Der 'bayerische Weg'

Hallo Leute!

Ich weiss nicht, ob ich hier jetzt im richtigen Forum bin. Aber ich versuche es einfach mal.
Ich bin nun nach Bayern gezogen und finde es hier wirklich sehr nett: nette Leute, schöne Landschaften, saubere Städte (und v.a. Arbeit). Wenn man allerdings als unbescholdener Bürger durch die Städte geht, stößt man immer wieder auf Besonderheiten, die einem zum Kopfschütteln bringen: Das Rote Kreuz ist hier das „Bayrische Rote Kreuz“, ich beziehe kein Bafög mehr, sondern Bayafög, ich mache kein Staatsexamen, sondern ein bayrisches (Staats)examen. Woher kommt dieser bayerische Weg? Ist es Vermessenheit, Stolz oder Tradition? Warum wird hier CSU gewählt und nicht CDU? Warum brodeln die Bayern überall ihr eigenes Süppchen!?

Wer kann mir hier was dazu sagen bzw. wer hat einen Literaturhinweis zu diesem Thema für mich?

Danke und liebe Grüße!

Hallo, Lidscha,
Bayern hat in der Tat eine Sonderstellung unter den Bundesländern.
„Freistaat“ ist nicht nur einfach ein besonders hübscher Titel, sondern hat geschichtliche Hintergründe, die Du hier nachlesen kannst: http://www.bayern.landtag.de/unterrichtshilfen_3936…
Grüße
Eckard

Den Namen Freistaat (was meines Wissens eigentlich ein deutscher Begriff für Republik ist) tragen Sachsen und Thüringen aber auch.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Föderalismus: Der deutsche Weg
Hallo,

Das Rote
Kreuz ist hier das „Bayrische Rote Kreuz“,

Du meinst sicher das Bayerische Rote Kreuz. Das bairische Rote Kreuz wäre nämlich „s roade Kreiz“ :wink: (vgl. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,309…)

In Berlin ist es übrigens das Berliner Rote Kreuz und in Baden …

ich beziehe kein

Bafög mehr, sondern Bayafög,

Das ist eine Besonderheit. Hier macht der Gesetzgeber von seiner „Kulturhoheit“ Gebrauch
.ich mache kein Staatsexamen,

sondern ein bayrisches (Staats)examen.

In Niedersachsen würdest Du ganz Einfach ein niedersächsisches Staatsexamen machen. Bildung ist Ländersache. Es gibt keine Bundes-Universität.

Woher kommt dieser

bayerische Weg?

Grob gesagt, aus dem Grundgesetz, Artikel 30: "[Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern]
Die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben ist Sache der Länder, soweit dieses Grundgesetz keine andere Regelung trifft oder zuläßt. "
In NRW oder Sachsen oder … ist das auch nicht anders.

Ist es Vermessenheit, Stolz oder Tradition?
Hmm, so wie Du fragst vermute ich, dass Du im Osten mit der zentralstaatlichen Struktur großgeworden bist. Der Aufbau der DDR hat sich hier grundlegend vom föderalen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland unterschieden.
In den letzten Jahren ist es allerdings so, dass der Bund bzw. Brüssel immer mehr Gesetzgebungskompetenzen an sich ziehen und den Ländern nur mehr noch die Umsetzung von Bundes- EU-Vorgaben bleibt. Der Bund hat hier vor kurzem mit dem neuen Hochschulrahmengesetz Schiffbruch erlitten.

Warum wird hier CSU gewählt und nicht CDU?

Die Parteien sind völlig frei in ihrer Entscheidung, wo sie sich zur Wahl stellen und wo nicht. Regionalparteien gibt es nicht nur in Bayern. (Beispiel: Schillpartei, PDS (sie entwickelt sich zu einer Ostpartei) …)

Warum brodeln die
Bayern überall ihr eigenes Süppchen!?

