Der Ärger ist vorprogrammiert

Darf ich auch …?
Hallo Thomas und Uschi,

nun kann ich mal wieder nicht an mich halten und muß auch noch meine unmaßgeblichen Kommentare in die Runde schmeißen:

vorweg: ich bin mir nicht immer sicher, ob ich das, was du
schreibst, auch richtig verstehe (wobei wir eigentlich schon
mitten im Thema sind…)

Damit hatte ich teilweise auch meine Schwierigkeiten.

und außerdem halte ich mich auch auf

linguistischem Gebiet nicht für einen Experten. Auch ich habe
da meist mehr Fragen als Antworten…

Das bleibt nicht aus. Zumal sich ja auch dort inzwischen mehrere konzeptionelle Ansätze um des Kaisers Bart streiten.

Nein, ist kein Zufall. In den Sprachbrettern fühle ich mich
wohler, weil ich da auf Wissen (hoffe ich jedenfalls)
zurückgreifen kann und nicht nur auf Meinungen

Wie wahr…deshalb habe ich auch vor Monaten das letzte M;al in die Politikbretter geschaut. Das war mir einfach zu sehr „aufeinander einschlagen“.

Aber vielleicht interessiert dich folgender link:
http://www.webwelten.de/meinungsbild.htm

Hab ich gleich mal mitgemacht :smile:

Ich hatte diesen Beitrag gelesen. Ob dein Ansatz (über die
Linguistik) der richtige ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ich denke schon. Semantik und Psycholinguistik (eventuell sogar Pragmatik) sollten (!) hierzu einiges sagen können. In diesen Bereichen bin ich allerdings auch nicht fit genug, um Näheres anzugeben.

Nettes Beispiel. Und vielleicht auch nicht ganz verkehrt. Die
Frage, die sich mir hier sofort stellt, ist: woher kommt es,
dass darüber ein Streit ausbricht? Bei deinem Beispiel sind es
mangelnde Kenntnisse der Physik, d.h., einer hat hier einen
Wissensvorsprung, den der andere nicht (aus welchen Gründen
auch immer…aber dazu weiter unten mehr) akzeptieren
will/kann.

Die Physik fällt ja auch unter die sogenannten „exakten“ Wissenschaften. Den Begriff will ich hier gar nicht weiter diskutieren, aber hier handelt es sich nun mal um Zahlenangaben - und die sind exakt und somit richtig oder falsch - sprich verifizierbar durch Experiment. Bei der Semantik (und auch der Linguistik allgemein) gilt das aber nun mal nicht: Es gibt zwar auch hier „exakte“ Angaben, aber diese nur in der abstrakten Theorie. Der Bedeutungsrahmen von Wörtern ist nun mal keine absolute, sondern eine relative Größe, und daher vom Sprecher und Zuhörer abhängig. Dies ist sowohl die Quelle zahlreicher Mißverständnisse als auch diejenige vieler Probleme beim Übersetzen.

Genau zu dieser Frage habe ich am Mittwoch beim Friseur einen,
wie ich meine, hoch interessanten Artikel in GEO gelesen. Er
ist sogar online:
http://www.geo.de/themen/geoskope/02/05/linguistik.h…

Habe ich mit Interesse gelesen. Für mich bestätigt das wieder, daß Sapir/Whorf eigentlich recht hatten: Nur haben sie das Pferd von hinten aufgezäumt. Nicht unsere Wahrnehmung wird durch die Sprache beeinflußt, sondern unsere Sprache durch unsere Wahrnehmung…aber ich werde immer „off-topicker…“

Also selbst bei vermeintlich eindeutigen und
unmissverständlichen Begriffen scheint es mehr Raum für eine
individuelle semantische Zuordnung zu geben als wir uns
vorstellen können.

Das würde ich nicht im Konjunktiv formulieren, sondern klar sagen: „…gibt es mehr…“ Oder anders ausgedrückt: eigentlich ist es schon erfreulich, daß wir uns überhaupt meist richtig verstehen - oder zumindest, glauben, daß wir es tun :smile:

Ist dir sprachwissenschaftlich dieser Unteschied für das
unterschiedliche logische Funktionieren von Begriffen ein
Begriff; ich meine weist du eine Bezeichung dafür?

