Depressionen & Jobwechsel

Hallo Ihr Lieben,

wie kann ich jemandem, der zurzeit in den Anfängen einer neuen Depression steckt, die (auch aus seiner Sicht) zum großen Teil durch seinen Beruf „verursacht“ wurde, dazu bekommen, sich nach Alternativen umzusehen? Er will den Job schon seit längerem wechseln, ist sich nur nicht sicher, was er genau tun möchte. Also haben wir beschlossen, uns gemeinsam darüber Gedanken zu machen. Meine „Aufgabe“ besteht darin, ihn in seiner Wahl zu unterstützten. In jeder Hinsicht.

Ich weiß, dass depressive Menschen in den depressiven Phasen keine wichtigen Entscheidungen treffen sollen. In diesem Fall ist es aber so, dass ich die Entscheidung beeinflussen „darf“, und da ich die Person sehr gut kenne, kann ich das auch. Ich weiß also, was ich tue.

Mein Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wie ich ihn dazu bringe, sich „aufzuraffen“, um z.B. im Netz zu suchen etc. Ich bin wahrscheinlich die einzige Person, die ihm im Moment überhapt zu irgendetwas bewegen kann, nur auf Dauer weiß ich keine Lösung. Irgendwann werden auch mir die Worte ausgehen. Er sagte selbst, dass er sich umorientieren wolle, nur habe er alleine die Kraft dazu nicht. Verständlich. Deshalb helfe ich (ich bin schon sehr froh, dass er meine Hilfe annimmt!!!). Wir sind beide (!) der Meinung, dass ein Jobwechsel ihm wenigstens einen Teil seiner Lebensfreude zurück bringen wird, das wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind uns auch einig darüber, dass er nicht jetzt sofort „richtig“ aktiv wird, sondern sich erst einmal umsieht, damit er ein Ziel hat, auf das er hinarbeiten kann, was ihm wiederum hilft, aus seiner derzeitigen schlechten Phase heraus zu kommen.

Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt. :smile:

Danke schon mal für Eure Unterstützung
Natascha

Hallo Natascha,

deine Bemühungen in Ehren aber lass es.

Aus meiner eigenen Karriere, kann ich dir nur sagen, daß es richtiger wäre, eine Therapie zu machen, als den Job zu wechseln.

Es sei denn du gehst mit zur Arbeit und erledigst dort auch alle Sachen für ihn.

Einem Depressiven hilft nicht die helfende Hand, sondern allein die Einsicht, daß er nur selbst seine Situation verändern kann.

gruss
winkel

Nachfrage
Hallo Natascha,

wie geht denn Dein Freund ansonsten mit Veränderungen, Entscheidungen um?
In welchen Bereichen unterstützt Du ihn noch, bzw. treibst Du ihn an?

Liebe Grüsse

Tanja

Hi Natascha,

Gedanken zu machen. Meine „Aufgabe“ besteht darin, ihn in
seiner Wahl zu unterstützten. In jeder Hinsicht.

ist es aber so, dass ich die Entscheidung beeinflussen „darf“,

Das sind die beiden Sätze, die mir sofort ins Auge fielen.
Wer hat Dir diese Aufgabe erteilt, wer gibt Dir die Erlaubnis?

Grundsätzlich finde ich es sehr schön, dass es Menschen gibt, die anderen in schwierigen Zeiten zur Seite stehen. Das Problem, dass Du schilderst höre ich sehr, sehr oft. Die Grundhaltung der Menschen, die jemandem helfen wollen ist für mein Gefühl absolut o.K., wenn sie sagen: Die Hauptinitiative muss von der betreffenden Person selbst kommen. Er sollte die Dinge selbst in die Hand nehmen und aktiv werden.
So wie ich Dich verstehe, möchtest Du es ja auch so!Gut so!!

Die Schwierigkeit besteht oft darin, dass die „Helfer“ sich fragen: Wie bekomme ich ihn dazu? Und immer, immerwieder „passiert“ dann etwas, was eigentlich nicht gewollt war, man übernimmt doch einen Teil der Arbeit und erledigt sie „für ihn“…und schon beginnt das ganze Dilemma…
Es kann zu jeder Menge großer Schwierigkeiten kommen, die ich jetzt nicht ausführen möchte, ganz davon abgesehen, dass das „Erfolgserlebnis“ ausbleibt, wenn Du für ihn übernimmst.

Meine Methode in ähnlichen Fällen ist die ständige Motivation, aktiv zu werden und ohne Ende Stärken desjenigen verdeutlichen. Positives Denken, aufmuntern, Angst nehmen, Unterstützung signalisieren, aber niemals selbst entscheiden und niemals „BEDRÄNGEN“ und und und noch tausend andere Sachen mehr… Das alles mag sich für Dich sehr unbefriedigend anhören und vor allen Dingen dauert es seine Zeit, sehr, sehr viel Zeit und sehr viel Geduld.
Es bedeutet weitaus sehr viel mehr Arbeit und nochmals Arbeit, als jemandem eine Lösung zu präsentieren. Ein Grund, warum viele den einfachen, aber nicht erfolgreichen Weg wählen, der ins Dilemma führen kann.

Wieviel Zeit und Geduld und Arbeit davon kannst Du, oder möchtest Du investieren?

Uns außenstehenden „Helfern“ geht es oft nicht schnell genug und oft wissen wir schon lange eine Lösung, bevor derjenige selbst darauf kommt, dass bewegt uns zu vorschnellen Aktionen und Handlungen „für jemanden“

Viele Helfer verzweifeln auch daran, wenn ein gesetztes Ziel nicht erreicht wird und oft geben sie sich selbst dann die Schuld. Endergebnis: Je nach Egagement benötigen sie am Ende selbst Hilfe, oft wenn mehrere Versuche, aus welchen Gründen auch immer scheitern, dem Betreffenden zu helfen. Also aufgepasst!!

