Der Schild und der asiatische Krieger d. Antike/MA

Hallo zusammen,

ich habe kürzlich eine Dokumentation über die Terrakotta Armee (China) gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich noch nie irgendwelche Abbildugen asiatischer Krieger (China, Japan, etc.) der alten und mittleren Geschichte mit Schild gesehen habe.

War der Schild tatsächlich eine so selten verwendete Defensivwaffe? Wenn ja, warum? Praktische Gründe? Theologische Gründe? Oder wurde bei Abbildungen vielleicht der Schild bewusst weggelassen, um den „Mut“-Faktor der entsprechenden Partei zu verdeutlichen?

Ich finde diese Frage höchst interessant, war der Schild bei Kriegern der Europäischen Geschichte doch ein wesentlicher Bestandteil der Ausrüstung seit der Antike oder noch früher…

Gruss
Rey

Hallo !

Überall dort, wo man Pfeil und Bogen als Hauptwaffe trug, fehlte der Schutzschild. Man war nicht in der Lage, diesen Schild zusätzlich zu tragen. Man hätte einen dritten Arm gebraucht. Ausnahmen waren einige Gebiete Indonesiens (Aruinseln) und Melanesiens (Neuguinea). Dort trugen die Krieger zusätzlich zum Pfeil und Bogen einen Schutzschild.
Es gab auch für einen Bogenkrieger einen speziellen Schildträger (Kamerun).
Bei den Australiern waren Stabschilde üblich. Sehr schmale Schilde, die vor allem die Hand schützten.

Bei den japanischen Samurai wurde mit zwei Schwertern (Kurzschwert"Wakizashi", Langschwert „Katana“) und einer Lanze gekämpft und man trug als Distanzwaffe den Bogen. Man hatte also keinen Platz für einen Schild.
Vielleicht entsprach es auch nicht der japanischen Art, sich durch einen Schild zu schützen.

Man kann wohl davon ausgehen, dass dort, wo mit Knüppeln, einem Schwert, Morgenstern oder Ähnlichem gekämpft wurde, es auch Schutzschilde gab.
Sobald man für eine Waffe beide Hände brauchte, fehlte der Schild.

mfgConrad

Grundsätzlich denke ich auch, dass die Art der Bewaffnung die Verwendung des Schilds beeinflusst. Bogenschützen dürften aufgrund der Unhandlichkeit vermutlich selten einen Schild verwendet haben.

Allerdings, und Du führst einige Ausnahmen ja selbst an, gab es gelegentlich durchaus diese Kombination (ich erinnere mich da zB. an Abbildungen arabischer Reitervölker).

Aber selbst wenn wir annehmen, dass Bogenschützen grundsätzlich keinen Schild benutzten, bleibt die Frage offen, warum die restlichen Waffengattungen wie zb Speerträger (die sicherlich den größten Teil vieler Armeen der damaligen Zeit ausmachten) im asiatischen Raum scheinbar keinen Schild verwendeten.

Dein Beispiel mit den Samurai ist schlüssig. Ich denke auch, das Bewaffnung, Kampftechnik und Selbstverständniss dieser Kriegerkaste die Verwendung eines Schilds ausschloss.

Aber was ist mit den vielen japanischen nichtadligen Fußsoldaten? Ein Großteil trug Lanzen, aber keinen Schild? Selbst die mazedonischen Lanzenträger wurden mit Schild abgebildet…

Oder was ist mit den Figuren der Terrakotta Armee. Fast alle Figuren scheinen Speere zu halten, aber keinen Schild…

Hallo, Ni Hao,

es gab im antiken Asien sehr wohl Schilde. Diese bestanden oft aus Bambusgeflecht. Oft waren sie bezogen mit Leder oder Tuck, aber nicht immer.
Der Schild wurde beim Schießen oft auf den Rücken gehangen oder höher auf den Arm geschoben. Oft wird er auf Abbildungen verwechselt mit Stroh-/bambushüten.
Genauso in der Form existiert der Schild noch heute, zum einen in verschiedenen Stilen des Kung Fu, zum anderen ist die…chinesische Bereitschaftspolizei noch immer damit ausgerüstet. In Hong Kong liegen die dauernd hinten in den Mannschaftsbussen, mit blauem Stoffbezug.
Historische Quellen und Bilder hab ich Dir mal Links gesucht. Ist aber schwer, definitives zu finden.
Im ersten Link ist es die dritte Fabel:

http://www.chinavista.com/experience/fable/fable1.html

http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_armour

Grüße,

Marcus

>>Grundsätzlich denke ich auch, dass die Art der Bewaffnung die
Verwendung des Schilds beeinflusst. Bogenschützen dürften
aufgrund der Unhandlichkeit vermutlich selten einen Schild
verwendet haben.