Da gibt’s mehrere. Ich muß nochmal meine Bücher wälzen…

Und da es sich dabei nicht um so einen „simplen“ Begriff wie
„Baum“ handelt (wobei auch hier schon ziemlich viel Spielraum
besteht, was der einzelne als „Baum“ bezeichnet),

Eben. Das liegt halt an der mangelnden „Definiertheit“ eines Baums. Jeder erkennt einen, wenn er ihn sieht (die kleinen Meinungsunterschiede jetzt mal weggelassen), aber es ist eine immense und komplexe Aufgabe, beispielsweise einem Mustererkennungsprogramm beizubringen, was einer ist…

Du kannst ja auch den
Begriff „Demokratie“ nehmen und 10 Leute fragen, was sie
darunter verstehen. Du wirst vermutlich auch 10 verschiedene
Antworten bekommen, je nach Interessenlage, Bildungsstand,
persönlichen Erfahrungen usw. usf.

Da sag ich fast: mindestens…frag die gleichen Leute zwei Wochen später, und du hast insgesamt zwanzig Definitionen. Weil wir nämlich nicht in festen Definitionen denken, sondern in schwammigen Begriffen (Stichwort Fuzzy-Logik). Das heißt: wir haben keine eindeutige Definition (im mathematischen Sinne) von Demokratie, sondern definieren sie über ein Merkmalbündel - nach dem Muster „Demokratie hat Eigenschaften x, y, z, aber nicht a, b, c“. Diese „Eigenschaftslisten“ sind aber weder vollständig noch bei jedem gleich - und schon fängt der Ärger an.

Eben. Zuhören können reicht nicht. Selbst wenn mir einer
zuhört, ist meine gesendete Botschaft eine andere, wenn sie
beim Rezipienten ankommt. Weil eben individuelle
Bewertungsmaßstäbe mit einfließen.

Bingo.

Kernfrage: ist die Welt so wie sie ist oder ist sie so,
wie wir sie sehen? Warum fällt mir hier jetzt Platons
Höhlengleichnis ein, wo jeder in seiner eigenen Höhle
hockt?..

Die Frage geht noch weiter: Ist die Welt „so, wie sie ist“ überhaupt von Relevanz, da wir sie ja in diesem Zustand ohnehin nicht wahrnehmen können? Und in die andere Richtung: Unsere Wahrnehmung ist ja durch die „echte“ Welt erzeugt worden. Woher stammen also die Differenzen?

Keine Ahnung, ob ich nun etwas zu deinem „Fortkommen“
beigetragen habe. Aber ich kann dir versichern, dass die
Fragen, die du stellst, auch mich bewegen, weil ich mich zu
den Zweiflern zähle, die immer hellhörig werden, wenn jemand
auf komplizierte Fragen einfache Antworten hat.

Da ist das Gegenteil auch sehr viel realistischer: Auch scheinbar einfache Fragen erfordern oft komplexe Antworten…

Aber vielleicht sollten wir bei weiterem Diskussionsbedarf
doch lieber in ein anderes Brett umziehen,
Sozialwissenschaften oder Philosophie (welche Vermessenheit
meinerseits *g*) böten sich an…

Wobei mir auffällt, daß wir kein Brett für allgemeine linguistische Fragestellungen haben (wie z.B. die hier aufgeworfenen). Ich muß doch mal anregen, die Überschrift dieses Brettes zu erweitern - oder würde sich ein eigenes wohl rentieren?

Grüße, Kubi

Na klar :wink:
Hallo Kubi,

nun kann ich mal wieder nicht an mich halten und muß auch noch
meine unmaßgeblichen Kommentare in die Runde schmeißen:

Fein, dass dich das Thema auch interessiert :smile:

Nein, ist kein Zufall. In den Sprachbrettern fühle ich mich
wohler, weil ich da auf Wissen (hoffe ich jedenfalls)
zurückgreifen kann und nicht nur auf Meinungen

Wie wahr…deshalb habe ich auch vor Monaten das letzte M;al
in die Politikbretter geschaut. Das war mir einfach zu sehr
„aufeinander einschlagen“.

Wenn die Meinungen dort wenigstens noch durch seriöse Quellen untermauert würden, ginge es ja.

Aber vielleicht interessiert dich folgender link:
http://www.webwelten.de/meinungsbild.htm

Hab ich gleich mal mitgemacht :smile:

Und? Was hältst du vom bisherigen Ergebnis? Würde mich mal interessieren…

Ich hatte diesen Beitrag gelesen. Ob dein Ansatz (über die
Linguistik) der richtige ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ich denke schon. Semantik und Psycholinguistik (eventuell
sogar Pragmatik) sollten (!) hierzu einiges sagen können. In
diesen Bereichen bin ich allerdings auch nicht fit genug, um
Näheres anzugeben.