Die ME wichtigste Aussage hat Winkel schon gegeben:
Einem Depressiven hilft nicht die helfende Hand, sondern allein die Einsicht, daß er nur selbst seine Situation verändern kann.

Es gilt konsequent „zur Seite zu stehen“ und begleitend zur Selbstinitiative ermuntern.

Ich weiß, liebe Natascha, für Dich keine befriedigende Antwort…
trotzdem alles Gute!

Frank

Hallo Winkel,

Aus meiner eigenen Karriere, kann ich dir nur sagen, daß es
richtiger wäre, eine Therapie zu machen, als den Job zu
wechseln.

er ist seit einem Jahr in Therapie, die ihm auch schon sehr geholfen hat. Da wäre er ohne meine Unterstützung auch nicht hingegangen.

Es sei denn du gehst mit zur Arbeit und erledigst dort auch
alle Sachen für ihn.

Es geht nicht darum, ihm alle Alltagssorgen abzunehmen, sondern ihn zu unterstützen, z.B. wenn er heulend in der Ecke sitzt und keinen Sinn mehr in nichts sieht! Wie gesagt, ich kenne ihn sehr gut, und ich weiß, wann ich aufhören muss. Abgesehen davon sagt er mir auch, wenn er in Ruhe gelassen werden will, was hier allerdings nicht der Fall ist, er will meine Hilfe.

Einem Depressiven hilft nicht die helfende Hand, sondern
allein die Einsicht, daß er nur selbst seine Situation
verändern kann.

Die Einsicht hat er längst, aber die Erfahrung (unsere!) hat gezeigt, dass er mit meiner und der Unterstützung seines Bruders schneller wieder Fuß fasst. Und jedes Mal kommt mehr Initiative von seiner Seite. Ich denke mal, dass es lieber langsam als gar nicht besser werden sollte.

gruss
winkel

Grüße
Natascha

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Hallo Tanja,

Hallo Natascha,

wie geht denn Dein Freund ansonsten mit Veränderungen,
Entscheidungen um?

wenn es ihm gut geht, ist er eher ein spontaner Mensch, der gern auch neue Dinge wagt. An schlechten Tagen ist es wie wahrscheinlich bei allen depressiven Menschen: er denkt zuviel über alles nach und steigert sich extrem in seine Gedanken rein. Da ist nix mit Veränderungen und Entscheidungen. D.h. er trifft besonders dann sogar sehr gerne Entscheidungen, nur leider nicht unbedingt die richtigen. Das ist nicht meine persönliche Einschätzung, das sieht er genauso, wenn es ihm dann wieder besser geht. Letztes Jahr hat er z.B. aus heiterem Himmel mit mir Schluss gemacht (da wusste ich nichts von seinen Depris), ich hab’s nicht akzeptiert und war trotz allem für ihn da, ich kann meine Gefühle schließlich nicht einfach so abstellen. Und heute ist er wieder froh darüber. Nur ein Beispiel.

In welchen Bereichen unterstützt Du ihn noch, bzw. treibst Du
ihn an?

Egal in welchem Bereich, wenn ich merke, dass ihm eine Tätigkeit/ein Hobby/was auch immer Freude bringt und Spaß macht, motiviere ich ihn dazu, das öfter zu machen und in dieser Richtung „am Ball“ zu bleiben. Im Gegenzug sage ich ihm aber auch, wenn mir etwas, was er tut, nicht gefällt. Dann ist es seine Entscheidung. Er soll nichts wegen mir anfangen oder aufhören, er bekommt nur grundsätzlich meine ehrliche Meinung gesagt. Und umgekehrt ebenfalls.

Liebe Grüsse

Tanja

Ups, da hab ich die Grüße vergessen… :smile:

Also: Viele Grüße
Natascha

Hallo Frank,

Hi Natascha,

Gedanken zu machen. Meine „Aufgabe“ besteht darin, ihn in
seiner Wahl zu unterstützten. In jeder Hinsicht.

damit meine ich genau das, was Du weiter unten schreibst: Immer wieder motivieren, dass er weiter macht und nicht aufgibt. So definiere ich Unterstützung. Für ihn da sein, wenn er nicht mehr kann, ihm immer wieder Mut machen, ihn aber auch einfach mal seinen Frust abladen lassen. Also zuhören. „Aufgabe“ ist wohl der falsche Ausdruck gewesen.

ist es aber so, dass ich die Entscheidung beeinflussen „darf“,

Und wieder unglücklich ausgedrückt… Er will meine Meinung hören. So wie ich sehr viel auf seine Meinung legt, tut er es auch bei mir. Auch wenn es ihm nicht gut geht. Er erzählt mir von Ideen, die er hat, und fragt mich, was ich davon halte. Wie ich bereits weiter unten geschrieben habe, motiviere ich ihn zum Weitermachen oder ich spreche meine Bedenken aus. Und er tut es genauso bei mir. Damit beeinflusse ich ihn natürlich in gewisser weise, wobei die letztendliche Entscheidung ausschließlich bei ihm liegt.

Das sind die beiden Sätze, die mir sofort ins Auge fielen.
Wer hat Dir diese Aufgabe erteilt, wer gibt Dir die Erlaubnis?

s.o.

Grundsätzlich finde ich es sehr schön, dass es Menschen gibt,
die anderen in schwierigen Zeiten zur Seite stehen. Das
Problem, dass Du schilderst höre ich sehr, sehr oft. Die
Grundhaltung der Menschen, die jemandem helfen wollen ist für
mein Gefühl absolut o.K., wenn sie sagen: Die Hauptinitiative
muss von der betreffenden Person selbst kommen. Er sollte die
Dinge selbst in die Hand nehmen und aktiv werden.
So wie ich Dich verstehe, möchtest Du es ja auch so!Gut so!!

Genau.