Schild korreliert mit Einhand-Waffe und Nahkampf
Hallo @ all,

  1. Schilde werden dort getragen, wo einhändig zu regierende Waffen zum Einsatz kommen:
    a) In der griechischen Antike war der bronzene Schild (Hoplon) so bestimmend, daß der schwergerüstete Krieger danach „Hoplit“ (eigentlich also: Schildträger) genannt wurde. Die Griechen der klassischen Zeit kämpften mit einem ca. 2m langen Fechtspieß, den man einhändig führte.
    b) Die Römer warfen zunächst das pilum (Speer) und fochten danach mit dem gladius (Kurzschwert). Völlig klar: Dazu gehört ein hölzerner (vermutlich wie Sperrholz aus mehreren Holzlagen zusammengeleimter) und dann mit Leder überzogener Schild (scutum).
    c) Im europäischen Mittelalter fochten die Ritter mit Lanze und Schwert - Einhandwaffen, also Schild.
    d) Der Schild FEHLT: Bei Bogen- und Armbrustschützen, bei den Landsknechten (die entweder mit dem [nur zweihändig zu regierenden] Langspieß oder mit der Hellebarde fochten).

  2. Schild ist nicht gleich Schild. Man muß Schild unterscheiden, die gegen Pfeile decken, und Schilde, die blanken Waffen widerstehen sollen. Gegen Pfeile reicht ein Schild aus Weiden- oder Bambusgeflecht, den man zur Not noch mit einem Bogen kombinieren kann. Der Schild des Nahkämpfers (Hopliten, Legionärs, Ritters) ist zu schwer, um ihn auf den Rücken werfen UND DAZU noch mit einer zweihändigen Waffe kämpfen zu können. Die schlimmste Beschimpfung für einen Hopliten war „Schildwegwerfer“ (den Schild wegwerfen galt für den Hopliten wie das Abnehmen des Helms durch einen Ritter als Zeichen der Aufgabe).

  3. Also müssen wir uns die Terrakotta-Armee auf ihre Bewaffnung hin ansehen. Sind es Leute, die den Nahkampf suchen, so brauchen sie eine deckende Schutzrüstung, und das Fehlen des Schildes ist unerklärlich. Sind es Schützen mit einem Schwert dgl. als Sekundärwaffe, so ist alles klar.

  • Django -

Anmerkung noch: Den Mut der Leute steigert man nicht dadurch, daß man ihnen Teile der Ausrüstung wegnimmt. Diese Diskussion tauchte in den 1890er Jahren auf, als die Franzosen ihre epochemachende 75-mm-Schnellfeuerkanone mit einem kugelsicheren Schild (!) ausrüsteten. Man fürchtete, der Mut der Leute könnte sinken, weil sie immer die Sicherheit des Schildes suchen würden, statt „zu kämpfen“. Aber es war ziemlich schnell klar, daß man von mutigen, aber aus der Ferne niedergeschossenen Menschen nichts verlangen kann.

Hallo zusammen,

Aber was ist mit den vielen japanischen nichtadligen
Fußsoldaten? Ein Großteil trug Lanzen, aber keinen Schild?

Einerseits ist dies sicher eine Abwägung ob man als Feldherr
sein Geld in mehr Männer oder in Schilde investiert. Was man
macht hängt von den Preisen ab und davon von was man sich mehr
Kampfkraft verspricht. Je mehr man die Truppe zur Kontrolle
des Raumes (als für die Schlacht) braucht, desto sinnloser
wird der Schild.

Andererseits ist es eine Frage der Kampfweise. Für enge For-
mationen macht der Schild mehr Sinn als bei offensiv vorstür-
menden Bauernhorden, die im Schlachtgetümmel beweglich bleiben
mußten. In solchen Situationen nutzt ein Schild wenig da es
nur in einer Richtung schützt aber Angriffe von allen Seiten
erfolgen konnten wenn sich in der Schlacht die Reihen zum
wilden Gemetzel auflösten.

Selbst die mazedonischen Lanzenträger wurden mit Schild
abgebildet…

Das waren, wie auch die römischen Legionen oder die Hopliten, Elitesoldaten mit langen teurer Ausbildung und überragender
Ausrüstung die ausschließlich in engen Formationen eingesetzt
wurden. Dabei wurden die Flanken vom Nebenmann gedeckt und die
Verluste waren vergleichsweise gering.
Die Lanzen der mazedonische Phlanax waren die 5 bis 6 Meter
langen ‚Sarissen‘ die von einem Mann allein nicht bedient werden
konnten. Ein Auflösen der Formation um einzeln mit diesen Lanzen
zu kämpfen war nicht möglich.
http://makedonische_phalanx.know-library.net/

Viele Grüße

Jake

Es kommt auf die Waffe und den Einsatz an.
Bei schweren Zweihandwaffen wurde meist der Körper geschützt.
Bei leichten 2 Hand waffen und 2 mal einhand ist die Bewgung wichtig, also keine oder wenig Rüstung.
Die Chinischen leichten Säbel die viel von den Wachen benutzt wurden waren hauptsächlich dazu ausgerichtet den Gegner im Kampf die Hand ab zu schlagen. Meist verwendet die 2 Säbel, wo beim Kämpfen einer für die Atacke, einer für die Defence benutzt wird.
Das gleiche Prinzip wie auch mit Ratanstöcken, meist schüzt einer.
Interessant währe mit welcher Waffe die Krieger gezeigt werden.
Vielleicht kann ich dir dann mehr dazu sagen.

Falls du es ganz genau erklärt haben möchtest wende dich an Josef.

Name Andi; Josef Perchtold
Tel.:
E-mail [email protected]
Homepage http://www.escrima-olching.de/

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