Aus Deiner Liste bleibt nur noch das BayaFög mit ein paar Spezialregelungen übrig. Insofern kann ich die Frage nicht verstehen.
Föderalismus ist nicht eine bayerische Eigenart sondern eine bundesdeutsche Eigenart. Ein extremes Gegenbeispiel ist der Zentralstaat Frankreich. Die Schweiz hat dagegen einen wesentlich stärker ausgeprägten Föderalismus.

Wer kann mir hier was dazu sagen bzw. wer hat einen
Literaturhinweis zu diesem Thema für mich?

Grundgesetz und Kommentare, sowie: http://www.bpb.de/publikationen/XWAKJF,0,0,F%F6deral…

Ciao R.

Hallo,

In Berlin ist es übrigens das Berliner Rote Kreuz und in Baden

Das ist eine neue Erkenntnis für mich. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen war ich jeweils beim DRK Blutspenden.

.ich mache kein Staatsexamen,

sondern ein bayrisches (Staats)examen.

In Niedersachsen würdest Du ganz Einfach ein niedersächsisches
Staatsexamen machen. Bildung ist Ländersache. Es gibt keine
Bundes-Universität.

Jaja, das ist mir schon klar. Dennoch zählt auch das bay(e)rische (?) Staatsexamen anders bzw. zählen Staatsexamen, die ausßerhalb Bayerns gemacht wurden, in Bayern nur eingeschränkt. Das Staatsexamen aus Bayern zählt jedoch überall.

Woher kommt dieser bayerische Weg?

Grob gesagt, aus dem Grundgesetz, Artikel 30:
"[Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern]
Die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der
staatlichen Aufgaben ist Sache der Länder, soweit dieses
Grundgesetz keine andere Regelung trifft oder zuläßt. "
In NRW oder Sachsen oder … ist das auch nicht anders.

Dass das im GG steht, war mir auch klar :wink:) Ich wollte doch gern mal wissen, warum die Bayern stolzer sind, Bayern zu sein, als ein Thüringer, das er Thüringer ist (wobei ich schon stolz bin, Thüringer zu sein, das aber nicht bei jeder Gelegenheit sagen muss *gg*).

Hmm, so wie Du fragst vermute ich, dass Du im Osten mit der
zentralstaatlichen Struktur großgeworden bist.

Ich habe an die Politik des Ostens genauso viel eigene Erinnerung wie an den Bau der chinesischen Mauer. Naja, Brötchen gabs für 5 Pfennig, und an meinem sechsten Geburtstag waren viele Menschen mit Kerzen auf der Straße…!?!

PDS (sie
entwickelt sich zu einer Ostpartei) …)

Was nicht unbedingt mit Stolz, sondern eher mit Vergessen zu tun haben könnte…

Warum brodeln die
Bayern überall ihr eigenes Süppchen!?

Aus Deiner Liste bleibt nur noch das BayaFög mit ein paar
Spezialregelungen übrig. Insofern kann ich die Frage nicht
verstehen.

Und warum führt Bayern ein eigenes Domain-Kürzel (www.blabla.by)?!

Föderalismus ist nicht eine bayerische Eigenart sondern eine
bundesdeutsche Eigenart. Ein extremes Gegenbeispiel ist der
Zentralstaat Frankreich. Die Schweiz hat dagegen einen
wesentlich stärker ausgeprägten Föderalismus.

Und warum legen die Bayern soviel Wert darauf, bloß nicht alle „Bayern“, sondern „Franken“ (die ja besonders), „Oberpfälzer“ oder „Niederbayern“ genannt zu werden? Liegt das auch am Föderalismus!? :wink:)

Grundgesetz und Kommentare, sowie:
http://www.bpb.de/publikationen/XWAKJF,0,0,F%
F6deralismus_in_Deutschland.html

Hab ich schon, wie gesagt, ich suche nach dem historischen Hintergrund der Befindlichkeit eines Bayern in Deutschland ;o))

Ciao R.

Liebe Grüße,
die Lydia!

Hallo,

Das ist eine neue Erkenntnis für mich. In Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen war ich jeweils beim DRK
Blutspenden.