Die Schwierigkeit besteht oft darin, dass die „Helfer“ sich
fragen: Wie bekomme ich ihn dazu? Und immer, immerwieder
„passiert“ dann etwas, was eigentlich nicht gewollt war, man
übernimmt doch einen Teil der Arbeit und erledigt sie „für
ihn“…und schon beginnt das ganze Dilemma…

Das versuche ich grundsätzlich zu vermeiden. Er will auch nicht von anderen abhängig sein, das wäre er aber (teilweise), wenn ich ihm während schlechter Phasen z.B. die Arbeit in der Wohnung komplett abnehmen würde. Mache ich also nicht. Ich fange höchstens an zu spülen und bitte ihn, mir zu helfen. Und das auch nur, wenn ich das Gefühl habe, dass es für ihn okay ist. Wenn er nicht will, sagt er es mir.

Es kann zu jeder Menge großer Schwierigkeiten kommen, die ich
jetzt nicht ausführen möchte, ganz davon abgesehen, dass das
„Erfolgserlebnis“ ausbleibt, wenn Du für ihn übernimmst.

Meine Methode in ähnlichen Fällen ist die ständige Motivation,
aktiv zu werden und ohne Ende Stärken desjenigen
verdeutlichen. Positives Denken, aufmuntern, Angst nehmen,
Unterstützung signalisieren, aber niemals selbst entscheiden
und niemals „BEDRÄNGEN“ und und und noch tausend andere Sachen
mehr…

Und genau hier liegt mein Problem - das alles tue ich, nur habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich total im Kreis drehe, mich wiederhole und ihn letztendlich damit nur nerve, anstelle ihm was Gutes zu tun. Und das will ich natürlich nicht. Deshalb habe ich meine Frage hier gestellt - ich suche Anregungen und Tipps, wie ich ihn motivieren kann. Ohne ihn zu bedrängen und ihm alles abzunehmen.

Das alles mag sich für Dich sehr unbefriedigend
anhören und vor allen Dingen dauert es seine Zeit, sehr, sehr
viel Zeit und sehr viel Geduld.
Es bedeutet weitaus sehr viel mehr Arbeit und nochmals Arbeit,
als jemandem eine Lösung zu präsentieren.

Ich weiß. Leider. Und ich wünschte, es gäbe einen Weg, z.B. ihn einfach packen, schütteln - und gut is! Das wäre klasse… Aber den Weg gibt es nicht, deshalb verschlinge ich seit einem Jahr geradezu alles, was in irgendeiner Weise mit Depressionen zu tun hat, um so viel wie möglich über diese sch… Krankheit zu erfahren. :frowning:

Ein Grund, warum
viele den einfachen, aber nicht erfolgreichen Weg wählen, der
ins Dilemma führen kann.

Wieviel Zeit und Geduld und Arbeit davon kannst Du, oder
möchtest Du investieren?

Wie lange ich kann, weiß ich nicht. Ich bin stark. Für zwei stark sein, ist nicht einfach, das habe ich im letzten Jahr ziemlich zu spüren bekommen, aber ich bekomme jedes Mal neue Kraft, wenn es ihm wieder etwas besser geht. Und nein, ich vergesse mich auch nicht selbst dabei. Das habe ich anfangs getan, inzwischen bin ich schlauer, was das angeht.

Wie lange ich möchte? Bis ich nicht mehr kann und weit darüber hinaus!

Uns außenstehenden „Helfern“ geht es oft nicht schnell genug
und oft wissen wir schon lange eine Lösung, bevor derjenige
selbst darauf kommt, dass bewegt uns zu vorschnellen Aktionen
und Handlungen „für jemanden“

Kenne ich.

Viele Helfer verzweifeln auch daran, wenn ein gesetztes Ziel
nicht erreicht wird und oft geben sie sich selbst dann die
Schuld. Endergebnis: Je nach Egagement benötigen sie am Ende
selbst Hilfe, oft wenn mehrere Versuche, aus welchen Gründen
auch immer scheitern, dem Betreffenden zu helfen. Also
aufgepasst!!

s.o.

Die ME wichtigste Aussage hat Winkel schon gegeben:
Einem Depressiven hilft nicht die helfende Hand, sondern
allein die Einsicht, daß er nur selbst seine Situation
verändern kann.

Es gilt konsequent „zur Seite zu stehen“ und begleitend zur
Selbstinitiative ermuntern.

Ich weiß, liebe Natascha, für Dich keine befriedigende
Antwort…
trotzdem alles Gute!

Frank

Warum nicht befriedigend? Was Du geschrieben hast, ist (leider) alles wahr, es hat mir nur gezeigt, dass ich immer noch auf dem richtigen Weg bin. Danke. :smile:

Viele Grüße
Natascha

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Hi Natascha,

An schlechten Tagen ist es wie

wahrscheinlich bei allen depressiven Menschen: er denkt zuviel
über alles nach und steigert sich extrem in seine Gedanken
rein. Da ist nix mit Veränderungen und Entscheidungen. D.h. er
trifft besonders dann sogar sehr gerne Entscheidungen, nur
leider nicht unbedingt die richtigen. Das ist nicht meine
persönliche Einschätzung, das sieht er genauso, wenn es ihm
dann wieder besser geht.

Genau hier tust du das Falsche. Sag ihm doch, daß seine Entscheidung in dem Moment wo er sie getroffen hat richtig war, er jetzt allerdings mit den Konsequenzen leben muss. Das ist Selbsbestimmung. Jemanden, der mir als Depressivem sagt, siehste da warste depressiv und da haste was falsch gemacht, so jemanden brauch ich nicht, dqas weiß ich schon selbst und das ist ja das was mich depressiv macht. Und in meiner Lethargie kann mir garnix besseres passieren, als daß ich jemanden hab, der mir immer sagt was falsch und richtig ist. So kann ich mich auf meine Depri-Couch zurückziehen und mich darin bestätigt fühlen, daß ich eh alles verkehrt mache.

