Der erste Mai

Moin moin,

nun sind also die Mai- Demonstrationen beendet und auch die Überreste beseitigt. Bleibt die Frage, was bleibt davon als Folge.

Berlin und auch Hamburg sprachen von einer neuen Qualität des Krawalls. Viele der Kommentatoren meinten, das einige bis viele „Steinewerfer“ (mir fällt kein besserer Begriff ein) relativ unpolitisch waren und eigentlich mehr einen Krawalltourismus betrieben. Ich fühlte mich an die fast schon traditionellen Chaos Tage in Hannover erinnert.

Demgegenüber (eigentlich nicht gegenüber sondern direkt daneben) stehen rechtsradikale Übergriffe gegen DGB-Demonstrationen, die in dieser Art neu sind.

Lässt sich der erste Mai künftig nur noch als erzwungender Polizeiaufmarsch ertragen, weil manche Menschen glauben, durch Gewalt poltische Meinungen durchzusezten oder einfach nur Spass haben zu wollen (was laut TV anscheinend ein Motivationsgrund der Teilnehmer in Berlin war).

Sollte man gegen rechtsradikale Krawalle härter vorgehen, weil sie wohl besser organisiert sind?

Und wer wagt sich zu den entsprechenden Zeiten und Orten überhaupt noch als Normaldemonstrierender auf die Straße?

Die Randalierer haben dem Demonstrationsrecht einen Bärendienst erwiesen. Was spräche z. B. noch gegen ein Demonstrationsverbot in Kreuzberg nächstes Jahr?

Gruß

ALex

P.S.: Hier in Lübeck war vor ein paar Wochen ein NPD Aufmarsch mit entsprechender Gegendemo. Für mich gab es zwei Gründe, nicht an der Gegendemo teilzunehmen. Ich befürchtete Krawalle und ich wollte mich nicht von der Linken instrumentalisieren lassen, dass ich für sie sei, weil ich gegen Rechtsextreme bin. Gegen Extremismus zu sein (,wie sie auch hier in Lübeck teilweise in der Linken stattfindet) war in diesem Fall leider nicht erwünscht.

Hallo Alex!

nun sind also die Mai- Demonstrationen beendet und auch die
Überreste beseitigt. Bleibt die Frage, was bleibt davon als
Folge.

Leider nicht viel fürchte ich. Das Thema „1. Mai“ ist doch der Schubladen-Klassiker: Für konservative Kommentatoren ist es nichts weiter als hirnloser Krawall von noch hirnloseren Chaoten, für linke Kommentatoren ist es legitimer Protest gegen das (Schweine)system. Dazwischen gibt es nichts und jeder darf sich in seiner Meinung bestätigt fühlen.

Berlin und auch Hamburg sprachen von einer neuen Qualität des
Krawalls. Viele der Kommentatoren meinten, das einige bis
viele „Steinewerfer“ (mir fällt kein besserer Begriff ein)
relativ unpolitisch waren und eigentlich mehr einen
Krawalltourismus betrieben. Ich fühlte mich an die fast schon
traditionellen Chaos Tage in Hannover erinnert.

Natürlich gibt es diese Steinewerfer die nur zu diesem Zwecke von irgendwo heranreisen und politisch keine Agenda verfolgen. Aber es ist eben nicht die Mehrheit. Die nämlich protestiert friedlich auf einer der zahlreichen Gewerkschaftsdemos oder verbringt friedlich den Tag auf dem Mariannenplatz oder sonstwo auf einem internationalen Kulturfest in Berlin.

Demgegenüber (eigentlich nicht gegenüber sondern direkt
daneben) stehen rechtsradikale Übergriffe gegen
DGB-Demonstrationen, die in dieser Art neu sind.

Korrekt.

Lässt sich der erste Mai künftig nur noch als erzwungender
Polizeiaufmarsch ertragen, weil manche Menschen glauben, durch
Gewalt poltische Meinungen durchzusezten oder einfach nur
Spass haben zu wollen (was laut TV anscheinend ein
Motivationsgrund der Teilnehmer in Berlin war).

