Der Erder

Moin!

Durch die Benutzung wasserdichter Betonsorten, bei denen der Hersteller garantiert, dass Feuchtigkeit nur einige Millimeter tief eindringen kann, sowie durch Abschottung des Fundaments / der Bodenwanne/-platte mittels dicker Hartschaumplatten oder bituminöser Dickbeschichtung sind Fundamenterder in ihrer Wirkung stark eingeschränkt (bei korrekter Ausführung einer sog. Perimeterdämmung ja schlichtweg wirkungslos).

Erste Frage:
Habt ihr, liebe Fachleute/Kollegen, auch den Eindruck oder die Erfahrung, dass ein absolut überwiegender Teil der Erder durch Laien (Bauunternehmer) eingebracht werden und bei schwarzer/weißer Wanne / Perimeterdämmung wirkungslos sind?

ICH hatte jetzt eine kurze Diskussion mit einem Bauunternehmer, der sagte, er habe bislang immer nur wenig mehr als 5m Flachstahl, höchstens mal 20m ins Fundament gepackt.

Zweite Frage:
In der Norm wird ein korrosionsfester Erder gefordert, der dann außerhalb des Fundaments erdfühlig verlegt werden muss. Die Skizzen dazu zeigen einen Erder, der in der Schotterschicht liegt. Warum denn IN der Schotteschicht und nicht (wie ich es jetzt machte) UNTER dem Schotter im Matsch?

Dritte Frage:
Zur Verwendung kommen Erder aus korrosionsfestem Werkstoff. Das ein verzinkter Stahl das nicht dauerhaft leisten kann, ist klar. Aber warum kein Edelstahl 1.4301 / V2A, sondern (sündhaft teurer!) 1.4571 / V4A?
Immerhin haben mich die 50m 10mm Rundstahl aus 1.4571 über 500€ gekostet…

Vierte Frage:
Wie lange dauert es wohl noch, bis in Architekten- und Bauunternehmerkreisen durchgängig bekannt ist, dass der Erder zur Elektroinstallation gehört?
(Nee, bitte nicht antworten, will nicht depressiv werden)

Hallo Fragewurm,

Dritte Frage:
Zur Verwendung kommen Erder aus korrosionsfestem Werkstoff.
Das ein verzinkter Stahl das nicht dauerhaft leisten kann, ist
klar. Aber warum kein Edelstahl 1.4301 / V2A, sondern
(sündhaft teurer!) 1.4571 / V4A?
Immerhin haben mich die 50m 10mm Rundstahl aus 1.4571 über
500€ gekostet…

V2A ist, im Gegensatz zu V4A, nicht säurefest. In schönem guten Humus sind aber jede Menge organischer Säuren vorhanden.

MfG Peter(TOO)

Hallo,

Zweite Frage:
In der Norm wird ein korrosionsfester Erder gefordert, der
dann außerhalb des Fundaments erdfühlig verlegt werden muss.
Die Skizzen dazu zeigen einen Erder, der in der
Schotterschicht liegt. Warum denn IN der Schotteschicht und
nicht (wie ich es jetzt machte) UNTER dem Schotter im Matsch?

Wichtig ist, dass das Korngemisch verdichtbar und frostsicher ist und nicht schwindet (Humus). Das kann auch ein kornabgestufter Kies/Sand oder Betonrecycling sein.

Bei Verlegung unter 30cm im ‚Matsch‘ ist keine Frostsicherheit gegeben. Frost kann eine Isolationshülle ausbilden.

Gruß

OT Erder bei älteren Häusern überprüfen lassen?
Hallo Wissende,

mein Elternhaus ist auch schon jahrzehnte alt.
K.A. wo da Erder verbuddelt wurden und aus welchem Material.
Jetzt irritiert mich das mit Säurefest usw.

Kann man aus der Ferne sagen, kein Problem oder müßte
ein Elektriker da was durchmessen und ggfs. neue Erder setzen?
Wenn das zweite zutrifft so wäre das eine gewaltige Menge
an Häusern bundesweit die auch schon jahrezehnte alt sind.

Ich frage auch deshalb an weil ich ein gewachsenes Mißtrauen
gegen Elektro in Altbauten habe. Damals waren wohl Kupferleitungen
teuer und wurden so kurz wie möglich verbaut, also auch diagonal.
Ob damals umgerechnet 500€ für so einen Erder ausgegeben wurden
bezweifle ich.

Meine Frage ist, was wurde da benutzt und wenn es jetzt korrodiert oder sonstwas ist, funktioniert es noch, wie lange noch?