Ich auch nicht. Aber interessant sind diese Forschungsbereiche für mich schon.

Die Physik fällt ja auch unter die sogenannten „exakten“
Wissenschaften. Den Begriff will ich hier gar nicht weiter
diskutieren, aber hier handelt es sich nun mal um
Zahlenangaben - und die sind exakt und somit richtig oder
falsch - sprich verifizierbar durch Experiment. Bei der
Semantik (und auch der Linguistik allgemein) gilt das aber nun
mal nicht: Es gibt zwar auch hier „exakte“ Angaben, aber diese
nur in der abstrakten Theorie. Der Bedeutungsrahmen von
Wörtern ist nun mal keine absolute, sondern eine relative
Größe, und daher vom Sprecher und Zuhörer abhängig. Dies ist
sowohl die Quelle zahlreicher Mißverständnisse als auch
diejenige vieler Probleme beim Übersetzen.

Selbst die Physik muss bei manchen Leuten um ihre „Signifikanz“ fürchten, wie man sehr anschaulich in Esoterik und verwandten Bereichen vorgeführt bekommt :wink:… Um wieviel problematischer wird es da erst bei geisteswissenschaftlichen Begriffen. Jeder hält sich doch im Bereich „Sprache“ irgendwie für einen Experten, kann er doch sprechen… Und Lesen haben wir auch alle gelernt. Wer macht sich denn schon die Mühe der Überlegung, ob das, was er jetzt gehört oder gelesen hat, auch wirklich die gleiche Botschaft ist, die der Sprecher/Schreiber im Sinn hatte. Bei manchen reicht ja sogar schon ein einziges Stichwort, das irgendwo vorkommt, um eine bestimmte, vorgefertigte Reaktion ablaufen zu lassen. Wie anders könnte ich mir sonst erklären, dass solche absurden Aussagen wie „In Deutschland ist es verboten, Juden zu kritisieren“ produziert werden?

Genau zu dieser Frage habe ich am Mittwoch beim Friseur einen,
wie ich meine, hoch interessanten Artikel in GEO gelesen. Er
ist sogar online:
http://www.geo.de/themen/geoskope/02/05/linguistik.h…

Habe ich mit Interesse gelesen. Für mich bestätigt das wieder,
daß Sapir/Whorf eigentlich recht hatten: Nur haben sie das
Pferd von hinten aufgezäumt. Nicht unsere Wahrnehmung wird
durch die Sprache beeinflußt, sondern unsere Sprache durch
unsere Wahrnehmung…aber ich werde immer „off-topicker…“

Finde ich nicht off topic. Die Frage, die sich mir dann stellt, geht aber einen Schritt weiter: welche Wahrnehmung und im Zusammenhang damit welche Erfahrungen (und in Folge davon auch unsere Ziele) genau sind das, die unsere Sprache beeinflussen? Warum bedeutet für mich, die ich doch auch in Deutschland aufgewachsen bin, z.B. der Begriff „Nationalstolz“ offensichtlich etwas ganz anderes als für einen anderen Deutschen? Was genau prägt unsere Meinung und wie wir sie äußern?

Das würde ich nicht im Konjunktiv formulieren, sondern klar
sagen: „…gibt es mehr…“ Oder anders ausgedrückt:
eigentlich ist es schon erfreulich, daß wir uns überhaupt
meist richtig verstehen - oder zumindest, glauben, daß wir es
tun :smile:

Stimmt. Und, ehrlich gesagt, empfinde ich das immer als sehr große Erleichterung, feststellen zu können, dass doch so etwas wie „Brüder und Schwestern im Geiste“ existieren, mit denen sich der Versuch einer Kommunikation lohnt…

Kernfrage: ist die Welt so wie sie ist oder ist sie so,
wie wir sie sehen? Warum fällt mir hier jetzt Platons
Höhlengleichnis ein, wo jeder in seiner eigenen Höhle
hockt?..

Die Frage geht noch weiter: Ist die Welt „so, wie sie ist“
überhaupt von Relevanz, da wir sie ja in diesem Zustand
ohnehin nicht wahrnehmen können? Und in die andere Richtung:
Unsere Wahrnehmung ist ja durch die „echte“ Welt erzeugt
worden. Woher stammen also die Differenzen?