Der 1. Mai war schon immer geprägt von massiver Polizeipräsenz, z.B. in Berlin. Das war auch in der vergangenen Jahren nicht anders. Und nocheinmal: Die Gewalttäter wollen ja eben in der Regel keine politische Meinung durchsetzen, genau wie Du sagst. Demgegenüber gibt es aber die Masse an Menschen die durchaus friedlich für ein anderes System auf die Strasse gehen, nur werden die eben nicht gehört. Somit hätten wir einen Teufelskreis konstruiert: Keine Änderung am System ohne Medienpräsenz - Keine Medienpräsenz ohne Gewalt.

Sollte man gegen rechtsradikale Krawalle härter vorgehen, weil
sie wohl besser organisiert sind?

Ja! Die Jungs sollten von den Polizisten genauso hart rangenommen werden wie die Antifa.

Und wer wagt sich zu den entsprechenden Zeiten und Orten
überhaupt noch als Normaldemonstrierender auf die Straße?

Wovor hast Du Angst? Die Ausschreitungen beginnen in der Regel erst nach der Auflösung der genehmigten Demonstration. Falls es zuvor schon heikel wird, kann man sich ja verdrücken. Ich empfehle aber jedem den es interessiert, mal persönlich auf einer solchen Demo zu beobachten wie die Staatsgewalt agiert, da eröffnen sich ganz neue Horizonte.

Die Randalierer haben dem Demonstrationsrecht einen
Bärendienst erwiesen. Was spräche z. B. noch gegen ein
Demonstrationsverbot in Kreuzberg nächstes Jahr?

Das Recht auf freie Meinungsäusserung.
Ausserdem wird es mit oder ohne Verbot zu Demos (und leider auch Ausschreitungen) kommen.

P.S.: Hier in Lübeck war vor ein paar Wochen ein NPD Aufmarsch
mit entsprechender Gegendemo. Für mich gab es zwei Gründe,
nicht an der Gegendemo teilzunehmen. Ich befürchtete Krawalle
und ich wollte mich nicht von der Linken instrumentalisieren
lassen, dass ich für sie sei, weil ich gegen Rechtsextreme
bin.

Ein ziemliches „Kopfargument“. Ich könnte da ja auch argumentieren, dass Du mit dem Fernbleiben der Gegendemo mit der Rechten symphatisierst. Die Gegendemo in Lübeck war von einer breiten Koalition gegen Rechts getragen, von den Grünen und der SPD bis hin zu den Kirchen. Da ist ja wohl für jeden was dabei.

Gruss
Tom

Sollte man gegen rechtsradikale Krawalle härter vorgehen, weil

sie wohl besser organisiert sind?

Ja! Die Jungs sollten von den Polizisten genauso hart
rangenommen werden wie die Antifa.

Wenn sie sich genau so verhalten, ist das wohl auch der Fall. Das Problem ist, dass sich die meisten rechten Demos gut benehmen, um, wenn sie angegriffen werden, als Märtyrer dazustehen.

Und wer wagt sich zu den entsprechenden Zeiten und Orten
überhaupt noch als Normaldemonstrierender auf die Straße?

Wovor hast Du Angst? Die Ausschreitungen beginnen in der Regel
erst nach der Auflösung der genehmigten Demonstration. Falls
es zuvor schon heikel wird, kann man sich ja verdrücken. Ich
empfehle aber jedem den es interessiert, mal persönlich auf
einer solchen Demo zu beobachten wie die Staatsgewalt agiert,
da eröffnen sich ganz neue Horizonte.

Danke, da reichte die Ansicht von aussen. Soweit ich solche Demos beobachtet habe (meine Idee, solchen Demos fern zu bleiben, ergibt sich aus persönlichen Beobachtungen), hat die Polizei, unabhängig von politischen Richtungen, immer dann Gewalt angewendet, wenn sich die Demonstranten entsprechend verhalten haben. Da ist die Rechte (leider) um einiges klüger (zumindest war sie es bisher, der erste Mai zeigt andere Ansichten).

Die Randalierer haben dem Demonstrationsrecht einen
Bärendienst erwiesen. Was spräche z. B. noch gegen ein
Demonstrationsverbot in Kreuzberg nächstes Jahr?

Das Recht auf freie Meinungsäusserung.