Gruß ^ Danke
Reinhard

Hallo Xstrom,

Vierte Frage:
Wie lange dauert es wohl noch, bis in Architekten- und
Bauunternehmerkreisen durchgängig bekannt ist, dass der Erder
zur Elektroinstallation gehört?
(Nee, bitte nicht antworten, will nicht depressiv werden)

ungeachtet Deiner depressiven Neigung :smile: antworte ich trotzdem.
Dieses Thema ist mir seit den 70er Jahren bekannt. Gegen die Lobby der Bauunternehmer (meist Juristen) ist kein Kraut gewachsen.
Die Meinung „es funktioniert“ überwiegt in den Köpfen der Bürger und Architekten/Planer.
Erst gestern hat sich ein Kunde eine Nachtleuchte (die man in die Steckdose steckt) gekauft (natürlich Baumarkt), um meine Arbeiten kontrollieren zu können. Die Aussage: „Was kümmert mich der Schutzleiter“ habe ich ignoriert und meine Messungen durchgeführt.
Aber sei nicht traurig, es gibt höchstwahrscheinlich auch einige gute Architekten/Planer :smile: … oder?
Gruß

  • Volker Wolter -

Hallo Reinhard !

Ein Erder muss „ausreichend korrosionsbeständig sein“ und deswegen auch eine bestimmte Mindestmaterialstärke haben.

Das ist auch heute noch i.d.R. stark verzinkter Stahl ( Zinkauflage 70 µm).
In Sonderfällen(Boden m. bekannt schlechten Eigenschaften) kann es nötig werden,anderes Material zu verwenden,eben auch Edelstahl oder Kupfer.

Ob ein alter Erder noch wirksam ist,kann nur eine Erdermessung feststellen.
Je nach örtlichem Stromsystem(TT,TN) kann man das mehr oder weniger schnell und einfach überprüfen.
Und wenn dabei herauskommt,Erder zu schlecht,dann kann man immer noch ohne viel Erdarbeiten einen Tiefenerder einschlagen lassen. Da reichen meist wenige Meter bereits aus. Einen neuen Ringerder ums Haus würde man allenfalls bei Wunsch nach Blitzschutzanlage benötigen.

Aber überprüfen sollte man das nach langen Jahren schon mal,etwa im Rahmen eines „E-checks“. Denn die Funktion der E-Anlage ist auch ohne Erder gegeben,solange keine Fehler vorliegen,merkt man vom fehlenden oder zerstörten Erder nichts.
Der Testknopf beim FI-Schalter besagt übrigens nichts,der löst auch ohne Erder aus.

MfG
duck313

Hallo Wissende,

mein Elternhaus ist auch schon jahrzehnte alt.
K.A. wo da Erder verbuddelt wurden und aus welchem Material.
Jetzt irritiert mich das mit Säurefest usw.

Das betrifft NICHT Erder, die von Beton umhüllt IM Fundament liegen.

Es geht hier nur um Erder, die ungeschützt im Erdreich liegen, denen fehlt der Korrosionschutz nach einigen Jahre(zehnte)n.

Ich habe an einer ca. 15 Jahre alten Trafostation einen im Sand liegenden verzinkten Banderder gesehen, der stark korrodiert ist.

Es geht hier um die Erder, die dank nicht mehr „erdfühligem“ Fundament außerhalb dessen errichtet werden müssen - und um die Tatsache, dass das anscheinend keiner der Ausführenden weiß oder wissen will.

Kann man aus der Ferne sagen, kein Problem oder müßte
ein Elektriker da was durchmessen und ggfs. neue Erder setzen?

Man kann den Erder meist problemlos durchmessen, es reicht dazu die Auftrennung des Erders von der Haupterdungsschiene und ein passendes Messgerät.

Selbst ohne Messgerät dabei zu haben, konnte ich die Wirksamkeit eines Erders aus den 70ern testen. Habe dazu einen 300W Halogenstrahler an ihn angeschlossen, der brannte mit ca. halber Leistung.

KEINESFALLS ohne Fachkenntnisse und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen nachmachen! Ich befand mich außerhalb möglicher Spannungstrichter, das Haus befindet sich im Umbau, die elektrische Anlage war komplett abgeklemmt, es war nieman im oder am Haus.

Meine Frage ist, was wurde da benutzt und wenn es jetzt
korrodiert oder sonstwas ist, funktioniert es noch, wie lange
noch?

Im Beton würde ich mal sagen: Kann ewig halten.

Danke xstruck :smile:
Hallo Duck, Xstrom,

mit den Informationen kann ich was anfangen. ich werde das mit der
Familie bereden. Es ist sowieso einiges kurz-mittelfristig angedacht
was alles am Haus getan werden muß.

So wie ich das aus den Antworten gelesen habe ist das ja anscheinend
gering an Kosten, also Anfahrt des Elektrikers, max. halbe Stunde Arbeitszeit und es ist geklärt ob der Erder noch intakt ist.
Wenn nicht erweitert sich der Auftrag auf Setzen so eines neuen Erders.

Gruß
Reinhard