Das ist eben die Kernfrage, meine ich. Die Frage aller Fragen sozusagen. Und die Antwort lautet nicht 42 *g*

Keine Ahnung, ob ich nun etwas zu deinem „Fortkommen“
beigetragen habe. Aber ich kann dir versichern, dass die
Fragen, die du stellst, auch mich bewegen, weil ich mich zu
den Zweiflern zähle, die immer hellhörig werden, wenn jemand
auf komplizierte Fragen einfache Antworten hat.

Da ist das Gegenteil auch sehr viel realistischer: Auch
scheinbar einfache Fragen erfordern oft komplexe Antworten…

Und warum sind manche Menschen mehr bereit, nach den komplexen Antworten zu suchen und andere nicht? Und warum ist es soooo schwierig, klarzumachen, dass einfache Antworten (die so genannten Patentrezepte) nicht funktionieren?

Wobei mir auffällt, daß wir kein Brett für allgemeine
linguistische Fragestellungen haben (wie z.B. die hier
aufgeworfenen). Ich muß doch mal anregen, die Überschrift
dieses Brettes zu erweitern - oder würde sich ein eigenes wohl
rentieren?

Ob sich ein eigenes Brett rentiert? Da habe ich leise Zweifel. Aber eine Erweiterung dieses Brettes durch Linguistik würde mir sehr zusagen. Falls das Team das nicht nachvollziehen mag, könntest du ja immer noch die Brettbeschreibung ein wenig modifizieren… :wink:

Gruß
Uschi

Hallo Mio,

Ihr habt gewissermaßen beide recht: Dein Gesprächspartner, daß es eigentlich Blödsinn ist, von vorprogrammieren zu sprechen, Du dahingehend, daß der Ausdruck nun einmal so kursiert.

M.E. ist das damit so wie mit dem ähnlich blödsinnigen Ausdruck „Rückantwort“ im Behördendeutsch: das bedeutungsbezogen überflüssige Präfix ist dort auch wohl eher als Verstärker eines Teilaspektes gedacht - das Ganze hätte dann eine didaktische Note, die unterschwellig besagt:

Rückantwort
Ich erwarte Reaktion!

vorprogrammiert
Der Erschaffer der Situation (wenn es ihn benennbar gibt) hat das offensichtliche Konfliktpotential so fahrlässig/bewußt ignoriert, daß man nur von bewußter Herbeiführung sprechen kann.
Zudem wird damit die Unausweichlichkeit betont: die Parameter sind definiert, das Programm läuft unbeeinflußbar ab.

Beim nächsten Bierchen könnt Ihr ja mal darüber streiten, ob eine Abwandlung in Richtung „Der Ärger ist einprogrammiert“ möglich wäre. Die Verwirrung ist dann wohl eingescannt…

Gruß

pengoblin

Re: beinahe Raubtierdompteur? Nett :wink:
Hallo CrNiMo

Danke! Endlich mal wieder einer Deiner wichtigen und
unverzichtbaren Kommentare.

Brauchst mich nicht so loben, mach ich doch gerne :wink:

Schau Dir mal den Link hier an:
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/WISSENSC…

Vielleicht hat Dein Verhalten damit eine gewisse Ähnlichkeit.

Passt eigentlich eher zu Dir, oder?
Kritik bringt Dich zum Bellen.

Gruss
CrNiMo, der mal gehört hat, dass MOD’s bei w-w-w auch als User
angemessen verhalten sollten.

Man hört viel, weißt Du *g*
Was angemessen ist, bestimmst doch wohl nicht Du, kleine Selbstüberschätzung?
Kennt man ja bei den Raubtierdompteuren, interessante Visitenkarte.
*schmunzel*
Rainer

Satire auf Begriffsstutzigkeit

Hi Uschi und Kubi,

Ich habe bei „Denkspiele und Rätsel“ mal einen Fall, der nur durch „Fallwissen“ oder durch ein Denken, das man als kreativ bezeichnen würde, durchdekliniert.

Das ist zwangsläufig zu einer Denksatire geworden, weil ich eine künstlich gesteigerte Begriffsstutzigkeit eingeführt habe und man so sehen kann, an welchen Stellen, es nur durch „Zufälle“ weitergehen kann und wieviel endlose öde Logik man braucht, wenn man sozusagen überhaupt nicht kreativ wäre, nichts assoziieren könnte und alle Begriffe hunderprozentig abgegrenzt wären.