Der Haken ist, dass den rechten Demos genau das verweigert wird, weil es politisch (und moralisch) korrekt ist. Nur stehen den rechten, solange sie sich an die entsprechenden Regeln halten, die gleichen Rechte zu wie allen anderen Demos. Wo ist jetzt die freie Meinungsäusserung?

Ausserdem wird es mit oder ohne Verbot zu Demos (und leider
auch Ausschreitungen) kommen.

Was leider dafür spräche, eine Art Bannmeile um die betroffenen Gebiete zu errichten.

P.S.: Hier in Lübeck war vor ein paar Wochen ein NPD Aufmarsch
mit entsprechender Gegendemo. Für mich gab es zwei Gründe,
nicht an der Gegendemo teilzunehmen. Ich befürchtete Krawalle
und ich wollte mich nicht von der Linken instrumentalisieren
lassen, dass ich für sie sei, weil ich gegen Rechtsextreme
bin.

Ein ziemliches „Kopfargument“. Ich könnte da ja auch
argumentieren, dass Du mit dem Fernbleiben der Gegendemo mit
der Rechten symphatisierst.

Was, mit Verlaub, leider genau die Linie der Linken (Partei) hier in Lübeck war. Genau das hat mich ja davon abgehalten. Ich wollte nicht ein Pro-Linker sein, nur weil ich gegen rechts bin. Und wenn mich jemand rechts nennt, nur weil ich nicht zwischen ATTAC- und Die Linke- Schildern maschieren mag, dann hat das ganzen sowieso nichts mehr mit politischer Diskussion zu tun.
Gerade hier in Lübeck hat es die Linke versucht, jedem, der nicht ihrer Meinung ist, einen „RECHTS“ Stempel aufzudrücken.
Dass damit leider jede inhaltliche Auseinandersetzung mit den Rechten per Defintion unmöglich wird, obwohl es so einfach wäre, sie inhaltlich lächerlich zu machen, ist eine der großen Schwächen der ganzen Veranstaltung.

Die Gegendemo in Lübeck war von
einer breiten Koalition gegen Rechts getragen, von den Grünen
und der SPD bis hin zu den Kirchen. Da ist ja wohl für jeden
was dabei.

Grundsätzlich schon, wenn man aber die Berichterstattung danach zumindest hier in Lübeck verfolgt hat, war es eben eine von linken Gruppierungen geprägte Veranstaltung, bei der alle anderen Gruppierungen mit dem Argument „wenn ihr nicht für uns seid, seid ihr rechts“ ziemlich unter Druck gesetzt wurden.

Übrigens hab ich den Tag dafür genutzt, beim örtlichen Sportverein die Plätze für den Sommer her zu richten. Das war deutlich sinnvoller.

Gruß

ALex

Hallo, ALex

Ausserdem wird es mit oder ohne Verbot zu Demos (und leider
auch Ausschreitungen) kommen.

Was leider dafür spräche, eine Art Bannmeile um die
betroffenen Gebiete zu errichten.

und ausserhalb der Bannmeile toben sich dann die gewaltbereiten Demonstranten aus.

P.S.: Hier in Lübeck war vor ein paar Wochen ein NPD Aufmarsch
mit entsprechender Gegendemo. Für mich gab es zwei Gründe,
nicht an der Gegendemo teilzunehmen. Ich befürchtete Krawalle
und ich wollte mich nicht von der Linken instrumentalisieren
lassen, dass ich für sie sei, weil ich gegen Rechtsextreme
bin.

Dein Argument: „Ich befürchtete Krawalle“ kann ich nachvollziehen.

Ein ziemliches „Kopfargument“. Ich könnte da ja auch
argumentieren, dass Du mit dem Fernbleiben der Gegendemo mit
der Rechten symphatisierst.

Was, mit Verlaub, leider genau die Linie der Linken (Partei)
hier in Lübeck war. Genau das hat mich ja davon abgehalten.
Ich wollte nicht ein Pro-Linker sein, nur weil ich gegen
rechts bin.

Mit welchen Argumenten hat sich die bürgerliche Mitte: SPD,FDP,CDU denn von der Demo distanziert?

Gruß
karin