Du warst wahrscheinlich beim DRK Landesverband Thüringen e.V. beim Blutspenden.
http://www.drk.de/adressen/
Wenn ich mich an meine Zeit beim BRK richtig erinnere wurde nach dem Krieg die Kreisverbände, das BRK und andere Landesverbände wiedergegründet. Der DRK e.V. wurde erst 1950 wiedergegründet.

Jaja, das ist mir schon klar. Dennoch zählt auch das
bay(e)rische (?)

mit e. „bayrisch“ ist umgangssprachlich.

Staatsexamen anders bzw. zählen Staatsexamen,
die ausßerhalb Bayerns gemacht wurden, in Bayern nur
eingeschränkt. Das Staatsexamen aus Bayern zählt jedoch
überall.

Auch das liegt an der Kulturhoheit der Länder. Beschlossen wird das in der KMK.
http://www.kmk.org/index0.htm

Dass das im GG steht, war mir auch klar :wink:) Ich wollte doch
gern mal wissen, warum die Bayern stolzer sind, Bayern zu
sein, als ein Thüringer, das er Thüringer ist (wobei ich schon
stolz bin, Thüringer zu sein, das aber nicht bei jeder
Gelegenheit sagen muss *gg*).

Ich denke einfach, den Thüringern wurde das über 60 Jahre abgewöhnt.

Ich habe an die Politik des Ostens genauso viel eigene
Erinnerung wie an den Bau der chinesischen Mauer. Naja,
Brötchen gabs für 5 Pfennig, und an meinem sechsten Geburtstag
waren viele Menschen mit Kerzen auf der Straße…!?!

Schon, aber bis die Lehrer neu ausgebildet sind, dauert es Jahre. Die deutsche Geschichte der Nachkriegszeit und die Details des GG lassen sich nicht in Crash-Kursen vermitteln.

Was nicht unbedingt mit Stolz, sondern eher mit Vergessen zu
tun haben könnte…

Ich frage mich ja auch …Aber letztlich hatte die SED zu DDR Zeiten ja wohl auch überzeugte Mitglieder, die sich nicht in Luft aufgelöst haben.

Und warum führt Bayern ein eigenes Domain-Kürzel
(www.blabla.by)?!

BY ist Weissrussland! http://www.mfa.gov.by/rus/index.php?id=1&d=news
Die Verwendung von BY für einige bayerische Domains würde ich daher eher unter Humor/Selbstironie einordnen. (Und das ist wirklich eine regionale kulturelle Eigenart. Das, was man in den verschiedenen Regionen Ds als lustig empfindet, ist bekanntlich sehr unterschiedlich).

Und warum legen die Bayern soviel Wert darauf, bloß nicht alle
„Bayern“, sondern „Franken“ (die ja besonders), „Oberpfälzer“
oder „Niederbayern“ genannt zu werden? Liegt das auch am
Föderalismus!? :wink:)

Ja klar. Die Idee des Föderalismus ist Denglisch ausgedrückt: Bottom-up statt Top-down. Ausserdem gibt es scharfe Dialektgrenzen. Die Franken sprechen kein bairisch (http://www.aberhallo.de/lexikon/index.php/Bairisch) sondern fränkisch (http://www.aberhallo.de/lexikon/index.php/Dialekte_i…). In Schwaben spricht man schwäbisch, einen alemannischen Dialekt (Es ist nicht nur so, dass die Dialekte unterschiedlich klingen, auch der Satzbau ist verschieden).
Bayern (und seine Regierungsbezirke) haben ausserdem eine lange Geschichte, die andere Bundesländer zum Teil nicht haben. So wurde beispielsweise von den Alliierten die Gründung eines Bundeslandes Preussen verhindert. Man wollte hier Erinnerung und kein Anknüpfen an alte Traditionen.
Baden-Württemberg ist aus dem Zusammenschluß von Baden und Württemberg entstanden, hat aber als „Doppelbundesland“ wenig Tradition.

