.

man sagt ja nicht mit „den Umständen entsprechend gut“,dass es demjenigen schlecht geht.Zumindest nicht alleine und nur indirekt.
Man sagt dass es ihm besser geht als im schlechtesten Fall,oder vll zu erwarten war.
„Er wurde vom Auto angefahren,es geht ihm den Umständen entsprechend gut“
Warum gut?weil er überlebt hat
man kann natürlich auch sagen
„Er wurde vom Auto angefahren,es geht ihm entsprechend schlecht“

den umständen …gut ist die Relativierung

Man kann ja auch sagen „Dem Millionär ging es entsprechend
schlecht als er seine Frau verlor,den Umständen entsprechend
aber gut“

Was aber, wenn in der Zeitung steht: „Dem Millionär, dessen Frau gekidnappt worden war, geht es den Umständen entsprechend gut“?

Heißt das nun, dass er der Entfernung seiner Frau entsprechend froh ist oder dass es ihm, wie du schreibst, schlecht, aber relativ gut geht? Vom Wortlaut her ist es das Erstere.
Schriftsprache sollte eigentlich dazu da sein, Dinge zu klären. Natürlich kann ich mir den Sachverhalt meistens zusammenreimen, aber „gemeint“ ist doch etwas anderes als „gesagt“! Und das Wort „entsprechend“ hat doch noch nie eine andere Bedeutung gehabt als „analog“ - oder irre ich?

Gruß goll

Hi,

Was aber, wenn in der Zeitung steht: „Dem Millionär, dessen
Frau gekidnappt worden war, geht es den Umständen entsprechend
gut“?

„den Umständen entsprechend“ relativiert das folgende Adjektiv. Man weiß aus dem vorhergehenden Text, dass die Umstände negativ sind (Frau entführt, Kummer, Sorgen, Stress). Aber die Lebenserfahrung sagt uns auch, dass nicht jeder in gleichem Maße leidet. Dem einen gelingt es sich etwas zu beruhigen, weil von der Polizei Hilfe kommt, der andere beruhigt sich gar nciht, und jeder reagiert dann auf diesen Stress körperlich auch noch anders. Jeder wird aber in irgendeiner Form darunter leiden. Dennoch kann man sagen, dass es jemandem gemessen an den Umständen gut geht. Das Gutgehen ist dann nur in dem Maß möglich, wie es die Umstände zulassen, wie es den Umständen entspricht. Es entspricht nicht den Umständen eines Millionärs mit entführter Ehefrau, ausgelassen zu feiern und einen normalen Blutdruck zu haben. „Umstand“ steht dann für das vorher genannte Unglück, den Unfall etc und bedeutet eben zusammen mit dem „entsprechend“ soviel wie „soweit es die genannten Umstände zulassen“
Jemand, der entsprechend seiner Leistung bezahlt wird bekommt ja nicht unbedingt ein gutes Gehalt. Wenn ich faul bin und meine Stückzahlen nicht erreiche, kriege ich eben weniger, und wenn ich mehr schaffe, mehr - aber ich werde entsprechend meiner Leistung bezahlt.

Die Franzi

Hi,

Dennoch kann man sagen, dass
es jemandem gemessen an den Umständen gut geht.

Genau so kenne ich es auch: „Gemessen an den Umständen, geht es mir gut.“ Andererseits geht es mir „den Umständen entsprechend“. Dass beide Ausdrücke miteinander vermengt werden, ist m.E. ein jüngeres Phänomen, ein Blend auf syntaktischer Ebene. Ich empfinde jedenfalls „den Umständen entsprechend gut“ als mindestens ein Wort zuviel.

Liebe Grüße,
Immo

gut wird zumindest selten auch ausgesprochen,kenn ich auch kaum anders