Letztes Jahr hat er z.B. aus heiterem

Himmel mit mir Schluss gemacht (da wusste ich nichts von
seinen Depris), ich hab’s nicht akzeptiert und war trotz allem
für ihn da, ich kann meine Gefühle schließlich nicht einfach
so abstellen. Und heute ist er wieder froh darüber. Nur ein
Beispiel.

Klar bist wahrscheinlcih ein guter Mutterersatz. nimmst ihm alle alles ab, sogar die Bewrtung seines Handelns.

In welchen Bereichen unterstützt Du ihn noch, bzw. treibst Du
ihn an?

Egal in welchem Bereich, wenn ich merke, dass ihm eine
Tätigkeit/ein Hobby/was auch immer Freude bringt und Spaß
macht, motiviere ich ihn dazu, das öfter zu machen und in
dieser Richtung „am Ball“ zu bleiben.

Ja, ein Depressiver, erlebt das als neue Anforderung. eine Anforderung die ihn überfordert.

Im Gegenzug sage ich ihm

aber auch, wenn mir etwas, was er tut, nicht gefällt.

Es muß schwer sein, dir zu genügen. Ständig unter Beobachtung und Kritik, egal ob positiv oder negativ.

Dann ist

es seine Entscheidung. Er soll nichts wegen mir anfangen oder
aufhören, er bekommt nur grundsätzlich meine ehrliche Meinung
gesagt. Und umgekehrt ebenfalls.

Mir als Depressiven gefällt das aber durchaus. Zur eigenen Kontroll- und Werteinstanz kommt die äußere. Anforderungen und Kritik der ich genüge oder nicht, alles von außen, was muss ich noch tun? einfach warten bis sie wieder kommt und mich bewegt, warum soll ich mich also selbst bewegen?

Und liebe Tanja, so Sätze „wie wahrscheinlich bei allen depressiven Menschen“ sagen mir, daß ich als Depressiver eh keine Persönlichkeit habe. bin halt so wie alle anderen nur eben depressiv, daß noch schlimmer ist.

ICH HOFFE ICH HAB DIR EIN WENIG EINBLICK IN DIE DENKSTRUKTUREN GEGEBEn!!!

gruss
winkel

Die Einsicht hat er längst, aber die Erfahrung (unsere!) hat
gezeigt, dass er mit meiner und der Unterstützung seines
Bruders schneller wieder Fuß fasst. Und jedes Mal kommt mehr
Initiative von seiner Seite. Ich denke mal, dass es lieber
langsam als gar nicht besser werden sollte.

Ein Depressiver kann sich nur selbst helfen. solange einer danebensteht, manifestiert man seine Situation.

gruss
winkel

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Hallo Winkel,

Hi Natascha,

An schlechten Tagen ist es wie

wahrscheinlich bei allen depressiven Menschen: er denkt zuviel
über alles nach und steigert sich extrem in seine Gedanken
rein. Da ist nix mit Veränderungen und Entscheidungen. D.h. er
trifft besonders dann sogar sehr gerne Entscheidungen, nur
leider nicht unbedingt die richtigen. Das ist nicht meine
persönliche Einschätzung, das sieht er genauso, wenn es ihm
dann wieder besser geht.

Genau hier tust du das Falsche. Sag ihm doch, daß seine
Entscheidung in dem Moment wo er sie getroffen hat richtig
war, er jetzt allerdings mit den Konsequenzen leben muss. Das
ist Selbsbestimmung. Jemanden, der mir als Depressivem sagt,
siehste da warste depressiv und da haste was falsch gemacht,
so jemanden brauch ich nicht, dqas weiß ich schon selbst und
das ist ja das was mich depressiv macht.

soll ich ihn anlügen, wenn er mich fragt, was ich von einer Sache halte? Oder mich darüber totschweigen, weil ich ihn nicht verletzen möchte? Ich denke nicht, dass das der richtige Weg wäre. Ich will ehrlich zu ihm sein, also sage ich ihm, was ich denke. Wenn er es wissen will, was in einer Beziehung nicht selten vorkommt. Es ist nicht so, dass ich ihn ständig überwache in allem, was er tut und ihm entsprechend meine Meinung dazu vor den Latz knalle! Das will ich nicht und versuche daher, es selbst zu vermeiden.

Und in meiner
Lethargie kann mir garnix besseres passieren, als daß ich
jemanden hab, der mir immer sagt was falsch und richtig ist.
So kann ich mich auf meine Depri-Couch zurückziehen und mich
darin bestätigt fühlen, daß ich eh alles verkehrt mache.

Letztes Jahr hat er z.B. aus heiterem

Himmel mit mir Schluss gemacht (da wusste ich nichts von
seinen Depris), ich hab’s nicht akzeptiert und war trotz allem
für ihn da, ich kann meine Gefühle schließlich nicht einfach
so abstellen. Und heute ist er wieder froh darüber. Nur ein
Beispiel.

Klar bist wahrscheinlcih ein guter Mutterersatz. nimmst ihm
alle alles ab, sogar die Bewrtung seines Handelns.

Nein, siehe meine anderen Postings.

In welchen Bereichen unterstützt Du ihn noch, bzw. treibst Du
ihn an?

Egal in welchem Bereich, wenn ich merke, dass ihm eine
Tätigkeit/ein Hobby/was auch immer Freude bringt und Spaß
macht, motiviere ich ihn dazu, das öfter zu machen und in
dieser Richtung „am Ball“ zu bleiben.

Ja, ein Depressiver, erlebt das als neue Anforderung. eine
Anforderung die ihn überfordert.

Wenn er etwas gerne tut, überfordert es ihn, wenn ich ihm sage, dass es mich freut, dass es ihm Spaß macht? Verstehe ich jetzt tatsächlich nicht. *fragendguck*

Im Gegenzug sage ich ihm

aber auch, wenn mir etwas, was er tut, nicht gefällt.