Brett „Denkspiele und Rätsel“ Tread "Schiffe in der Wüste, Lösung und Kommentar. von Thomas Holm

Viel Spaß!

Thomas

Satire auf Begriffsstutzigkeit
Hi Uschi und Kubi,

Ich habe bei „Denkspiele und Rätsel“ mal einen Fall, der nur durch „Fallwissen“ oder durch ein Denken, das man als kreativ bezeichnen würde, durchdekliniert.

Das ist zwangsläufig zu einer Denksatire geworden, weil ich eine künstlich gesteigerte Begriffsstutzigkeit eingeführt habe und man so sehen kann, an welchen Stellen, es nur durch „Zufälle“ weitergehen kann und wieviel endlose öde Logik man braucht, wenn man sozusagen überhaupt nicht kreativ wäre, nichts assoziieren könnte und alle Begriffe hunderprozentig abgegrenzt wären.

Brett „Denkspiele und Rätsel“ Tread "Schiffe in der Wüste, Lösung und Kommentar. von Thomas Holm

Viel Spaß!

Noch ein Beispiel…
Hallo Uschi,

natürlich hast Du mit „Erbsenzähler“ recht. Viele derartige Beispiele haben sich einfach eingebürgert.

„Vorsuppe“ sagen auch viele Leute. In einem Edellokal eine solche bestellt, ist dies der Eklat schlechthin: Die Suppe gibt es immer vorweg!

Gruß, Andreas

Vorsilben und Sprachpräzisierung…
Hallo Andreas,

„Vorsuppe“ sagen auch viele Leute. In einem Edellokal eine
solche bestellt, ist dies der Eklat schlechthin: Die Suppe
gibt es immer vorweg!

Ich wüsste da aber schon einen Unterschied zwischen „Vorsuppe“ und „Suppe“:

Eine Suppe kann auch ein Hauptgericht sein. Man denke nur an Linsensuppe, Kartoffelsuppe etc. Und deshalb kann ich bei dem Begriff „Vorsuppe“ nicht unbedingt etwas Anstößiges oder gar Sprachfrevlerisches finden. Ich benütze den Begriff zwar nicht, aber ich finde ihn präzise.

Und genau diese Möglichkeit, nämlich z.B. durch Vorsilben bestimmte Begriffe zu präzisieren bzw. abzugrenzen von anderen Bedeutungen, ist doch etwas, was unsere deutsche Sprache so reich und anschaulich macht. Dass dabei manchmal über das Ziel hinaus geschossen wird, möchte ich gar nicht bestreiten (die „Rückantwort“ z.B. ist m.E. so eine unglückliche Wortschöpfung).

Gruß
Uschi

Schön :smile:
Hallo Uschi,

Fein, dass dich das Thema auch interessiert :smile:

Schon immer…

Aber vielleicht interessiert dich folgender link:
http://www.webwelten.de/meinungsbild.htm

Hab ich gleich mal mitgemacht :smile:

Und? Was hältst du vom bisherigen Ergebnis? Würde mich mal
interessieren…

Die allgemeine Tendenz geht anscheinend in meine Richtung, obwohl anscheinend so ziemlich jeder Satz von manchen für rassistisch oder antisemitisch gehalten wird. Was wieder zeigt, daß diese Begriffe eben jeder klaren Definition entbehren :smile: (Nebenbei: ich habe nur den ersten Satz angekreuzt.)

Ich auch nicht. Aber interessant sind diese Forschungsbereiche
für mich schon.

Für mich auch. Aber auch da kann es arg theoretisch zugehen.

Selbst die Physik muss bei manchen Leuten um ihre
„Signifikanz“ fürchten, wie man sehr anschaulich in Esoterik
und verwandten Bereichen vorgeführt bekommt :wink:

Na ja…das muß ich wohl nicht unbedingt weiter kommentieren :wink:

Jeder hält sich doch im Bereich „Sprache“ irgendwie
für einen Experten, kann er doch sprechen…

Mitten ins Schwarze, würde ich sagen.

Wer macht sich denn schon die Mühe der
Überlegung, ob das, was er jetzt gehört oder gelesen hat, auch
wirklich die gleiche Botschaft ist, die der Sprecher/Schreiber
im Sinn hatte.

Keiner. Ich gebe zu, daß ich darüber im Normalfall auch nicht nachdenke, sondern es einfach voraussetze - im Grunde wohl wissend, wie falsch ich da liegen kann.

