Der Mensch bei Hobbes

hallo zusammen,

ich hätte da ein paar Fragen zu Hobbes: Eigentlich sind es recht allgemeine Fragen, aber ich denke es ist sinnvoll, wenn ihr den Kontext kennt. Also ich schreibe eine Arbeit über das Menschenbild. Ich habe mich auch schon eingelesen.

Im Moment hänge ich an zwei grundsätzliche Fragen:

1.) Worin besteht der Unterschied zwischen Gefühlen und Leidenschaften. Also für mich sind Leidenschaften eine Unterkategorie zu Gefühlen. Aber wenn das so ist, was gibt es für weitere Unterkategorien??
2.) Hobbes kann man nachsagen, dass der Mensch bei Hobbes Egoist ist. Es gibt nun die Unterscheidungen ethischer Egoismus, rationaler Egoismus und psychologischer Egoismus. Ich finde es passt irgendwie alles. Mache ich einen Denkfehler oder kommt es auf meine Argumentation an??

Vielen Dank für Eure Tips.

lg
hannah

Hallo Hannah,

1.) Worin besteht der Unterschied zwischen Gefühlen und
Leidenschaften. Also für mich sind Leidenschaften eine
Unterkategorie zu Gefühlen. Aber wenn das so ist, was gibt es
für weitere Unterkategorien??

es besteht kein Unterschied, weil in dieser Zeit die deutschen Begrifflichkeiten sich erst im Entstehen befinden. Beide Ausdrücke sind deutsche Begriffe für das griechische Wort „pathos“ bzw. die lateinischen Wörter „passio“ und „affektus“. Einen gewissen Unterschied kann man später im Englischen bei David Hume finden, der „feeling“ das bloße Haben von Eindrücken bezeichnet, „sentiment“ hingegen mehr den emotionalen Aspekt betont. Eine wirkliche Unterscheidung gibt es aber eigentlich nur bei Baumgarten in ästhetischem und bei Shaftesbury im ethischen Zusammenhang.

2.) Hobbes kann man nachsagen, dass der Mensch bei Hobbes
Egoist ist. Es gibt nun die Unterscheidungen ethischer
Egoismus, rationaler Egoismus und psychologischer Egoismus.
Ich finde es passt irgendwie alles. Mache ich einen Denkfehler
oder kommt es auf meine Argumentation an??

Auch hier kann man in dieser Zeit die Differenzierung noch nicht so feststellen, wie das später der Fall ist, weshalb du ganz richtig liegst mit deiner Vermutung, dass „alles irgendwie passt“.

Gruß

Bona

Ergänzung
Hallo Hannah zum 2.,

gemeint ist mit beiden Begriffen der nichtkognitive und der nichtvoluntative Aspekt geistiger Inhalte. Dem Gefühl steht also einerseits die Erkenntnis und andererseits das Wollen entgegen.

Gruß

Bona

1.) Worin besteht der Unterschied zwischen Gefühlen und
Leidenschaften. Also für mich sind Leidenschaften eine
Unterkategorie zu Gefühlen. Aber wenn das so ist, was gibt es
für weitere Unterkategorien??

Hallo Hannah,

ich bin kein so spezieller Hobbes-Kenner und auch kein Philosophieprofi.

Aber es lässt sich wohl behaupten, dass der Begriff „Leidenschaft“, geprägt durch die Philosophie der Stoa in der Antike und durch die (hierin sehr ähnliche) christliche Ethik in dieser Zeit noch den Gegensatz zu ratio und zu vernunftgemäßem Verhalten bedeutete.
In der Psychologie der Stoa ist das Endstadium des mental bereits zum Verbrecher gewordenen Menschen der Zustand, in dem er sich völlig von der ratio gelöst und der „Leidenschaft“ (pathos/cupiditas) überlassen hat, nach einer letzten Möglichkeit der Umkehr.
(Schön zu sehen in den Tragödien des stoischen Philosophen Seneca)

Mir scheint, die positive Besetzung von „Leidenschaft“, „Leidenschaftlichkeit“ und „leidenschaftlich“ geschieht in der europäischen Geistesgeschichte erst in der Epoche des Sturm und Drang, vorbereitet durch die Literatur der Empfindsamkeit mit einer gewissen Dominanz des Gefühls (Mozart, Cosí fan tutte; Goethe, Stella und Wahlverwandtschaften …).

Gruß
H.