Es muß schwer sein, dir zu genügen. Ständig unter Beobachtung
und Kritik, egal ob positiv oder negativ.

s.o. Das kann ich gar nicht, wir führen eine Wochenendbeziehung. Ich kann meistens nur darauf reagieren, was er mir erzählt. Und wenn er mir was erzählt, fragt er mich oft nach meiner Meinung. Und wie ich bereits gesagt habe, will ich ihn nicht anlügen. Da wirst Du mir sicher zustimmen, wenn ich sage, dass das das absoluter Mist wäre, oder? Und ich schlage ihm meine Meinung auch nicht tollwütig um die Ohren, wir sind beide erwachsene Menschen…

Dann ist

es seine Entscheidung. Er soll nichts wegen mir anfangen oder
aufhören, er bekommt nur grundsätzlich meine ehrliche Meinung
gesagt. Und umgekehrt ebenfalls.

Mir als Depressiven gefällt das aber durchaus. Zur eigenen
Kontroll- und Werteinstanz kommt die äußere. Anforderungen und
Kritik der ich genüge oder nicht, alles von außen, was muss
ich noch tun? einfach warten bis sie wieder kommt und mich
bewegt, warum soll ich mich also selbst bewegen?

Und liebe Tanja, so Sätze „wie wahrscheinlich bei allen
depressiven Menschen“ sagen mir, daß ich als Depressiver eh
keine Persönlichkeit habe. bin halt so wie alle anderen nur
eben depressiv, daß noch schlimmer ist.

Der Satz stammt von mir, nicht von Tanja. Du scheinst Dich ja ganz schön über mein Posting aufzuregen - das wollte ich nicht damit bezwecken. Am besten ist es wohl, wenn ich heute nicht mehr schreibe und mich erst wieder melde, wenn ich die richtigen Worte finde.

Aber erst noch ne Erklärung: Genauso gut hätte ich Menschen allgemein umschreiben können. Oder fühlst Du Dich dann auch diskriminiert? Zuviel Denken geht nun mal Hand in Hand mit Depressionen. Aber ich denke, dass ich Dir damit nichts Neues erzähle.

ICH HOFFE ICH HAB DIR EIN WENIG EINBLICK IN DIE DENKSTRUKTUREN
GEGEBEn!!!

Soll ich mich jetzt angegriffen fühlen oder wolltest Du mir damit tatsächlich eine Art „Hilfestellung“ leisten?

Wenn ersteres zutrifft - das brauche ich im Moment wirklich nicht, nicht nur Du als Depri hast Deine Probleme, auch ich als Angehörige. Du kannst Dir genauso wenig vorstellen, wie es zurzeit in mir aussieht, wie ich es mir von Dir oder meinem Freund vorstellen kann. Also urteile nicht vorschnell!

Und wenn es doch Hilfe auf die „Hau-Drauf“-Art sein sollte: Danke. :smile:

gruss
winkel

Viele Grüße
Natascha

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Hallo Winkel,

kleiner Nachtrag:

Wenn ich eins nicht will, dann ist es, meinem Freund irgendwelche Vorschläge oder Ratschläge zu erteilen. Ich will ihn nicht verletzen, ihn nicht vor den Kopf stoßen oder ihm sonst in irgendeiner Weise schaden oder wehtun. Wenn das so bei Dir angekommen ist, haben wir aneinander vorbei geredet. Alles, was ich mir hier erhoffe, sind Ratschläge für MICH, wie ich ihn dauerhaft bei seinem Weg aus den Depressionen unterstützen kann.

Zur Persönlichkeit: Er hat eine stärkere Persönlichkeit als ich. Zumindest kommt es mir oft so vor. Und es ist keineswegs so, dass „alle depressiven Menschen“ gleich sind. Genauso wenig, wie „alle nicht-depressiven Menschen“ gleich sind. Wieder mal die falsche Wortwahl.

Zu Entscheidungen: Als er den Schlussstrich unter unsere Beziehung gesetzt hat, war das SEINE Entscheidung und für IHN in dem Moment richtig. Da hast Du Recht. Damals habe ICH allerdings für MICH die Entscheidung getroffen, das so nicht hinzunehmen. Und zwar nicht, weil ich ihn auf Biegen und Brechen „zurück haben“ wollte, sondern weil er mir einfach zu viel bedeutet und ich es nicht ertragen konnte, ihn so zu sehen.

Da ich damals nicht wusste, was los war, habe ich ihn mit Fragen nur so gelöchtert - und irgendwann fing er dann VON SICH AUS an, mit mir zu reden. Und dabei kam dann heraus, dass er vorher mit niemandem so offen geredet hat. Ich habe ihn damals bei der Entscheidung unterstützt, eine Therapie anzufangen. Als er dann sagte, dass er zum Arzt gehe, wenn ich das möchte, habe ich erwidert, dass er es für sich und nicht für mich tun solle. Und das hat er - wenn auch erst einige Zeit später. Hat er mir erst nach seinem ersten Termin erzählt. Und er war verdammt stolz auf sich! War es etwa falsch, zu versuchen, ihm einen Teil seiner Ängste vor dieser Therapie zu nehmen??? Es scheint etwas bewirkt zu haben, also: Nein.