Wie anders könnte
ich mir sonst erklären, dass solche absurden Aussagen wie „In
Deutschland ist es verboten, Juden zu kritisieren“ produziert
werden?

Durch Polarisierung und Generalisierung sind die wildesten Aussagen möglich…

Die Frage, die sich mir dann
stellt, geht aber einen Schritt weiter: welche Wahrnehmung und
im Zusammenhang damit welche Erfahrungen (und in Folge davon
auch unsere Ziele) genau sind das, die unsere Sprache
beeinflussen?

Zuerst mal diejenigen, die unser Überleben sichern. Da spielt das alte Erbe unserer Vorfahren immer noch eine große Rolle.

Warum bedeutet für mich, die ich doch auch in

Deutschland aufgewachsen bin, z.B. der Begriff „Nationalstolz“
offensichtlich etwas ganz anderes als für einen anderen
Deutschen? Was genau prägt unsere Meinung und wie wir sie
äußern?

Wohl weitgehend Erziehung und Umwelt in diesem Falle. Und natürlich die allgemeine Tatsache, daß es k(aum )ein Wort gibt, das eine wissenschftlich begründbare semantische Definition hat.

Stimmt. Und, ehrlich gesagt, empfinde ich das immer als sehr
große Erleichterung, feststellen zu können, dass doch so etwas
wie „Brüder und Schwestern im Geiste“ existieren, mit denen
sich der Versuch einer Kommunikation lohnt…

Wie wahr, wie wahr…

Und in die andere Richtung:
Unsere Wahrnehmung ist ja durch die „echte“ Welt erzeugt
worden. Woher stammen also die Differenzen?

Das ist eben die Kernfrage, meine ich. Die Frage aller Fragen
sozusagen. Und die Antwort lautet nicht 42 *g*

Nicht wirklich :smile:. Aber die Antwort ist wohl eher von den Neurowissenschaften und der Psychologie als von der Linguistik zu beantworten. Wahrscheinlich war das der Grund für die „Erfindung“ der Psycholinguistik.

Und warum sind manche Menschen mehr bereit, nach den komplexen
Antworten zu suchen und andere nicht?

Weil die Menschen Individuen sind und keine Klone? (Das war jetzt natürlich wieder sehr simplifiziert, ich weiß…)

Und warum ist es soooo

schwierig, klarzumachen, dass einfache Antworten (die so
genannten Patentrezepte) nicht funktionieren?

Der Physiker würde jetzt von „Inertie“ sprechen :smile:

Ob sich ein eigenes Brett rentiert? Da habe ich leise Zweifel.
Aber eine Erweiterung dieses Brettes durch Linguistik würde
mir sehr zusagen. Falls das Team das nicht nachvollziehen mag,
könntest du ja immer noch die Brettbeschreibung ein wenig
modifizieren… :wink:

Habe ich schon mal vorbeugend gemacht :smile:

Gruß Kubi

Gaaanz kleiner Irrtum…
Hallo Uschi,

fast tut es mir leid, dies sagen zu müssen, doch hier irrst Du, und übersiehst das Haar in der Suppe :smile:

Sprachtheoretisch mag Deine Vermutung zutreffen, doch was interessiert Escoffier, den Papst aller Köche, schnöde Grammatik? (Wir reden hier nicht von Betriebskantinen!) Die Haute Cuisine kennt keine Vorsuppe, vielmehr ausschließlich die Vorspeise. Es gibt klare, exotische, gebundene, Gemüse-,
Krem-, legierte und Püreesuppen. Auch Brühen, Ochsenschwanz, Krebs- und Weichtiersuppen oder auch exotische Suppen oder Kaltschalen. Tausende Suppen, aber niemals eine Vorsuppe!

Eine Suppe kann auch ein Hauptgericht sein. Man denke nur an
Linsensuppe, Kartoffelsuppe etc.

Ja, Suppen können auch Hauptgerichte sein. Dann jedoch fallen sie unter die Kategorie Eintöpfe oder auch Suppentöpfe o.a.

Und deshalb kann ich bei dem

Begriff „Vorsuppe“ nicht unbedingt etwas Anstößiges oder gar
Sprachfrevlerisches finden. Ich benütze den Begriff zwar
nicht, aber ich finde ihn präzise.

Mit Verlaub, liebe Uschi, ich traue mich kaum, es in Worte zu fassen: Nicht anstößig…, sogar präzise…? Die Bestellung einer „Vorsuppe“ im >Vier Jahreszeiten