Hab ich schon, wie gesagt, ich suche nach dem historischen
Hintergrund der Befindlichkeit eines Bayern in Deutschland
;o))

Hmm, das ist eine lange Geschichte, deshalb nur in Stichworten: Kurfürsten -> Napoleon http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/d812_a4.htm -> 1848 -> Deutsches Kaiserreich -> erster Weltkrieg -> Räterepublik -> Weimarer Republik -> Drittes Reich -> Gleichschaltung http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/d937_a4.htm -> Amerikanische Besatzung -> Neugründung -> Gründung der BRD
Die anderen Länder hatten in Ihrer Geschichte wesentlich stärkere Zäsuren. (Preussen gibt es bis heute nicht, Sachsen und Thüringen entdecken ihre Identität erst wieder neu, Nordrhein-Westfahlen ist beispielsweise ein Sammelsurium vieler ehemaliger Kleinstaaten http://www.hoeckmann.de/geschichte/)
Scha mal hier: http://www.hoeckmann.de/deutschland/deutschstart.htm oder hier http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/d914_a4.htm dort siehst Du, wie zersplittert D früher war. Eigene Identität kann sich nur über längere zeit herausbilden und nicht, wenn der Herrscher häufig wechselt. Pbrigens findest Du auch in den Hansestädten eine sehr ausgeprägte regionale Identität. Das dürfte auch an der durchgängigen Geschichte liegen.

Als Buchtipp: Richard W. B. McCormack, Tief in Bayern.
Schön zu lesen, nicht ganz ernst gemeint und vermittelt gerade deshalb einen guten Einblick.

Grüße
R.

Und warum führt Bayern ein eigenes Domain-Kürzel
(www.blabla.by)?!

Hallo, Lydia,
hier bist Du einem Irrtum aufgesessen. Die Landeskennung *.by steht keineswegs für Bayern, für die weiterhin wie in den überigen 15 Bundesländern auch das Kürzel *.de gilt.

*.by steht für Belorus (also Weißrussland - Hauptstadt Minsk)

Grüße
Eckard

oops
Der Tipp kam schon vom Drambeldier. Ist deshalb eben doppelt gut :wink:

Als Buchtipp: Richard W. B. McCormack, Tief in Bayern.

hallo ralf,

gut gebrüllt :wink:

nur:

Welcher Weg? Mia san mia und schreim ins ins.

schreit nach einer übersetzung:
wir sind wir, und unser nachname lautet „uns“
???
schrecklich - da muß es was besseres geben!

Warum brodeln die Bayern überall ihr eigenes Süppchen!?

Die Urinstinkte brechen durch - Zündeln macht Spaß.

und immerhin muß sich der „freistaat“ ja irgendwo bemerkbar machen, gell!?

Wer kann mir hier was dazu sagen bzw. wer hat einen
Literaturhinweis zu diesem Thema für mich?

Zum Einstieg empfehle ich „Tief in Bayern“, hier die Details:
http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=62939

jawoi! des muaßt fei umbedingt lesn :wink:

seas,
igorella

Klugscheisser, ich.
Hallo!

Da nun jeder seinen Senf zum Thema gegeben hat, kann ich mich ja kaum noch blamieren…

Der bayrische Sonderweg kommt daher, dass bei der Reichsgründung 1871 die dominierende deutsche Grossmacht Preussen war. Deutschland war somit ein „Gross-Preussen“ (der deutsche Kaiser war gleichzeitig König von Preussen). Bayern ist diesem norddeutschen (protestantischem !) Staat lediglich aus purer Geldnot beigetreten (Ludwig II sei dank)
Im Vorfeld hat Preussen die Vormachtstellung schon gegen Österreich gewonnen (lass mich lügen… 1865?).

Wenn man noch weiter zurückgehen wollte:
Ein Grundstein für den bayrischen Nationalstolz wurde sicherlich auch darin gelegt, dass Bayern durch die VÖLKERRECHTSWIDRIGE ANNEXION von Franken 1815 zum Königreich aufgestiegen ist.
(Ja, ich komme aus Franken.)