Viele Grüße
Natascha

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Deswegen stehe ich nicht daneben, sondern in der Nähe, um da zu sein, wenn er mich braucht.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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Hallo Natascha,

diese ganze Geschichte kommt mir reichlich bekannt vor. Manche erinnern sich vielleicht…

Mein Mann hat eine gute Freundin ( im übrigen auch Ex-Beziehung )deren Verhalten mich absolut an das Deines Freundes erinnert.
Und mein Mann zeigte lange Zeit ein ähnliches Verhalten wie Du.
Immer da, immer helfen wollend, immer einen guten Rat parat.
Weißt Du, was es gebracht hat? NIX!
Im Gegenteil, sie gab immer mehr ab, machte ihr Tun immer mehr von seiner Meinung abhängig, auch wenn er immer betonte " Mach das so, wie Du es meinst". Sobald er nur eine Tendenz in eine Richtung zeigte, machte sie es genau so ( bzw. so wie sie es verstanden hatte ).
Das ging ein paar Jahre so. Mein Mann war von diesen Gesprächen vollkommen erschöpft, weil das irgendwann nur noch ein einziges Geheule war ( nicht abwertend gemeint! )und sie schon um Rat fragte, wenn sie irgendeine alltägliche Entscheidung treffen musste.
Irgendwann hat er damit aufgehört, ihr Ratschläge zu geben ( nicht den Kontakt abgebrochen ) und hat ihr nicht mehr gesagt, was ER denn tun würde, oder wie ER etwas findet.
Er fing an, sich selbst zu schützen und hat aufgehört unbedingt helfen zu wollen.
Wenn sie heute heulend am Telefon ist, weil sie irgendetwas absolut nicht entscheiden kann, dann rät er ihr, sich professionelle Hilfe zu suchen ( Therapie ). Im Grunde will sie das, aber vermutlich geht es ihr nicht schlecht genug, sich zu kümmern ( nicht bös gemeint ).
Er hat aufgehört, sich für sie verantwortlich zu fühlen.
Ich weiß nicht, ob es ihr besser geht. IHM geht´s besser.
Was ich damit sagen will: Schau auf Dich! Du bist sowieso keine grosse Hilfe, wenn Du Dich „auslutschen“ lässt.
Wenn er Probleme im Job hat, dann muss ER etwas verändern. Hilfe kann sein, mal über seine Bewerbung zu gucken, ob da irgendwelche Rechtschreibfehler enthalten sind:smile:
Da sein ist gut und wichtig, aber manchmal kann man nicht mehr tun.
Zeig ihm, dass Du seine Entscheidungen akzeptierst. Freu Dich mit ihm, wenn es eine „gute“ Wahl war und wenn´s in die Hose ging, halt ihm das Händchen. Mehr kannst Du imho nicht tun.

Alles Liebe und viel Kraft fürs loslassen

Tanja

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Hallo Tanja,

Immer da, immer helfen wollend, immer einen guten Rat parat.

ich gebe ihm ja eben keine Ratschläge. Das wollte ich anfangs, hab ich aber schnell sein lassen.

Weißt Du, was es gebracht hat? NIX!
Im Gegenteil, sie gab immer mehr ab, machte ihr Tun immer mehr
von seiner Meinung abhängig, auch wenn er immer betonte " Mach
das so, wie Du es meinst". Sobald er nur eine Tendenz in eine
Richtung zeigte, machte sie es genau so ( bzw. so wie sie es
verstanden hatte ).

Tut er nicht. Er denkt nach wie vor für sich und macht, was er für richtig hält.

Das ging ein paar Jahre so. Mein Mann war von diesen
Gesprächen vollkommen erschöpft, weil das irgendwann nur noch
ein einziges Geheule war ( nicht abwertend gemeint! )und sie
schon um Rat fragte, wenn sie irgendeine alltägliche
Entscheidung treffen musste.
Irgendwann hat er damit aufgehört, ihr Ratschläge zu geben (
nicht den Kontakt abgebrochen ) und hat ihr nicht mehr gesagt,
was ER denn tun würde, oder wie ER etwas findet.

Ich sage ihm lange schon nicht mehr, was ICH tun würde. Bringt ja nix und er soll seine eigene Meinung behalten.

Er fing an, sich selbst zu schützen und hat aufgehört
unbedingt helfen zu wollen.
Wenn sie heute heulend am Telefon ist, weil sie irgendetwas
absolut nicht entscheiden kann, dann rät er ihr, sich
professionelle Hilfe zu suchen ( Therapie ). Im Grunde will
sie das, aber vermutlich geht es ihr nicht schlecht genug,
sich zu kümmern ( nicht bös gemeint ).

Hat er seit einem Jahr.

Er hat aufgehört, sich für sie verantwortlich zu fühlen.

Das tue ich sowieso nicht. Bin ja nicht seine Mutter (hallo Winkel *g*).

Ich weiß nicht, ob es ihr besser geht. IHM geht´s besser.
Was ich damit sagen will: Schau auf Dich! Du bist sowieso
keine grosse Hilfe, wenn Du Dich „auslutschen“ lässt.

Lasse ich nicht. Nicht mehr. Siehe meine anderen Postings.

Wenn er Probleme im Job hat, dann muss ER etwas verändern.

Das will er ja und tut es auch, soweit er es kann. Und wie andere Menschen auch, fragt er auch mal nach Hilfe. Das würde er auch tun, wenn er keine Depressionen hätte. Nur würde die Hilfe dann anders aussehen. Er will es alleine schaffen. Und ich will auch, dass er es alleine schafft. Aber warum soll ich nicht für ihn da sein? Das würde ihn nach seiner Aussage ziemlich hart treffen. Und ich bemuttere ihn keineswegs, wie gesagt, kann ich gar nicht wegen der Entfernung!!! Ich höre ihm einfach nur zu! Und antworte ihm, wenn er mich was fragt! Alles, was ich wissen wollte, war, wie ich es umgehen kann, mich zu wiederholen.

Hilfe kann sein, mal über seine Bewerbung zu gucken, ob da
irgendwelche Rechtschreibfehler enthalten sind:smile:
Da sein ist gut und wichtig, aber manchmal kann man nicht mehr
tun.
Zeig ihm, dass Du seine Entscheidungen akzeptierst. Freu Dich
mit ihm, wenn es eine „gute“ Wahl war und wenn´s in die Hose
ging, halt ihm das Händchen.

Genau das mache ich seit Monaten. Und werde es weiterhin tun. Das ist es, was ich „ihn unterstützen“ nenne. Da sein, wenn er mich braucht und immer wieder Mut machen, ohne ihn dabei zu bedrängen. Und mich freuen, wenn es ihm wieder besser geht.

Mehr kannst Du imho nicht tun.

