Denksport zum Oszilloskop

Liebe ExpertInnen,

vor mir steht ein Zweistrahler, dessen Kanal A einwandfrei funktioniert, der Kanal B hingegen zeigt absolut nichts, noch nicht mal einen Punkt. Und ich rätsele vor mich hin, welche Baustufe defekt sein könnte.

Wäre der Signalverstärker platt, müsste die waagrechte Linie zu sehen sein. Sollte die Kippstufe streiken, müsste ohne Eingangssignal ein Punkt, mit Signal evtl. sogar ein senkrechter Strich. Wo liegt mein Denkfehler?

Dies ist übrigkens keine Hausaufgabe, das Oszilloskop gehört mir - noch - nicht.

Gruß Ralf

Hallo Ralf!

Ist „Zweistrahler“ wörtlich zu nehmen? Ist es also ein Schätzchen älteren Datums mit Elektronenstrahlröhre? Wenn es sich um ein Gerät mit Bildröhre handelt, ist für die Fehlersuche entscheidend, ob es sich um eines der eher seltenen Exemplare mit 2 Elektronenstrahlsystemen handelt oder ob es sich um ein Oszilloskop der überwiegend eingesetzten Technik mit nur einem Elektronenstrahlsystem handelt. Dabei gibt ein eingebauter Chopper ein Offset-Signal auf die Y-Ablenkung und sorgt für 2, manchmal auch 4 Kanäle mit gemeinsamer x-Ablenkung. Kurz: Ist es ein Zweistrahlgerät oder ein Zweikanalgerät?

Im Fall des (seltenen) Zweistrahlgerätes deutet das Fehlerbild auf einen Defekt in der Spannungsversorgung oder Ansteuerung eines der beiden Elektronenstrahlsysteme im gemeinsamen Rohr hin. Im Fall des üblichen Zweikanalgerätes würde ich die Funktion der Schalt-/Chopperstufe prüfen.

Für die Fehlersuche wäre ein intaktes Oszilloskop hilfreich. Und natürlich ein Schaltbild.

Gruß
Wolfgang.

Hallo Ralf,

ja, ist eine Art Zweistrahloszilloskop mit 2 bis zur Röhre identischen Y-Wegen. Der Fehler sollte mit klassischer Signalverfolgung zu finden sein, zumal es im Netz ein gutes Manual mit Beschreibung aller Stufen, Schaltbild und Bestückungsplänen gibt http://bee.mif.pg.gda.pl/ciasteczkowypotwor/Philips/pm3234%20.pdf

Sofern es sich um keinen Fehler der Bildröhre handelt - durchaus möglich, vorhersehbar schwer beschaffbar und angesichts des Gerätealters arg teuer - wird das aus lauter diskreten Teilen bestehende Gerät problemlos reparabel sein.

Der Fragestellung war zu entnehmen, dass Dir das Gerät nicht gehört und Du es ggf. kaufen möchtest. Falls es so ist, sollte man für das Gerät nichts ausgeben, was deutlich über Trinkgeldgrößenordnung hinaus geht. Das Speicheroszilloskop war zu seiner Zeit o. k., aber die analoge Speichertechnik in der Beschichtung des Oszilloskopschirms hat im Vergleich mit dem heutigen Standard nie viel getaugt. Alsbald unscharfe Speicherung und deutliche Alterungseffekte der anfälligen Bildröhre machten nur Freude, solange es nichts Besseres gab.

Zudem ist die Y-Bandbreite mit 10 MHz grenzwertig niedrig. Auf die Schnelle hab ich nicht gesehen, ob es sich um die -1 dB-oder die -3 dB-Angabe handelt. Ist 10 MHz die -3 dB-Bandbreite, machen sich bereits bei um eine Frequenzdekade kleineren Signalen Verfälschungen bemerkbar und man kommt schon bei Messungen an manchen gewöhnlichen Spannungswandlern an Grenzen, von Abgleich- und Wobbelvorgängen etwa an Zf-Kreisen von Rundfunk- und Fernsehempfängern gar nicht zu reden.

Gruß
Wolfgang

Nachtrag

Sollte es sich um ein Oszilloskop von Tektronix handelt, kann sich hoher Instandsetzungsaufwand auch bei schon Jahrzehnte alten Geräten lohnen. So haben etliche Geräte Trigger-Features vom Allerfeinsten und manche Serien hatten für X und Y separate Einschübe mit Eigenschaften, die man heute kaum noch findet und wo man sie findet, zahlt man Fünfstelliges.

Falls das technische Manual fehlt (wie alle Betriebsanleitungen kommen auch in vielen Unternehmen solche kostbaren Unterlagen auf geheimnisvolle Weise regelmäßig irgendwie abhanden) musst Du in den sauren Apfel beißen und ein, zwei Hunderter für das Manual via Ebay hinblättern. Die älteren Manuals von Tek, Fluke, HP sind für Fehlersuche und Abgleich so hilfreich, dass sich jede Ausgabe lohnt.

Gruß
Wolfgang .

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Hallo Ralf

Zudem ist es eine Speicherröhre!
Das Bild wird analog in der Röhre gespeichert, auch wenn das Signal nicht mehr anliegt.
Diese Röhren sind sowieso empfindlich, weil der Speicher meist als erstes nachlässt.

MfG Peter(TOO)

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Servus, Wolfgang,

das Philips PM 3234 scheint tatsächlich ein 2-Strahler zu sein, mit dem Schaltplan schaut’s allerdings nicht gut aus: Vorhanden, aber als „low quality scan“. Das Blockschaltbild lässt sich gerade noch lesen:

Dank & Gruß
Ralf

Servus,

das Blockschaltbild ist aus dem angegebenen Link.

Bei meiner Grübelei war mir trotz des Gebrauchs von Zweistrahler völlig entfallen, dass es die auch noch gibt, da kann ich natürlich lang nach dem Punkt auf der Scheibe suchen.

Danke für die Tipps, werde wohl die Finger davon lassen. Meine Ansprüche sind eh nicht hoch, aber wenn’s dann am Rohr liegt, hört der Spaß auf.

Gruß Ralf

Salu, Peter,

ich hab mich getraut und mal den Deckel abgenommen - es ist das Rohr. Ging ganz ohne Schaltplan: Rechteck aus dem Oskar auf den Kanal B, mit dem Kanal A das Signal gesucht, und siehe da, an der Röhre liegt es in voller Schönheit an. Also Deckel drauf und ab die Post.

Gruß Ralf

Falls jemand ein voll funktionsfähiges Textronix 2465 mit Aufstellwagen und kompletter Doku gebrauchen kann, der mag sich melden. Kost’ nix. Steht bei mir nur rum. Eine Mess-Strippe ist dabei, eine zweite halb (Spitze fehlt).
In ehrenhafte Hände zu gelangen wäre Voraussetzung.

Warum kann ich auf Beiträge nicht Antworten (grüner Button)`knurr

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Hallo,
ich könnte das anbegotene 2465 gut gebrauchen, es müsste aber zu mir geschickt werden
wenn es keine zu große Mühe macht. Kosten und Aufwand würde ich gern bezahlen.
Grüße