Alles in allem hat dies dazu geführt, dass „Deutschland“ den Bayern bis heute ein wenig fremd geblieben ist.

*GER

Warum brodeln die
Bayern überall ihr eigenes Süppchen!?

ich vermute selektive wahrnehmung.

wie ich aus den vorposts lernen durfte, hat bayern im bundesdeutschen gefüge rechtlich keine andere stellung als nordrheinwestfalen. da dir aber die kulturelle, sprachliche und religiöse andersartigkeit dieser gegend intuitiv auffällt, springen dir alle unterschiede sofort ins auge, die du in nordrheinwestfalen vermutlich einfach übersehen würdest. denselben fehler machen auch touristen, wenn für sie plötzlich alles total anders (oft auch besser/schlechter) als zuhause ist, obwohl der unterschied nur oberflächlich ist. ein interessantes phänomen.

gruß
datafox

Hi igorella,

Welcher Weg? Mia san mia und schreim ins ins.

schreit nach einer übersetzung:
wir sind wir, und unser nachname lautet „uns“
???

Da erlaubt sich der Bayer, sich selbst auf den Arm zu nehmen, und dann wird er wieder nicht verstanden. „…und schreim ins ins“ spielt auf das Wiederholungsmuster in „mia san mia“ an und zeigt, wohin die Begeisterung für die eigene Sippschaft führen kann. Ergänzung: Der Bayer (auch der Österreicher) heißt nach dem Hof und schreibt sich nach dem Vatter. Deshalb kann es auch passieren, dass in Walchsee niemand die Familie Steinbacher kennt, der arme Tourist also völlig verzweifelt in der Gastwirtschaft den Brief herzeigt, in dem die Familie Steinbacher die Buchung bestätigt und der Bürgermeister dann knurrt: „Da steht’s doch: Auf’n Ankerwald miasst’s Ihr nauf…“

Gruß Ralf

Hallo Eckard,

die Sache mit dem Freistaat ist glaube ich noch bissel älter:

Kurt Eisner hat am 8. November 1918 den „Freistaat Bayern“ ausgerufen. Ich bin nicht sicher, ob alle Lokalpatrioten und -chauvinisten, die den Begriff heute vollmundig und vollkrügig gebrauchen, große Sympathisanten der Münchner Räterepublik sind… :wink:

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Kurt Eisner hat am 8. November 1918 den „Freistaat Bayern“
ausgerufen. Ich bin nicht sicher, ob alle Lokalpatrioten und
-chauvinisten, die den Begriff heute vollmundig und vollkrügig
gebrauchen,

Die Eingeborenen :wink: sind sich darüber sehr wohl im Klaren, schliesslich gibt es selbst an den Volksschulen das Fach „Heimatkunde“. Im Gegensatz dazu die Auswärtigen und Zugereisten. Nicht jeder Lokalpatriot mit Tirolerhut ist ein echter Bayer :wink:.

Vermutlich ist es so wie mit den „Fränklis“, die es nur in D aber nicht in der Schweiz gibt …

Ciao
R.

Grüß dich, Lydia!

Jaja, das ist mir schon klar. Dennoch zählt auch das
bay(e)rische (?) Staatsexamen anders bzw. zählen Staatsexamen,
die ausßerhalb Bayerns gemacht wurden, in Bayern nur
eingeschränkt. Das Staatsexamen aus Bayern zählt jedoch
überall.

Autsch. Leider nicht. Kann ich dir aus eigenem leidvollen Erfahren berichten. Zumindest für den Bereich Gymnasium. (bei den Grundschul-Lehrämtlern geht´s, glaub ich, a bissl leichter, weil da auch der Lehrermangel schon ausgeprägter ist…) Da schenken sich die Bundesländer gar nix: Jedes hat seine Vorbehalte gegen das Examen des anderen. Ich hätte z.B. gern in Tübingen Examen gemacht und wäre dann wieder zurück nach Bayern. Da hätte ich nur jede Menge Fächer/Veranstaltungen nachbelegen müssen (ich begann mein Studium in Bayern), weil die Ba-Wü´s eine ganz andere Studienordnung haben. Alle andere Bundesländer machen es ganz genau so und brauen ihr Sonder-Studienordnungs-Süppchen. Deswegen hätte ich dann auch, wenn ich in Tübingen Examen gemacht hätte, in Bayern kein Referendariat anfangen können. Erst nach dem 2.Staatsexamen wär´s wieder gegangen, dass ich in Bayern als Lehrer hätte arbeiten können. Und das auch nur mit Umwegen. Umgekehrt läuft´s nach Aussage ehemaliger Kommilitonen ganz genau so.