Ich weiß. :frowning:

Alles Liebe und viel Kraft fürs loslassen

Tanja

Danke,
Natascha

kleine Aufklärung und kleines Lob
Hi,

ich wollte mich grad mal als quasi Außenstehende einmischen und etwas klären:

Als Natascha damals von den Depressionen erfahren hat, hat sie sich - meiner Meinung nach korrekt - erstmal komplett zurückgehalten und mithilfe von Büchern und dem Internet so gut es ging über das Thema informiert.

Erst dann hat sie ihn darauf angesprochen, wie sie sich verhalten soll etc… (in einer Phase, wo es ihm gerade gut ging).

Er hat im Endeffekt von sich aus darauf bestanden, dass sie ihn in den Hintern tritt, wenn es mal wieder so weit ist, bzw. dass sie ihn unterstützt und für ihn da ist (was imho schon ein großer Schritt ist, er weist sie ja auch nicht von sich, wenn er dann die Depressionen hat, in der Zeit steht er trotzdem zu seinem Wort, dass sie sich „einmischen“ darf).

Ich habe die beiden erlebt und bin der Meinung, dass sie sich ziemlich gut schlägt - immerhin hat sie seine Probleme immer irgendwie mit im Hinterkopf, und es muss ganz schön weh tun, dann nicht helfen zu können (oder zu dürfen, wenn er dann doch mal seine Ruhe haben will und alleine klarkommen muss).

Wie gesagt, ich hatte den Eindruck, dass es hier so rüberkam, als würde sie ihn bemuttern und ihm ihre Hilfe aufdrängen - das tut sie nicht. Sie hat einmal klipp und klar gesagt, dass sie für ihn da ist, wenn er will und fertig. Daraufhin hat sie sich zurückgezogen - er hat dann von sich aus das Okay gegeben!

Und „Okay“ bedeutet nicht, dass sie Dinge für ihn übernimmt, sondern ihm zur Seite steht und ihn unterstützt, ich denke, es ist wichtig, das hier auch zu betonen!!!

So, jetzt hoffe ich, dass Du das alles weiter so gut gebacken bekommst, Kleine!!! Bin stolz auf Dich!

SisterS

Hallo Natascha,

Frank hat Dir da sehr gute Warnhinweise gegeben, mit denen absolut nicht zu spaßen ist. Jemanden mit richtig tiefen Depressionen auf die Beine zu stellen, damit er wieder allein laufen kann, ist ein schwieriges Unterfangen, welches zeitintensiv und langwierig ist.
Du schreibst, Du hättest sehr viel darüber gelesen. Paß bitte trotzdem auf, denn die notwendige Praxis fehlt dennoch, in der sich die Übung und der Umgang angeeignet werden kann. Zu schnell wird ohne es zu merken das Leben des anderen gelebt, und dann braucht der Helfer selbst Hilfe.

Verstehe es bitte nicht falsch, ich möchte Dich nicht kritisieren, sonden nur Hinweise aufzeigen, die Du Dir in Ruhe betrachten kannst.

Wie lange ich kann, weiß ich nicht. Ich bin stark. Für zwei
stark sein, ist nicht einfach, das habe ich im letzten Jahr
ziemlich zu spüren bekommen, aber ich bekomme jedes Mal neue
Kraft, wenn es ihm wieder etwas besser geht. Und nein, ich
vergesse mich auch nicht selbst dabei. Das habe ich anfangs
getan, inzwischen bin ich schlauer, was das angeht.

Ich frage mich, wo Deine Orientierungspunkte sind, was Dich angeht. Hast Du Dir keine Grenzen gesteckt? Es hört sich für mich an, wie in die Schlacht ziehen, und nicht wissen, wo der nächte Fluchtpunkt ist.

Wie lange ich möchte? Bis ich nicht mehr kann und weit darüber
hinaus!

Mit diesem Satz machst Du Dich zum Opfer. Wenn Du nicht mehr kannst, geht keine Hilfe mehr, dann wirst Du selbst jemanden brauchen, der Dir wieder auf die Beine hilft. Ziehst Du nicht weit davor die Grenzen, gehst Du blind in die Schlacht, und lieferst Dich aus.

Du schreibst, er bezieht seine Depressionen auf seine beruflichen Schwierigkeiten. Du hast nicht geschrieben, ob er in ärztlicher Behandlung ist, und um was für eine Depression es sich handelt. Sollte er sich nicht in Behandlung befinden, fände ich diesen Schritt erst einmal als sinnvoll. Ist die Diagnose erkannt, gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Sie sind das Rüstzeug, was er braucht, und Du hättest einen Orientierungspunkt, Du wüßtest, wo Ihr anfangen müßt. Ich denke nicht, daß Deinem Freund allein mit einer beruflichen Veränderung geholfen ist. Hat er ernsthafte Depressionen, geht’s anschließend weiter. Dann ist es die Wohnung, dann die Unordnung, dann zu wenig Geld usw. Depressionen sind Grunderkrankungen, und nicht nur begleitende Symptome.

Im nächsten Schritt würde ich abchecken , was für ihn ‚Leben‘ bedeutet. Daraus können Ziele geformt werden, aber kleine erreichbare Ziele. Er muß spüren, daß es Spaß macht, Ziele zu erreichen. Diese Streckenpunkte sind gleichzeitig auch Ruhepole, an denen Kraft gesammelt werden kann, und sich neue kleine Ziele überlegt werden.

Die berufliche Situation würde ich gar nicht so in den Vordergrund stellen. Zumal ich denke, daß ein Wechsel ihn im Moment eh nur überfordert, und so sei es eine Depression, ihm selbst nicht geholfen ist. Depressionen haben mit dem Menschen selbst zu tun, natürlich kann die Umgebung auslösend sein, aber sie ist nicht der Ursprung. Dieser ist bei dem Menschen selbst zu suchen. Und die Vielfalt der möglichen Ursachen ist groß. Aber das klären dann besser die Ärzte.

Ich kann Dir leider keine Vorschläge geben, was alles motivierend wäre. Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, das alles motivierend wirkt, was er einmal machte, und was er nach wie vor für Lebenswert hält. Er muß sich erinnern, daß da mal etwas war, was für ihn von Bedeutung war. Das Schlimme an dieser Krankheit ist, das der Betroffene zu meist vergessen hat, daß es da mal so etwas wie Farbtupfer im Leben gab.

lieb gegrüßt,
fionny

Hallo Natascha,

zuerstmal ein Hinweis auf die folgenden Zeilen:
Ich möchte nicht verletzen, nicht kritisieren und ich erwarte keine Rechtfertigungen. Ich möchte lediglich einen Denkanstoss geben, von dem ich nichtmal erwarte, dass Du darauf antwortest:smile:
Ich sag Dir einfach mal, was ich fühle - weniger was genau Du geschrieben hast, ok?

Was Du hier vorgibst, ist die überstarke Superfrau. Und die zeigst Du nicht nur uns hier, sondern auch Dir selbst. Und sehr bedacht darauf, ja keinen Fehler zu machen. Stellt jemand hier eine Mutmaßung an, dann verwirfst Du sie sofort mit Argumenten wie " Mach ich eh nicht. Hab ich früher mal gemacht, heute bin ich schlauer"(sinngemäß). Ich glaub Dir das, aber ich finde es schade, dass Du so nach Perfektionismus strebst. Wir - die Nicht-profis - können uns informieren was das Zeug hält, sind mit manchen Dingen dennoch restlos überfordert. Das Schöne ist aber: Es macht nichts! Wir sollen/müssen ja nicht therapieren, nicht heilen. Wir dürfen einfach nur Menschen sein, die einen anderen lieben. Info ist gut, zuviel Info bringt uns in die Gefahr, Menschen nach Schema einzuordnen. Er/sie reagiert soundso und wir erinnern uns, dass wir in Kapitel 3 im 2.Absatz darüber gelesen haben, warum das so ist. Und das führt dazu, den Menschen auf seine Krankheit zu reduzieren.
Du schreibst davon, Kraft zu bekommen, wenn Dein Freund ein Erfolgserlebnis hat. Das ist erstmal schön. Aber wenn ich Kraft durch etwas anderes bekomme, dann kann mir dasselbe auch Kraft nehmen.
Ich hab das am eigenen Leib erfahren. Ich hatte eine Freundschaft mit Menschen, deren Diagnose MPS war ( multiple Persönlichkeitsstörung ). Unter ihnen waren einige mit Depressionen, ein Borderliner, eine „Frau“ im falschen Körper, etc. Ich war superstark, wie Du. Immer da, immer ein offenes Ohr und irgendwann am Ende. Die Freundschaft ging auseinander, weil sie es wollten ( hat wohl den „inneren“ Frieden gestört ). Im Nachhinein bin ich froh, denn ich weiß nicht, wie lange ich das noch geschafft hätte. Ich hab viel gelernt in dieser Zeit und tolle Menschen kennengelernt, aber ich hab nicht gut genug auf mich aufgepasst ( wobei ich das nieeemals zugegeben hätte *g* ).
Was ausserdem noch recht praktisch ist, sich mit den Sorgen anderer zu identifizieren, man vergisst sich selbst dabei. Wozu sich mit sich selbst auseinandersetzen, wenn es da jemanden gibt, dem es ja viel schlechter geht als mir? *Denkanstoss:smile:*

Was auch immer für Dich zutrifft, oder auch nicht, gucks Dir an und vergiss DICH nicht.

Liebe Grüsse

Tanja

1 Like

Hi Natascha,

Der Satz stammt von mir, nicht von Tanja. Du scheinst Dich ja
ganz schön über mein Posting aufzuregen - das wollte ich nicht
damit bezwecken. Am besten ist es wohl, wenn ich heute nicht
mehr schreibe und mich erst wieder melde, wenn ich die
richtigen Worte finde.

Ich rege mich nicht auf, ich sehe nur, daß du dich von ihm in eine rolle hineinziehen läßt, die dir nicht gut tun wird.

Aber erst noch ne Erklärung: Genauso gut hätte ich Menschen
allgemein umschreiben können. Oder fühlst Du Dich dann auch
diskriminiert? Zuviel Denken geht nun mal Hand in Hand mit
Depressionen. Aber ich denke, dass ich Dir damit nichts Neues
erzähle.

Wieviel denkst du denn?

ICH HOFFE ICH HAB DIR EIN WENIG EINBLICK IN DIE DENKSTRUKTUREN
GEGEBEn!!!

Soll ich mich jetzt angegriffen fühlen oder wolltest Du mir
damit tatsächlich eine Art „Hilfestellung“ leisten?

Ich habe in der Therapie gelernt, daß die Wahrheit nciht sanft ist.
Du hilfst deinem Partner am besten, wenn du darauf achtest, daß es DIR gut geht und du dich gegen ihn abgrenzt. Depressive sind wie alkoholiker, sie instrumentieren ihre Umwelt.

Wenn ersteres zutrifft - das brauche ich im Moment wirklich
nicht, nicht nur Du als Depri hast Deine Probleme, auch ich
als Angehörige.

Deswegen mein Versuch, dich aufzuwecken!

Du kannst Dir genauso wenig vorstellen, wie es

zurzeit in mir aussieht, wie ich es mir von Dir oder meinem
Freund vorstellen kann. Also urteile nicht vorschnell!

Meine Frau hat mich durch bald 6 Jahre Therapie begleitet, ich weiß wie es ihr ging.

Gruss
winkel

Mein Therapeut sagte an einer Stelle: wenn Sie sich nicht von Ihrer Frau trennen werden sie nie gesund! Sie hat ihr Leben zu perfekt umrahmt, als daß sie eine Chance haben zu sich selbst zu finden!

Als Denkanstoß!

gruss
winkel