Und warum legen die Bayern soviel Wert darauf, bloß nicht alle
„Bayern“, sondern „Franken“ (die ja besonders), „Oberpfälzer“
oder „Niederbayern“ genannt zu werden? Liegt das auch am
Föderalismus!? :wink:)

Nein. „Die Bayern“ legen keineswegs „so viel“ Wert drauf. Jedenfalls nicht mehr als die Westfalen, die ja auch mit den Rheinländern am liebsten gar nix zu tun hätten… Es gibt vielleicht in Bayern viele, die - um sich von den „Zuagroasten“ zu unterscheiden? - damit kokettieren, dass es in Bayern eine gewachsene kulturelle Vielfalt gibt.
Mir isses jegendfalls völlig wurscht, dass ich in Oberbayern aufgewachsen bin, 10 Jahre lang im ehemaligen Mittelfranken gelebt habe (in Eichstätt, das erst seit 1972 zu Oberbayern gehört) und es mich nun zu den Schwaben nach Augsburg (präzise: nach Bayerisch-Schwaben) verschlagen hat. Obwohl ich zugegebenermassen schon a bissl stolz auf „mein“ Bayern bin:smile:
Wenn´s allerdings jemand drauf anlegt, dann besteh ich drauf, Deutscher zu sein…oder gleich Holledauer:smile:)

Hab ich schon, wie gesagt, ich suche nach dem historischen
Hintergrund der Befindlichkeit eines Bayern in Deutschland
;o))

Das liegt meines Erachtens daran, dass Bayern so ziemlich das einzige Bundesland ist, das auf eine ununterbrochene Tradition als einheitliches staatliches und kulturelles Gebilde von über 1000 Jahren zurückblicken kann. Da kann, glaub ich, nur noch Sachsen mithalten. Und das auch nur bedingt: Sachsen war in den letzten 50 Jahren in mehrere Bezirke aufgeteilt und hatte mit einem Zentralstaat zu kämpfen.
Dass die Franken so betonen, dass sie KEINE Bayern sind (was der altbayerische Teil der Bevölkerung, solang er nicht eh zugereist ist, mit der hämischen Bezeichnung „Beutebayern“ zu beantworten pflegt), das hängt mit dem Aufstieg Bayerns zum Königreich seit anno 1806 zusammen, als Franken, Schwaben und Tiroler unter die bayerisch-pfälzische Krone gezwängt wurden. Die Schwaben (also die bayerischen Schwaben) haben damit seltsamerweise weniger Probleme (die Tiroler zogen ja die Habsburger vor…). Vielleicht, weil die Schwaben weniger sind? Weil die Schwaben am Lech seit Jahrhunderten intensive Beziehungen nach Bayern hatten? Oder vielleicht, weil die weniger politisch zerstückelt waren in den Jahren vor 1806 als die Franken? Immerhin gab´s ja bis 1806 ein Herzogtum Franken mit dem Würzburger Bischof als Herzog, im Kontrast dazu, dass es wohl kein Gebiet im Alten Reich gab, das mehr souveräne Herrschaften bis hinunter zum „Reichsdorf“ und selbständigen Reichsstädten mit 1500 Einwohnern aufweisen konnte.

Rätsel über Rätsel. Aber vielleicht macht das ja auch Bayern so anziehend für die Südschweden, die die wilden Wälder nördlich des Mains bewohnen?!? *grns*

Servus!
Christian